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Author's Chapter Notes:

Seid gnaedig mit mir, war meine erste Fan Fic überhaupt.

Und sie ist auf Deutsch.



The Centre, Tiefgarage
Ein schwarzer Rover 75 fuhr an Miss Parker vorüber, als diese sich auf Mr. Lyles schwarzen Mercedes zu bewegte. Lyle holte gerade seinen Autoschlüssel heraus, wurde aber dann von Miss Parker an der Schulter gepackt und herumgedreht.
"Na na Lyle, wer wird denn gleich so schnell abhauen wollen um..." Sie sah auf ihre Uhr "...kurz vor 18 Uhr." Sie musterte ihn mit einem diabolischen Grinsen.
"Sis, das geht Sie nichts an. Ich habe eine Verabredung, das ist alles." Lyle sah seine Zwillingsschwester an und wollte sich dann wieder zu seinem Wagen umdrehen, um diesen aufzusperren. Doch erneut hielt ihn Miss Parker zurück.
"Dann haben Sie wohl noch nicht davon gehört." Parker verschränkte die Arme.
"Wovon habe ich noch nichts gehört?" Lyle sah sie fragend, aber zugleich auch genervt an.
"Dass sich das Triumvirat heute trifft. Ich habe es eben von Daddy erfahren. Auch er muss dort erscheinen. Sie gehören wohl oder übel auch dazu. Wieso wissen Sie nichts davon?" Parker grinste breit, während Lyles Kinnladen nach unten klappte.
"Ein Treffen des Triumvirats?" Er konnte einfach nicht glauben was er da von seiner Schwester erfuhr. Seinen Autoschlüssel wieder in die Tasche steckend, ging er in Richtung des Ausgangs und zum Fahrstuhl. Parker folgte in kurzer Distanz.
"Angeblich soll es auch noch einige Änderungen im Centre geben, Wussten Sie davon auch nichts Lyle?" Sie grinste nun noch breiter. Es scheint als ob Miss Parkers Ablenkungsmanöver klappen würde.
Lyle blieb wieder stehen und drehte sich zu ihr um. "Sagen Sie Parker, hat Ihnen das Dad alles erzählt?"
Er sah sie mit einem leicht skeptischen Blick an, wartend auf die Antwort. Parker nickte nur kurz und ging an ihm vorbei. Lyle ging ihr nach. In seinem Kopf grübelte er über die Situation: "Das kann nicht sein. Dad würde ihr das alles nicht erzählen..." Während er grübelte rief Miss Parker den Fahrstuhl.
"An Ihrer Stelle würde ich mich beeilen, bevor Sie noch zu spät kommen. Würde sich nicht gut in Ihrer Arschkriecherakte machen."
Lyle sah sie mit einem schiefen Blick an, ging aber auf die Ablenkung ein und stieg in den sich geöffneten Fahrstuhl, in den auch Parker folgte. Die Tür schloß sich hinter ihnen.

Bushaltestelle Dover, Delaware
Jarod stand an der Haltestelle und las einen dort angebrachten Anschlagszettel. "24.Jährige spurlos verschwunden. Wer hat sie gesehen oder kann Angaben zu ihrem Verschwinden machen?" Darunter war ein Bild einer jungen Asiatin abgebildet. "Hinweise bitte an die örtlichen Behörden abgeben."
Jarod sah das Plakat lange an, auch als schon der Bus hinter ihm hielt.
Der Busfahrer musterte Jarod. "Wollen Sie mitfahren oder nicht?"
Jarod überlegte kurz, wandte sich zu dem Fahrer um und antwortete nur: "Nein habe doch andere Pläne." Mit diesen Worten rannte er zu seinem Mietwagen zurück. Der nun leicht verwirrt aussehende Busfahrer schüttelte nur den Kopf und fuhr weiter.

The Centre, SL-5, Tech Room
Broots, der Cheftechniker, saß an seinem Schreibtisch und tippte auf der Tastatur seines Laptops, als Sydney den Raum betrat. "Morgen Broots, haben Sie schon eine Spur von Jarod?" Der Psychiater lächelte und stellte sich vor den Schreibtisch. Er lehnte sich an die Kante und blickte kurz auf den Laptopbildschirm.
"Ich glaube eine Spur zu haben Syd." Broots lächelte kurz zurück und drehte den Laptop dann ganz zu Sydney. "Jarod hatte versucht in den Zentralcomputer zu kommen, aber ich hatte ein Frühwarnsystem aktiviert, was er scheinbar nicht bemerkt hatte. Es verfolgt das Signal, dass der Computer jedesmal sendet, wenn man eine Sicherheitsüberprüfung überbrückt. Und Jarods Signal wurde von meinem Programm erfasst. Außerdem waren die Daten, die Jarod versucht hatte zu kopieren, durch das Programm unbrauchbar für den gemacht, der versucht hat Daten zu stehlen. Er kann also kurz gesagt nichts damit anfangen." Broots' Lächeln verwandelte sich in ein siegreiches Grinsen.
"Sehr gut gemacht Broots. Und wo ist Jarod?" Sydney wartete ungeduldig auf die Antwort, doch plötzlich stürmte Miss Parker hektisch in den Raum. "Haben Sie etwas?" Sie ging auf den Schreibtisch zu und stellte sich mit verschränkten Armen vor ihre Mitarbeiter.
Sydney nickte kurz. "Broots konnte Jarods PC-Signal zurückverfolgen und konnte ihn scheinbar ausfindig machen."
"Und wo zum Teufel ist der Bursche?" Miss Parker klang weiterhin etwas hektisch und nun auch genervt.
Broots musterte sie kurz und antwortete dann strahlend. "Er ist in Dover."
"Dover in Delaware?" Miss Parker sah ihn überrascht an.
"Ja genau das Dover." Broots lehnte sich triumphierend zurück. Sydney grinste breit über das Szenario.
"Na dann los! Schnappen wir ihn!" Parker drehte sich um, wurde aber von Sydney abgehalten aus dem Raum zu stürmen. "Was ist mit Ihnen los Parker?"
"Mit mir ist nichts los..." Parker sah ihn entnervt an und stürmte dann doch aus dem Raum. Sydney und Broots folgten ihr stumm.

Highway in Richtung Blue Cove, Delaware
Jarod saß in seinem Wagen und holte sein Handy aus der Tasche. Sydneys Nummer wählend überholte er einen anderen Wagen. Sydney nahm ab, als er gerade zusammen mit Broots und Miss Parker in die Tiefgarage ging. "Hier ist Sydney."
"Syd, hast du von der Entführung der 24 Jahre alten Asiatin gehört?" Jarod hatte eine böse Vorahnung, wer etwas mit der Entführung zu tun haben könnte.
"Hm, ich habe etwas in den Frühnachrichten gehört. Wieso fragst du Jarod?"
Miss Parker blieb am Wagen stehen, als sie den Namen ihres zu verfolgenden Genies aus Sydneys Mund hörte.
"Ich glaube ich weiß wer etwas damit zu tun hat.", antwortete Jarod etwas nachdenklich. Er bog auf die Nebenstraße nach Blue Cove ab.
Sydney stand ebenfalls an dem Wagen von Miss Parker. "Und wer?" Sydney wusste nicht worauf Jarod hinaus wollte. Doch sein Gesprächspartner gab nur eine kurze Antwort. "Wir kennen ihn beide sehr gut Sydney. Aber vielleicht nicht gut genug." Mit diesen Worten legte Jarod auf und hielt an einem Parkplatz in Blue Cove.
Jarods Erzieher sah sein Telefon kurz an und steckte es dann wieder in die Tasche. Miss Parker musterte den Psychiater. "War das unser Kuckucksjunge?" Sie stemmte die Arme in die Hüften.
"Ja... Jarod sagte etwas von einer entführten Asiatin. Es kam heute Morgen in den Frühnachrichten. Er sagte, wir würden den Entführer kennen. Aber ich weiß nicht wen er damit meint." In dem Moment, als Sydney den Satz ausgesprochen hatte, durchfuhr es ihn wie ein Blitz. Und auch Miss Parker wusste um wen es ging. Wie aus einem Mund platzte es Sydney und Parker heraus. "Lyle!"
Broots stand neben seinen Kollegen und wusste nicht um was es genau ging. "Was ist m-mit Lyle u-und dieser... Entführung?" Irgendwie ahnte Broots schon was los war.
"Broots, meinen Sie Jarod ist immer noch in Dover?" Miss Parker wusste in ihrem Inneren schon, dass dem nicht so sein würde. Und auch Broots bestätigte das mit einem leichten Kopfschütteln.
"Sydney, Sie gehen mit Broots in den Tech-Room und versuchen mehr über die Entführung herauszufinden."
"Und was werden Sie tun Miss Parker?" Sydney war schon dabei loszugehen.
"Ich werde mit jemandem darüber sprechen, der meint er würde damit durchkommen... ich quetsche es aus ihm heraus!" Sie grinste breit und ging schnellen Schrittes aus der Garage und verschwand im Fahrstuhl. Broots und Sydney gingen nach SL-5.

Blue Cove, Delaware
Jarod lehnte an seinem Wagen und durchquerte seine Sporttasche nach einer Hülle, während sein am Laptop angeschlossener Drucker einen Ausweis des FBI in Washington D.C. ausdruckte, der Jarod mit dem Namen Special Agent Jarod Teller auswies. Er nahm den Ausweis aus der Druckablage, schnitt ihn aus und steckte ihn in die Folie. Er rückte dann noch seine Krawatte zurecht und stieg wieder in seinen Wagen, um zur örtlichen Polizeistation zu fahren.

Polizeistation, Blue Cove
Jarods Wagen hielt vor dem Gebäude und der Fahrer, nun FBI-Agent, stieg aus und ging in die Polizeistation. Dort begrüßte er den Untersuchungsleiter des Entführungsfalles.
"Detective Dolten, ich bin Special Agent Jarod Teller aus Washington D.C. und ich bin hier, um Ihnen bei der Klärung der Entführung von Nai Hung zu helfen."
"Das FBI? Wer hat Sie denn gerufen?" Der Detective musterte Jarod.
"Um ehrlich zu sein, Entführungen sind meine Spezialität und ich dachte ich könnte helfen." Zuvor hatte sich Jarod natürlich in die Polizeiakten eingehackt um mehr über den Fall zu erfahren.
"Na schön, wir können hier jeden gebrauchen. Wie haben Sie von der Entführung erfahren?" Der Detective ging ein paar Schritte bis sie zu einem Besprechungszimmer kamen, dessen Tür dann von Jarod geöffnet wurde. Dieser betrat den Raum und setzte sich auf einen Stuhl. "Ich habe davon in den Nachrichten gehört und dann redeten ein paar meiner Kollegen über den Fall. Das hat mich interessiert. Also dachte ich, ich fahre gleich zum Ort des Geschehens." Der Pretender setzte ein Lächeln auf.
"Gut, wie gesagt können wir jedermanns Hilfe gebrauchen. Es ist wirklich verrückt. Das Opfer ist einfach spurlos verschwunden. Die Vermißtenanzeige kam von den Eltern. "Der Detective legte die Akte des Falles vor Jarod auf den Tisch. "Das ist Nai Hung. Sie ist 24 Jahre alt und soweit wir informiert sind alleinstehend. Zeugen sagten, dass sie einen Abend bevor sie entführt worden ist, mit einem jungen Mann in einem Restaurant mit dem Namen "The Hidden Truth" hier in der Nähe gesehen wurde. Angeblich haben sie und ihr Begleiter ein wenig getrunken und sind dann zusammen in einem Taxi weggefahren. Der Mann wird wie folgt beschrieben. Sehr kurze dunkelbraune Haare, schlank, ca. 1.75 m groß, elegant gekleidet und gepflegt. Im Laufe des Abends seien beide jedoch durch einen weiteren Herren gestört worden."
"Gestört?" Jarod erinnerte die Beschreibung des Mannes sehr stark an Lyle. Doch warum war niemandem der fehlende Daumen aufgefallen?
"Ja gestört. Hungs Begleiter fing an mit einem zweiten Mann zu streiten. Die Zeugen erläuterten, dass der Zweite ein Japaner war. Dem Mann fehlte ein kleiner Finger. Wir denken er gehört der japanischen Mafia an. Der..."
"... Yakuza." Jarod beendete den Satz für den Detective.
"Ganz genau. Jedenfalls hatte der zweite Mann eine Tätowierung auf der Wange. Moment..." Der Polizist zog einen Notizblock aus der Tasche und schlug ihn auf. "Ja genau, eine Schlange die sich selbst frißt."
Jarod schrak hoch als er das hörte. "Eine Schlange?"
Dolten nickte. In Jarods Gedanken schoßen Erinnerungen an Ki Mok, einem Mann, mit dem Lyle vor einem Jahr zu tun hatte, durch den Kopf. Auch Mok hatte diese Tätowierung, allerdings auf dem rechten Handrücken. Damals stellte sich heraus, dass Mok ein Offizier der Roten Khmer war und die Familie einer jungen Frau in Kambodscha bestialisch ermordet hatte. Mr. Lyle wollte Mok die amerikanische Staatsbürgerschaft verschaffen und den Mann decken. Was ihm aber dank Jarod nicht gelungen war. Sofort dachte Jarod auch an dieselbe Tätowierung auf Lyles rechtem Oberarm, ebenfalls die Schlange.
Dolten riß Jarod aus seinen Erinnerungen, indem er weitersprach. "Der Typ mit der Tätowierung war ein richtiger Schrank von einem Mann. Er war knapp 1.95 m groß, sehr kräftig gebaut, trug einen weinroten Anzug mit einer etwas dunkleren Krawatte und einem passenden Hemd. Er trug eine Sonnenbrille und hatte schulterlange schwarze Haare." Dolten klappte seinen Notizblock zu und sah Jarod an. "Nach einer Auseinandersetzung bezahlte Hungs Begleiter und die beiden verschwanden in dem schon erwähnten Taxi."
"Und wohin sind die beiden gefahren?" Jarod wollte seinen Verdacht bestätigt haben.
"Moment..." Dolten blätterte wieder in seinem Block. "Blythe Street."
Jarod nickte und murmelte nicht hörbar. "Lyle." Dann wandte er sich wieder dem Detective zu. "War an dem Mann etwas Auffälliges?"
"Nein. Und wurden keine Auffälligkeiten gemeldet. Na ja, außer einem Verband an dessen linker Hand... ähm... zwischen dem Zeigefinger und dem Daumen... über... wie heißt das noch?... Dem Sattelgelenk, genau."
Jarod sah den Detective nachdenklich an. "In Ordnung. Ich möchte bitte eine Kopie aller Zeugenaussagen und allen Aufzeichnungen des Falles. Jarod stand auf und wartete nicht die Bestätigung des Detectives ab, bevor er aus dem Raum verschwand.

Lobby, The Centre
Mr. Lyle ging verärgert den Gang entlang, als ihm Miss Parker entgegenkam. "Von wegen Treffen des Triumvirats! Sie haben mich angelogen! Dad wusste nichts von einem Treffen da keines stattfand." Lyle starrte Parker direkt in die Augen und funkelte sie an.
"Rasten Sie nicht gleich aus! Sie lügen auch öfter als dass Sie die Wahrheit sagen!" Miss Parker antwortete ebenso schroff. "Haben Sie schon von der Entführung der jungen Frau gehört? Seit zwei Tagen keine Spur von ihr." Sie stellte sich direkt vor ihren Bruder und verschränkte die Arme, wartend auf seine Reaktion.
"Ja ich habe davon gehört. Die Nachrichten sind von davon."
Er wollte sich an ihr vorbeidrängen, doch sie verstellte ihm weiterhin den Weg. "Wo wollen Sie den hin?"
Lyle sah sie vollkommen entnervt an und antwortete mit scharfem Ton. "Was geht Sie das an?"
"Haben Sie vielleicht ein Treffen mit einer Dame?" Miss Parker grinste breit. Lyle jedoch antwortete kühl auf ihre Frage.
"Nein, sollte ich das vielleicht?" Endlich gelang es ihm sich an ihr vorbeizudrängen und zum Fahrstuhl zu gehen. Parker folgte ihm.
"Sagen Sie Lyle... wann hatten Sie das letzte Mal Urlaub?"
Lyle drehte sich zu ihr um, während sie auf den Fahrstuhl warteten. Mit einem etwas erstaunten und fragenden Blick sah er Parker an. "Ähm... vor zwei Monaten. Wieso fragen Sie?"
"Nur reine Neugier. Hatten Sie am Samstag zufällig frei?" Parker stellte sich neben ihn vor die Fahrstuhltür.
Lyle überlegte kurz und nickte dann. "Ja ich hatte einen freien Tag, da ich ein paar Stunden Überschuß hatte. Überstunden, Sie verstehen." Er betrat den Fahrstuhl, in den auch Parker folgte. "Schön für Sie."
Sie drückte den Knopf für die Tiefgarage und sah dann Lyle an. "Ich denke da wollen Sie hin oder?" Ein breites Grinsen huschte über ihr Gesicht.
"Ja das können Sie sich doch denken oder?" Er klang nun noch genervter als zuvor. "Parker hingegen schien leicht amüsiert zu sein. Sie nickte grinsend und betrachtete die Fahrstuhlanzeige. Lyle stieg aus dem Aufzug, als dieser in der Garage hielt. Parker blieb hingegen im Fahrstuhl. "Schönen Tag noch." Die Tür schloß sich. Lyle stieg in seinen Wagen und brauste aus der Garage zu seinem Apartment.

"The Hidden Truth", Blue Cove
Jarod stand vor dem Restaurant und blickte in seine Notizen der Fallakte. Er sah die Angaben durch. "The Hidden Truth, die verborgene Wahrheit. Schon wieder..." Jarods Gedanken gingen wieder in die Vergangenheit. Wieder ein knappes Jahr zurück. Jarod hatte Miss Parker, Broots und Sydney damals eine Spur gelegt. Wie schon so oft. Damals verschwand May Lin, eine Kellnerin des Restaurants vor dem Jarod stand. Die von ihm gelegte Spur führte seine Verfolger in Mr. Lyles Apartment. Lyle war der Mörder von May Lin, zumindest schien es so. Und nun stand Jarod wieder vor diesem Restaurant, wieder wegen einem Entführungsfall, an dem scheinbar wieder Lyle beteiligt war. Jarod betrat das Asia-Restaurant und ging sofort zu einem Kellner, der gerade leeres Geschirr in die Küche trug. Jarod stellte sich ihm vor und zog seinen Ausweis aus der Tasche. "Mein Name ist Jarod Teller. Ich bin vom FBI. Ich hätte ein paar Fragen an Sie. " Der Kellner stellte das Geschirr auf die Theke und sah den Ausweis an. "Geht es um die junge Frau die entführt wurde?", wollte er wissen.
Jarod nickte. "Ja genau. Was wissen Sie darüber?"
Der Kellner sprach in etwas gebrochenem Englisch und wirkte ein wenig nervös. "Ich habe der Polizei schon alles gesagt was ich weiß. Was wollen Sie denn noch?"
"Ich möchte mir nur ein genaues Bild davon machen was Sie wissen. Also... Kennen Sie diese junge Dame?" Jarod hielt ein Bild von Nai Hung hoch.
"Ja, aber das sagte ich doch den Officers schon." Der Kellner spielte mit dem Handtuch an seinem Gürtel.
"Sie war nicht allein hier. Sondern mit einem Mann nicht wahr?" Jarod sprach langsam und deutlich.
"Ja das stimmt. Der Kerl ist öfter hier. Wohnt nicht weit weg. Er ist sehr nett." Der Kellner lächelte etwas.
Jarod musterte den Kellner unbemerkt. "Gut, Sie kennen ihn also besser. Haben Sie zufällig seinen Namen?" Jarod hoffte, dass sein gegenüber endlich etwas handfestes gegen Lyle liefern würde.
"Nein, seinen Namen kenne ich nicht. An sich weiß ich gar nichts über ihn. Ich... bediene hier ja auch nur." Der Mann wirkte nun etwas nervös und hatte es auch schwer das zu verstecken.
"In Ordnung." Jarod notierte sich die Aussage. "Im Laufe des Abends gab es hier doch eine Auseinandersetzung zwischen dem Begleiter von der Dame und einem weiteren Mann mit... einer Tätowierung nicht wahr?"
Der Kellner wirkte überrascht. "Eine Auseinandersetzung? Wer hat Ihnen das erzählt? Hier gab es... keine." Der Zeuge schluckte etwas und ging hinter die Theke.
Jarod runzelte die Stirn. "Aber uns wurde mitgeteilt es hätte eine gegeben. Haben Sie das nicht auch ausgesagt?"
"Nein... nein das habe ich keinesfalls!" Der Ausgefragte lehnte sich an die Theke und sah Jarod an. "Ich habe das niemals gesagt. Es war so ein Typ hier ja... aber es gab keine Auseinandersetzung."
"Haben diese zwei Männer auch nicht gestritten oder... sich laut unterhalten?" Jarod wunderte sich, dass sich die Aussagen so unterschieden.
"Nein, nichts dergleichen. Sie haben sich normal unterhalten und gingen dann auch normal, zusammen mit der Frau weg, nachdem sie bezahlt hatten. Ansonsten war nichts." Der Kellner nickte, um die Aussage zu bestätigen. Jarod bedankte sich und ging aus dem Restaurant, ging dann aber gleich wieder zwei Schritte zurück. In sein Blickfeld geriet Lyles Mercedes, der gerade um die Ecke bog, um zu seinem Apartment zu fahren. Zum Glück hatte Lyle das Genie nicht entdeckt und Jarod konnte, nachdem Lyle weg war, in seinen Wagen steigen und zurück zum Polizeirevier fahren. Dabei durchdachte er nochmal genau die Zeugenaussagen in den Akten.

Miss Parkers Büro, The Centre
Broots stürmte in Miss Parkers Büro, gefolgt von Sydney und wedelte mit einem Blatt Papier in der Hand. "Miss Parker, ich habe etwas über die verschwundene Frau gefunden!" Er legte das Blatt auf Parkers Schreibtisch, die es sich sofort durchlas. "Nai Hung, japanische Staatsbürgerschaft, wird vermißt..." Miss Parker las sich die gesamten Angaben durch. Plötzlich stockte sie. "Sie..." Mit einem vollkommen verblüfften Gesichtsausdruck starrte sie Broots an. "Sie ist verlobt? Und steht... stand vor der Hochzeit auf dem Standesamt?"
Broots nickte und fügte stotternd noch etwas hinzu. "Und... und ihr Verlobter i-ist Lyle!"
Miss Parker bekam kein weiteres Wort heraus. Sydney hingegen führte den Bericht trocken weiter aus. "Und sie ist oder war schwanger. Das steht in ihrer medizinischen Akte. Sie ist... oder war im 3. Monat. Und das Kind scheint von Ihrem Bruder zu sein, Miss Parker."
Miss Parker konnte einfach nicht glauben was sie da zu hören bekam. Sie stand auf und ging zu ihrem Bürofenster. "Lyle... ist verlobt und wird vielleicht bald Vater?"
Broots nickte kurz. "Ja... genau Miss Parker."
Sydney sah Miss Parker an. "Parker, meinen Sie Lyle hat etwas vor?"
Parker drehte sich wieder um und sah ihre Kollegen eindringlich an. "Und ob er das hat!" Danach stürmte sie aus ihrem Büro. Broots und Sydney sahen sich kurz an und gingen dann auch.

Mr. Lyles Apartment, Blue Cove
Mr. Lyle betrat sein verdunkeltes Apartment und pfiff leise, den Schlüssel in die Tasche steckend, vor sich hin. Er schaltete die rote Zimmerbeleuchtung ein und legte sein Jackett auf die Couch, danach lockerte er seine Krawatte und sah sich um. "Nai? Hey... Liebste?" Er ging zur Schlafzimmertür und klopfte an. Eine sanfte Stimme antwortete auf sein Rufen. "Ich bin hier Darling!"
Lyle betrat das Schlafzimmer und stand vor Nai, die nur leicht bekleidet neben dem Bett stand.
"Ich gelte nun also als vermißt und werde eifrig gesucht ja?" Sie grinste breit und ging langsam auf ihn zu.
Lyle grinste sie an und nickte triumphierend. "Ganz genau. Jetzt brauchst du also keine Angst mehr zu haben, dass uns dein Ex-Mann Ärger macht." Er schob die Hände in die Hosentaschen und sah seine Verlobte an. Diese grinste ihn weiterhin an, während sie sich nah vor ihn stellte und ihm dann einen innigen Kuß gab.

Polizeistation, Blue Cove
Jarod betrat das Büro, in dem helle Aufruhr zu bemerken war. "Was ist hier los?" Verwundert sah sich der Pretender um.
"Wir haben einen Hinweis bekommen in dem Entführungsfall. Es ist sicher, dass Nai Hung nicht tot ist. Jemand will sie heute gesehen haben. Allein!"
Jarod war vollkommen verblüfft. "Allein? Aber wie ist das möglich? Sie ist doch angeblich gekidnappt worden und vermisst!"
"Wir wissen es nicht. Aber wir haben durch eine anonyme Quelle erfahren, dass Nai nicht direkt gekidnappt wurde. Sie ist seit kurzem geschieden und ihr Ex-Mann ist scheinbar wütend auf sie."
"Und Sie denken, dass Nai auf der Flucht vor ihm ist?" Jarod grübelte über den neuen Sachverhalt.
"Genau das!" Detective Dolten kam aus seinem Büro. "Der Name des Ex-Mannes ist Jake Pakmeyer. Ein ehemaliger Strafgefangener. Er hat wegen Körperverletzung und Diebstahl 7 Jahre in Dover gesessen. Jetzt dreht er scheinbar durch. Aber es ist unklar weshalb Nai Hung allein unterwegs war. Es scheint als ob..."
"Der eigentliche Verdächtige, ihr Begleiter in dem Restaurant, sie versteckt hält um sie zu schützen.", fuhr Jarod den Gedankengang des Polizisten fort.
"Ja, na dann, schnappen wir uns Pakmeyer. Er wohnt in Dover, direkt am Hafen. Auf gehts!"
"Einen Moment noch... Ich war eben wieder bei dem Restaurant und habe den Kellner erneut befragt. Auf die Frage hin, ob es eine Auseinandersetzung gab, antwortete er mit nein. Wie erklären Sie sich die unterschiedlichen Aussagen von ein und demselben Zeugen?" Jarod musterte Dolten.
"Vielleicht hatte er sich getäuscht. Oder er lügt."
"Er oder... Sie?" Jarod sah Dolten direkt an.
Dieser erwiderte seinen Blick. "Ich soll lügen? Wieso sollte ich das tun? Denken Sie vielleicht ich will aus dem Fall mehr machen, als dass er sich jetzt tatsächlich entpuppt hat?"
"Genau das will ich damit sagen." Jarods Blick wurde energischer.
"Kommen Sie... Teller... Sie phantasieren! Lassen Sie uns jetzt Pakmeyer schnappen! Bevor der noch anfängt zu randalieren."
Jarod nickte zögerlich und zusammen mit Dolten und einigen Polizisten fuhren sie zu dem Hafen.

Hafen, Dover
Pakmeyer saß gerade vor dem Fernseher, als die Polizisten seine verkommene Wohnung stürmten und ihn festnahmen.
"Mr. Pakmeyer, wo ist Ihre Ex-Frau?" Jarod sah in durchdringend an.
Pakmeyer, mit den Händen auf den Rücken gefesselt, starrte Jarod an. "Meine Ex-Frau? Meine Ex-Frau? Woher zum Teufel soll ich wissen wo die Schlampe ist? Irgendein Wahnsinniger hat sie entführt und vielleicht ist sie schon tot oder... sie ist es bald! Was wollen Sie da von mir?"
Dolten stellte sich vor Jarod. "Sie wissen genau wo sie ist oder? Sie verfolgen sie doch und terrorisieren sie!" Der Detective nickte zu den Polizisten, die Pakmeyer zu einem Streifenwagen brachten und ihn mitnahmen, um ihn weiter zu verhören. Jarod und Dolten folgten den Wagen.

Tiefgarage des Centre, Blue Cove
Am nächsten Morgen

Lyle ging pfeifend durch die Tiefgarage. Ihm entgegen kamen Mr. Parker zusammen mit Mr. Cox. "Mein Junge...", fing Mr. Parker an, "Schön dass ich dich treffe. Das Projekt "Fire" scheint fehlzuschlagen! Mr. Cox hier hat ein Informationsleck entdeckt. Wieso sind die Vorkehrungen so niedrig?" Mr. Parker stellte sich mit Cox vor seinen Sohn.
"Tut mir leid Dad. Aber ich habe nichts mit dem Projekt zu tun. Aber Mr. Cox und ich werden uns sofort darum kümmern." Lyles fröhlicher Gesichtsausdruck verschwand, während er mit seinem Vater sprach. Cox jedoch fing an leicht zu grinsen. "Oh Mr. Lyle, ich denke ich werde Ihnen nicht helfen können. Erledigen Sie das allein. ich habe... andere Verpflichtungen und muss an etwas anderem arbeiten." Sein Gegenüber legte den Kopf etwas schief.
"Mr. Cox, wie darf ich das verstehen?" Lyle sah dann zu seinem Vater, der für Mr. Cox antwortete. "Sohn, du hast uns nicht gesagt, dass du verlobt bist." Mr. Parkers Gesichtsausdruck war kalt.
"Ich wollte es dir ja sagen. Und zwar gerade heute. Ich wollte zu dir ins Büro kommen um es dir mitzuteilen."
Mr. Parker nickte nur kurz. "Wer ist denn die Glückliche?"
Lyle räusperte sich. "Ihr Name ist Nai... Nai Hung." Er steckte seine linke Hand in die Hosentasche. In diesem Moment kam Miss Parker um die Ecke gebogen und trat zu den drei Männern. "Verlobt. Herzlichen Glückwunsch Brüderchen." Miss Parker grinste breit. "Wie ich hörte wirst du auch Vater. Wusstest du das Dad?" Sie sah zu ihrem Vater auf, der gut einen Kopf größer als sie ist. Danach sah sie wieder zu Lyle. "Im 3. Monat ist sie, nicht wahr Lyle?"
Ihr Bruder blickte sie böse an und sah dann zu Mr. Parker. "Das wollte ich Dad ebenfalls gerade erzählen. Woher weißt du davon Sis?"
Mr. Cox verschränkte die Arme und lauschte dem Gespräch belustigt. Mr. Parker unterbrach das Gespräch der Geschwister und sprach zu Mr. Cox. "Mr. Cox, Sie wissen was zu tun ist." Dieser nickte und verschwand mit einem Wagen des Centre aus der Garage. Mr. Parker sah dann seine Kinder an. "Es tut nichts zur Sache woher Sie das weiß. Mein Sohn, du hättest mir das schon früher sagen müssen ist dir das klar?" Sein Blick war finster auf Lyle gerichtet. Dieser sah ihn etwas fragend an. "Ich sagte doch ich wollte es dir sagen. Was ist daran so schlimm?" Lyle wusste nicht was eigentlich los war.
Mr. Parker sah aber, ohne zu antworten, wieder zu seiner Tochter. "Geh jetzt Engelchen."
"Aber Daddy, ich wollte mit dir reden." Parker nahm eine von Mr. Parkers Händen in ihre, doch dieser wies sie nur ab. "Später Engelchen. Ich muss jetzt mit deinem Bruder sprechen."
Parker nickte und ging dann zurück in ihr Büro. Lyle lehnte sich an einen der geparkten Wagen. "Dad, es tut mir leid, dass ich es dir nicht schon eher gesagt habe, aber ich hielt es für nicht ganz so wichtig. Denn wir wissen ja noch gar nicht wann wir heiraten wollen." Lyle versuchte sich zu rechtfertigen.
Mr. Parker legte eine Hand auf seine Schulter. "Sohn, ist schon in Ordnung, nur..." Er holte tief Luft. "...Sag mir, bist du darin verwickelt, dass Nai entführt worden ist?"
Lyle grinste und lachte fast. "Dad, das ist doch nur ein Ablenkungsmanöver wegen ihrem mehr als eifersüchtigen Ex-Mann. Er hat ihr das Leben zur Hölle gemacht. Ich verstecke sie doch nur."
Mr. Parker grinste ebenfalls. "Ach so! Na dann ist ja alles in Ordnung." Mr. Parker grinste auch noch als sie zusammen den Fahrstuhl betraten. Mr. Parkers Gedanken aber waren mehr als beunruhigend. "Mein Sohn wird abtrünnig... wie meine Tochter vor 2 Jahren..."

Polizeistation, Blue Cove
Jarod saß Pakmeyer gegenüber. "Also nochmal... Ihre Frau hat Sie verlassen und Sie wissen nicht wo sie ist?" Jarod schrieb mit.
"Das sagte ich doch schon drei Mal oder?" Pakmeyer war sichtlich genervt.
"Und weshalb haben Sie sich gestritten?" Jarod blieb ruhig.
"Die blöde Kuh geht fremd. Mit irgend so 'men Typen. Dem hat bis vor kurzem 'n Daumen gefehlt. Aber der hat hat jetzt 'nen neuen. Ist ja auch egal."
Jarod hörte auf zu schreiben und blickte auf. "Ihm hat ein Daumen gefehlt? Ist der Kerl zufällig ungefähr 1.75 m groß, schlank, dunkelbraune Haare?"
"Ja genau das ist der Mistkerl!" Pakmeyer schlug die Faust auf den Tisch.
Jarod nickte. "Danke für Ihre Mithilfe. Sie bleiben vorerst in U-Haft. Sie werden später nochmals befragt." Jarod stand auf und ging aus der Tür. Detective Dolten stellte sich vor Jarod. "Und was wollen Sie jetzt tun?"
"Ich werde der Spur folgen." Jarod verschwand aus der Polizeistation und fuhr mit seinem Wagen in den Stadtpark von Blue Cove. Dort stieg er aus und setzte sich auf eine Bank. Danach rief er in Miss Parkers Büro an. "Parker." Miss Parker saß an ihrem Schreibtisch und stellte auf de Freisprechfunktion. Sydney stand ihr gegenüber.
"Miss Parker, wissen Sie nun schon Bescheid über Mr. Lyle?"
"Ja, Syd hat mir alles erzählt. Und ich habe ein Gespräch zwischen meinem Vater und Lyle mitbekommen. Lyle versucht Nai zu beschützen. Das klingt absolut nicht nach dem Lyle den ich kenne. Er führt etwas im Schilde."
Sydney verfolgte das Gespräch aufmerksam.
"Ja vielleicht." Jarod blickte sich im Park um. Verfolgte Spaziergänger mit seinem Blick.
"Und was wollen Sie nun dagegen tun?" Parker sah zu Sydney, der weiterhin stumm neben ihr stand.
"Ich werde versuchen herauszufinden was genau da vor sich geht." Damit beendete der Gejagte das Gespräch.

Mr. Lyles Apartment
Mr. Cox betrat lautlos das Apartment und schloß die Tür hinter sich, nachdem er sich Handschuhe angezogen hatte. Eine sanfte Stimme drang aus dem Badezimmer. Sie sang einen Song, auf den Cox leise mit einstimmte. Er lächelte diabolisch und ging langsam auf die Badezimmertür zu. Dabei holte er ein Tuch aus der Tasche und durchtränkte es mit einem vom Centre entwickelten Giftstoff.
In diesem Moment öffnete sich dir Tür und noch bevor Nai schreien konnte, drückte ihr Cox das Tuch auf die Nase und den Mund. Gleich darauf fiel Nai in Cox Arme, der sie dann auf seine Schultern nahm und zusammen mit ihr in seinem Wagen wegfuhr.

Mr. Lyles Büro, The Centre
Lyle saß an seinem Schreibtisch, als sich die Tür öffnete und Miss Parker hereintrat. "Kleiner Bruder, wir müssen reden!" Sie stellte sich direkt vor seinen Schreibtisch. Lyle sah auf und lehnte sich zurück.
"Schießen Sie los Sis." Er sah sie mit neutralem Blick an.
"Sie sind also verlobt und werden bald Vater. Wie darf sich so etwas wie Sie fortpflanzen?" Miss Parker grinste fies.
"Sind Sie nur hier um mich zu beschimpfen oder ist das nur eine Art Vorspiel?" Lyle blieb weiterhin unberührt ruhig. Miss Parker ging um den Tisch herum und stellte sich neben ihn. Sie sprach leise in sein Ohr. "Was haben Sie mit ihr vor? Soll sie ein Festschmaus werden?... Für Sie und... Ihre verrückten Freunde?"
Lyle sah sie an. "Sie finden sich wohl unglaublich komisch nicht wahr?"
"Nein, ich versuche nur herauszufinden, was schon wieder in Ihrem kranken Gehirn vor sich geht. Und wer das ist." Sie drückte ihm ein Fax mit dem Bild des Mannes, mit dem es sich zusammen mit Nai im Restaurant getroffen hat, in die Hand.
"Woher haben Sie das Bild?" Lyle sah sie erstaunt an.
Miss Parker grinste breit. "Nun, unser kahlköpfiger Freund Broots hat eine Phantomzeichnung des Mannes von der Polizeistation hier in Blue Cove aus dem Computer kopiert und ein eindeutiges Bild damit erzeugt. Danach haben wir weltweit nach diesem Kerl gesucht. Und voilá, hier ist Ihr Freund. Nette Tätowierung hat er. Woher kenne ich die nur?" Miss Parkers Grinsen verschwand augenblicklich.
"Ja, ich habe dieselbe Tätowierung, na und?" Lyle sah sie nun leicht genervt an. "Ich kenne den Mann schon eine zeitlang und wir haben uns an dem Tag im Restaurant zufällig getroffen. Haben Sie etwas dagegen?"
"Nein, nur frage ich mich weshalb der Mann keinen Namen hat. Nirgends gibt es eine Aufzeichnung von ihm. Wie heißt er?"
"Sein Name ist Lee Hung. Er ist der Bruder von Nai." Lyle seufzte, als er den Satz aussprach. Miss Parker sah ihn nur erstaunt an. "Und was genau hat es mit dem Tattoo auf sich?"
"Nichts. Es sieht nur toll aus... Sind Sie nun fertig mit dem Verhör?" Lyle sah sie noch genervter an.
Miss Parker verließ ohne ein weiteres Wort das Büro und Lyle arbeitete weiter.

Jarods Versteck, Blue Cove
Jarod saß vor seinem DSA-Player und sah sich ein paar Aufzeichnungen an. Doch keine der DSAs konnte ihm bei dem Fall hier helfen. Jarod war das erste Mal etwas verwirrt. Würde er denn keinen Weg finden, um zu erfahren was Lyle vor hatte und inwiefern Pakmeyer damit zu tun hatte?
Jarod schaltete den Player aus und lehnte sich auf seinem Bett zurück. Danach griff er zum Telefonhörer und rief bei Sydney an. "Hier ist Sydney."
"Syd, wisst ihr schon mehr über Lyles Vorhaben?" Jarod klang richtig besorgt. Sydney drehte einen Stift zwischen seinen Fingern.
"Ich weiß noch nicht mehr, aber Miss Parker wollte mit ihm reden."
In diesem Augenblick betrat Miss Parker Sydneys Büro. "Syd! Lyle hat einen neuen linken Daumen. Und der Kerl mit der Tätowierung im Gesicht ist der Bruder der Entführten." Miss Parker war richtig außer Atem, als sie ihren Bericht ablieferte. Jetzt kam auch Broots hereingestürmt.
"Lyle... er... er... kommt!" Sydney und Parker sahen ihn an. "Und er... hat den Daumen von dem Typen mit der Schlange im Gesicht."
Parker sah Broots erstaunt an und ließ dann ihren Blick zu Sydney gleiten, der gerade noch zu Jarod sprechen wollte. Doch dieser hatte schon lange aufgelegt. Sydney sah Miss Parker und Broots ebenfalls erstaunt an. "Lyle wird immer verrückter und verwunderlicher."
"Werde ich das?" Mr. Lyle betrat den Raum und lehnte sich dann an die Wand.
"Lyle, was zum Teufel ist in Sie gefahren?" Sydney musterte Lyle, der in einem schwarzen T-Shirt und einer blauen Jeans vor ihnen stand.
"Was soll mit mir sein?" Er grinste breit. "Dass ich verwunderlicher werde kann vielleicht sein, aber ich bin nicht verrückt." Danach ging er ein paar Schritte auf das Verfolgertrio zu. "Schon eine Spur von dem Wunderknaben?"
"Sie sind irgendwie sehr gut gelaunt." Broots konnte die Situation nicht ganz in sich aufnehmen. Er wich einige Schritte zurück, als Lyle auf ihn zukam.
"Wieso sollte ich das auch nicht sein? Ich werde Vater, stehe kurz vor meiner Hochzeit und..." Er hob seinen linken Daumen hoch.
"Lyle, wie um alles in der Welt, kommen Sie an einen Daumen?"
"Der nette Bruder von Nai hat ihn mir gegeben. Aber das ist nicht so wichtig. Sie entschuldigen mich kurz?" Er lächelte, zog sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer seines Apartments. Danach ging er auf den Gang hinaus. Er ließ das Telefon eine Weile klingeln und betrat dann wieder Sydneys Büro, nachdem keiner ans Telefon ging. "Ich muss kurz weg. Irgendetwas stimmt nicht mit Nai!" Mit diesen Worten stürmte er in die Garage und raste mit seinem Wagen los. Miss Parker, Broots und Sydney sahen Lyle erstaunt hinterher. "Ich kann es nicht fassen." Broots blickte zu seinen beiden Kollegen. "Ist das der gleiche Lyle den wir kennen?"
Miss Parker sah die beiden kurz an und verschwand dann ebenfalls aus dem Raum, um Lyle mit ihrem Wagen zu folgen.

Polizeistation, Blue Cove
Jarod wurde zur Station gerufen, in der es mal wieder drunter und drüber ging. Detective Dolten kam ihm schon entgegen, als Jarod die Tür geöffnet hatte. "Man hat Nai Hungs Leiche gefunden. In der Bucht. Gleich in der Nähe von Pakmeyers Wohnung. Pakmeyer wurde heute entlassen. Mit großer Sicherheit war er der Killer. Wir schnappen ihn!"
Jarod war vollkommen überrascht, doch stürmte er mit einigen anderen Beamten aus der Station zu den Wagen.

Mr. Lyles Apartment, Blue Cove
Lyle sprang aus seinem Mercedes und rannte die Stufen zu seinem Apartment hinauf und riß dort die Tür auf. Nichts schien verwüstet oder in Unordnung zu sein. Es herrschte die übliche Sauberkeit, die schon fast pingelig war. Langsam ging Lyle durch seine Wohnung, durchsuchte jedes einzelne Zimmer nach Nai. Doch sie war nirgends zu finden. Während Lyle noch seine Wohnung nach Spuren von Nai suchte, betrat Miss Parker leise und vorsichtig das Apartment. Sie schlich ein paar Schritte und blieb dann mitten im Zimmer stehen, als Lyle mit hängendem Kopf aus dem Schlafzimmer kam.
"Wo ist sie?" Parker zog blitzschnell ihre Waffe und richtete diese auf ihn, der sie dann mit einem traurigen Blick ansah.
"Wenn ich das nur wüsste." Lyle ließ sich auf die Couch fallen und legte das Gesicht in die Hände. Parker kam einen Schritt näher.
"Kommen Sie schon! Sie wissen wo sie ist!" Parker sah ihn energisch an, in dem Wissen, Lyle habe Nai getötet und verschwinden lassen.
"Ich weiß es aber nicht!" Lyle verlor tatsächlich eine Träne. Das war der Augenblick, an dem Parker ihre Waffe sinken ließ und sie sich plötzlich nicht mehr so ganz sicher war, dass Lyle der Mörder war. Doch andererseits hatte er schon sehr viel verbrochen, konnte es aber immer verdecken. Sie hatte ihn bisher nur einmal weinen sehen. Damals, vor zwei Jahren, als er sich das Geburtsvideo von sich und Parker ansah. Lyle hatte sich zu dieser Zeit eine zweite Chance bei Miss Parker erhofft und sie auch darum gebeten, in einem sehr gefühlvollen Gespräch an dem Grab ihrer Mutter.
"Und wo soll sie sonst sein?" Miss Parkers Stimme war weiterhin kalt, nach einer Antwort fordernd.
"Ich weiß es nicht!" Lyle verlor weitere Tränen, die er aber sichtlich versuchte zurückzuhalten und sah sie mit einem Blick an, den sie bei ihm noch nie zuvor gesehen hatte. Traurig, verzweifelt, nach Hilfe flehend. Parker setzte sich nach einigem Zögern neben ihren Bruder und steckte die Waffe weg. "War sie vorhin noch da, als Sie gegangen waren?" Sie sprach leiser und ruhiger als gewöhnlich.
"Ja... sie lag noch im Bett Ich sagte, ich mache heute früher Schluß und komme schnellstmöglich nach Hause." Lyle holte einmal tief Luft, um weitere Tränen zu unterdrücken.
"Sagte sie, sie würde weggehen?" Langsam begann sie doch stark daran zu zweifeln, dass Lyle wirklich der Täter ist. Sie stand auf und ging unmerklich zu Lyles Kleiderschrank, in dem sich eine Geheimtür zu einem Hinterzimmer befindet. Sie zog ihre kleine Taschenlampe aus ihrer Tasche und öffnete leise die Tür zum Hinterzimmer und durchleuchtete dies. Doch niemand war darin zu sehen. Sie schloß die Tür wieder und ging zu Lyle zurück. "Kommen Sie mit!"
"Wohin denn?" Lyle sah sie mit demselben verzweifelten Gesichtsausdruck wie zuvor an. Sie zog ihn von der Couch hoch, hinter sich her zur Apartmenttür hinaus und zu ihrem Wagen.
"Wir werden jetzt Nai suchen." Gerade als sie in den Wagen gestiegen waren, rasten 5 Streifenwagen der Polizei an ihnen vorbei in Richtung Hafen. Lyle und Miss Parker tauschten kurz einen Blick aus und fuhren dann hinter den Polizeiwagen her.

Hafengebiet, Blue Cove
Am Hafen angekommen, stiegen sie aus und standen sogleich kurz darauf vor Nais Leichnam, die naß auf dem Pier lag. Lyle brach sofort on Tränen aus. Zwei Polizisten zogen ihn von der Leiche weg. "Wer sind Sie?", fragte einer der Beamten.
Miss Parker stellte sich neben Lyle. "Er ist der Verlobte der Toten. Wir haben Ihre Wagen herfahren sehen und dachten uns, wir könnten Nai vielleicht finden wenn wir Ihnen nachfahren. Sie war nicht zu Hause als wir dort ankamen."
Einer der Polizisten sah sie skeptisch an. "Die Tote war nicht verlobt."
"Doch war sie... die Verlobung war noch nicht amtlich aufgezeichnet." Miss Parker antwortete sofort.
Der Polizist nickte und ging dann wieder zum Leichnam. Hinter Miss Parker und Mr. Lyle stiegen Jarod und Detective Dolten aus ihren Wagen. Jarod schrak sofort zurück, als er den weinenden Lyle und Miss Parker sah und wandte sich zu dem Detective. "Ich muss nochmal weg. Ich habe eine Idee." Mit diesen Worten stieg er wieder in den Wagen und fuhr los. Der Polizist, der bis eben noch bei Parker und Lyle stand, ging nun zu Dolten und sprach kurz mit ihm. Dolten nickt und ging auf Lyle und Parker zu. "Mein Name ist Dolten. Ich leite die Ermittlungen in dem Fall." Der Detective sah zu Lyle und sah ihn gleich darauf erstaunt an. "Sie... Sie sind derjenige, der die erste Entführung inszeniert hatte. Wieso haben Sie das getan?" Ein Polizist hielt Lyle fest und Parker hörte stumm zu.
"Ich... ich wollte Nai vor ihrem Ex-Mann schützen. Er hatte es auf sie abgesehen... und hat sie nun auch erwischt.. Nai und ich waren verlobt. Wir..." Wieder brach Lyle in Tränen aus und Miss Parker konnte noch immer nicht fassen, wie sie ihren sonst so kühlen und verhassten Bruder so sah.
Der Detective nickte kurz. "Mr. Pakmeyer, der Ex-Mann wurde schon festgenommen. An ihm wurden Spuren gefunden. Sie deuten darauf hin, dass er Miss Hung ermordet und in die Bucht geworfen hat. Tut mir leid für Sie." Dolten sah dann zu Miss Parker und sah sie musternd an. "Und wer sind Sie?"
Die Angesprochene sah den Ermittlungsleiter an. "Ich bin seine Schwester." Sie deutete auf Lyle, der nun zu Boden starrte und wortlos noch eine Träne verlor. Weiterhin war der Anblick für sie mehr als merkwürdig.
Dolten nickte kurz. "Bringen Sie ihn hier weg. Er kann hier nichts weiter tun." Dolten sah sich dann die Leiche an. Miss Parker nahm Lyle an seinem Arm und ging mit ihm zu ihrem Wagen, in dem sie zurück ins Centre fuhren.
Jarod stand hundert Meter entfernt neben einem Baum und beobachtete das Szenario. Viele Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Lyle wollte Nai nur helfen? Wollte er nicht mehr? Einen Nutzen daraus ziehen, wie es sonst meist üblich war? Wie konnte sich ein Mann wie Lyle, der Jarods Bruder ermordet hatte, nur so ändern?
Jarod stieg wieder in seinen Wagen und fuhr wieder zum Pier zu Dolten und den anderen Polizisten. Dort verließ er seinen Wagen und ging auf Dolten zu.
"Wo kommen denn Sie jetzt her Agent Teller?" Dolten sah Jarod fragend an. Jarod antwortete nur sehr knapp auf die Frage. "Ich war einer falschen Fährte auf der Spur, aber das ist jetzt nicht wichtig."
In Wirklichkeit hatte Jarod nochmals die Akten überprüft, um den auffallenden Unterschieden nachzugehen, und gleichzeitig Doltens Geheimakten auf dessen PC angezapft. Dolten hatte einige Fälle nicht so bearbeitet wie er es sollte. Auch in dem angeblichen Entführungsfall von Nai Hung ging er so vor. Er unterschlug einige wichtige Details und besserte Zeugenaussagen aus, um den Fall schwieriger aussehen zu lassen. Und somit eine schnellere Beförderung einleiten zu können. Jarod sah Dolten an, als zwei Wagen der State Police die Straße entlang kamen und vor den anderen Wagen hielten. Vier Beamte stiegen aus und kamen auf Dolten zu. Sie legten ihm Handschellen an und führten ihn, mit der Begründung Fälle und deren Bearbeitung falsch ausgeführt zu haben, ab.
Jarod stand grinsend da und sah dann mit einem betrübten Blick auf Nais Leiche herab. Er hatte sich scheinbar diesmal in Lyle getäuscht. Wieder hatte er vermutet, Lyle wäre für den Tod einer Frau verantwortlich, doch irgendwie glaubte er auch nicht, dass Pakmeyer für Nais Tod verantwortlich ist.
Doch die Beweise für die Unschuld Pakmeyers fehlten. Wieder ein Opfer des Centre? Jarod war sich sicher. In diesen Gedanken versunken, ging er zu seinem Wagen und fuhr weg.

SL-6, Ostflügel, The Centre
Mr. Cox saß grinsend an einem neuen Tierpräperat, als Mr. Parker den Raum betrat.
"Gute Arbeit Mr. Cox. Ich habe eben in den Nachrichten von ihrer Arbeit gehört." Mr. Parker stellte sich vor Cox.
"Danke Sir. Aber wie denken Sie wird Mr. Lyle darüber hinwegkommen? Immerhin wäre er Vater geworden." Cox hörte auf mit dem Präparieren.
Mr. Parker zog kurz seine Lippen hinauf und sagte beim Gehen. "Er kommt darüber hinweg. Ganz sicher. Er ist doch ein Parker." Ein leichtes Lachen war von dem Älteren zu hören, der daraufhin den Raum verließ. Mr. Cox nickte kurz und arbeitete weiter.

Mr. Lyles Büro, The Centre
Lyle sah aus dem Fenster in die Ferne. Mr. Parker betrat den Raum. "Es tut mir leid was ich da hören musste mein Sohn." Lyles Vater ging auf seinen Sohn zu und legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter.
"Sie hatte es... nicht verdient." Lyles Worte waren tonlos.
"Das Pulver war es nicht wert sie in die Hölle zu jagen. Wie damals bei Che Ling. Ich werde dir beistehen, mein Sohn. Doch jetzt, geh an die Arbeit. Wir haben noch zu tun." Mr. Parker entfernte sich wieder von ihm und ging zur Tür.
Lyle rief ihn nochmals zurück. "Dad..." Er drehte sich zu seinem Vater um. "Danke."
Mr. Parker lächelte und ging dann aus dem Büro.
Lyle nahm die Morgenzeitung vom Schreibtisch und laß die Schlagzeile auf dem Titelblatt: "Entführte tot aufgefunden. Ex-Mann beging Mord aus Eifersucht." Darunter war eine kleinere Schlagzeile: "Korrupter Detective durch anonymen Tip überführt und verhaftet worden."
Lyle legte die Zeitung wieder auf den Tisch und blickte wieder mit starrem und leerem Blick aus dem Fenster.

ENDE









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