Table of Contents [Report This]
Printer Microsoft Word

- Text Size +

Author's Chapter Notes:
Rechtliches: Die Charaktere der Serie “Pretender” unterliegen dem © von MGM Entertainment, Craig W. Van Sickle & Steven Long Mitchell als auch TNT Network und 20th Century Fox

Hinweis: Die Geschichte findet in keinem besonderen zeitlichen Rahmen der Serie statt, umfasst aber nicht die Handlung der beiden Spielfilme.
Dies ist Teil 2 von ?
Miss Parkers Büro, The Centre
Blue Cove, Delaware

Miss Parker betrat ihr Büro, in Gedanken noch bei dem Gespräch was sie soeben geführt hatte. Sie war bei ihrem Vater im Büro und hatte ein längeres Gespräch mit ihm. Ihm missfiel der Umgangston, der zwischen Lyle und seiner Schwester herrschte. Vor ihrem Vater hatten sie so gut es ging den Ton gewahrt, doch natürlich blieb Mr. Parker nicht unwissend über den wirklichen Stand der Dinge.
Während sie auf ihren Schreibtisch zuging, war sie gedanklich noch immer bei dem eben geführten Gespräch. Oder sollte man besser sagen Unterredung? Das traf es doch wesentlich besser.
Ob Parker es zugeben wollte oder nicht, sie war ihrem Vater hörig, mehr oder weniger. Wie sagte er in dem Gespräch? Ihm sei zu Ohren gekommen, dass sich Parker und ihr Bruder nicht gut verstünden. Oh ja, was für ein Wunder! Parkers Bruder war ihrer Meinung nach ein psychopathischer Killer, der mehr als einmal versucht hatte sie zu töten oder zu manipulieren. Dabei spielte es keine Rolle ob sie zu dem Zeitpunkt bereits von ihrer beider Bindung wussten. Nur weil dieser Irre ihr Zwilling war, hatte das noch absolut nichts mit einer angeblichen Bindung zu tun. Da war Parker knallhart. Erst recht, seit sie so viel über ihren Bruder erfahren hatte. Ihr grauste es stets, wenn er in ihrer Nähe war.
Doch während dem Gespräch mit Mr. Parker waren die Streitigkeiten nicht das einzige Thema. Der fehlgeschlagene Versuch Jarod am heutigen Tage zu erwischen war ebenfalls ein Grund. Kurz gesagt: Parker war vollkommen angepisst und sie hatte die Nase heute schon gestrichen voll. Sie musste auch fast den ganzen Tag mit ihrem geisteskranken Bruder verbringen. Das war schlimm genug.

Parker schüttelte den Kopf, wie schon so oft an diesem Tag, und setzte sich an ihren Schreibtisch. Sofort öffnete sie den Kasten ihres Schreibtisches und holte ihre Flasche Bourbon heraus. Die geheime Reserve, die immer öfter an ihrem eigentlichen Feierabend in Erscheinung trat. Sie nahm ihr bereits genutztes Glas und füllte dies mit der bräunlich-klaren Flüssigkeit. Sie nahm das Glas und ließ den alkoholischen Inhalt ein wenig im Glas rotieren. Sie sah zu wie dass Getränk ein paar Spritzer entbehrte und diese auf die Tischplatte des Schreibtisches tropfen ließ. Sie beließ die Tropfen dort und nahm einen Schluck, während sie die Augen schloß und sich den Tag Revue passieren ließ.

Der Tag hatte denkbar schlecht begonnen. Sie hatte verschlafen, ihr Wecker war zerstört. Vermutlich weil sie ihn am gestrigen Abend über Jarods nervenden Anruf hinweg zertrümmert hatte... Sie warf sich also mehr unter die Dusche als dass sie normal ging und stürmte danach gleich aus dem Haus.
Im Centre angekommen wurde sie von Broots regelrecht überfallen. Er teilte ihr mit, dass sie eine Spur nach Jarod hätten und sie sofort los sollte. Just in diesem Moment war natürlich auch Lyle aufgetaucht und wollte sich beteiligen. Alles Reden half nicht, Broots und Sydney blieben im Centre, während Parker sich mit dem Irren auf den Weg machte. Sie saßen knapp 2 Stunden im Jet und schwiegen die meiste Zeit. Lyle versuchte immer wieder Parkers Aufmerksamkeit zu erregen. Sie ließ dies jedoch nicht zu, ignorierte ihn gekonnt, was Lyle wenig zu stören schien. Er quatschte weiter, bis Parker ihm mitteilte, er solle endlich die Klappe halten, da sie ihn sonst kopfüber aus dem Jet werfen würde. Dann herrschte wieder Stille.
In New Orleans angekommen machten sie sich auf um an den vermeintlichen Ort zu fahren, an dem sich der Pretender versteckt hatte. Natürlich war dieser bereits ausgeflogen und alles was sie fanden, waren unzählige Stapel Papier. Auf allen waren Smilies abgebildet in verschiedensten Varianten und stets mit flotten Sprüchen. Lyle und Parker befragten noch ein paar Leute, doch alles in allem war es wieder eine Sackgasse.
Zurück im Jet ging das Spielchen vom Hinflug wieder los. Lyle quatschte und raubte Parker den letzten Nerv. Sie warf ihm mehr als ein Dutzend tödliche Blicke zu, leider töten Blicke ja nicht.

Zurück im Centre ging Lyle wenigstens wieder seiner Wege und Parker hatte eine Weile zumindest Ruhe vor ihm. Sie selbst ging direkt zu ihrem Team, Sydney und Broots, um ihnen von der misslungenen Suche zu erzählen. Die nächste unerfreuliche Nachricht wartete dort. Broots war nach Hause gegangen, seiner Tochter schien es nicht gut zu gehen. Nicht nur dass Broots ging ohne sie zu fragen, nein er hatte auch alles stehen und liegen lassen, was sie ihm aufgetragen hatte. Es staute sich nach und nach mehr Wut in ihr und irgendwer würde dafür noch heute bluten müssen.
Zu allem Überfluß kam Sydney zu ihr an Broots’ Arbeitsplatz und kündigte ihr an, dass Raines mit ihr sprechen wollte.
Kaum war sie zurück in ihrem Büro trat der widerliche Guhl auch direkt ein, mit samt seiner quietschenden Sauerstofflasche, die er hinter sich herzog. Er war der nächste der sie versuchte zu zu quatschen. Er beschwerte sich großartig über den erfolglosen Flug nach New Orleans. Woher dieser Mistkerl das nun wieder wusste konnte sie sich ausmalen... Lyle. Doch Raines beließ es nicht dabei sie wegen dem ‚kleinen Ausflug’ zu malträtieren. Er ließ auch noch anklingen, dass dies ein Verfahren zur Folge hätte. Irgendwann hatte Parker genug und wimmelte Raines ab, indem sie ihm sagte sie hätte noch eine Menge zu tun und keine Zeit für einen röchelnden Widerling. Raines zog ab und Parker hatte tatsächlich eine Stunde für sich. Diese musste sie mir Berichtschreiben verbringen und schnell war die Zeit um.

Sie sehnte sich schon zu diesem Zeitpunkt nach einem ganz ruhigen Abend zuhause. Bestenfalls mit einem Buch, nach einem langen heißen Bad. Parker wollte einfach nur noch nach Hause, die Tür hinter sich verriegeln und all den Ärger des Centre auch dort lassen. Sie vermisste die Zeit mit ihrem Thommy so sehr. Er hatte sie zu egal welcher Zeit abgelenkt, ihr gezeigt was die schönen Seiten des Lebens sind. Parker hatte sich seitdem sehr verändert. Sie schätzte die Dinge bei weitem nicht mehr so sehr, die ihr ihr Vater gegeben hatte. Doch was war das schon? Von angekündigten 20 gemeinsamen Treffen sagte er sicherlich 19 ab. Stets nur kurze Zeit vor dem eigentlichen Termin. Jede Absage war ein Stich in ihr Herz und es tat jedes Mal aufs neue weh. Sie hatte sich allerdings damit abgefunden.
Mit Thommy hatte sie die schönste Zeit ihres Lebens. Sobald sie mit ihm zusammen war konnte sie abschalten. Ihm war es egal was sie tat, er war nur für sie da. Doch alles zerbrach als er nach Portland gehen wollte. Sie konnte nicht, weigerte sich von ihrer Heimat weg zu gehen. Er redete lange auf sie ein, bis sie dann doch einwilligte und dem Centre absagte. Während dem Gespräch mit ihrem Vater, Raines, Brigitte und Lyle gab sie ihre Waffe ab und kündigte ihr Weggehen an. Lyle sagte noch, sie wäre ersetzbar... Doch nur wenige Stunden danach fand sie ihre Waffe wieder bei sich zuhause und noch ein paar Stunden später war Thomas tot. Er lag erschossen auf Parkers Veranda. Die oder der Täter waren bis heute nicht gefasst, doch Parker war sich sicher: Das Centre steckte dahinter.
Nie mehr würde sie so empfinden können wie sie es für Thomas tat. Dem war sie sich 100%ig sicher.
Seit dem Tod ihres Geliebten stürzte sie sich in die Arbeit und in ihren persönlichen Rachefeldzug: Sie schwor sich den Mörder von Thomas Gates zu erwischen und wenn es soweit war, würde sich dieser jemand wünschen niemals ihr Leben gekreuzt zu haben...

Am Abend, als viele der Mitarbeiter bereits weg waren, wurde sie schließlich von einem Sweeper in ihrem Büro besucht, der ihr mitteilte, ihr Vater wolle sie sprechen. Parker war selbstverständlich sofort auf dem Weg zu ihm. Das hatte sich in all den Jahren nie geändert. Es gab Situationen in denen sie ihren Vater haßte, ihn haßte für das was er getan hatte. Er war so kalt, vor allem wenn es um den Tod von seiner Frau Catherine ging. Sie spürte keine Trauer in seiner Nähe, wenn es um das Thema Catherine Parker ging. Und doch war ihr Vater alles was sie noch hatte. Lyle sah sie nie als ihren Bruder an. Sie musste sich beinahe übergeben als sie die Identität ihres lange tot geglaubten Bruders erfuhr. Die Wahl zwischen Angelo und Lyle hätte eindeutig der Empath gewonnen. Doch leider hatte sich wieder einmal das Rad des Schicksals gegen sie entschieden. Seitdem versuchte sie mit dieser Tatsache so gut es ging zu leben. Aber immer wenn Lyle – oder auch Bobby – in ihre Nähe kam wurde sie an diesen Schicksalsschlag erinnert. Es war kein Wunder, dass sie ein Magengeschwür hatte.

Im Büro ihres Vaters nahm dieser Parker sofort in die Arme, gab ihr einen Kuß und fragte nach ihrem Wohlbefinden. Wie so oft ignorierte sie die Frage, überspielte sie mit einer Gegenfrage. Sie wollte nur wissen was er von ihr wollte, da ließ er auch recht schnell verlauten was der Grund für sein Rufen nach ihr war: Er wollte ein Familienessen. Nur Lyle, Parker und er. Zusammen in einem 5-Sterne-Restaurant und noch an diesem Abend. Parker musste sich zusammenreißen nicht zu schreien. Soweit also zu ihrem ruhigen Abend allein für sich. Nur mit einem guten Buch und einem entspannenden, langen, heißen Bad.
Mr. Parker machte einen so erwartungsvollen und freudigen Eindruck, dass Parker einfach nicht ablehnen konnte. Das war die höchste Kunst ihres Vaters. Er hatte stets die richtige Empfindung und den gezielten Eindruck vermitteln können, was genau jetzt am besten für sie und die Familie war. Dies war eben wieder so ein Zeitpunkt. Parker sagte zu, quälte sich sogar ein Lächeln auf die Lippen und verfluchte sich innerlich zeitgleich für das, was sie sagte. Sie würde sich freuen. Mr. Parker teilte ihr dann mit, sie sollte doch Lyle noch Bescheid sagen. Schließlich war es ein Familienessen und alle der Familie sollten dabei sein. Parker schluckte und hätte ihren Vater am liebsten auf der Stelle geohrfeigt und angeschrieen. Sie sollte zu Lyle gehen und ihn zum Essen einladen? Das würde sie nicht einmal tun wenn die Hölle mit 10 m dickem Eis zufrieren würde. Natürlich sagte sie das nicht. Sie schüttelte den Kopf und brachte Mr. Parker in honigsüßem Tonfall zu verstehen, dass sie noch eine Menge zu tun hatte. Mr. Parker sprach dann auch noch an, dass das Verhältnis zwischen ihr und Lyle nicht das Beste sei... Ihm wäre das schon vor längerer Zeit aufgefallen. Wieder musste sich Parker zusammenreißen. Natürlich war das Verhältnis schlecht. Daher wimmelte sie ihren Vater erneut ab, überspielte die Frage mit ihrer augenscheinlichen Eile.
Mr. Parker nickte und fiel einmal mehr auf Parkers Hundeblick herein. Er versicherte ihr die Einladung selbst an Lyle weiterzugeben und entließ sie wieder zu ihrer normalen Arbeit. Parker machte beinahe drei Kreuzzeichen als sie aus Mr. Parkers Büro herauskam und auf ihr Büro zusteuerte.

Just in diesem Moment kam ihr Lyle entgegen und sprach sie prompt an. All das was sie sich eben verkniffen hatte fand nun ein sehr willkommenes Ventil. Sie blaffte ihn so gut sie konnte an – was auch keine schwere Übung war – sagte aber natürlich nichts von dem gemeinschaftlichen Essen. Wenn sie Glück hatte würde auch Mr. Parker es vergessen und sie hätte ihre Ruhe vor Lyle. Dieser zog mit einem Knurren ab und ließ Parker zurück in ihr Büro gehen.
Dort widmete sie sich sofort wieder ihrem Glas Bourbon, das nach einer knappen Viertelstunde schon das dritte Mal geleert worden war. Sie saß nur auf ihrem Bürostuhl und dachte nach. Über all die Jahre im Centre, seit sie denken konnte lebte sie nur dafür. Sie erinnerte sich an ihre Mutter und die schönen Abende die sie zusammen verbrachten. Diese würde sie 1000 mal dem vorziehen, der heute Abend auf sie wartete. Sie wusste nicht was der wirkliche Grund für das plötzliche Essen war aber sicherlich war es nichts Gutes... für sie.
Sie nippte mehrmals an ihrem Glas und starrte auf das Foto von sich und ihrer Mutter. Hinter ihr offenbarte sich ein wunderschöner Sonnenuntergang, dem sie sich allerdings erst später widmete. Sein sah nicht auf die Uhr, deren Minutenzeiger gerade auf die 10 sprang. Parker nippte immer wieder an ihrem Glas und strich mit der anderen Hand über das Foto ihrer Mutter und sich, als sie noch etwa zehn Jahre alt war. Ein tiefes Seufzen entkam Parker und sie dachte an den Abend, an dem das Foto gemacht wurde.

Ihr Vater hatte mal wieder wesentlich länger gearbeitet an dem Tag, Catherine und ihre kleine Tochter waren allein zuhause. Sie hatten es sich auf der heimischen Couch bequem gemacht und lasen zusammen ein Buch. Die Stunden vergingen wie im Flug und sie sprachen über ihre gemeinsame Zukunft und speziell die, die auf Parker wartete. Damals dachte sie noch daran Tänzerin zu werden und professionell aufzutreten. Ihre Mutter schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, was Parker sogar noch jetzt warm ums Herz werden ließ, das sie jedoch zugleich schmerzte.
Mit dem Tanzen war es genau so schnell vorbei wie mit den schönen gemeinsamen Abenden. Bis zu jenem Tag im April war Parkers Leben ein sehr schönes gewesen. Sicher, sie hatte nicht viel von ihrem Vater, doch jeglicher Verlust der väterlichen Wärme wurde durch die ihrer Mutter wett gemacht. Und wo war sie heute? Ein Arbeitstier wie ihr Vater, berechnend und auf der Jagd nach einem Mann, dem man das Leben gestohlen hatte.

Parker nahm einen weiteren Schluck aus ihrem Glas. Schon so oft war sie in eben jenen Gedankengängen, unzählige Male. Die kommenden Stunden waren nur mehr betrunken zu ertragen. Sie hatte nicht einmal die Zeit nach Hause zu fahren um sich umzuziehen. Wieso das Essen so plötzlich kam... Hatte ihr Vater etwas zu verkünden? Gab es etwas zu feiern? Wenn ja, was war es? Wieso war es so dringend? Die Fragen verschwanden schnell wieder und sie sank zurück in ihre Gedankengänge von zuvor.
Mit Jarod hatte sie vieles gemeinsam. Beiden wurde die Kindheit gestohlen, wenn auch auf andere Art und Weise. Sie verbrachten als Kinder viel Zeit miteinander und heute jagte sie ihn quer durch das Land und darüber hinaus. Sie musste dafür sorgen, dass er wieder in sein Gefängnis zurück kam. Nach allem was er für sie getan hatte. Das Genie hatte ihr oftmals auch Schmerzen zugefügt. Die körperlichen waren ihr egal. Doch sie ständig mit der Nase auf Geheimnisse zu stoßen brachen ihr nicht selten das Herz. Die Dinge die sie erfahren hatte waren grauenhaft und sehr schmerzlich. So oft hatte sie die Gelegenheit Jarod zu töten oder auch zurück zu bringen, sie ließ alle Gelegenheiten ungenutzt verstreichen. Doch warum? Ihre einzige Aufgabe vom Centre, war Jarod zu fangen. Danach konnte sie, nach Aussage ihres Vaters, tun und lassen was sie wollte. Wenn sie das Centre verlassen wollte, konnte sie das danach tun. Was hielt sie davon ab? Es war ihr Freibrief den Mann namens Jarod ‚nach Hause’ zu bringen. Und genau das wollte sie... sofort.

Parker stand auf, trank ihr Glas aus und richtete ihre Haare vor dem Spiegel an der Wand. Nach einem kurzen aber tiefen Atemzug öffnete sie schwungvoll die Türen ihres Büros und verließ ihren Arbeitsplatz für heute. Bis zum nächsten harten Arbeitstag im Centre.

ENDE









You must login (register) to review.