Untitled by Little Angel
Summary: Nach Carthis ist Miss Parker ziemlich durcheinander. Als sie dann wieder einmal dicht and Jarod dran ist, überschlagen sich die Ereignisse... - Co - Written mit Ebony -
Categories: German Characters: All the characters
Genres: Action/Adventure, Romance
Warnings: None
Challenges: None
Series: None
Chapters: 4 Completed: No Word count: 14461 Read: 9441 Published: 02/08/05 Updated: 08/08/05

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Untitled by Little Angel
Co - Written with Ebony!

Disclaimer: Die Rechte an der Fernsehserie tP gehören nicht uns sondern NBC und TNT!

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Centre, Miss Parkers Büro 13.40Uhr

Nachdenklich betrachtete Miss Parker das Bild von Margaret und ihrer Mutter. Soviel war in den letzen Wochen passiert. Sie hatten schreckliche Dinge über die Vergangenheit des Centres und vor allem über die Geschichte der Parkers herausgefunden, ganz abgesehen von den verwirrenden Gefühlen für Jarod. Noch immer versuchte sie diesen Beinahe-Kuss zu verdrängen. Die Gefühle waren einfach zu stark und sie hatte Angst die Kontrolle über sie zu verlieren. Das durfte auf gar keinen Fall geschehen. Außerdem steckte sie gerade in einer Identitätskrise. Einerseits wegen den Dingen, die sie über ihren Großvater in Erfahrung gebracht hatten , andererseits - und das war wohl der wirkliche Grund - weil sie noch immer nicht mit Sicherheit wusste, wer ihr Vater war. Bei dem Gedanken, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach Raines sein musste hätte sie sich geradewegs in den Mülleimer, der rechts neben ihrem Schreibtisch stand, übergeben können. Doch an Jarod zu denken war auch nicht besser.
Aber sie hatte den Auftrag ihn zurückzubringen und deswegen konnte sie dem zwangsläufig nicht aus dem Weg gehen. Sie war schon kurz davor gewesen bei Raines zu Kreuzte zu kriechen und ihn zu bitten sie mit einer anderen Sache zu Beauftragen. Doch was hätte sie ihm schon als Begründung vorlegen können? Dass sie sich in Jarod verliebt hatte und mit ihren Gefühlen nicht mehr klar kam? Unmöglich. Sie konnte sich schon sein fies grinsendes, glatzköpfiges Gesicht vorstellen, wenn sie anfing über ihre Gefühle zu reden. Nein, völlig undenkbar. Sie musste diese verdammten Gefühle in den Griff bekommen!
Es konnte doch nicht so schwer sein, Jarod aus ihren Gedanken zu verscheuchen! Doch als er vorhin angerufen hatte, war alles wieder hochgekommen.
Sie saß neben ihm am Kamin, und er legte ihr die Decke um die Schultern. Die Berührung seiner Hand, die Wärme des Feuers, die sie ihn ihrem Gesicht spürte. Seit langem hatte sie sich nicht mehr so sicher gefühlt wie in diesem Augenblick. Und dann, langsam bewegte sich ihr Gesicht auf seines zu, sie schloss die Augen. Gleich würde es passieren, nur noch ein winziges Stück...
"Miss Parker!". Sie schreckte aus ihrem Tagtraum hoch und öffnete die Augen.
Sydney stand mit sorgvollem Blick vor ihr. "Ist alles in Ordnung mit Ihnen?".
Sie richtete sich hektisch in ihrem Stuhl auf und versuchte mit aller Gewalt ihre Selbstbeherrschung wiederzuerlangen. Verunsichert stellte sie fest, dass es ihr nicht richtig gelingen wollte. Was war in letzter Zeit nur los mit ihr?
"Haben Sie verlernt, dass man anklopft, bevor man eintritt?", schleuderte sie Sydney bissig entgegen.
"Ich habe geklopft, sogar mehrere Male, aber als ich keine Antwort bekommen habe...",
"Haben Sie gedacht, sie gehen einfach mal in mein Büro und schnüffeln herum!"
"Nein, ich habe mir Sorgen um Sie gemacht. Sie haben sich den ganzen Morgen nicht blicken lassen und ich dachte schon, ihnen wäre etwas zugestoßen. Sie waren wohl sehr in Gedanken, nicht wahr?".
Sie spürte seinen argwöhnischen Blick auf sich ruhen und meinte:
"Es ist alles in Ordnung, ich habe gerade nur über die neuen Erkenntnisse der vergangenen Wochen nachgedacht."
Sie Blickte in Sydneys Gesicht, dass immer noch Sorge wiederspiegelte und setze hinzu:
"Es geht mir Gut!". Langsam kam er näher und setzte sich auf den freien Stuhl vor ihrem Schreibtisch.
"Die letzen Wochen waren für Sie in der Tat sehr Ereignisreich. Sicher hatten Sie noch nicht genug Zeit, alles zu verarbeiten. Aber ich habe sie noch nie so durcheinander gesehen. Vielleicht sollten Sie sich mal ne Auszeit nehmen!"
"Urlaub? Sydney, Sie können sich mich doch nicht ernsthaft beim Sonnen an irgendeinem Strand vorstellen!" Und außerdem würde ich mich da auch nicht entspannen können. Meine Gedanken würden mich sowieso immer wieder einholen."
"Sie reden jetzt nicht zufällig über Jarod?" Miss Parke blickte überrascht hoch.
"Syd, Sie können doch nicht etwa neuerdings Gedanken lesen?"
Er musste lächeln. "Nein, aber ich kann Telefongespräche führen. Jarod ist genauso verwirt wie Sie," meinte er dann.
Miss Parker wurde immer nervöser: "Was hat ihnen der Wunderknabe erzählt?"
"Ich denke das wissen sie.", lächelte Sydney. Miss Parker zog die Augenbrauen hoch:
"Uhh! Ihr kleiner Schützling braucht also immer noch seinen Teddybären! Kann er solche Dinge nicht alleine klären? Warum zum Teufel muss er mit ihnen darüber reden?"
Miss Parker fühlte sich ganz und gar nicht wohl bei dem Gedanken, das Sydney bescheid wusste und starrte ihm zornig in die Augen.
"Jarod braucht keinen Teddybären." Sydney sah sie direkt an. "Er ist einfach nur verwirrt und wollte mit jemanden reden. Und wie es aussieht sollten sie das auch tun. Ich sehe doch, dass ihnen die Sache keine Ruhe lässt!"
Miss Parker stand auf und ging im Raum umher. "Ach, und was soll ich jetzt ihrer Meinung nach tun? Sagen sie mir doch das, verdammt noch mal, wenn sie über alles Bescheid wissen!" "Hören sie auf ihr Herz, Miss Parker!"
Sie starrte aus dem Fenster. Hören sie auf ihr Herz, Miss Parker. Das hatte Jarod zu ihr gesagt. Ihre Mutter hatte es getan. Und Jarod tat es. Vielleicht war es gar nicht falsch auf sein Herz zu hören. Vielleicht hatte sie zu lange ihre Gefühle unterdrückt. Doch was wollte ihr Herz? Langsam drehte sie sich wieder zu Sydney um, der sie geduldig ansah.
"Sie waren zu lange unglücklich Miss Parker. Es ist nicht gut, seine Gefühle zu unterdrücken. Dadurch verschwinden sie nicht. Sie haben Jarod gejagt und dabei versucht, ihre gemeinsame Kindheit zu verdrängen. Doch es ist noch nicht zu spät! Ihre Augen füllten sich langsam aber unaufhaltsam mit Tränen. Sie musste sich zusammenreißen.
"Ich,...ich kann Niemandem mehr vertrauen, Syd. Doch dort, am...Kamin...ich habe mich sicher gefühlt. Jarod war immer bei mir, in den schwierigsten Momenten meines Leben, er hat mich nie verletzt oder allein gelassen." Sie schloss die Augen. "Obwohl ich ihn jage."Die Tränen liefen ihr jetzt entgültig über das Gesicht. Langsam öffnete sie wieder die Augen und sah ihn an. "Ich jage ihn Sydney! Wie soll das gehen? Ich muss diese Gedanken verdrängen! Aber ich kann an nichts anderes mehr denken, selbst in meinem Träumen scheint er mich zu verfolgen! Witzige Ironie nicht wahr?" Sie lachte trocken.
"Neuerdings verfolge nicht ich ihn sondern er mich."
"Warum wehren sie sich dagegen, Miss Parker? Lassen sie ihre Gefühle doch zu!"
"Er ist mein Job, ich wünschte, ich könnte ihn aus meinen Gedanken verdrängen, er..."
Miss Parker kam nicht mehr dazu den Satz zu beenden, den genau in diesem Augenblick war Broots in ihr Büro gestürmt. Er wirkte auf einmal sehr betreten, wedelte aber aufgeregt mit einem Blatt Papier in der Hand herum. Mit ein Paar hektischen Handbewegungen wischte sich Miss Parker die letzten Tränen aus dem Gesicht.
"Äh, Miss Parker, ich, äh..."
"Broots sie haben wohl auch noch nie was von anklopfen gehört!" schmiss ihm Miss Parker ärgerlich entgegen, doch ihre Stimme wollte ihr nicht richtig gehorchen.
"Ich, ich hab ihn", stotterte Broots. Aufgeregt deutete er auf das Blatt Papier in seinen Händen: "Hier ist die Adresse."
"Gut dann bestellen sie einen Jet für drei Personen und zwar sofort!"
"Hab ich schon, Miss Parker. Der Jet steht bereit, wir können gleich los."
Sie sah Sydney an. "Na dann fangen wir mal unseren Wunderknaben ein."


Im Jet nach Vancouver 14.05Uhr

Miss Parker schaute aus dem Fenster. Draußen tobte ein Schneesturm. Ein Durcheinander wie in ihrem Kopf. Sie konnte ihre Gedanken um Jarod nicht Verbannen. Schon wieder bin ich an ihm dran. Wird es mir dieses mal endlich gelingen ihn zu schnappen? Broots meinte, Jarod sei erst kürzlich dort eingetroffen. Ich kann es schaffen....
Sie wandte sich vom Fenster ab und ihr Blick traf Syd`s. Rasch senkte sie den Kopf. Als sie wieder aufblickte meinte sie: "Und Broots, das was sie vorhin aufgeschnappt haben, bleibt unter uns, haben sie das verstanden? Sonst werde ich sie mit meiner 9 mm bekannt machen und die wird sicher nicht viel von ihrem schlauen Köpfchen übrig lassen."
Broots rutschte förmliche in seinem Sitz nach unten.
"Jawohl, Miss Parker", meinte er sich räuspernd und warf einen verunsicherten Blick zu Sydney, der jedoch nur mit den Schultern zuckte.
"Sehr schön.", meinte Sie. Die restliche Zeit begann sie sich vorzustellen wie es wohl sein würde, Jarod wieder zu sehen und versank vollends in ihrer Gedankenwelt.


Vancouver 14.05 Uhr

Jarod war nach Vancouver gekommen um einer "Gequälten Seele" zu helfen. Er hatte gehofft, dass ihn seine "Arbeit" ablenken würde, doch seine Gedanken kreisten immer noch um Miss Parker. Er konnte sie genau so wenig aus seinen Gedanken verbannen, wie er sich von seinen Beinen hätte lösen können. Einfach unmöglich! Er liebte sie. - So sehr, dass sein Herz still zu stehen schien. Was war bloß mit ihm los? Er konnte sich auch nicht erklären, warum diese Gefühle auf einmal aufgekommen waren. Doch wahrscheinlich waren sie schon immer da gewesen, seit seiner Kindheit. Seit dem Moment, als er ihr Gegenüberstand.
Jarod dachte zurück an den Tag, als er sie zum ersten mal sah. Sie war ein Mädchen! Natürlich hatte er darüber gelesen, das es Menschen verschiedenen Geschlechts gab und die Situation auf ein Mädchen zu treffen simuliert, aber als er sie sah war er trotz allem sehr nervös gewesen. Sie hatte ihm, als eine der wenigen, das Leben im Centre lebenswerter gemacht und er hatte schon damals ihren unendlichen Schmerz gespürt. Aber er war unfähig gewesen, sie davon zu erlösen. Das musste er nachholen! Unbedingt.
Doch im Moment musste er sich auf seine nächsten Schritte konzentrieren, um diesem Mädchen ihren Seelenfrieden zu geben,...zumindest einem,...und er musste diesem Schulleiter das Handwerk legen! Aber seit er vor wenigen Stunden mit Parker telefoniert hatte war in seinem Kopf für nichts anderes mehr Platz. Er hatte eigentlich nur angerufen, um ihre Stimme zu hören. - das gewohnte, schroffe "Was?" wenn sie das Gespräch entgegennahm - und um sicherzugehen, dass sie mit dem, was sie in Schottland erfahren hatten klar kam. Er wünschte sich so sehr, sie nur einmal in die Arme zu nehmen oder auch ihrer Seele endlich Frieden geben zu können. Wenn er einem Menschen auf diesem Planeten hätte helfen wollen dann ihr. Doch er wusste nicht, was sie wirklich wollte. Manchmal, ach was eigentlich immer, wurde er aus dieser Frau einfach nicht schlau. Jarod zwang sich verzweifelt nicht mehr über Miss Parker nachzudenken. Jetzt war nicht die Zeit, über seine Gefühle und die Vergangenheit zu grübeln! Er musste erst einmal Jill helfen. Die kleine war gerade elf Jahre alt geworden und total durcheinander, seit ihre beste Freundin bei einem Lawinenunglück umgekommen war. Und natürlich war dieser Schulleiter darin verwickelt.
Jill hatte Jarod die Geschichte erzählt, obwohl der elfjährigen die Zusammenhänge nicht ganz klar waren. Doch Jarod hatte mal wieder die "Einzelteile" zusammen setzten können und wusste nun ungefähr, was vorgefallen war. Nachdem was Jill erzählt hatte, war ihre beste Freundin Lauren Nachmittags nach dem Lesekurs an der Bürotür vom Direktor vorbeigekommen und hatte den Schulleiter brüllen hören.
Erstaunt hatte sie einen Moment innegehalten. Er schien zu telefonieren, denn die Sätze waren nur unvollständig: "...Also diesen Sonntag?......Ja um 2.00 Uhr am Wald. Ja,...Wie? Verdammt noch mal, Lou, du solltest doch dafür sorgen, dass...okay aber sieh zu dass du alleine kommst. Das könnten wir gerade noch gebrauchen, dass uns irgendein Cop auf die Schliche kommt...Ja, ja...2.00Uhr. Und sei pünktlich! Die Warenübergabe muss reibungslos verlaufen...wir können uns keine Zwischenfälle mehr leisten..." Der Schulleiter hatte sich umgedreht und das Telefon leicht zornig auf den Schreibtisch geknallt. Dann hatte er sein Büro verlassen und traf auf die stocksteif dastehende Lauren. Als Sie den eisigen Blick in seinen Augen sah, rannte sie so schnell sie konnte Richtung Ausgang und verließ eilig das Schulgelände. Der Schulleiter hatte ihr hinterher gebrüllt, hatte versucht sie aufzuhalten, doch das Mädchen war zu schnell gewesen.
Lauren hatte diese Geschichte Jill erzählt und knapp zwei Tage später war ihr Leiche gefunden worden.
Jarod räumte seine Sachen zusammen und fuhr los, zu dem Gebiet, wo die kleine Lauren hatte sterben müssen. Er hatte auch schon Johnson angerufen und ihm im Namen von Lou gesagt, dass es heute Abend eine neue Lieferung gäbe und Johnson, der nun einmal Geldgeil war, hatte sofort zugesagt.

Um 18.25 Uhr erreichte Jarod den Hügel, an dem die Leiche gefunden wurde.
Johnson`s Porsche stand schon auf dem kleinen Parkplatz, der vor dem Hügel lag. Jarod entdeckte den Schulleiter an einem Abhang. Er stand mit dem Rücken zu ihm und schien nur den Abgrund sehen zu können.
"Johnson", schrie Jarod. Der Mann mit den teuren Klamotten drehte sich zu ihm um und ging ein paar Schritte auf ihn zu.
"Wer sind sie?", frage er dann misstrauisch.
"Lou schickt mich," antwortete Jarod.
"Und warum kommt Lou nicht selbst?",
"Er lässt sich entschuldigen, aber ihm ist was dazwischen gekommen," erklärte Jarod.
"Nun gut, fangen wir an den Stoff zu verladen." Er ging ein Stück in den Wald hinein, wo er vor einer gut versteckten Geheimen Falltür stehen blieb. Sie war perfekt getarnt - bedeckt mit Erde und Pflanzen - und wäre selbst Jarod nicht sofort aufgefallen. Johnson zog einen Schlüsselbund heraus und öffnete das schwere Schloss. Dann kramte er eine Taschenlampe aus seiner Manteltasche, beugte sich mit dem Oberkörper in das Versteck und wandte sich wieder Jarod zu: "Ich hol das Zeug raus und du verlädst alles auf deinen Wagen. So sind wir am schnellsten fertig."
Jarod nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Dann stieg Johnson die an der Seite des Schachtes angebrachte eiserne Leiter hinunter, bis nichts mehr von ihm zu sehen war. Jarod nutze die Gelegenheit, schlug die Falltür zu und verriegelte sie.
"Hey was soll das, verdammt noch mal?", kam es von unten.
"Ich dachte, wir könnten mal über das Mädchen reden.", antwortete Jarod.
"Welches Mädchen, zum Teufel?"
"Lauren Marcus. Eine Schülerin deiner Schule, Johnson."
Der Schulleiter hämmerte mit den Fäusten gegen die Eisentür, doch diese bewegte sich keinen Zentimeter. "Lass mich raus du verdammter Mistkerl!"
"Erst einmal wirst du mir sagen, was du von ihr wusstest".
"Mensch, ich habe sie nicht einmal gekannt! Natürlich habe ich von dem tragischen Unglück gehört, schließlich war sie Schülerin an meiner Schule, aber mein Gott, ich kann doch nicht jeden Schüler kennen! Und jetzt lass mich hier raus!", schallte es Jarod von unten entgegen. "Wusstest du, dass man die Kleine hier in der Nähe gefunden hat? Aber natürlich wusstest du das Johnson, du hast sie schließlich hierher verschleppt und den Abhang runter gestoßen." "Verdammt, die Kleine ist bei einem Lawinenunglück umgekommen! Ich hab nichts damit zu tun!", kam es durch die schwere Tür gedämpft von unten.
"Ja richtig, aber sie ist nur umgekommen, weil du sie zu einer sehr Lawinen gefährdeten Zeit hierher gebracht hast. Sie wurde verschüttet und du hast sie hier alleine sterben lassen.
Und warum Johnson? Nur, weil sie zufällig von deinen Schmuggelgeschäften Wind bekommen hatte?"
"Sie war doch selbst Schuld! Was schlich sie auch noch um diese Uhrzeit durchs Schulhaus? Sie hätte gar nicht dort sein sollen!" schrie Johnson.
"Aber sie war dort. Und sie hat dein Telefonat mit Lou gehört und du hast die Kleine dann vor deinem Büro entdeckt. Deswegen musste sie verschwinden nicht wahr! Weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort war." Jarod´s Stimme bebte vor Wut.
"Lass mich endlich hier raus!" Er hämmerte noch immer gegen die Falltüre, doch ohne Erfolg.
"Nicht bevor du es zu gibst. Du hast die Kleine hier rausgebracht und dann von einer Lawine verschütten lassen, nur um deine Machenschaften zu verbergen!"
"Ich wäre ins Gefängnis gewandert, wenn die Kleine ausgepackt hätte."
"Tja Johnson, dann hättest du allerdings einen Richter bekommen. den wirst du hier nicht finden. Ich bin dein einziger Richter und das Urteil lautet schuldig! Du wirst da unten verrotten! Ich werde mich jetzt nämlich langsam auf den Weg machen.?"Jarod grinste hämisch.
"Du kannst mich hier doch nicht zurück lassen."
"Oh, wieso den nicht? Du hast es doch genauso mit Lauren Marcus gemacht. Und weißt du was, heute Nacht wurde ein Schneesturm gemeldet. Mit Sicherheit wird hier in kürze der Schnee Zentimeter hoch liegen, dass heißt man wird deine Leiche wohl nie finden."
Jarod machte einige Schritte von der Falltür weg.
"Warte, warte verdammt. Ich geb`s ja zu, ich hab`s getan. Ich hab` das Mädchen hier her verschleppt und dann zurück gelassen."
Jarod blieb stehn. "Ich denke, dieses Band hier wird die Polizei interessieren..." meinte er und spielte, mit dem von ihm in der Jackentasche getragenen Tonbandträger, das Geständnis an den Anfang der Kassette. Er ließ den schreienden Schulleiter zurück und machte sich auf den Weg, um den Wald zu verlassen.
Untitled by Little Angel
Eagle Inn, 16.55 Uhr

Was hat er dieses mal nur wieder vor? Miss Parker schaute sich gründlich in Jarods Hotelzimmer um. Wie es aussah, war er tatsächlich erst angekommen, denn es lag eine Reisetasche mit Klamotten und sonstigem Kram auf dem Bett. Jarod war also noch in der Nähe! Und er rechnete nicht damit, dass man ihm schon auf den Fersen war. Miss Parker spürte aus Gewohnheit einen Hauch von Triumph in sich aufsteigen hatte aber sofort ein schlechtes Gewissen. Sie hatte immer noch keine Antwort auf ihre Frage gefunden.
Was wird dann geschehen? - Was wird geschehen, wenn es ihr tatsächlich gelingen würde, Jarod heute zu fangen? Miss Parker spürte wie sie der Mut verließ. Am liebsten hätte sie alles hingeschmissen und wäre ins Centre zurückgekehrt. Doch sie wusste, dass das nicht möglich war. Und sie musste jetzt endlich damit aufhören, dauernd an Jarod zu denken! Wer war er schon, dass er sich so in ihren Gedanken breit machte?
"Miss Parker, sehen Sie sich das hier mal an.", unterbrach Broots ihren Gedankenstrom.
Miss Parker trat hinter Broots und musterte die Landkarte, die er in den Händen hielt. Ein Hügel auf der Karte war eindeutig von Hand rot markiert worden. "Was will unser Genie denn auf diesem Hügel?", fragte Miss Parker skeptisch.
"Vielleicht muss er einen seiner Fälle noch zu Ende bringen.", meinte Sydney und hielt eines von Jarods roten Notizbüchern in der Hand. Miss Parker nahm das Buch an sich und blätterte es durch. Sie überflog die Artikel über ein Mädchen, dass von einer Lawine verschüttet und Tot geborgen worden war.
"Es ist also genau dieser Hügel, auf dem dieses Mädchen verschüttet wurde. Wir sollten uns dort mal umsehen. Vielleicht treffen wir unser Wunderkind noch an.", sagte Miss Parker dann bestimmt. Am liebsten wäre es ihr aber gewesen, Jarod nicht dort anzutreffen. Sie war so schon verwirrt genug, da konnte eine Begegnung mit Jarod nicht gerade Hilfreich sein.

Die Fahrt zu dem von Jarod markierten Gebiet dauerte weit über eine Stunde, da der besagte Hügel ein gutes Stück außerhalb der Stadt lag und der angekündigte Schneesturm schien sich langsam aber sicher einzustellen. Die Flocken rieselten immer schneller richtung Erde und die Straßen waren glatt. Hier oben in den Bergen schien es auch keine regulären Streuwagen zu geben. Der Mietwagen kroch also im Schneckentempo über die vereisten, weißen Straßen.


Gegen 19 Uhr irgendwo außerhalb von Vancouver

Jarod hatte natürlich daran gedacht die Polizei herzubeordern und der Streifenwagen hätte normalerweise schon längst da sein müssen. Doch die Straßen waren mittlerweile sehr glatt und es war schwierig durchzukommen. Der Schnee lag schon ziemlich hoch und immer noch rieselten die großen weißen Flocken zu Boden. Nervös sah Jarod auf seine Armbanduhr und trottete den kleinen Hügel auf und ab um sich warm zu halten. Johnson brüllte immer noch im Hintergrund, doch Jarod interessierte nicht, was ihm dieser Verrückte noch zu sagen hatte. Für ihn war der Fall durch das Geständnis erledigt.
Seine Gedanken wanderten mal wieder zu Miss Parker.
Warum musste er nur immer wieder an sie denken? Warum konnte er sie nicht einfach aus seinen Gedanken vertreiben? Als er wieder etwas aus seinen Gedanken auftauchte bemerkte Jarod, dass plötzlich gar nichts mehr zu hören war. Merkwürdig. Hatte Johnson etwa aufgegeben? Irgendetwas schien hier ganz und gar nicht zu stimmen. Jarod hatte da so ein mieses Gefühl im Bauch und normalerweise waren seine Gefühle zutreffend, außer es ging um Miss Parker. In dieser Hinsicht war er absolut verwirrt. Doch dann lenkten ihn neue Geräusche ab, die eindeutig nicht von Johnson stammen konnten. Jarod hörte ein Auto den Hügel hoch kommen. Dann knallende Wagentüren und Stimmen. "War das die Polizei?"
Dann sah er die Frau, die ihn auch in seinen Gedanken verfolgte. Doch Miss Parker hatte Jarod im gleichen Augenblick ebenfalls bemerkt, zückte ihre Waffe und rannte auf ihn zu. Jarod stand nahe einem kleinen Vorsprung und wusste genau, dass es keinen anderen Weg für ihn geben würde, als gradewegs nach unten. Doch er würde sehr weit Fallen.
Konnte er es wirklich wagen da hinunterzuspringen? Miss Parker und die Sweeper, die ihr hinterher geeilt kamen, hatten Jarod schon fast erreicht, als ein Schuss fiel.
Alle wirbelten herum und blickten überrascht in die Richtung, aus der der Schuss kam.
Dort stand Johnson. Wir war er nur da unten raus gekommen? Doch Jarod musste sich die Frage erst gar nicht selbst beantworten. Er bekam die Antwort prompt geliefert.
"Hey, Idiot, du hast wohl nicht bedacht, dass ich Lou noch mal vorher anrufen könnte. Hab ihm zwar nur auf den AB quatschen können, doch es hat gereicht, damit er uns findet.", schrie Johnson Jarod entgegen. Lou richtete das lange Jagdgewehr auf Jarod, doch dann hielt er inne und zielte auf Miss Parker, die in dem Augenblick als der Schuss fiel kurz vor Jarod stehen geblieben war.
"Lass die Waffe sinken, Schätzchen, oder du hast ne Kugel im Kopf.", rief Lou Miss Parker zu. Sie legte widerwillig, aber bedächtig die Waffe auf den zugeschneiten Boden.
"Wir müssen sie alle aus dem Weg räumen . Wer weiß wie viel die alle wissen.", raunte Johnson Lou zu. Doch Jarod hatte es gehört und war entsetzt. Er musste sich schnell etwas einfallen lassen. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren.
"Hast recht Partner.", grinste Lou und legte nun das Gewehr an, immer noch auf Parker zielend. Jarod erstarrte den Bruchteil einer Sekunde.
"Nein." schrie er. Doch Lou machte sich nichts daraus, sondern feuerte. Verzweifelt warf sich Jarod im letzten Moment vor Miss Parker. Sie stand nahe am Abgrund und hielt sich, verzweifelt nach einem Halt suchend, an Jarod fest, als sie abrutschte. Beide verloren das Gleichgewicht und stürzten in die Tiefe.


Jarod versuchte seine Orientierung wiederzuerlangen. Er befreite sich aus dem Tiefschnee und blickte sich suchend nach Miss Parker um. Reflexartig legte er sich schützen die Hände vor die Augen. Rings um ihn lag Schnee, soweit das Auge reichte und die dicken Flocken machten eine Sicht auf weite Distanz unmöglich.
"Miss Parker! Wo sind sie?" Jarod stierte angestrengt in das Weiß, konnte sie jedoch nirgends entdecken. Wo war sie bloß? Ist sie vielleicht beim Sturz verletz worden? Jarod versuchte wieder auf die Beine zu kommen, was durch den vielen Schnee nicht einfach war. Als er endlich halt gefunden hatte, sah er sich wieder suchen um und rief erneut nach ihr. Dann fiel ihm zu seiner Linken eine vage Bewegung im Schnee auf. Er versuchte so schnell wie möglich dorthin zu gelangen, doch es fiel ihm schwer, sich im hohen Schnee voranzuarbeiten. An der Stelle, wo er die Bewegung ausgemacht hatte, blieb er stehen und ließ sich in den Schnee sinken. Mit beiden Händen begann er hastig den Schnee zur Seite zu schaufeln. Jarod war mehr als erleichtert, als er sah, dass es Miss Parker gut ging.
"Was zum Teufel..?!" keuchte sie atemlos. Jarod half ihr, sich aufzurichten und blickte nach oben. Er konnte nicht sagen, wie tief sie gefallen waren, das Schneegestöber war zu stark und die Stelle, von der sie Abstürzten nicht im geringsten zu erkennen. Sie mussten aber bestimmt noch ein gutes Stück den Abhang hinunter gerollt sein.
"Wir haben wohl großes Glück gehabt" meinte Jarod und sah Miss Parker an. Sie erwiderte unsicher seinen Blick. Es war seltsam, ihm wieder allein gegenüber zu stehen. Verunsichert tastete sie nach ihrer Pistole, wurde aber nicht fündig. Sie musste sie bei dem Sturz verloren haben, dachte sie im ersten Moment, doch dann wurde ihr klar, dass sie immer noch oben, auf dem Vorsprung lag. Auch das noch! Sie blickte auf und sah, dass Jarod sie mit seinen Augen musterte. Einen Moment lang sagte keiner etwas dann meinte Jarod:
"Wir müssen uns nach einem Unterschlupf umsehen. Der Schneesturm wird bald seine volle Stärke erreicht haben und Lawinen auslösen. Hier draußen haben wir keine Chance."
"Oh nein, mein Lieber! Wir beide werden zurück zu den anderen gehen und zwar sofort!" Jarod schaute ihr direkt in die Augen und sein Blick ließ keinen Widerspruch zu.
"Sie glauben doch nicht wirklich, dass ich einfach mit ihnen gehen würde? Ihr Waffe haben sie schließlich dank Lou oben zurücklassen müssen. Und abgesehen davon, öffnen sie doch ihre Augen! Es gibt keinen Weg zurück, den Berg hinauf. Das wäre der absolute Wahnsinn! Es bleibt uns keine andere Möglichkeit, als uns nach einem halbwegs sichern Ort umzuschauen. Ich habe noch eine Hütte in Erinnerung, die auf der Karte eingezeichnet war. Wir werden sie suchen und dort werden wir dann das Ende des Sturms abwarten."
Miss Parkers Augen funkelten, doch sie wusste, dass er Recht hatte, es gab keine andere Möglichkeit. "Dann lassen sie uns diese verdammte Hütte schnell finden!"
Jarod nickte. Das hoffte er auch. Die Entwicklung des Schneesturms machte ihm Sorgen. Wenn er sich nicht irrte war die kleine Berghütte in süd-östlicher Richtung markiert gewesen. Jarod versuchte sich vorzustellen, wo um diese Uhrzeit die Sonne stehen müsste, denn am Himmel war nichts zu sehen, außer einer weißen Decke.
"Dort lang.", meinte er dann und zeigte geradewegs ins Schneegestöber. Miss Parker hoffte nur, dass er Recht behielt und in dieser Richtung wirklich ein Unterschlupf zu finden war. Die eisige Kälte machte ihr langsam zu schaffen. Vorsichtig stapften sie durch den hohen Schnee. "Wir müssen sehr vorsichtig sein, damit wir keine Lawine lostreten.", rief Jarod leise gegen den Sturm an. Miss Parker blieb hinter ihm und versuchte nicht darüber nach zu denken, was sie wohl zu hören bekam, wenn sie - höchstwahrscheinlich ohne Jarod - wieder im Centre war.
Das wandern durch den Schnee war mühselig und der Wind peitschte ihnen kalt ins Gesicht. Miss Parker kam nur mit Mühe voran, da ihre hohen Schuhe hier nicht gerade hilfreich waren. Nach etwa einer halben Stunde schweigendem nebeneinander Hergehen deutete Jarod nach vorn. "Da ist es."
Miss Parker konnte die Umriss der kleinen Hütte vage erkennen. "Na Gott sei Dank"
Sie konnte inzwischen ihre Beine und Finger nicht mehr spüren und war ziemlich erschöpft. Doch genau wie Jarod eilte sie auf die kleine hölzerne Hütte zu und blieb vor dem verschlossenen Eingang stehen. Jarod drückte sich mit der Schulter gegen die Tür und sie öffnete sich mit einem lauten Knarren. Er lies Miss Parker den Vortritt und sie ging ohne umschweife über die Schwelle. Im innern der Hütte war es auch nicht viel wärmer als draußen, aber mindestens wehte ihnen hier kein eisiger Wind riesige Schneeflocken ins Gesicht. Die Hütte selbst war in drei Räume unterteilt. Der Eingangsbereich mit dem daran grenzenden Wohnzimmer, die Küche und ein Schlafzimmer, mit einem großen klobigen Bett. Jarod musterte eingehend den kleinen Kamin im Wohnzimmer.
"Ich werde mich mal nach Feuerholz umsehen, wahrscheinlich muss ich ein paar der Stühle, die in der Küche stehen zu Brennholz umfunktionieren, aber Hauptsache, wir können uns irgendwo aufwärmen.", meinte er dann.
"Tun sie dass, oder wir werden höchstwahrscheinlich in dieser gottverdammten Gegend erfrieren." Miss Parker ging im Raum umher um sich wieder halbwegs aufzuwärmen. Währendessen hatte Jarod einen kleinen Verschlag entdeckt, indem er aufeinandergestapeltes Brennholz fand. Na Gott sei Dank, dachte Jarod und machte sich, beladen mit Holz, wieder auf den Rückweg in die Hütte. Miss Parker unterdessen war damit beschäftigt die Schränke in der Küche zu inspizieren.
"Glauben sie wirklich, dass sie da etwas brauchbares finden? Lebensmittel wären bestimmt schon schlecht und ansonsten wüsste ich nicht..." Doch Miss Parker unterbrach ihn.
"Wenn man das hier nicht brauchbar nennen kann." Sie hielt eine angebrochene Flasche Whiskey in der Hand und lächelte triumphierend. Dann nahm sie sich ein verstaubtes Glas aus dem Küchenschrank, wischte es mit einem wohl genauso staubigen Tuch sauber und schenkte sich ein. Mit dem Glas in der Hand setze sie sich auch einen Stuhl und beobachtete Jarod, der dabei war, das Holz systematisch im Kamin aufzuschichten.
"Was denken sie, Jarod, wie lange wird der Sturm da draußen toben?".
"Schwer zu sagen, aber es sieht nicht nur nach einer Kleinigkeit aus.
Das müssen wir abwarten. Haben sie zufällig Feuer?", fragend Blickte er zu Miss Parker hoch.
"Nein, die Zeiten, als ich noch rauchte sind vorbei, obwohl ich mir manchmal wünsche, ich hätte es nicht aufgegeben."
Sie deutete auf eine Ablage über dem Kamin. "Dort."
Über dem Kamin lag eine Schachtel Streichhölzer. Jarod tastet danach, nahm diese in die Hand, suchten sich ein wenig Papier und versuchte ein Feuer zu entfachen. Dann setzte er sich auf und blickte zu ihr hinüber. Unwillkürlich musste Jarod lächeln. Doch es war mehr ein trauriges lächeln.
"Was ist denn so amüsant?", fragte sie mit einem schiefen Blick auf ihn.
"Wenn sie jetzt schon anfangen sich zu betrinken..."
"Und was soll das jetzt heißen?", Miss Parker sah ihn verwirrt an.
Jarod begann in seiner Jackentasche zu stöbern, dann fischte er einen Briefumschlag aus der rechten Tasche und warf diesen Miss Parker zu.
"Was ist das?", wollte Miss Parker dann wissen, während sie den Briefumschlag in ihren Händen hin und her drehte.
"Ich wollte ihn auf der Post aufgeben, sobald ich aus den Bergen zurück in der Stadt bin, aber wie sie wissen, bin ich nicht mehr dazu gekommen. Sie wussten es zwar in gewisser Weise schon, aber in diesem Brief werden sie entgültige Antworten finden, oder besser gesagt eine entgültige Antwort."
Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch riss Miss Parker den Umschlag auf. Sie hielt das Blatt Papier in den Händen und während sie begriff, was da stand lief ihr eine einsame Träne über die Wange. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander wie die Schneeflocken vor dem Fenster. "Dann ist Daddy also wirklich nicht mein Vater, sonder.., sondern...". "...Raines." Jarod sah sie an. Mit leerem Blick starrte sie zurück und schloss dann die Augen. "Oh mein Gott." Als sie sie wieder öffnete, tastete sie nach der Flasche Whiskey und füllte ihr Glas. "Ich glaube, jetzt verstehe ich ihren kleinen Scherz.", meinte sie und nahm einen kräftigen Schluck. Woher haben sie nur diesen Brief"
"Ich habe ihn in einer Wertkassette ihrer Mutter gefunden. Sie lag in ihrem Schließfach. Ich dachte, sie sollten jetzt endlich erfahren, wer ihr wirklicher Vater ist."
"Warum hat meine Mutter einen Vaterschaftstest machen lassen, Jarod?" sagte sie mit matter Stimme.
"Ich denke, dass auch sie sich nicht sicher war, wer nun der Erzeuger ihrer Tochter ist. Sie wollte wohl auch Antworten haben, so wie sie." Jarod sah sie verständnisvoll an. Er konnte ihren Schmerz verstehen. Miss Parker nahm noch einen Schluck aus ihrem Glas, dann wandte sie sich wieder Jarod zu.
"Trinken sie einen Schluck mit mir Jarod."
"Nein, danke ich trinke nicht.", wies er sie höflich ab. Doch Miss Parker hörte nicht auf ihn. Sie stand auf und holte ein weiteres verstaubtes Glas aus dem Schrank, wo sie schon ihres her hatte. Dann säuberte sie auch dieses, setzte sich neben Jarod auf die Couch, goss etwas von dem Flascheninhalt in das zweite Glas, reichte ihm dieses und füllte dann auch ihres neu auf. "Trinken wir auf meinen wunderbaren Vater, der es doch immer wieder schafft unser beider Leben zu zerstören.", sagte sie dann sarkastisch, mit Tränen in den Augen und hielt Jarod ihr Glas zum anstoßen hin. Zögerlich nahm er das Glas hoch und stieß mit ihr an.
Ganz im Gegensatz zu ihr nahm er vorsichtig nur einen kleinen Schluck, denn er war es nicht gewohnt Alkohol zu trinken, erst recht nicht hochprozentigen. Doch er hatte ihr diesen Wunsch einfach nicht abschlagen können.
"Haben sie eigentlich noch einmal eine Spur von ihrer Mutter gefunden, Jarod?"
"Nein, bis jetzt noch nicht. Ich weiß nur, dass sie in Schottland wohl nach Antworten gesucht haben muss.
"Ja, ich bin wohl nicht die einzige, die danach sucht. Antworten, auf all diese Lügen des Centres. Manchmal bin ich mir nicht sicher, wen ich mehr jage. Sie, oder die Wahrheit."
Er musste lächeln. Beide schwiegen eine Weile, während sie gelegentlich einen Schluck von dem Whiskey nahmen. Jarod hatte noch längst nicht so viel getrunken, wie Miss Parker, doch dieser plötzliche Alkholkonsum machte sich langsam bemerkbar.
"Ich frage mich, was in den Schriftrollen steh.t", sagte Miss Parker dann. Jarod sah überrascht zu ihr rüber.
"Tja dank ihres Va...äh ich meine, dank ihres Onkels werden wir es wohl nie erfahren."
Sie blinzelte einige Male traurig. "Wahrscheinlich nicht.", meinte sie dann mit schwerer Stimme.
"Entschuldigen sie, ich wollte nicht einfach so, ich meine ich wollte sie nicht...", stotterte Jarod nervös herum.
"Schon in Ordnung Jarod. Es ist gut endlich zu wissen, wer mein Vater ist. Auch wenn mir die Wahrheit nicht besonders gefällt. Mal wieder".
"Ja, Parker, wir suchen nach der Wahrheit, die das Center uns vorenthält und wenn wir die Antworten auf unsere Fragen gefunden haben, sind sie erschreckend. Da geht es uns beiden gleich. Wie ich schon sagte, wir sind beide lange Zeit Gefangene des Centres gewesen."
Miss Parker drehte ihr Glas in den Händen und blickte dann zu ihm auf.
"Jarod, ich...wir..., das, was in Schottland war,... es war so dass,...wir hätten nicht..."
Er sah sie mit warmem Blick an. Sie verstummte und vergaß völlig, was sie eigentlich hatte sagen wollen. Da war wieder diese wohlige Wärme, die nicht von dem Feuer im Kamin herrührte. Nein. Diese Wärme, die sie einhüllte, wenn er sie mit diesem Blick ansah, ließ all ihre Sorgen und ihr Misstrauen verschwinden. Da war nur noch Sicherheit und Verständnis. Wie selbstverständlich kamen sich ihre Gesichter ganz nahe...Ihre Lippen berührten sich für einen kleinen, kurzen Moment.
Miss Parker riss sich von ihm los.
"Nein Jarod, wir..." Doch er legte ihr liebevoll den Finger auf die Lippen und gab ihr einen weiteren Kuss. Er strich ihr mit der Hand über den Rücken und zog sie noch näher zu sie heran. In seiner Umarmung vergaß sie alles um sich herum, samt ihrem Inneren Kampf.
Sie war nicht mehr fähig ihren Verstand zu gebrauchen und versank im Strudel ihrer Gefühle, die sie so lange zu unterdrücken versucht hatte. Sie erwiderte seinen Kuss, erst vorsichtig doch dann immer drängender. Sie spürte, dass es seit langem das einzige richtige war, was sie tat. Bei Jarod fühlte sie sich sicher.
Dann legte sie ihre Hand unter sein Hemd und zog es ihm über den Kopf. Jarod begann ihre Bluse aufzuknüpfen, während sie sich immer fordernder küssten. Und dann ließen sie ihren Gefühlen den Lauf. Einige Stunden später lagen beide eng aneinander im großen Bett des Schlafzimmers und waren eingeschlafen.


Miss Parker wurde wach. Sie drehte ihr Gesicht zu Jarod und gab ihm dann einen sanften Kuss auf die Stirn. Vorsichtig befreite sie sich aus seinen Armen. Sie wollte ihn nicht wecken, wollte ihm nicht gegenüber stehen und in die Augen sehen müssen. Das konnte sie nicht. Nicht nach dieser Nacht. Sie verließ den Raum und suchte sich ihre Sachen zusammen. Das Feuer im Kamin war längst herunter gebrannt und die Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster. Sie zog ihren Mantel an und öffnete die Tür. Bei dem knarrenden Geräusch hielt sie einen Moment inne und lauschte. Doch es war kein Laut von Jarod zu hören. Der Whiskey hatte wohl Auswirkungen. Sie trat ins Freie und sah, dass der Sturm vorbei war. Die Sicht war klar und in einiger Entfernung konnte sie deutlich das Städtchen ausmachen, durch dass sie am Tag zuvor auf der Suche nach Jarod gekommen waren. Jarod. Sie wusste, dass sie ihn liebte, doch sie wusste auch, dass es für sie beide keine Zukunft gab. Ihr beider Leben wurde vom Centre geschrieben. Sie war unfähig, etwas dagegen zu tun. Sie musste ihn vergessen. Mit einem letzen Blick auf die Couch verließ sie die Hütte und schloss so leise wie es ging die Tür. Nach knapp einer Stunde hatte Miss Parker die ersten Häuser der kleinen, verschneiten Stadt erreicht. Es war ihr nicht leicht gefallen sich durch den Schnee zu wühlen und noch viel schwieriger war es, Jarod einfach so zurück zu lassen. Sie war sehr durcheinander. Die letzte Nacht war eindeutig sehr schön gewesen, das konnte sie nun wirklich nicht leugnen. Jarod so nahe sein zu können, war wunderbar gewesen. Aber sie musste diese Gedanken loswerden, es gab keinen anderen Weg.
Nach einer Weile hat sie dann auch das Hotel ereicht, in dem sie Jarods Sachen gefunden hatten. Miss Parker war der Meinung, dass sich die anderen hier aufhalten würden und außerdem wusste sie auch nicht, wohin sie sonst hätte gehen sollen.
Tatsächlich fand sie Sydney und Broots beim Frühstücken im Speisesaal des Eagle Inns. Als Broot sie sah sprang er auf und umarmte sie erst einmal herzlich.
"Oh Miss Parker, gut sie zu sehen. Wir haben uns solche Sorgen gemacht..."
Miss Parker versuchte sich erst gar nicht gegen die Art der Begrüßung zu wehren.
"Setzen sie sich Parker. Wollen sie etwas frühstücken oder trinken?" fragte Sydney einladend. Dankbar lies sie sich an den Tisch auf einen der Stühle fallen. Sydney winkte unterdessen einen Kellner zum Tisch, doch bevor Miss Parker überhaupt dazu kam, ihre Wünsche zu äußern traten einige Sweeper in den Raum und kamen zielstrebig auf sie zu.
"Wo ist Jarod?" fragte dann auch gleich der erste. Miss Parker lies eine leises Stöhnen vernehmen und sagte dann in barschem Ton zu den Sweepern:
"Ich weiß es nicht. Wir haben in einer kleinen Hütte Unterschlupf gesucht und dort bin ich dann wohl irgendwann eingenickt. Heute morgen war dann spurlos verschwunden, muss wohl in der Nacht als der Schneesturm nachgelassen hat abgehauen sein." Sie sah dem Sweeper geradewegs in die Augen, doch sie spürte trotzdem den musternden Blick Sydneys. War ihm klar, dass sie gelogen hatte? Die Sweeper jedoch gaben sich mit dieser Antwort, wenn auch nicht gerade begeistert, zufrieden und verschwanden. Miss Parker kam endlich dazu, sich etwas zu essen zu bestellen. In der vergangenen Nacht hatte sie zwar nicht ans Essen gedacht, doch jetzt machte ihr ihr Magen klar, dass sie seit rund zwölf Stunden keine Nahrung mehr zu sich genommen hatte. Während sie aß löcherte Broots sie mit Fragen.
"Sind sie unverletzt? Dieser Sturz sah mörderisch aus, ich...wir dachten schon, ihnen wäre schlimmes zugestoßen und..." Miss Parker sah in an.
"Broots, es geht mir gut." Sie sagte es mit Nachdruck, doch dabei war sie sich nicht so sicher, ob sie wirklich in Ordnung war. Was tat wohl Jarod in diesem Augenblick? Was wird er gedacht haben, als er aufgewacht ist, und ich verschwunden war? Miss Parker versuchte nicht mehr über Jarod zu grübeln und stellte mit zunehmendem Unbehagen fest, dass Syd´s Blick immer noch auf ihr Ruhte. Doch er sagte nichts.
"Broots, packen sie schon mal ihre Sachen. Hier gibt es nichts mehr für uns zu tun. Wir werden ins Centre zurückkehren.", meinte Miss Parker dann, mehr zu sich selbst als zu Broots.
"Und was ist mit Jarod´s ganzem Zeugs? Dass liegt ja noch immer im Zimmer rum."
"Das nehmen wir natürlich auch mit. Zumindest haben wir die Discs wieder."
Broots stand auf und ließ sie mit Sydney allein.
"Hier ist ihre Waffe". Er reichte ihr ihre 9 mm über den Tisch hinweg.
"Sie haben meine Waffe aufgehoben, Sydney. Was ist eigentlich aus diesen beiden durchgeknallten geworden?"
"Ach die,", begann Sydney, "Sam hat den bewaffneten niederschlagen können und danach waren die beiden keine Gefahr mehr. Was ist mit Jarod, geht es ihm auch gut?"
Sie hatte diese Frage erwartet, aber was sollte sie antworten?
"Ich denke schon, wenn er sich heute Nacht einfach so davon schleichen konnte.", meinte sie dann. Sydney musterte sie weiterhin scharf, es kam ihr vor als würde sein Blick sie durchbohren.
"Es muss schwierig für sie gewesen sein, mit Jarod da alleine zu sitzen. Für sie beide muss es schwierig gewesen sein. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass Jarod sie so einfach dort zurückgelassen hat, Parker.", meinte Sydney dann.
"Worauf wollen sie hinaus Syd?", fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
"Was ist dort oben auf dieser Hütte vorgefallen?", fragte er neugierig.
"Das geht sie nichts an Sydney.", sagte sie, wohl etwas zu laut, denn nun zog Sydney die Augenbrauen hoch.
"Also ist etwas vorgefallen.", stellte er fest.
"Es war nichts...", erwiderte Miss Parker in scharfem Ton, "nichts von Bedeutung!"
"Wenn sie das sagen.", meinte Sydney dann ruhig. "Ich hoffe nur, dass Jarod das genau so sieht."
Miss Parker wurde blass. Was, wenn Jarod Sydney etwas davon erzählte? Vielleicht hätte sie doch besser in der Hütte bleiben sollen, um die Umstände zu klären. Doch gleichsam war ihr klar, dass sie dies nie hätte durchstehen können. Jarod in die Augen zu sehen und dann zu sagen, dass das ganze ein Fehler war, nein das hätte sie nie geschafft. Ein Seufzen unterdrückend stand Miss Parker auf. "Kommen sie Sydney, wir fahren zurück ins Centre!"

Jarod erwachte, von den hellen Sonnenstrahlen geblendet. Er wollte sich aufrichten, doch der stechende Schmerz in seinem Kopf zwang ihn in sein Kissen zurück. Was war nur los mit ihm? Langsam fielen ihm die Geschehnisse der letzen Nacht wieder ein und er wandte seinen Kopf abrupt zur Seite. Sie lag nicht mehr neben ihm. So schnell, wie es sein brummender Schädel zuließ erhob er sich, zog sich an und verließ das Zimmer. Was hatte er erwartet? Das sie auf ihn wartend auf dem Sofa sitzen würde? Sie war weg. Miss Parker war immer noch Miss Parker. Sie kam mir ihren Gefühlen nicht zurrecht und war davongelaufen. Jarod ließ sich auf einen Stuhl sinken und schloss für einen kleinen Moment die Augen um in Erinnerungen an die vergangene Nacht zu schwelgen. Der Abend war so schön gewesen. So echt, doch wie ihm jetzt klar wurde auch so unwirklich.


Zurück im Centre, Miss Parkers Büro

"Ähm, Miss Parker, ...sie sollen in das Büro ihres Vaters kommen." Broots stand in der Tür und trat nervös von einem Bein auf das andere. Miss Parker zuckte kaum sichtbar zusammen. Das Büro ihres Vaters. Daddy war nicht ihr Vater und in seinem Büro wartete nun Raines auf sie. Er hatte den Platz von Mr. Parker eingenommen, von dem immer noch jede Spur fehlte. Was wollte er nur von ihr? Seit den Ereignissen in Schottland war sie ihm nicht mehr gegenübergestanden. Sie hatte versucht ihm so gut es ging aus dem Weg zu gehen. Und jetzt bestellte er sie in sein Büro.
"Schon gut, Broots. Dann wollen wir mal sehen, was Raines auf dem Herzen liegt.? Widerwillig erhob sie sich aus ihrem Stuhl und machte sich, an Broots vorbei, auf den Weg.

Energisch stieß sie die breiten Flügeltüren zu Raines Büro auf. Er saß mit dem Rücken zu ihr in seinem Sessel. Ohne ein Wort zu sagen blieb sie vor seinem Schreibtisch stehen. Langsam wurde sie ungeduldig. "Was wollen sie?" stieß sie barsch hervor."
"Daddy!" Der Sessel hatte sich gedreht und Sie blickte nun in das Gesicht von Mr. Parker. "Engelchen. Komm in meine Arme" Er hatte sich erhoben und kam auf sie zu.
"Wo warst du" Ich dachte,...als du aus dem Flugzeug gesprungen bist, da..." Miss Parker befreite sich aus der Umarmung und sah ihn an.
"Ich bin hier, Engelchen. Nur das zählt!"
Dann setzte er eine strenge Miene auf "Ich habe gehört, Jarod ist dir wieder einmal entwischt."
"- Daddy, lass uns über was anderes reden." sagte sie mit bemüht ruhiger Stimme.
Miss Parker war im Moment überhaupt nicht in der Stimmung schon wieder über Jarod zu reden und schon gar nicht mit ihm. Das blieb ihr jedoch auch erspart, denn in diesem Augenblick wurde die Tür aufgestoßen und Mr. Raines und Lyle traten ein.
"Ah, schön,", begann Mr. Parker, "Nun da die ganze Familie anwesend ist...."
Miss Parker warf ihm einen anklagenden Blick zu. Womit habe ich das nur verdient? dachte sie. Auch noch die beiden.
"...Ich möchte euch alle heute Abend zum Essen einladen, dann können wir mal wieder in Ruhe miteinander reden.", vollendete Mr. Parker.
Raines und Lyle stimmten zu und was wäre Miss Parker da schon übrig geblieben, als auch ja zu sagen.
Der Abend war sehr langsam vorüber gegangen und Miss Parker hatte nichts wirklich wissenswertes in Erfahrung bringen könne. Sie war heilfroh, endlich wieder zu Hause zu sein. Erschöpft ließ sie sich auf das Sofa fallen und ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es schon nach Mitternacht war. Wieder einmal begannen ihre Gedanken zu kreisen. Doch dann holte sie das Telefon in die Wirklichkeit zurück. Sie tastete genervt nach dem Hörer.
"Was??" Wer zum Teufel rief um diese Uhrzeit noch an?
"Ach, sie sind auch mal wieder zu Hause."
"Jarod.", stellte sie fest.
"Wir müssen miteinander reden..." Doch sie unterbrach ihn.
"Jarod es gibt nichts, worüber wir reden müssten."
"Und was ist mit, mit der letzten Nacht?". fragte er teils mit einem Anflug von Ärger in der Stimme, teils traurig.
"Jarod, es war nichts gestern Nacht. Wir beide waren betrunken, das hatte absolut nichts zu bedeuten."
"Sie und ich wissen, dass das nicht wahr ist.", sagte er mit rauer Stimme.
Doch dann legte Miss Parker einfach auf. Sie war erschöpft und wollte nur noch schlafen um nicht über all das nachdenken zu müssen.
Doch es war schwierig gewesen, Jarod diese Dinge zu sagen. Natürlich hatte sie gelogen, so wie sie den ganzen Tag lang gelogen hatte.
Sie war den Fragen ausgewichen und hatte eine Mauer um sich gezogen. Auch beim Essen hatte sie eigentlich nur unbeteiligt am Tisch gesessen. Daddy war zurück und alles war wieder beim alten.
Miss Parker füllte sich ein Glas und nahm einen kräftigen Schluck von ihrem Scotch.
Sie wusste nicht was er, Lyle und Raines als nächstes planten und es war ich auch egal. Sie hatte ihre eigenen Probleme. Todmüde stellte sie ihr Glas auf dem Couchtisch ab und ließ sich in den Sessel sinken.


Centre, zwei Monate später.

"Ah, Guten Morgen Miss Parker! Wo haben sie nur so lange gesteckt? Es ist doch schon fast 12 Uhr!" Broots blickte sie fragend an.
"Ich war beschäftigt. Gibt´s was neues von Jarod?"
Sydney ging nachdenklich im Raum auf und ab.
"Nein, immer noch nicht. Aber ich habe mir eben noch mal einige Discs angesehen.
Wir können von Glück reden, dass das Centre sie wiederbekommen hat. Sie sind von erstaunlichem Wert."
"Jarod wäre von viel erstaunlicherem Wert, wenn es mir gelingen würde ihn aufzuspüren.
Seit zwei Monaten keine Spur von ihm." Murmelte Miss Parker vor sich hin. Mit leerem Blick starrte sie in die Gegend und ließ die beiden dann mit den Worten "Ich bin in meinem Büro" einfach stehen.
"Wissen Sie was in letzter Zeit mit ihr los ist?" Broots sah Sydney erstaunt an, doch der zuckte einfach nur mit den Schultern.
Untitled by Little Angel
In Miss Parkers Büro

"Miss Parker, darf ich sie kurz stören?" Sydney stand an der Tür und blickte Sie an.
"Was gibt es denn?", meinte sie mit gleichgültiger Stimme. Er kam auf sie zu und stellte sich direkt vor ihren Schreibtisch.
"Sie sind in den letzten Tagen so verändert. Ich mache mir Sorgen um sie. Stimmt irgendetwas nicht? Sie wissen ja, ihre Mutter war bei mir in Behandlung und sie können gerne..."
"Syd..., ich...mir geht es wirklich gut, es ist alles....", sie zögerte, doch dann platzte sie einfach damit raus, was sollte sie noch länger drum herumreden.
"Ich bin Schwanger."
Miss Parker hatte den Kopf gesenkt und starrte vor sich auf den Tisch. Als sie ihn anblickte sah er, dass sie damit kämpfte, die Tränen zurückzuhalten.
Sydney blickte sie auf freundlich Weise an.
"Warum sind sie dann so traurig, Miss Parker? Das ist doch eine schöne Nachricht. Ich freue mich für sie."
"Sydney sie haben ja keine Ahnung..."
"Ist Jarod der Vater?", fragte er dann einfach gerade heraus. Sie sah ihn geschockt an. "Sydney woher wissen sie....?
Er unterbrach Sie.
"Jarod hat mit mir über die Nacht in der Hütte geredet." Er lächelte sie weiterhin an.
Dann musste auch sie lächeln und begann schließlich nervös zu lachen.
"Natürlich. Natürlich hat er ihnen davon erzählt. Oh Gott ,Sydney, was soll ich jetzt nur tun...!"
"Weiß Jarod davon?"
"Nein, natürlich nicht. Ich...ich habe mit niemandem darüber gesprochen.", sie sah ihn verwirrt an.
"Dann wissen sie doch was sie zu tun haben.", Er lächelt sie immer noch freundlich an. "Sydney ich bin mir nicht mal sicher, ob ich dieses Kind überhaupt...überhaupt verantworten kann...und mal ehrlich. Können sie sich mich als Mutter vorstellen?"Ich weiß nicht, ob ich dazu in der Lage bin..."
Sydney bedachte sie nicht mehr mit einem liebenswürdigen Lächeln, jetzt wirkte er schockiert. "Miss Parker das ist ein Leben. Sie können doch nicht einfach dieses Leben auslöschen..."
"Das sagen sie mir auch immer."
"Sie?", Sydney wirkte verwirrt.
"Ja sie. Die Stimmen, die zu mir sprechen. Sie sagen mir auch immer, dass ich dieses Kind bekommen sollte."
"Nun, ich denke, dann haben sie ihre Antwort."
"Aber Sydney, das alles ist...ist eine Katastrophe."
"Nein, sicher nicht. Vielleicht ist es das einzig richtige, was in den letzen Jahren hier im Centre geschehen ist, aber auch das gefährlichste." Er sah ihr in die Augen und sie blickte ihn verwundert an. "Syd, wie meinen sie das?"
"Sie und Jarod gehören zusammen. Jetzt haben sie etwas, was ihnen die Entscheidung erleichtern sollte, ob sie hier im Centre bleiben wollen, mit all den Lügen leben, oder ob sie es mit Jarod verbringen wollen. Sie können das Centre jetzt entgültig verlassen, Miss Parker! Und sie müssen das Centre verlassen. Wenn die entsprechenden Leute davon Wind bekommen, dass sie schwanger sind, ist hier die Hölle los. Ein Kind von ihnen und Jarod, das ist etwas, was das Centre sich nicht entgehen lassen würde. Jarod´s Intelligenz und ihr Innerer Sinn. Und ich könnte es nicht verantworten, dass noch ein Kind im Centre aufwächst!"
Miss Parker hatte ihm stumm zugehört. Sie wusste, dass er recht hatte. Aber so einfach wie es sich anhörte war es nicht. Nein.
Sie sollte das Centre verlassen und ihr Leben mit ihm verbringen? Schweigend starrte sie vor sich hin. Ja, warum eigentlich nicht? Es stimmte, was er sagte. Ja, verdammt, wieso war sie überhaupt so traurig? Was hielt sie noch im Centre? Daddy, der immer nur auf seinen Vorteil fixiert war und ihr überhaupt keine Beachtung schenkte? Nein, sie konnte auch gut ohne seine Demütigungen leben. Weg von Lyle, von Raines, von all diesen schrecklichen Dingen, weg vom Centre. Das war es, was sie wollte.
Was sie schon längst hätte tun sollen. Ihre Familie konnte sie nicht als solche bezeichnen und das einzige, an dem sie hing, war ihr Haus. - Die Erinnerungen an ihre Mutter.
Doch sie hatte die Chance auf ein Leben mit Jarod.
"Danke Syd.", brachte sie schließlich hervor.
"Wofür denn?" Meinte er liebenswürdig und lächelte ihr aufmunternd zu.
"Kann ich sonst noch irgendetwas für sie tun?"
"Nein, ich denke nicht," sie wurde erneut nachdenklich und Sydney erhob sich, ging auf die Tür zu und wollte gerade gehen, als Miss Parker ihn noch mal zurück rief. Sie stand hastig auf, stellte sich dicht hinter Sydney und raunte ihm zu:
"Sydney es gibt doch etwas was sie für mich tun können. Ich muss mit Jarod reden, aber diese ganzen Dinge kann ich ihm nicht einfach so am Telefon sagen. Vielleicht könne sie da etwas arrangieren...ich habe schon seit Wochen nichts mehr von ihm gehört, also wenn sie..." Er lächelt sie erneut an. "Natürlich helfe ich ihnen dabei, Parker." Dann verlies er ihr Büro.



Gegen 22.45Uhr vor Miss Parkers Haus

Jarod war vor wenigen Stunden in Blue Cove angekommen.
Jetzt stand er vor ihrem Haus, obwohl er nicht in der Stimmung war mit ihr zu reden. Die letzen zwei Monate hatte er versucht mit ihrer Einstellung zu den Dingen klarzukommen, es aber nicht geschafft. Daraufhin wollte er nicht mehr über sie nachdenken. Das letzte Gespräch mit ihr am Telefon war einfach zu verletzend gewesen. Und jetzt überlegte er sich gerade wie er so unauffällig wie möglich in ihr Haus kommen würde.
Warum war er nur hergekommen? Sydney hatte am Telefon aufgeregt geklungen. Er hatte ihm immer wieder klar gemacht, dass es sehr wichtig wäre mit Miss Parker zu reden, dass sie ihm etwas wichtiges mitzuteilen hatte, das nicht am Telefon hätte geklärt werden können.
Was sollte das bloß sein? Er entschied durch eines der Kellerfenster einzusteigen.
Nach kurzer Zeit war Jarod im Haus. Er schlich leise ins Wohnzimmer, wo er sie, auf dem Sofa vor dem Kamin, schlafend vorfand. Ihr Atem war ruhig und gleichmäßig, als sich
Jarod ihr mit vorsichtigen Schritten nährte. Wo war ihre Waffe? Er wollte es nicht riskieren, dass sie ihn bedrohte und zurück ins Centre schleifen würde. Doch dann öffnete sie ihre Augen, entdeckte ihn und setzte sich aufrecht hin.
"Jarod.", sagte sie leise.
"Sydney meinte, wir müssten reden.", meinte er knapp. Sie atmete tief durch.
"Ja.", murmelte sie. Er setzte sich in einen Sessel rechts von ihr und beobachtet sie genau. "Also?"
"Es,...Jarod, es tut mir leid, was ich letztens am Telefon gesagt habe. Ich wollte Sie nicht verletzen. Es ist nur so dass...", sie hielt inne und sah ihn an. Da fiel ihr der Schmerz in seinen Augen auf und sie bekam sofort ein schlechtes Gewissen.
"Ich habe es nicht so gemeint, Jarod. Diese Nacht in der Hütte,...sie war...wirklich schön." Mit einem lächeln sah sie ihn an, doch da war eine Träne, die ihr über die Wange lief.
Jarods Wut war plötzlich wie verflogen und er stand auf um sich zu ihr auf die Couch zu setzen. Tröstend nahm er ihre Hand und sie ließ es widerstandslos geschehen.
"Doch ich wusste nicht, wie das weitergehen sollte, Jarod. Das Centre...dort gibt es keinen Platz für uns und...ach ich weiß auch nicht. Ich dachte, dass wir keine Zukunft haben und wollte die Sache vergessen doch jetzt...". Sie hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. Da war es wieder, dieses wohlige Gefühl. Er warf ihr einen ermutigenden Blick zu.
"Aber jetzt?"
"Jarod, diese Nacht wird nicht ohne Folgen bleiben. Ich bin schwanger."
Unsicher blickte sie zu ihm hoch. Mit was hatte sie gerechnet?
Nachdem ihm ihre Worte klargeworden waren wich der fragende Blick aus seinem Gesicht und unendliche Freude machte sich sichtbar.
"Du meinst, ...wir...ich werde Vater?" Unfassbar sah er sie an. Er wischte ihr die einsame Träne aus dem Gesicht und küsste sie. Was hatte sie eigentlich anderes erwartet? Von seiner kindlichen Freude angesteckt und weil sie sich wieder einmal viel zu viele unnötige Gedanken gemacht hatte stimmte sie in sein Lachen ein.
"Ich würde ja sagen wir stoßen darauf an, aber das geht wohl schlecht" meinte sie scherzhaft. "Ja, das geht schlecht" murmelte Jarod vor sich hin. Sein Blick fiel unwillkürlich auf ihren
Bauch. Auf einmal wurde ihm der Ernst er Lage deutlich und in ihm machte sich Sorge breit. "Du musst das Centre verlassen!
"Das ist genau das, was auch Sydney gesagt hat.", meinte sie.
"Und er hat Recht. Was hält dich denn noch im Centre? Dein Leben lang wurde dir dort nur Leid zugefügt. Aber jetzt hat das ein Ende. Ich werde euch da rausholen! Dich und das Baby." Liebevoll sah er sie an und zog sie in seine Arme. Einen Moment sagte keiner der beiden etwas. Miss Parker hatte die Augen geschlossen und genoss seine Berührung. Es würde schon gut gehen. Sie wusste es. Die Stimmen sagten es ihr. Sie gehörte zu ihm. Irgendwann war Miss Parker einfach in seinen Armen eingeschlafen. Jarod hatte sie dann wohl ins Bett getragen, den am nächsten Morgen wachte sie genau dort auf. Sie drehte sich zur Seite, um zu prüfen, ob er neben ihr lag, doch er war wohl schon längst wieder verschwunden.
Mit einem Seufzen stand sie auf und ging erst einmal ins Bad. Nachdem sie geduscht und sich angezogen hatte verschwand Sie in die Küche um sich Frühstück zu machen und stellte erfreut fest, dass Jarod dort an einem gedeckten Frühstückstisch saß und sich ein Toast schmecken lies. Sie musste lächeln.
"Ich dacht schon, du hättest dich mal wieder einfach davon gemacht."
Er lächelte amüsiert zurück.
"Das werde ich auch bald tun müssen, obwohl ich viel lieber bei...euch bleiben würde."
Bei diesen Worten war er aufgestanden, hatte sie an sich gezogen und ihr liebevoll über den Bauch gestreichelt. Automatisch wich sie ein Stück zurück. Doch schon im selben Augenblick musste sie sich selbst zurechtweißen. Was war nur los mit ihr? Es war Jarod.
Der Vater ihres Kindes. Sie konnte mit ihm zusammenleben und war nicht mehr auf der Jagd. Also ließ sie es geschehen und gab Jarod einen langen Kuss. Dann lies er sie los und setzte sich wieder an den Tisch. Einladend wies er auf den Stuhl ihm gegenüber und Miss Parker lies sich darauf nieder. In Gedanken vertieft griff sie nach der Kanne vor ihr und wollte sich gerade etwas von dem Inhalt in eine Tasse gießen , als Jarod sie mit einem durchdringende Blick bedachte worauf sie dann etwas entnervt fragte:
"Was?"
"Das ist Kaffee.", sagte er mit Nachdruck.
"Und?"
Er nahm ihr die Kanne aus der Hand und kippte den Inhalt in das Spülbecken.
"Was soll das denn jetzt?" Miss Parker zog überrascht die Augenbrauen hoch.
"Kaffe ist ab jetzt für dich tabu Parker. Ist nicht gut für die Entwicklung des Kindes.", erklärte er mit einer sehr geduldigen Stimme.
"Also erst einmal müssen SIE, Jarod, mich nicht wie ein rohes Ei behandeln. Und zweitens, meinen Sie nicht, dass es fürs erste reicht das ich auf Alkohol in jeglicher Form verzichten muss" Da wird doch ein kleiner Kaffee am Morgen drin sein." , meinte sie betont.
Nun zog er die Augenbrauen hoch. Das "Sie" hatte ihn gekränkt, wo sie doch gerade beim "Du" waren.
"Das Koffein gelangt in den Blutkreislauf des Fötus und erreicht fast den gleichen Spiegel wie bei der Mutter. Es kommt zu Herzschlag und zur Überaktivierung des Nervensystems. Also achte bitte darauf, dass du nicht allzu viel davon trinkst.", meinte er etwas versöhnlicher.
Bei dem Gedanken an seinen zunehmenden Beschützerinstinkt musste Jarod schmunzeln. Doch jetzt musste er sich Gedanken darüber machen, wie er sie sicher aus dem Centre wegschaffen konnte. Sie grummelte noch etwas über den verschütteten Kaffee, schien aber einzusehen, dass sie ab jetzt etwas auf Koffein verzichten sollte.
Dann sprach er das Thema direkt an.
"Parker, wir müssen uns endlich überlegen, wie wir dich da rausholen. Also euch beide meine ich..." Und wieder betrachtet er liebevoll ihren Bauch, obwohl ja noch gar nichts zu sehen war. Sie setzte gerade zu einer Antwort an, als das Telefon klingelte.
"Moment" sie erhob sich, gab ihm einen kleinen Kuss und holte den Telefonhörer.
"Was?"
"Miss Parker, ich hab ihn."
Broots schien es nicht weiter für nötig zu halten, sich großartig zu melden.
"Sie haben Jarod?", fragte sie und wurde blass vor Schreck. Konnte das sein? Konnte Broots wissen, wo Jarod gerade war? Dieser erhob sich gerade und kam auf sie zu. Auch sein Gesicht spiegelte Sorge wieder. Er stellte sich direkt neben sie und hielt auch seinen Kopf an den Hörer.
"Naja nicht direkt ihn, aber sein letztes Versteck und er wurde dort noch Gestern am späten Nachmittag gesehen..."
"Und das wäre wo?" Miss Parker hoffte verzweifelt, dass man ihr die Panik, die in ihr aufstieg nicht anhören konnte.
"Ein kleines Motel in Buffalo...Der Jet ist schon bereit, sobald sie da sind, kann's los gehen," Broots` Stimme klang aufgeregt und leicht erfreut über seinen neuen Fund.
Jarod und Parkers Blicke begegneten sich. Er begann verschmitzt zu lächeln. Es war also alles in Ordnung. Niemand wusste, dass er hier war, außer ihm Parker und Sydney. Miss Parker atmete erleichtert auf. "Ich bin sofort da!" mit diesen Worten beendete das Gespräch.
Jarod begann zu lachen: "Ja, da war ich auch gestern noch." Noch einmal holte Miss Parker tief Luft und fiel dann in sein Lachen ein. "Ich dachte schon....Das war vielleicht ein Schreck."
"Ja, aber es ist doch alles gut. Die haben keine Ahnung."
"Und das ist auch gut so! Ich muss dann wohl los." Er nickte: "Gut, wenn du wieder da bist setzen wir das Gespräch fort." Er zog sie zu sich heran und küsste sie leidenschaftlich. Dann löste er sich aus dem Kuss hielt sie aber weiterhin in seinem Arm. Liebevoll betrachtet er ihren Bauch, dann streichelte er erneut darüber: " Pass gut auf dich auf, ja? Auf euch Beide!" Sie nickte, gab ihm noch einen hastigen Abschiedkuss und machte sich dann auf den Weg.



Buffalo, 12.00 Uhr

"Yoga,...scheint als habe sich Jarod sportlich betätigt." Miss Parker blickte ausdruckslos die große Anzahl der über den Tisch verstreuten Bücher an.
"Oh, da steckt sicherlich mehr dahinter...", meinte Sydney in Gedanken, "bestimmt hat er auch die entsprechenden Traditionen und Zusammenhänge zwischen Körper und Geist studiert. Ein sehr interessantes Gebiet." Er hatte sich ein Buch genommen und blätterte darin.
"Sonst irgendetwas, Broots?" Miss Parker blickte sich fragend zu ihm um.
"Nein...hier ist sonst nichts mehr, Miss Parker."
"Merkwürdig, kein rotes Notizbuch? Was führt er denn nur im Schilde?" Sie versuchte ein amüsiertes Grinsen zu unterdrücken, doch Sydney entging es nicht. Er lächelte sie wissend an.
Noch hatte er nicht mit ihr reden könne, um zu fragen, wie Jarod die Neuigkeit aufgenommen hatte. Bis jetzt war immer Broots in der Nähe gewesen und es war am besten, wenn dies ein Geheimnis blieb, das nur drei Personen teilten. Zumindest vorerst. Aber eigentlich konnte sich Sydney seine Frage selbst beantworten. Was wird Jarod schon dazu gesagt haben, dass er Vater wird? Bei dem Gedanken machte sich ein Lächeln auf Sydneys Gesicht breit. Er konnte es noch gar nicht glauben. Jarod würde einen Sohn haben! Und so wie es aussah hatten er und Miss Parker ein gutes Gespräch geführt. Ihre trübe Stimmung war verschwunden und ihr Verhalten wie eh und je. Mit dem kleinen Unterschied allerdings, dass es ihr sichtlich schwer fiel sich über ihren Ärger mit Jarod auszulassen.
"Also, wenn das Genie uns keine Hinweiße hinterlassen hat, ist unsere Arbeit hier erledigt. Wollen wir nur hoffen, dass er das zu einer neuen Angewohnheit von sich macht." , meinte Miss Parker schließlich und setzte einen ihrer missgelaunten Blicke auf. In dem Moment kam ihr ein Gedanke. Wie würde das weiter gehen? Es sah aus, als hätten sie die Spur zur Jarod vollkommen verloren. Wenn das in Zukunft auch so bliebe, würde das Centre sicher misstrauisch werden und ihnen irgendeinen neuen Spieler zukommen lassen. Das könnte gefährlich werden. Rasch schob sie den Gedanken beiseite. Schließlich konnte sie das auch noch später mit Jarod besprechen. Wozu hatte sie denn ein Genie bei ihr zu Hause? Es war ein gutes Gefühl, zu wissen, dass sie sich nicht mehr allein um alles sorgen musste. Sie setzte ihre Sonnenbrille auf und trat, dicht gefolgt von Sydney, hinaus ins Freie.


Centre, 17.00Uhr

Miss Parker, Sydney und Broots hatten den Aufzug betreten und warteten darauf, dass sich die Türen schlossen. Doch da tauchte im letzen Moment eine Hand auf, die sich in den Spalt zwischen den Türen schob. Ihr fehlte der Daumen.
Lyle! Miss Parker ließ ein missgelauntes stöhnen hören.
"Guten Tag, Schwester." Meinte er schmierig freundlich.
"Haben sie Jarod´s Verfolgung eingestellt, oder warum sind sie schon wieder zurück?", meinte er dann auch neugierig. Miss Parker setze zu einer schnippischen Antwort an, entschied sich dann aber im letzen Augenblick noch anders. Es war besser, nicht für allzu viel Unruhe zu sorgen.
"Jarod hatte die Stadt schon vor zwei Tagen verlassen. Wir fanden nichts, außer ein Paar Büchern...", antwortete sie kühl. Lyle musterte sie mit einem undefinierbaren Blick, schien aber nicht weiter interessiert. Die Türen öffneten sich und er ging mit schnellen Schritten davon.


Miss Parker`s Haus, 19.00Uhr

Sie Schloss die Tür auf und hängte ihren Mantel an die Garderobe.
"Jarod? Ich bin wieder hier!"
Es kam keine Antwort. Sie ging in die Küche, doch auch dort fand sie ihn nicht. Miss Parker spürte, wie plötzliche Sorge in ihr aufstieg. Wo war er nur? Er war sicher nicht einfach verschwunden. Nicht Jarod. Aber er wusste doch hoffentlich auch, dass er nicht einfach so in Blue Cove herumlaufen konnte. Wer weiß, wie viele Sweeper sich dort aufhielten.
Da musste sie über sich selbst lachen. Jarod wusste schon, was er tat.
In dem Moment öffnete sich die Terrassentür und Jarod stand im Zimmer.
"Was hast du...", mit einer Handbewegung hatte er sie zum Schweigen gebracht.
Verwirrt sah sie ihn an.
"Was ist los?", fragte sie dann leise flüsternd.
Jarod schüttelte den Kopf und zog sie möglichst geräuschlos mit nach draußen. Hier
drinnen konnten die beiden nicht reden. Es war zu gefährlich, das war ihm klar.
Doch Miss Parker wirkte immer noch verwirrt.
"Was?"
"Mister Parker war heute hier."
Sie sah ihn verständnislos an.
"Hat er etwas bemerkt?", fragte sie daraufhin.
"Nein, er hat nichts bemerkt", sagte Jarod , "aber ich denke, das etwas nicht stimmt weiß er schon. Deswegen war er wahrscheinlich auch hier."
"Wie, was...wie ist er reingekommen?"
"Er hat wohl immer noch einen Schlüssel von diesem Haus,"sagte Jarod nachdenklich,
"Ein Grund, warum ich ihn erst gar nicht gehört habe."
Miss Parker sah ihm direkt in die Augen.
"Keine Angst, er hat mich nicht gesehen. Es war zwar sehr knapp, aber er ist dann auch bald wieder verswunden."
"Was, was wollte er hier?", sie schien Mühe zu haben das alles zu begreifen. Was hatte ihr "Vater" hier gewollt?
"Wanzen.", erklärte Jarod,
"Ich tippe zumindest darauf. Ein Grund, warum wir drinnen nicht mehr reden können. Ich schätze mal, die Vermuten irgendwas. Nicht in diese Richtung, also nicht, dass wir zusammen sind und ein Kinder erwarten. Nein, das glaub ich weniger. Aber vielleicht denken sie, dass wir privat, durch eben die Geschehnisse in Schottland öfters Kontakt haben. Ich vermute, sie glauben, dass wir gemeinsam nach den Schriftrollen suchen."
"Um ehrlich zu sein, sind mir diese blöden Schriftrollen mittlerweile verdammt egal.", meinte sie dann ganz gelassen. Wenn das Centre glaubte hier etwas über den Verbleib der Schriftrollen zu erfahren, von ihr aus. Solange die Sache zwischen ihr und
Jarod nicht heraus kommen würde...
"Ja, mir sind auch ganz andere Dinge wichtiger geworden. Zum Beispiel, dass es dir und dem Baby gut geht. Doch so lange wie du hier bist wird es dir nie wirklich gut gehen, Parker.
Und damit wären wir gleich beim dringlichen Thema. Wie schaffen wir dich hier weg?"
"Lass uns das nicht hier bereden", sagte sie bestimmt, "Ich mein hier im Garten...es wird bald dunkel und es ist hier draußen so ungemütlich."
Jarod sah sie einen Augenblick nachdenklich an.
"Ich habe mir da schon was überlegt.", meinte er, "wir könnten doch zu Sydney und dort reden. Und außerdem kann er uns bei der Planung für dein Verschwinden aus dem Centre helfen.?"
Sie nickte zustimmend.
"Ja, das ist wahrscheinlich so ziemlich der einzige Ort hier in Blue Cove, wo wir reden können. Ach sag mal, Jarod, was in aller Welt hast du mit dem ganzen Yogazeugs veranstaltet?"
"Ich sehe schon, ihr hab mein Versteck gefunden. Hm...",er lächelte, "ich hab versucht meinen Kopf freizubekommen und mich zu entspannen. Nur leider ging mir so eine gewisse Nacht nicht mehr aus dem Kopf. Oder besser gesagt, eine gewisse Person."
Sie lächelte zurück. Dann gab sie ihm einen Kuss, nahm seine Hand und zog ihn hinter sich her zu ihrem Auto.
"Sag mal, kenne ich diese Person zufällig?"

Am anderen Ende von Blue Cove, Sydneys Wohnung

"Jarod!" Sydney stand in der offenen Tür und schien sich sehr über den unverhofften Besuch zu freuen. "Miss Parker." Er nickte ihr freundschaftlich zu und sie lächelte etwas unsicher zurück. Hier stand sie nun, mit Jarod.
Sie stiegen die knarzende Treppe hinauf und Sydney führte sie durch die angelehnte Tür in sein Appartement.
"Hier wohnen sie also." , sagte Miss Parker und blickte sich interessiert um. Es war ein älteres Haus und die Wohnung war klein, doch zweifelsohne gemütlich eingerichtet. Die meisten Möbel waren aus Holz und in den Regalen sowie auf dem Schreibtisch stapelten sich die Bücher endlos. Sydney musste wohl gerade an irgendetwas gearbeitet haben, denn die Lampe auf seinem Schreibtisch brannte.
"Ja, nichts besonderes, aber ein Ort, den ich mein zu Hause nennen kann."
Unwillkürlich traf sein Blick den Jarods. Dann ging er zum den Fenstern und dunkelte den Raum ab. Über den Schreibtisch gebeugt knipste er die kleine Lampe aus und schaltete das Licht an. "So, setzt euch!"
Jarod und Miss Parker nahmen auf der Couch Platz.
Jarod erklärte kurz den Grund ihres Kommens, während Sydney schweigend zuhörte und sich in den Sessel gegenüber setzte.
"...Und jetzt müssen wir und überleben, wie wir Sie von dort wegholen können, möglichst ohne dass das Centre etwas davon erfährt. Zur Zeit scheint das kein Problem zu sein, denn Ich denke nicht, dass irgendjemand dort Bescheid weiß. Doch je länger wir warten, desto gefährlicher wird es. Das sicherste wäre, wenn wir sofort alles stehen und liegen lassen und verschwinden würden. Doch da gibt es ein Problem. Ich muss noch einmal für ein paar Wochen weg, vielleicht auch für länger." Er schwieg einen Moment und legte seine Hand auf ihr Bein. Miss Parker sah ihn von der Seite an.
"Ich bin mir ziemlich sicher zu wissen, wo sich meine Mutter aufhält." , beendete er dann den Satz.
"Oh, Jarod. Ich hoffe so sehr, dass du deine Familie findest." Miss Parker griff nach Jarods Hand und gab ihm einen Kuss. Sydneys Anwesenheit hatte sie völlig vergessen.
Als sie sich von Jarod löste sah sie ein breites Lächeln auf seinem sonst eher besorgten Gesicht.
"Und du glaubst wirklich, sie endlich gefunden zu haben?" meinte er dann.
"Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie sich in einer Stadt an der Westküste aufhält. Ich wollte eigentlich schon vor ein paar Tagen hinfahren, doch dann erhielt ich deinen Anruf und bin nach Blue Cove gekommen." Jarod sah Miss Parker an.
" Ich lasse dich wirklich nicht gerne alleine, aber ich muss Klarheit haben. Ich kann nicht auf die Suche nach meiner Familie gehen, wenn ich eine Frau und ein Kind zu versorgen habe."
Miss Parker erhob sich von der Couch.
"Na hör mal! Ich bin schließlich selbst erwachsen und kann schon auf mich aufpassen! Und es ist besser, wenn du eine Zeitlang nicht da bist, jetzt wo das ganze Haus verwanzt ist..."
"Parker hat recht, Jarod. Es ist vielleicht sogar von Vorteil, wenn du jetzt gehst. Wir werden hier solange unseren Alltag wieder aufnehmen und nebenbei das Centre im Auge behalten." Sydney war ebenfalls aufgestanden.
"Ja. Trotzdem würde ich lieber bei dir bleiben, Parker." Jarod erhob sich und nahm sie in die Arme. Sie küssten sich lange, dann legte er seine Hand auf ihren Bauch. "Passt bitte gut auf euch auf, bis ich wieder zurück bin. Und dann werden wir diesen grässlichen Ort für immer verlassen."


Jarod rannte über die Straße. Es war kalt und regnete und er war durchgefroren und klitsch nass. Seit drei Wochen war er nun schon unterwegs. Er hasste es so lange von Parker getrennt zu seinen, doch er wusste, wenn er jetzt seine Familie nicht finden würde, dann würde er sie nie finden können. Wenn erst einmal das Baby auf der Welt war, dann musste er, Jarod, dafür sorgen, dass weder Kind noch Mutter etwas passierte und dann wäre die Suche nach seiner Familie einfach zu gefährlich.
Jarod erreicht sein Ziel, ein kleines Motel außerhalb der Stadt. Angeblich war seine Mutter hier erst vor wenigen Tagen gesehen worden. Leider war sein Wagen einige Kilometer zuvor liegen geblieben und Jarod hatte laufen müssen. Der Wind war stark und der Regen prasselte unaufhaltsam auf den matschigen Boden, doch es war ihm egal. Nun stand er endlich vor diesem Motell und er fühlt sich seiner Mutter näher den je.
Eine innere Stimme sagte ihm, hier würde er sie finden.
Jarod trat an den Tressen der Rezeption. Da sich niemand dahinter befand drückte er einmal auf die kleine vergoldete Handklingel und wartete. Ein schäbig wirkender Mann kam aus einem der hinteren Zimmer. Er sah Jarod schlaftrunken an: " Was kann ich für dich tun Jüngchen?"
Jarod kramte das Bild von seiner Mutter aus seiner Jackentasche und hielt es dem Mann unter die Nase.
"Hab sie diese Frau schon mal gesehen?," fragte er dann.
"Möglich," murmelte der Kerl und senkte den Blick.
"Ist sie hier?", Jarod war ganz aufgeregt. Konnte es sein, dass seine Mutter hier war und eines dieser Zimmer bewohnte?
"Ich weiß nichts," sagte der Alte.
"Hören sie Mister. Das ist meine Mutter. Ich suche sie nun schon seit vielen Jahren. Also ist sie hier - ja oder nein?"
"Nein", antwortet er knapp. Sein Blick war immer noch gesenkt. Jarod riss so langsam der Geduldsfaden. Er griff den Alten am Kragen und zog ihn zu sich.
"Sehen sie mich an," befahl er ihm,
"War diese Frau vor kurzer Zeit in diesem Motel, ja oder nein und wagen sie ja nicht mich an zu lügen."
Der Mann blickte endlich auf: "Sie war hier. Ist heute Morgen erst abgereist..."
"Wohin?"
"Keine Ahnung," sagte der Alte.
Jarod lies ihn los. Er hatte seine Mutter erneut verpasst.
"Welches Zimmer hatte sie?," fragte er dann," Ich werde es für diese Nacht nehmen.." "Zimmer 19, das ist am Endes des Flures auf der rechten Seite," antwortet der Alte und reichte Jarod den Schlüssel. Jarod nahm ihn, ging den Flur hinunter und verschwand hinter der Tür mit einer Messing 19 auf der Tür. Sein erster Gedanke war es, Parker an zu rufen. Es war erst 16.17 Uhr und sie war bestimmt noch im Büro. Doch konnte er es wagen schon wieder an zu rufen? Ihre Gespräche waren bisher immer sehr kurz und bündig gewesen und wichtige Information hatte keiner von beiden weitergeben können, schließlich wurden die Telefongespräche aufgezeichnet und das Centre sollte von alle dem nichts mitbekommen.
Er unterdrückte den Wusch nur kurz ihre Stimme zu hören und zu fragen, ob es ihr gut ginge. Es war zu riskant, er hatte erst gestern mit ihr telefoniert, es wäre zu auffällig heute schon wieder anzurufen. Jarod lies sich auf dem Bett nieder und starte ins leere.
KRACH.
Was war das? Er sprang auf und durchquerte das Zimmer. Ein lautes Geräusch, war aus dem Badzimmer gekommen, so als wäre etwas herunter gefallen. Da war jemand.
"Wer ist da? Ich warne sie, ich bin bewaffnet, " verkündete Jarod der geschlossenen Badezimmer Tür. Jarod öffnete die Tür, trat ein und wollte grade das Licht an machen, als sich jemand auf ihn stürzte und ihn zu Boden riss.
"Was hast du Schweinehund hier verloren?"
Eindeutig eine weibliche Stimme. Jarod packte die junge Frau und schaffte es sich auf zu richten. Dann zog er sie ins Licht.
"Emily! Was machst du denn hier?"
Untitled by Little Angel
Anmerkung: Sorry, dass er nur so ein kurzer Teil ist, aber wir müssen das weitere erst noch überarbeiten und uns dann ans weiterschreiben machen...


Im Centre

Es war nur das Hallen der Schritte auf dem weiten Gang zu hören. Schweigend gingen sie nebeneinander her.
"Ah,...guten morgen, Schwester!"
Lyle war ihnen in den Weg getreten.
"Sie können es wohl nicht lassen, mich daran zu erinnern was für ein Scheusal ich zum Bruder habe, nicht wahr?" fauchte sie und sah ihn missbilligend an.
"Ich sehe schon, wie es aussieht sind wir heute gut gelaunt, wie immer. Ob das wohl daran liegt, dass ihre Suche nach Jarod seit Wochen - oder soll ich sagen, seit Monaten - ins Leere läuft?"
"Wir arbeiten daran.", meinte sie nur, so schwer es ihr auch fiel. Sie wusste, dass sie es in dieser Situation besser nicht zu weit treiben durfte.
"Das will ich hoffen", erklärte er mit schneidender Stimme, "schließlich ist es ihr Job."
Er wandte sich zum gehen drehte sich dann aber noch mal zu ihnen um.
"Man sollte doch meinen, drei Leute würden es schaffen eine einzelne Person aufzuspüren." Meinte er dann abwertend und Spott machte sich auf seinem Gesicht breit.
"Manchmal hat es fast den Anschein als suchten sie nicht wirklich nach ihm. Oder haben sie ihn etwa schon gefunden?", mit hochgezogenen Augenbrauen sah er sie an.
Sie holte tief Luft.
"Wie sie wohl vergessen haben ist Jarod nicht nur 'eine einzelne Person'. Er ist ein Pretender. Und ich sagte ihnen schon, dass wir daran arbeiten, seinen Standort zu bestimmen." Sie blickte ihn herausfordernd an und ihre Augen blitzten.
Welch Ironie. Da wurde ihr unterstellt, dass sie Jarod`s Aufenthaltsort geheim hielt, wo sie in Wirklichkeit nicht die geringste Ahnung hatte, wo er steckte. Er konnte am anderen Ende der Welt sein. Verdammt, sie würde selbst gerne wissen, wo er war!
"Das möchte ich ihnen auch geraten haben.", erwiderte Lyle unbeeindruckt.
"Denn sollte das Centre erfahren, dass sie Informationen zurückhalten - Jarod betreffend - brächten sie sich in eine gefährliche Situation."
Er ließ seinen Blick über den Mann neben ihr streifen, drehte ihnen dann entgültig den Rücken zu und ließ sie ohne ein weiteres Wort stehen.
Er hatte still zugehört, doch als Lyle entgültig um die Ecke gebogen war meinte Sydney:
"Das war schon die zweite Warnung. Hoffen wir, dass Jarod seine Familie bald findet. Wir bewegen uns auf immer dünnerem Eis." Er sah Miss Parker ernst an und sie nickte gedankenverloren.


Nächster Morgen, außerhalb von Detroit, gegen 9.45Uhr

Emily saß auf dem Beifahrersitz neben Jarod. Sein Blick war konzentriert auf die Straße gerichtet, während ihr Blick durch das Fenster nach draußen schweifte. Am Abend hatten beide noch lange geredet. Doch irgendwann war Emily auf dem Bett eingeschlafen...
Und dann waren beide früh am Morgen aufgestanden. Ohne zu Frühstücken, hatten sie sich dann einen neuen Wagen beschafft und waren nun seit genau zehn Minuten auf einer wenigbefahrenen Straße unterwegs.
Sie waren unterwegs nach Flint, wo sich, wie Emily wusste, ihr Vater aufhielt. Die beiden hatten beschlossen die Suche nach ihrer Mutter fürs Erste einzustellen, da diese schon am anderen Ende der Welt hätte sein können.
Emily war glücklich ihren Bruder gefunden zu haben, dennoch wunderte sie sich, dass er so wenig von sich selbst erzählte. Sie hat das Gefühl, dass er viele Geheimnisse mit sich herum trug. Und nicht nur Geheimnisse, die mit dieser Firma, die ihn verschleppt hatte, zu tun hatten. Ihr Vater hatte ihr von dieser Firma erzählt. Das Centre nannten sie sich.
Emily wusste nichts genaueres über diesen Ort, nicht mehr, als das, was ihr Vater gesagt hatte. Sie hatte zwar gesucht doch es gab weder Karten noch sonst irgendetwas über diese Firma. So als würde diese gar nicht existieren.
"Hast du Hunger?", fragte Jarod.
"Ähm...was?", Emily sah überrascht auf. Sie hatte sich ganz in ihren Gedanken verloren.
"Ob du Hunger hast.", Jarod lächelte, " In zwei Kilometern kommt eine Raststätte, da könnten wir Frühstücken."
"Oh...ja. Gute Idee."
"Alles in Ordnung mit dir?", Jarod sah sie etwas besorgt an.
"Ja. Es geht mir gut. Ich war nur etwas in Gedanken."
Jarod fuhr nach den zwei Kilometern auf den Parkplatz der Tankstelle. Er parkte und die beiden betraten ein kleines Restaurant.
Auch während des Frühstücks schwiegen sich die beiden weiterhin an.
Emily war voll und ganz in ihren trübsinnigen Gedanken über ihre Familie verloren und Jarod spielte nun schon seit Stunden mit dem Gedanken Parker anzurufen.
Emily entschied sich schließlich das Dauerschweigen zu brechen.
"Wie war es dort?"
"Wo?"
"Im Centre, oder wie immer sich diese Firma nennt, die dich und Kyle entführt haben."
"Willst du das wirklich wissen?", er war überrascht. Damit hatte er nicht gerechnet.
"Ich will, nein ich muss wissen, was diese Leute meiner Familie angetan haben!"
"Emily, ein anderes mal, jetzt ist nicht der richtige Augenblick um darüber zu sprechen."
"Das sagt Dad auch immer, wenn ich ihn danach frage. Jarod ich muss es wissen."
Er holte einmal tief Luft und dann begann er zu erzählen. Es hatte keinen Sinn sich weiterhin zu streiten und es war vielleicht auch ganz gut, wenn Emily über das Centre bescheid wusste.
Auch während der weiteren Autofahrt sprachen sie weiter über das Centre.



Im Centre, zwei Wochen später

Das quietschende Geräusch verstummte.
"Sind sie der Sache auf den Grund gekommen?"
"Ich brauche mehr Zeit. Es war mir noch nicht möglich..."
"Dann machen sie es möglich! Und zwar bald! Denn sollte sich mein Verdacht bestätigen...", er vollendete den Satz mit einem eisigen Blick zu seinem Gegenüber, bevor er ihm den Rücken zukehrte und ohne ein weiteres Wort langsam davon ging.

Miss Parker hatte das Geschehen aus sicherer Entfernung beobachtet.
- Sofern man im Centre von Sicherheit sprechen konnte -
Und es gefiel ihr überhaupt nicht.
"Verdammt!", zischte sie leiste und machte sich auf den Weg zurück zu Broots und Sydney.
"Syd, ich muss mit ihnen reden."
"Ah, Miss Parker, ich bin gerade dabei, ihm zu erklären, wie dieses System..."
"Sofort!", unterbrach sie Broots´ euphorischen Bericht.
Lächelnd und mit einem Schulterzucken zu Broots` erhob sich Sydney und folgte Miss Parker.
"Was ist denn so dringend?" fragte er nach kurzer Zeit.
"Nicht hier.", meinte sie und verstummte dann wieder.
Ihr weg führte sie aus dem Centre hinaus ins Freie. Nach einigen weiteren Metern blieb sie schließlich stehen.
"Die ganze Sache wird immer gefährlicher."
"Was genau meinen sie?"
"Na was schon? Raines hat uns Lyle auf den Hals gehetzt. Sydney , ich bin mir sicher. Er ahnt etwas. Und nun können wir keinen Schritt mehr gehen, ohne dass Lyle darüber Bescheid weiß."
"Wann haben sie zuletzt von Jarod gehört?"
"Das ist es, was mich beunruhigt. Er hat schon seit über einer Woche nichts mehr von sich hören lassen. Eigentlich wollte er schon längst zurück sein. Weiß der Teufel, wo er sich rumtreibt und mir sitzt hier das Centre im Nacken!
"Wir können nichts weiter tun , außer noch vorsichtiger zu sein und zu warten, bis Jarod sich meldet. Und ich hoffe für uns, dass das bald sein wir."
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