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Life goes on

E-Mail: misscatherineparker@yahoo.de
Disclaimer: Die Figuren der Serie “The Pretender” gehören nicht mir, sondern TNT, NBC und 20th Century Fox.
Anmerkung: Diese Geschichte ist spontan entstanden und wurde von 2 Dingen inspiriert. Zum einen (das ist der wichtigere Punkt) von diesem Kerl, den ich ständig um mich herum habe, der mir nicht mehr aus dem Kopf geht, der aber nie wissen wird, was ich fühle, weil er in einer glücklichen Beziehung mit einer Freundin ist. Und zum anderen inspirierte mich auch der Song „Far Away“ von Nickelback, der mir geholfen hat meine Gedanken in Worte zu fassen. Außerdem danke ich natürlich Katty fürs Betalesen und für ihre ehrliche Kritik!
Hinweis: Um Missverständnisse gleich zu beseitigen will ich hiermit eins sagen: erwartet bitte kein typisches Parker- und Jarod- Verhalten. Es werden zwar ein paar Dinge erwähnt, die ihr aus der Serie oder den Filmen kennt, aber diese Geschichte steht nicht wirklich im Zusammenhang mit der Handlung der Serie. Ich habe die beiden Figuren genommen und sie ausnahmsweise so handeln lassen wie ich das wollte bzw, wie ich handeln würde und nicht, wie man das aus Erkenntnis der Serie erwarten würde. Viel Spaß beim Lesen!


Miss Parkers Haus

Ich sah auf meine Uhr und stellte fest, dass es mitten in der Nacht war und ich bisher noch kein Auge zugetan hatte. Das ging nun schon wochenlang so und ich wusste nicht so recht woran es wohl liegen könnte.

Alles ging seinen gewohnten Gang: die Jagd nach Jarod, die Arbeit im Centre und auch das, was ich mein Privatleben nannte. Jarod rief ab und zu mal an und ließ seine seltsamen Hinweise fallen und wartete nur darauf, dass wir uns ein Bein herausreißen würden um herauszufinden, wo er gerade war.

Wenn wir ihn dann gefunden hatten, war er natürlich schon lange über alle Berge. Das brachte mich schließlich auch immer zu dem Gedanken, was wohl Lyle und Raines dazu sagen würden. Die lagen mir ohnehin schon in den Ohren.

Aber inzwischen interessierte es mich nicht mehr so sehr, ob wir Jarod nun finden würden oder nicht. Wir hätten die Möglichkeit, doch ich machte mir nie all zu große Hoffnungen, dass wir ihn wirklich eines Tages rechtzeitig aufspüren würden.

Ich war trotz der Schlaflosigkeit müde und drehte mich hin und her um etwas schlafen zu können, doch immer wenn ich die Augen schloss, sah ich dieses Gesicht vor meinen Augen und ich riss diese sofort wieder auf, weil ich dieses Gesicht nicht sehen wollte, aus mehreren Gründen.

Ständig quälten mich diese Träume und diese Person kam auch darin vor. Er sah mich jedes Mal an, als wäre ich ein Monster und manchmal aber auch, als würde er mich bemitleiden. Es war seltsam. Doch irgendwann verdrängte ich das immer und fand wenigstens für eine kleine Weile Schlaf, so auch diese Nacht.

Am nächsten Morgen

Nachdem ich tatsächlich ein paar Stunden Schlaf bekommen hatte, machte ich mich auf den Weg zur Arbeit. Gestern erreichte uns wieder eines von Jarods Rätselpaketen und Broots versprach, sich sofort daran zu machen ihn zu suchen und ich musste unbedingt erfahren ob er schon etwas herausfinden konnte.

Ich machte einen Umweg über mein Büro und betrat dann stürmisch und neugierig den Technikraum. Broots sah auf und wurde von einer Sekunde zur nächsten nervös. „G-Guten Morgen, M-Miss Parker.“

Ich schüttelte mit dem Kopf. Irgendwann würde ich wohl mal ein Wörtchen mit ihm reden müssen. Flößte ich ihm wirklich so viel Angst ein? Doch im Moment interessierte mich nur eine Sache und so kam ich gleich zum Punkt, ohne auf seinen morgendlichen Gruß zu antworten. „Das Paket, Broots!“

Er verstand sofort und schüttelte mit dem Kopf. „Es tut mir sehr leid, Miss Parker. Aber bisher konnte ich noch nichts herausfinden. Jarod macht es uns immer schwieriger. Es scheint mir bald so, als wollte er nicht mehr so schnell gefunden werden.“

Ich sah Broots durchbohrend an. Auf diesen Gedanken war ich bisher nie gekommen. Aber ich musste zugeben, dass es plausibel klang. In Jarods Nachrichten waren kaum noch Hinweise versteckt.

Doch ich wollte über alles einen Bericht. „Sagen Sie mir sofort Bescheid, wenn Sie etwas Neues wissen!“ Broots nickte eifrig und somit verschwand ich um noch einen Abstecher zu Sydney zu machen. Nach langem Überlegen hatte ich den Entschluss gefasst mit ihm über meine Schlafprobleme zu reden.

Ich lief durch das SimLab und hörte schon von weitem, dass er telefonierte, also lief ich leise und etwas langsamer heran, wich dann jedoch aus Sydneys Blickfeld, der mich bis dahin noch nicht bemerkt hatte, zurück und lehnte mich an die Wand neben der Tür zu seinem Büro, als ich Sydney den Namen „Jarod“ sagen hörte.

Ich wusste, dass die beiden oft telefonierten, doch es interessierte mich einfach zu sehr zu erfahren, was sie so zu bereden hatten. Also lauschte ich interessiert.
Sydney klang ganz aufgeregt, im positiven Sinne. „Ja, ich habe den Brief gestern bekommen. Das ist toll! Ich freue mich so für dich.“

Ich runzelte die Stirn. Was es wohl Neues gab? Sofort fing ich wieder an nachzudenken. Doch das hätte ich nicht tun sollen, denn je mehr ich nachdachte umso mehr merkte ich im nachhinein, dass ich eigentlich nur an ihn dachte. Aber warum? Das war doch verrückt.

Ich schüttelte den Kopf um wieder zur Besinnung zu kommen und stellet fest, dass Sydney gerade dabei war das Gespräch zu beenden. „Ruf mich an, wenn es etwas Neues gibt.“ Lächelnd legte er auf.

Ich hielt es kaum noch aus und betrat versucht lässig sein Büro. „Guten Morgen, Sydney. Wichtiger Anruf?“, fragte ich scheinheilig und deutete auf das Telefon.
Sydney lächelte noch immer. „Das war Jarod.“ Kein weiteres Wort.

Ich platzte bald vor Neugier. Erwartungsvoll sah ich ihn an und hob demonstrativ meine Augenbrauen. Doch Sydney ignorierte diese Geste und sagte kein Wort.
Ich fing an in seinem Büro herumzulaufen und dachte mir ein paar Fragen aus, die ich nebenbei stellen würde.

„Wie geht es unserem Wunderknaben denn so? Wir haben große Probleme ihn zu finden.“
Sydney nickte. „Ja, Broots hat mir schon davon erzählt.“ Dann piepte plötzlich etwas in seinem Büro. Er stand hastig auf und eilte davon. „Ich bin sofort zurück. Ich muss ein Projekt koordinieren.“, sagte er beim Laufen.

Ich seufzte resignierend. Scheinbar war es wirklich nicht mehr so leicht überhaupt etwas zu erfahren. Doch ich würde mir schon noch etwas einfallen lassen.
Um die Zeit bis zu Sydneys Rückkehr zu überbrücken lief ich etwas durch sein Büro und schaute mich etwas um.

Ich merkte plötzlich, dass irgendetwas anders war und erinnerte mich, dass Sydney etwas von einem Brief sagte. Ich war eigentlich kein Mensch, der überall herumstöberte, aber ich musste es einfach wissen.

Aus einer Akte, die geschlossen war, ragte ein Stück handgeschriebenes Briefpapier heraus und ich wusste, dass es der Brief war. Ich öffnete die Akte. Stutzig runzelte ich die Stirn. Da waren auch Fotos und Jarod war darauf nicht allein.

Ich nahm eines der Fotos in die Hand und betrachtete es genauer. Es zeigte ihn mit .... Wer war diese Frau? Sie kam mir bekannt vor. Ich dachte mich zu erinnern, dass Lyle sie vor einer Ewigkeit mal erwähnt hatte.

Ich studierte das Bild. Jarod hielt sie fest im Arm und sah so glücklich aus. Warum schlug mein Herz auf einmal schneller? Es fühlte sich seltsam an. Ihn so zu sehen versetzte mir einen Stich. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Wenn wir telefonierten, was auch nicht mehr so oft vorkam, hatte er nie etwas erwähnt. Sicher wollte er sie nur schützen.

Es waren noch mehr Bilder da, also nahm ich ein Zweites. Es war ungestellt und musste während einer Feier gemacht worden sein. Die Frau saß auf Jarods Schoß und die beiden küssten sich. Mein Herz schlug so unregelmäßig und es fühlte sich noch seltsamer an.

Es kam mir vor wie Stunden, die ich einfach nur dastand und das Bild anstarrte, ohne es wirklich zu bemerken oder irgendetwas darüber zu denken. Mein Kopf fühlte sich leer an und mein Herz war schwer. Ich schluckte. Was war nur los mit mir?

Alle anderen Bilder waren ähnlich und zeigten ein überglückliches Paar.
Meine Hände fingen an zu zittern und es sammelten sich Tränen in meinen Augen. Ich hatte mich einfach nicht mehr unter Kontrolle. Aber ich wusste eins: Ich musste raus aus diesem Gebäude, und zwar sofort.

Ich legte die Bilder hastig wieder auf den Tisch und schloss die Akte. Als ich aus dem Büro stürmte, kam Sydney gerade zurück. Aber ich konnte in diesem Moment nicht mit ihm reden, also lief ich schnell an ihm vorbei. Er rief noch ein paar Mal nach mir, aber ich ignorierte es.

Miss Parkers Haus
Etwas später


Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Auf Arbeit hatte ich nun überhaupt keine Lust mehr und etwas anderes gab es gerade auch nicht zu tun, also fuhr ich nach Hause um mich auszuruhen. Ohne etwas zu denken ging ich geradewegs in mein Schlafzimmer und ließ mich auf mein Bett fallen.

Mein Herz fühlte sich noch immer so seltsam und schwer an. Ich wollte mich irgendwie ablenken, doch ich hatte nicht die Kraft dazu. Durch die schlaflosen Nächte war ich wie gerädert, also schloss ich die Augen und schlief tatsächlich ein. Doch es suchten mich wieder seltsame Träume heim. Dieses mal waren sie anders.

Immer wieder sah ich Jarod mit seiner Freundin, die mich anstarrten und mich auslachten. Jarod sah mir tief in die Augen und aus seinem Blick konnte ich Gleichgültigkeit lesen. Das war es scheinbar, was mir am meisten die Brust zuschnürte.

Erschrocken wachte ich auf und blinzelte kurz um zu realisieren was passiert war. Die Träume waren so real und die Motive auf den Fotos gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich rollte mich zusammen und schloss die Augen wieder ohne jedoch einzuschlafen.

Je mehr ich an Jarod denken musste, umso mehr Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich konnte mich nicht mehr dagegen wehren. Ich fing haltlos an zu weinen und zog mir die Decke über den Kopf. Warum musste das passieren? Wie konnte er mir das nur antun?

Eigentlich sagte man, wenn man weint, wird es besser. Doch immer wenn ich einen klaren Gedanken fassen wollte, realisierte ich, dass es nie besser werden würde und der Schmerz kam zurück. Ich war einsam und es war meine eigene Schuld.

Verzweiflung kam in mir hoch und es schien schlimmer und schlimmer zu werden. Mein Herz schlug noch immer unregelmäßig und drohte, bald völlig zu zerbrechen. Ich wusste einfach nicht was ich tun sollte.

The Centre
Ein paar Tage später


Ich wollte niemanden sehen und versteckte mich tagelang im Bett. So schlimm hatte es mich noch nie erwischt. Das letzte Mal weinte ich so, als ich von meinem ersten Freund betrogen wurde. Doch das war schon sehr lange her und ich war damals noch ein Teenager.

Warum reagierte ich heute auch noch so? Waren meine Gefühle für Jarod wirklich so stark? Ich konnte, seit ich auf der Insel war, nicht mehr abstreiten, dass ich Gefühle für ihn hatte, wusste aber nie, dass es in diesem Ausmaß war.

Es machte mich noch immer fertig. Das Weinen tat letzten Endes doch gut, doch ich musste akzeptieren, dass die Tatsache noch immer die Selbe war.
Nach langem Überlegen beschloss ich, nun doch mit Sydney zu reden. Ich hoffte einfach, dass mir jemand helfen konnte.

Sydneys Büro

Sydney saß über ein paar Akten gebeugt. Um ihn nicht zu erschrecken klopfte ich vorsichtig an. Er sah auf und bat mich herein. Sofort fing er an mich durchgehend zu mustern. „Was war vor ein paar Tagen mit Ihnen los, Miss Parker? Sie sind einfach davongelaufen.“

Ich zuckte leicht mit den Schultern und seufzte. Ich schaute mich um ob jemand in der Nähe war und setzte mich Sydney gegenüber. „Sydney, ich muss mit Ihnen über etwas reden.“, sagte ich ernst und zugleich traurig.

Sydney merkte, dass etwas nicht in Ordnung war und sah mich besorgt an. „Ist alles ok?“
Ich wollte nicken und ja sagen, aber ich konnte nicht. Ausnahmsweise konnte ich nicht lügen. Die Tränen kamen zurück und ich schüttelte den Kopf, während ich mich bemühte nicht wieder haltlos zu weinen. Ich schluckte.

„Ich weiß auch nicht was los ist. Irgendwie läuft plötzlich alles in meinem Leben schief.“ Ich klang ziemlich verheult. Na klasse. Aber was interessierte das jetzt noch? Ein paar vereinzelte Tränen liefen meine Wangen herunter.

„Miss Parker?“ Sydneys Stimme klang besorgt. Ich hob eine Hand um zu deuten, dass ich mich gleich wieder im Griff hatte. Nachdem ich kurz tief geatmet hatte ging es wieder etwas. „In letzter Zeit habe ich diese seltsamen Träume von Jarod, ich kann nicht aufhören an ihn zu denken“ ich seufzte, „und ich habe die Fotos gesehen.“

Sydney nickte und hatte seinen väterlichen Blick aufgelegt. „Sie sind enttäuscht, nicht wahr? Enttäuscht, dass Sie gezögert haben, als es die Möglichkeit gab sich ihm zuzuwenden?“
Ich nickte. „Irgendwie schon. Ich hätte nicht gedacht, dass er jemanden hat.“

Ich dachte an die Bilder und noch immer flossen ein paar Tränen. Meine Brust schnürte sich zu. „Er sah auf den Bildern so glücklich aus.“ Sydney lächelte aufmunternd. „Ja, nach sehr langer Zeit ist er es jetzt auch wieder.“ Auch ich quälte mir ein Lächeln auf die Lippen. „Das freut mich für ihn, ehrlich.“

Sydney stand auf, lief im Büro herum und legte mir schließlich stärkend eine Hand auf die Schulter. „Kommen Sie damit klar?“ Ich war unschlüssig. „Ich weiß es nicht. Was kann ich tun um das alles zu vergessen?“ Sydney rieb sich überlegend das Kinn. „Eigentlich hilft es, mit der betreffenden Person darüber zu sprechen.“

Ich schaute Sydney schräg an, als ob er nicht mehr ganz auf der Höhe war. Aber ich wusste, dass er Recht hatte. Ich grübelte kurz, stand dann auf und sah Sydney fest an. „Sie müssen mir unbedingt einen Gefallen tun. Bitte!“

Irgendwo in Nevada

Die Sonne war schon sehr weit herabgesunken und färbte den Himmel in schönen Farben von Rot, über Orange bis hin zu einem immer dunkler werdenden Blau. Ein paar Sterne waren schon zu sehen und ein leichter Wind wehte über die Straße, die ich gerade entlangfuhr.

Ich war schon eine Weile unterwegs, aber empfand es nicht als schlimm. Hier waren die Temperaturen angenehm und ich konnte mich ablenken, zumindest etwas.
Ich war nicht mehr weit von meinem Ziel entfernt und schaute suchend durch die Gegend.

Nach einiger Zeit war ich angekommen und bog langsam in die Auffahrt des recht großen Anwesens ein. Es war nicht zu groß oder protzig, sondern eher bescheiden und für die Wetter- und Umgebungsverhältnisse passend.

Ich saß eine Zeit lang so da und starrte auf das Haus, während meine Gedanken und meine Emotionen mit mir durchgingen. Ich wollte es einerseits tun, aber andererseits auch nicht. Aber ich war nun mal den ganzen Weg hierher gekommen. Da konnte ich mich nicht mehr davor drücken.

Ich stieg aus meinem Wagen aus und ging die 3 Stufen zur Veranda bis hin zur Tür und klingelte. Wartend schaute ich etwas durch die Gegend und versuchte mir ein Bild zu machen wie es sein musste hier zu leben.

Ich wurde aus den Gedanken gerissen, als ich ein erschrockenes „Miss Parker“ hörte. Mein Kopf schnellte herum und meine Augen sahen direkt in seine. Ich musste nach oben schauen, da ich keine Absätze trug.

Ich erkannte sofort die Panik, die in ihm aufkam, also hob ich meine Hände. „Keine Angst, ich bin aus einem anderen Grund hier ... und ich bin ganz allein gekommen.“ Jarod nickte erleichtert. Im gleichen Moment war eine Frauenstimme zu hören und Jarods Freundin kam ebenfalls an die Tür. „Wer sind Sie?“

Jarod zeigte auf mich, dann auf diese Frau. „Das Parker, eine alte Bekannte. Parker, das ist meine Frau Zoe.“ Ich schluckte. Frau? Das wusste ich nicht. „Wow. Ich ... es freut mich sie kennen zu lernen.“, sagte ich etwas verschüchtert. Mir hatte es doch tatsächlich die Sprache verschlagen.

Dann sah ich Jarod wieder an. „Kann ich dich kurz unter vier Augen sprechen?“ Er beäugte mich misstrauisch, stimmte aber zu. Zoe ging zurück ins Haus und schloss die Tür hinter sich. Jarod und ich gingen die Treppen der Veranda herunter. Er sah mich genauso besorgt an, wie Sydney zuvor. Hatte ich so eine Aura um mich herum?

Es wurde schnell kühler und ich schlang die Arme um meinen Körper. „Parker, warum bist du hier? Woher hast du überhaupt diese Adresse?“, fragte Jarod irritiert.
Ich konnte ihn nicht direkt ansehen. „Ich habe Sydney darum gebeten. Er war nicht begeistert davon.“

„Warum?“ Jarod zog die Augenbrauen zusammen. Ich atmete tief durch und hob meinen Blick auf seine Augenhöhe. „Ich bin hier um mit dir zu reden, oder besser gesagt um dir etwas zu sagen. Es wird nicht lange dauern und danach hast du für immer Ruhe vor mir.“

Jarods anfängliche Panik kehrte etwas zurück, mit einem scheinbaren Hauch von Angst. „Parker, was redest du da? Was ist los?“ Ich zögerte. Mein Herz schlug schnell und stark gegen meinen Brustkorb. „Jarod, ich liebe dich.“

„Was?“, fragte er geschockt. Ich hob meine Hände. „Lass mich bitte ausreden.“ Ich schluckte. „Ich habe lange gebraucht um das einzusehen. Nur leider kommt diese Erkenntnis zu spät. Aber ich werde lernen müssen damit zu leben. Doch ich musste das einfach loswerden, weil ich hoffe, das alles danach endlich vergessen zu können. Ich will in Ruhe leben und arbeiten können, ohne, dass du mir für den Rest meines Lebens durch den Kopf gehst.“

Jarod hatte stillschweigend zugehört und sah mich emotionslos an. Mein Herz schien still zu stehen, weil ich nicht wusste, wie er reagieren würde. Es war hart. Ich zitterte am ganzen Körper, teilweise auch durch die aufkommende Kälte, und es wollten sich wieder Tränen in meinen Augen sammeln.

Jarod fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Er schien nicht zu wissen was er sagen sollte. „Parker, ich...“ Er seufzte. Ich schüttelte mit dem Kopf. „Du musst darauf nichts sagen. Ich wollte es nur loswerden um meine Seele zu erleichtern.“ Ein paar Tränen liefen doch und ich wischte sie hastig weg. Doch zu spät. Er hatte es bemerkt.

„Auch wenn es hart klingt, aber ich muss es sagen: Du weißt, dass du an dieser Lage selbst Schuld bist. Du hattest die Möglichkeit. Ich habe dir damals am Flughafen gesagt, was ich für dich empfinde. Zwar war es nicht direkt, aber du wusstest was ich meinte. Du hast mich zurückgestoßen. Was hast du erwartet, dass ich ewig auf dich warte?“

Getroffen von seinen Worten, auch wenn sie wahr waren, musste ich weinen. „Ich weiß, dass es meine eigene Schuld war und ich habe nie von dir erwartet zu warten. Ich hattr nur gehofft du könntest etwas mehr Verständnis aufbringen. Immerhin bin ich hergekommen. Ich musste es einfach loswerden.“

Jarod trat näher, wischte meine Tränen etwas weg und legte mir eine hand auf die Schulter. „Es tut mir leid. Ich erkenne es dir wirklich hoch an, dass du den Mut aufgebracht hast es nach all den Jahren überhaupt mir gegenüber zu sagen doch ich weiß nicht recht was ich jetzt tun soll.“

Ich winkte ab. „Vergiss es einfach. Aber versprich mir etwas.“ Er nickte. „Klar, was immer du willst.“ „Versprich mir, dass du meine Frau niemals enttäuschen wirst und dich immer um sie kümmerst.“ Meine Stimme klang erstickt und meine Augen waren rot unterlaufen.

Jarod nickte nur und zog mich in seine starken Arme. Ich genoss es sehr, auch wenn ich wusste, dass es nicht gut war. Er drückte mich wieder etwas von sich weg und schaute mir tief in die Augen. Was wirst du jetzt tun?“

Unschlüssig zuckte ich die Schultern. „Keine Ahnung. Ich werde einfach mein Leben leben und so weitermachen wir immer, jedoch mit einer Ausnahme.“ „Was meinst du damit?“, fragte Jarod gespannt. Ich schaute ihm tief in seine schönen Augen.

„Ruf mich bitte nie wieder an und schick auch keine Pakete, Karten oder sonst irgendwelche Hinweise mehr. Halte dich vom Centre fern.“ Jarod schien entsetzt. „Aber ich...“ Um ihn vom Reden abzuhalten legte ich meinen Zeigefinger auf seinen Mund und schüttelte den Kopf. „Kein Aber. Tu es einfach. Das ist für uns alle das Beste.“

Er sah mich einfach nur an und so standen wir einige Momente stillschweigend auf seinem Grundstück, das inzwischen fast ganz von Dunkelheit umgeben war. Nur noch vereinzelte Sonnenstrahlen fielen auf unsere Konturen.

Die Stille brachte mich zum Nachdenken und ich merkte langsam, dass dies das letzte Mal war, dass ich Jarod sehen würde. Das machte mich traurig, obwohl ich wusste, dass es besser so war. Ich sah ihn an. Er sah etwas traurig aus. Jarod räusperte sich. „Bist du dir auch wirklich sicher, Parker?“, fragte er sanft.

Ich nickte. „Ja, ich bin mir wirklich sicher.“ Ich hoffte das würde ihn beruhigen. „ich werde dich vermissen, Jarod.“ Ich musste weinen. An Jarod gingen die letzten Minuten auch nicht emotionslos vorbei und er sah mich traurig an. „Ich werde dich auch sehr vermissen.“

Zögernd stand ich da, nicht wissend was ich als nächstes tun oder sagen sollte. Doch ich gab meinem Drang endgültig nach, zog Jarod zu mir und küsste ihn zum Abschied. Er legte seine Arme um mich und erwiderte den Kuss. Ich hätte noch ewig so weitermachen können, doch es ging nicht. Ich löste mich von ihm, bevor uns Zoe sehen konnte.

Ich nahm seine Hände in meine, sah ihm ein letztes Mal in die Augen und flüsterte „Ich liebe dich.“ Jarod nickte, küsste kurz meine Hände und lächelte. „Ich werde dich nie vergessen.“ Ich nickte auch, löste mich von ihm und ging nach einem verheulten „Leb wohl“ zu meinem Wagen zurück.

Er winkte mir zum Abschied, als ich den Motor startete und davon fuhr. Ich sah ihn im Spiegel an und prägte mir jedes Detail ein.
Es war dunkel, Nacht. Niemand war auf der Straße. Ich fuhr durch die Nacht die leeren Straßen entlang und dachte noch einmal über das nach was gerade passiert war.

Ich konnte stolz auf mich sein, dass ich diesen Schritt gewagt hatte, aber es hatte etwas endgültiges und es fiel mir schwer zu akzeptieren, dass sich unsere Wege von nun an für immer trennen würden.

Ich wünschte mir tief im Inneren, dass er glücklich werden würde und endlich ein Leben in Ruhe führen konnte. Was aus mir werden sollte, wusste ich noch nicht. Aber was ich wusste, war, dass ich eine starke Persönlichkeit war und das alles früher oder später vergessen haben würde.

Unser beider Leben war nie einfach gewesen, doch die Tatsache, dass es den jeweils anderen gab machte es erträglich. Er war mein Fels gewesen, der, mit dem ich reden konnte, wenn es mir schlecht ging, mein einziger Freund.
Ich wusste, dass er mir sehr fehlen würde und ich wusste, dass ich ihn für immer lieben würde. Aber ich hatte endlich damit abgeschlossen.
Das Leben geht weiter.


*~**~**~* Ende *~**~**~*









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