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Teil 2: Taten und Gedanken

Memphis, Tenn.
Alison Road
12: 04 Uhr


Jarod parkte den Wagen am Straßenrand, stellte den Motor ab und blieb sitzen. Dieses Mal fuhr er einen weinroten BMW. Nachdem er vor kurzer Zeit einen Mann kennen gelernt hatte, der sich für diese Autos sehr interessierte, wollte auch er einmal eines dieser Autos fahren.

Jarod lächelte kurz bei dem Gedanken an Henry, dem Autoliebhaber. Henry war ein sehr netter Mann, Ende 50, mit einer dennoch stattlichen Figur. Er besaß Hunderte von Magazinen von seinen Lieblingsautos, zu denen ja besonders der BMW gehörten. Doch er selbst fuhr nur einen alten Dodge.

Mehr konnte er sich nicht leisten. Jarod hätte ihm gern geholfen, doch seine Zeit war zu knapp. Er hatte gerade wieder einem Unschuldigen geholfen und das Centre war ihm sehr dicht auf den Fersen.

Jarod schüttelte den Kopf und zog sein rotes Notizbuch aus seiner Jackentasche hervor. In den Zeitungen der letzten Woche, die er durchgeschaut hatte, fand er einen Artikel über einen Mann, der seine Frau schlug.

In den Artikel stand, dass der Mann zwar festgenommen wurde, aber seine Frau die Kaution für ihn bezahlt hatte. Warum konnte sich niemand erklären. Bei der Frau handelte es sich um die junge Kellnerin, die Jarod am Morgen in den Truckstop gesehen hatte, in dem er frühstückte.

Einen Mann, der seine Frau schlug, wollte Jarod unter keinen Umständen unbestraft davonkommen lassen. Er wusste nur noch nicht genau, wie er es anstellen würde. Also startete er den Wagen wieder und fuhr zu seinem Apartment, das er sich gemietet hatte.

The Centre, Lyles Büro
Blue Cove, DE
21:13 Uhr


Im Centre war es schon recht dunkel geworden. Die meisten Mitarbeiter haben um so eine Zeit Feierabend. Es gibt nur wenige, die länger bleiben. Lyle gehörte eigentlich nie wirklich dazu. Doch an diesem Abend schien es etwas anderes zu sein.

Er saß an seinem Schreibtisch und blätterte in der Z3 Akte herum. Ein teuflisches Grinsen überzog sein Gesicht. Es war schon eine Weile her, als er das letzte Mal etwas Böses ausgeheckt hatte.

Die Akte war dünn und beinhaltete lediglich ein paar Informationen zu dem Opfer und zu dem Täter, sowie dem Auftraggeber. Lyle mochte es eigentlich nicht, wenn sein Name in so einer Akte vorkam, aber es war nicht das erste Mal.

Sonst mordete er immer nach Lust und Laune. Er suchte sich eine asiatische Frau, flirtete mit ihr und wenn er ihr Vertrauen gewonnen hatte, schlug er zu. Meist brachte er sie selbst um.

Doch dieses Mal war sein Opfer nicht irgendeine Frau. Ein besonderes Motiv sie zu töten besaß er nicht, er hasste sie einfach nur und wollte sie aus dem Weg haben, weil er befürchtete sie könnte ihm im Centre gefährlich werden; in vielerlei Hinsicht.

Lange hatte er überlegt, wen er für diese Tat angagieren sollte. Lyle kannte die besten Männer, die es für dieses Gebiet gab. Seine Wahl fiel jedoch auf einen Mann, auf den er sich gut verlassen konnte und der für das Centre schon oft solche Taten verübt hatte.

Er würde sie umbringen und die Spuren gut verwischen. So gut, dass es ihm niemand jemals nachweisen könnte. Ein leichtes Bedenken umgab ihn trotzdem. Dieser Mann war sehr gefährlich und unberechenbar. Er würde vielleicht auch gegen Lyle selbst vorgehen.

Doch dieses Risiko ging er ein. Was hatte er schon zu verlieren?
Nach kurzem Überlegen, griff er zum Telefon. „Hier ist Lyle. Richten sie Cox aus, er soll den Auftrag ausführen… Fragen sie nicht, sagen sie es ihm einfach!“ Er schüttelte mit dem Kopf. „Sekretärinnen!“ Dann schloss er die Akte und verstaute sie in seinem Schreibtisch.

Jarods Apartment
Memphis, Tenn.
Zur selben Zeit


Jarods Apartment war geräumig, wie immer. Er hatte das Licht gedämmt und nun wurde das Schlafzimmer nur von einer Nachttischlampe erhellt.

Langsam zog er sein Hemd aus und hing es wieder in den Schrank. Seine Jeans legte er auf einen Stuhl, der neben der Tür stand. Jarod hatte kurzerhand beschlossen nur in seiner Boxershorts zu schlafen, da es recht warm war.

Sein Bett war gemütlich und groß. Er legte sich hinein und dachte kurz nach. Es war schon eine Ewigkeit her, dass er das letzte mal sein Bett mit einer Frau geteilt hatte. Zoe. Für sie empfand er sehr viel. Doch er war sich im klaren, dass es mit ihnen nie gut gehen würde. Nicht mit dem Centre im Nacken.

Er spürte, dass es auch andere Gründe gab, sich von ihr zu trennen. Die beiden waren doch zu verschieden. Jarod schüttelte mit dem Kopf. Sie war für ihn so gut wie vergessen. Er wusste, dass sie nicht die Richtige war. Doch wer war es dann?

Nach einigen Minuten des Zögerns, griff er zum Telefon und wählte eine Nummer, die ihm sehr bekannt war.
Am anderen Ende meldete sich eine nachdenkliche Miss Parker. „Was?“

Jarod lächelte bei diesem Wort. Er liebte es, wenn sie das sagte. Und sie sagte es ja immer, doch immer in einem anderen Ton. „Miss Parker. Haben sie was von ihren Dad gehört?“
„Nein. Ich bezweifle ehrlich gesagt, dass dies jemals wieder der Fall sein wird.“ Traurigkeit schwang in ihrer Stimme mit.

Jarod nickte überlegend. „Was sagt ihre innere Stimme dazu?“
„Ich weiß nicht. Ich höre nicht auf sie.“ Sie schien zu lächeln, was Jarods Lächeln verbreiterte. „Das sieht ihnen ähnlich, Miss Parker. Sie hatten schon als kleines Mädchen ihren eigenen Kopf.“

Miss Parker lachte ein bisschen. Doch dann wurde ihre Stimme wieder traurig. „Das stimmt. Doch irgendwie hab ich das Gefühl, dass mir die Tatsache ständig zum Verhängnis wird.“
„Wie meinen Sie das?“

„Kommen Sie Jarod. Als ob Sie das nicht wüssten.“ Jarod nickte lautlos. Eine Stille entstand. „Miss Parker, alles passiert aus einem bestimmten Grund. Auch wenn es manchmal nicht so scheint. Aber auch die schlimmsten Ereignisse haben ihre Vorteile.“

„Sie haben Recht, es scheint wirklich nicht so.“ Damit legte sie auf. Jarod starrte noch eine Weile in den Hörer bevor auch er auflegte.
Er wurde das Gefühl nicht los, dass Miss Parker bei jedem Telefonat irgendwie anders war. Seit sie von Carthis zurück waren, begann sie sich immer merkwürdiger zu verhalten, ganz anders als vor ein paar Jahren, als er gerade aus dem Centre ausgebrochen war und ihr einziges Ziel darin bestand ihn zurückzubringen, unter jeden Umständen.

Doch nun war es nicht mehr so. Die Suche nach ihm geriet scheinbar immer mehr in Vergessenheit und auch Miss Parker widmete sich anderen Dingen.
Seit dem Verschwinden ihres Vaters wurde sie sehr nachdenklich. Ein bisschen besorgte Jarods dies schon. Aber sie war eine starke Frau.

Langsam legte er sich richtig in die gemütlichen Kissen und schloss die Augen. Nach ein paar Minuten war er eingeschlafen und bekannte Bilder traten vor sein inneres Auge. Er sah Miss Parker und sich am Kamin sitzen und er erkannte sofort, dass es der Kamin in Ocees Haus auf der Insel Carthis war.

Plötzlich änderte sich seine Sichtweise und er war jetzt nicht mehr der Beobachter, sondern saß neben Miss Parker am Kamin, wie damals. Jarod realisierte es erst, als er Miss Parker die Worte sagen hörte, die sie auch damals ausgesprochen hatte.

„Wie kommt es, dass die eine Person, der ich misstrauen soll… ich wurde auch trainiert sie zu hassen, sie zu fangen… dass diese Person bei mir ist, in den schwierigsten Augenblicken meines Lebens?“

„Vielleicht soll es genauso sein.“ Er sagte diese Worte mehr mechanisch, als wären sie ihm einprogrammiert. Er sah ihren Kopf, langsam auf seinen zukommen und auch er bewegte seinen Kopf in ihre Richtung. Wie damals.

Doch als sie an der Stelle angekommen waren, an der damals Ocee ins Zimmer kam, merkte er, dass nichts passierte, es erschien niemand. Augenblicke später berührten sich ihre Lippen und sie küssten sich zärtlich.

Nach einer Weile zog er seinen Kopf zurück und sah Parker an, tief in die Augen. Er wusste, dass es so gelaufen wäre, wenn Ocee damals nicht in das Zimmer geplatzt wäre. Aber wie wäre dann jetzt die Beziehung zwischen ihm und Miss Parker?

Jarod schreckte auf und atmete tief durch. Was war das für ein Traum? War es eine Botschaft oder sein tieferes Verlangen nach etwas, dass er wohl nie bekommen würde? Er wusste es nicht. Doch er kannte eine Person, die ihm helfen konnte.

Sydneys Wohnung.
Blue Cove, DE
3:34 Uhr


Sydney drehte sich unruhig hin und her. Auch er schien schlecht zu schlafen. Er setzte sich schließlich auf als sein Telefon klingelte. Noch halb verschlafen murmelte er ins Telefon. „Hier ist Sydney.“ Die Stimme am anderen Ende kannte er.

„Hallo Sydney, hier ist Jarod.“ Syd war auf einmal hellwach. „Jarod?! Hast du ein Problem?“ Sydney hörte Jarod laut ein und aus atmen. „Ich habe einen seltsamen Traum gehabt.“
„Was für ein Traum?“ „Bilder, von Geschehnissen, die noch nicht all zu lange her sind. Nur, dass es anders war. Die Geschehnisse haben sich verändert.“

Sydney überlegte. „In wie fern beunruhigt dich das?“
„Die Geschehnisse, so wie ich sie in meinem Traum gesehen hab, hätten vieles verändert. Ich hatte mir zwar oft gewünscht, dass es so gelaufen wäre, aber ich weiß nicht ob das wirklich so gut für uns wäre.“

Sydney Augen weiteten sich vor Neugier. „Uns?“ Als Jarod nichts erwiderte kam ihm ein Gedanke. „Es geht um Miss Parker richtig?“ Jarod seufzte. „Ja, und um die Zeit, die wir auf Carthis verbrachten.“

„Erzähl mir, was passiert ist. Was beunruhigt dich so? Du weißt, dass du mir alles anvertrauen kannst.“ Gespannt horchte er in den Hörer. Syd war zu neugierig, als das Gespräch jetzt enden zu lassen. Er hatte nie erfahren was genau auf der Insel passiert war.
Jarod schien leicht zu lachen.

„Weißt du, wir waren in diesem Sturm um etwas über die Schriftrollen herauszufinden, als es plötzlich stark geregnet hatte. Bei dieser alten Frau, Ocee, konnten wir uns aufwärmen. Miss Parker und ich saßen vor dem großen Kamin in Oces Haus und unterhielten uns, als…“

„Jarod, du musst es nicht erzählen, wenn du nicht willst.“
„Ich will es schon, aber es ist nur so seltsam.“ Eine Pause entstand. Sydney wollte es zu gern wissen, aber er wollte auch seinen ehemaligen Schüler nicht drängeln. Nach einem Seufzer sprach Jarod das Unausgesprochene zu Ende. „Miss Parker und ich wir… hätten uns fast geküsst… wenn Ocee nicht ins Zimmer gekommen wäre.“

Sydney starrte in den Hörer um zu begreifen, ob er das wirklich gehört hatte. Zu oft hatte er sich gewünscht, dass Jarod und Miss Parker, die ja auch wie eine Tochter für ihn war, einen Weg finden würden, ihre Gefühle, die offensichtlich stark waren, zeigen zu können.

Doch es gab da immer diese Hindernisse, das Centre. Er wurde aus den Gedankengerissen, als er Jarods Stimme hörte. „Syd bist du noch da?“
„Ja. Lass mich kurz überlegen. So ist es das was du meintest also gelaufen und du hättest es aber lieber anders gehabt. Und das hast du in deinem Traum gesehen.“

Jarod musste lachen. Scheinbar hatte er es geschafft seinen ehemaligen Mentor aus der Fassung zu bringen. Dann wurde er ernst. „Syd, in meinem Traum hab ich diese Szene vor dem Kamin wieder gesehen, nur, dass Ocee dieses mal nicht ins Zimmer gekommen war.“

Sydney überlegte. „Ocee war damals der Grund, warum ihr euch nicht geküsst habt und wenn sie in deinem Traum nicht erschienen ist, bedeutet das, dass ihr euch, in deinem Traum, geküsst habt.“ „Ganz genau. Nur weiß ich nicht was das zu bedeuten hat.“

Syd nickte lächelnd. Diese Szene war zu verdreht. Jarod, der immer wie ein Sohn für ihn war, kam mit Liebesproblemen zu ihm. „Es ist offensichtlich, dass dein Gehirn versucht, das geschehene zu verarbeiten, aber immer wieder auf die Barriere stößt, dass es dir lieber gewesen wäre, wenn Ocee euch nicht gestört hätte. So lange, du nicht in der Lage bist richtig mit der Tatsache, dass es so gelaufen ist, umzugehen, wirst du nie darüber hinwegkommen.“

„Aber was kann ich tun, Syd?“ Jarod wirkte verzweifelt. Sydney hätte ihm nur zu gern geholfen, aber dies war ein großes Problem, dass nur er allein lösen konnte. „Du musst dich deinen Gefühlen stellen, die Karten offen auf den Tisch legen. Rede einfach mit Miss Parker. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass sie dir dieses Mal offen zuhören wird, ohne dich zurückzuweisen.“ Sydne horchte in die Leitung.

Jarod atmete laut ein. „Danke Syd. Es ist mir schwer gefallen, denn dies ist eine andere Situation. Aber du hast mir wirklich geholfen.“ Mit diesen Worten beendete er das Gespräch.
Sydney legte lächelnd den Hörer zurück. Er hatte das Gefühl, dass sich bald einiges ändern würde.

Sydneys Büro, Centre
Blue Cove, DE
9:56 Uhr


Zur Zeit war es noch ruhig im Centre. Sydney dachte noch immer über das Gespräch mit Jarod nach. Es war irgendwie verdreht. Er blickte erschrocken auf, als jemand an seiner Bürotür klopfte. „Broots.“, begrüßte er den Mann freundlich, der schüchtern an der Tür stand. „Guten Morgen Sydney.“

Sydney sah Broots an. „Broots, was ist los?“ Dieser kam auf ihn zu und flüsterte etwas. „Hier gehen beunruhigende Dinge zu, Sydney.“ „Was für Dinge, Broots?“
Broots zögerte kurz und sah Sydney dann halbpanisch an. „Mr. Cox ist wieder hier. Er ist schon die ganze Zeit mit Lyle hier im Centre unterwegs. Die beiden reden über etwas. Wahrscheinlich planen die was.“

„Broots, ganz ruhig. Wie kommen sie darauf, dass die beiden etwas planen?“ Broots lächelte gequält. „Ich hab sie zufällig gesehen, als sie vor Lyles Büro standen. Lyle hielt eine Akte in der Hand und deutete während er mit Cox redete oft darauf.“

Sydney nickte überlegend. „Haben sie erkennen können was es für eine Akte war?“
„Tja, wenn ich es richtig gesehen habe, war es eine Z3 Akte.“ Sydney hob überrascht die Augenbrauen. „Z3? Das ist doch die Kennzeichnung für Auftragsmorde. … Das ist nicht gut.“

„Was ist nicht gut?“, erklang plötzlich eine Stimme von der Bürotür. Miss Parker hatte das Büro betreten und sah nun Sydney neugierig an. Broots sah schüchtern zu ihr. „Cox ist wieder da. Er und Lyle scheinen was zu planen.“

Miss Parker setzte eines ihrer künstlichen Lächeln auf. „Lyle plant immer etwas. Wir werden ja bald sehen, was er dieses Mal ausheckt.“ Mit einer deutlichen Handgeste, befahl sie Broots wieder an die Arbeit zu gehen. Als er das Büro verlassen hatte sah Sydney sie eindringlich an. „Was ist?“

„Nichts, Miss Parker. Ich habe nur darüber nachgedacht, dass sie mir nie erzählt haben, was eigentlich genau auf Carthis vorgefallen ist.“ Ihr Blick verfinsterte sich. „Syd, wenn ich das Bedürfnis verspürt hätte mit ihnen darüber zu reden, hätte ich es schon getan. Es gibt auch Dinge, die gehen selbst Sie nichts an.“

„Miss Parker!“ Sydney sah noch immer eindringlich zu ihr. Sie kam schließlich näher auf ihn zu. „Miss Parker, Jarod hat mich gestern angerufen und mir von dem Abend erzählt, an dem sie beide auf Carthis vor dem Kamin in Ocees Haus saßen.“

Miss Parkers Augen weiteten sich. Sie schien wütend zu sein. Wütend, dass Jarod das erzählte, aber auch wütend, weil Sydney sie darauf ansprach. Sie schüttelte den Kopf. Das konnte einfach nicht wahr sein. „Und? Was hat ihnen ihr Wunderknabe noch erzählt?“

„Er hat mir erzählt, dass er darüber nachgedacht hat, was passiert wäre, wenn Ocee nicht in dem entscheidenden Moment ins Zimmer gekommen wäre.“ Miss Parkers Blick änderte sich. Es war keine Wut mehr zu erkennen. Man konnte aber auch keine anderen Gefühle einordnen. Mit einer ruckartigen Bewegung machte sie auf dem Absatz kehrt und wollte das Büro verlassen, als Sydney ihr noch einen letzten Satz nachrief. „Darüber sollten sie mal nachdenken, Miss Parker.“

Memphis, Tenn.
Alison Road
11:29 Uhr


Jarod hielt den Wagen wieder am Straßenrand, ließ aber den Motor laufen. Noch immer dachte er an das Gespräch mit Sydney. Es war ihm dieses Mal wirklich schwer gefallen, zu sagen, was er fühlte. Denn dieses Mal ging es ja nicht um irgendeine Frau.

Sydneys Vorschlag, mit Miss Parker zu reden, klang für ihn zu verrückt. Jarod kannte sie gut und wusste, dass sie auch eine andere Seite hatte, aber er war sich nicht sicher, ob sie ihm wirklich zuhören würde.

Für einen Moment hatte er in Ocees Haus am Kamin auch gedacht, sie würde ein mal ihre wahren Gefühle zeigen, doch dann hatte sie sich wieder hinter ihren Mauern versteckt, die sie schon seit Jahren aufrecht hielt.

Jarod schüttelte den Kopf. Auch wenn dies ein wichtiges Thema für ihn war, galt es jetzt erst einmal, seine wöchentliche Mission zu erfüllen.
Er gab Gas und fuhr in eine bestimmte Richtung.

Truckstop
Memphis, Tenn.
Kurze Zeit später


Jarod parkte seinen Wagen und ging mit langsamen Schritten in das Cafe. Schon von der Eingangstür konnte er die blonde Frau, die auf den Namen Frieda Burk hörte, am Tresen sehen. Also ging er in diese Richtung und setzte sich vor ihr an den Tresen.

Sie lächelte ihn an, was mehr gequält aussah und fragte, was er denn essen wolle. Jarod bestellte wieder Dougnats und Pfannkuchen. Die ganze Zeit beobachtete er Frieda beim Arbeiten, während er auf sein Essen wartete.

Sie fasste sich oft an den Rücken, als hätte sie leichte Schmerzen. Wenn sie etwas schneller lief humpelte sie auch ein wenig. In Jarod brodelte es. Was hatte Friedas Mann nur mit ihr getan?

Nach einer Weile brachte sie ihm sein Essen. Als sie sich wegdrehen wollte, sprach Jarod sie an. „Das muss hier eine harte Arbeit sein.“ Sie drehte sich um und sah ihn fragend an. „Ach, so schlimm ist es nicht.“ Jarod nickte. „Ich hab mich nur gewundert, weil sie sich oft an ihren Rücken fassen. Es scheint als hätten sie Schmerzen.“

Frieda winkte abwährend mit den Händen. „Ich hatte einen Unfall zu Hause, vor einer Weile. Die Schmerzen sind immer noch nicht weg.“ Jarod tat gespielt neugierig. „Einen Unfall? Hört sich nicht gut an.“ „Halb so wild. Ich bin die Treppe runtergefallen.“

Jarods Augen verengten sich. „Sind sie wirklich runtergefallen oder wurden sie von ihrem Mann runtergestoßen?“ Friedas Augen weiteten sich in Schock. „Wie können sie das behaupten?“
Jarod kramte in seiner Tasche und zog sein rotes Notizbuch hervor. Als er die Seite gefunden hatte, auf der er den Artikel über den Mann, der seine Frau schlug, eingeklebt hatte, schob er das Buch über den Tresen.

„Ich hab das hier gefunden.“ Frieda sah geschockt von dem Bericht wieder zu Jarod. Der sah sie eindringlich an. „Frieda, mein Name ist Jarod. Ich möchte ihnen nur helfen.“ Doch Frieda schüttelte nur den Kopf. „Ich hab noch zu arbeiten.“ Dann ging sie davon.

Jarod sah wieder auf den Bericht. Auf dem Foto in der Mitte war Frieda mit ihrem Mann abgebildet. Darauf lächelte sie noch glücklich. Dieses Lächeln war verschwunden. Und Jarod wollte unbedingt alles tun, um sie wieder so lächeln zu lassen.

Fortsetzung folgt









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