Table of Contents [Report This]
Printer Chapter or Story Microsoft Word Chapter or Story

- Text Size +

In Miss Parkers Büro

"Miss Parker, darf ich sie kurz stören?" Sydney stand an der Tür und blickte Sie an.
"Was gibt es denn?", meinte sie mit gleichgültiger Stimme. Er kam auf sie zu und stellte sich direkt vor ihren Schreibtisch.
"Sie sind in den letzten Tagen so verändert. Ich mache mir Sorgen um sie. Stimmt irgendetwas nicht? Sie wissen ja, ihre Mutter war bei mir in Behandlung und sie können gerne..."
"Syd..., ich...mir geht es wirklich gut, es ist alles....", sie zögerte, doch dann platzte sie einfach damit raus, was sollte sie noch länger drum herumreden.
"Ich bin Schwanger."
Miss Parker hatte den Kopf gesenkt und starrte vor sich auf den Tisch. Als sie ihn anblickte sah er, dass sie damit kämpfte, die Tränen zurückzuhalten.
Sydney blickte sie auf freundlich Weise an.
"Warum sind sie dann so traurig, Miss Parker? Das ist doch eine schöne Nachricht. Ich freue mich für sie."
"Sydney sie haben ja keine Ahnung..."
"Ist Jarod der Vater?", fragte er dann einfach gerade heraus. Sie sah ihn geschockt an. "Sydney woher wissen sie....?
Er unterbrach Sie.
"Jarod hat mit mir über die Nacht in der Hütte geredet." Er lächelte sie weiterhin an.
Dann musste auch sie lächeln und begann schließlich nervös zu lachen.
"Natürlich. Natürlich hat er ihnen davon erzählt. Oh Gott ,Sydney, was soll ich jetzt nur tun...!"
"Weiß Jarod davon?"
"Nein, natürlich nicht. Ich...ich habe mit niemandem darüber gesprochen.", sie sah ihn verwirrt an.
"Dann wissen sie doch was sie zu tun haben.", Er lächelt sie immer noch freundlich an. "Sydney ich bin mir nicht mal sicher, ob ich dieses Kind überhaupt...überhaupt verantworten kann...und mal ehrlich. Können sie sich mich als Mutter vorstellen?"Ich weiß nicht, ob ich dazu in der Lage bin..."
Sydney bedachte sie nicht mehr mit einem liebenswürdigen Lächeln, jetzt wirkte er schockiert. "Miss Parker das ist ein Leben. Sie können doch nicht einfach dieses Leben auslöschen..."
"Das sagen sie mir auch immer."
"Sie?", Sydney wirkte verwirrt.
"Ja sie. Die Stimmen, die zu mir sprechen. Sie sagen mir auch immer, dass ich dieses Kind bekommen sollte."
"Nun, ich denke, dann haben sie ihre Antwort."
"Aber Sydney, das alles ist...ist eine Katastrophe."
"Nein, sicher nicht. Vielleicht ist es das einzig richtige, was in den letzen Jahren hier im Centre geschehen ist, aber auch das gefährlichste." Er sah ihr in die Augen und sie blickte ihn verwundert an. "Syd, wie meinen sie das?"
"Sie und Jarod gehören zusammen. Jetzt haben sie etwas, was ihnen die Entscheidung erleichtern sollte, ob sie hier im Centre bleiben wollen, mit all den Lügen leben, oder ob sie es mit Jarod verbringen wollen. Sie können das Centre jetzt entgültig verlassen, Miss Parker! Und sie müssen das Centre verlassen. Wenn die entsprechenden Leute davon Wind bekommen, dass sie schwanger sind, ist hier die Hölle los. Ein Kind von ihnen und Jarod, das ist etwas, was das Centre sich nicht entgehen lassen würde. Jarod´s Intelligenz und ihr Innerer Sinn. Und ich könnte es nicht verantworten, dass noch ein Kind im Centre aufwächst!"
Miss Parker hatte ihm stumm zugehört. Sie wusste, dass er recht hatte. Aber so einfach wie es sich anhörte war es nicht. Nein.
Sie sollte das Centre verlassen und ihr Leben mit ihm verbringen? Schweigend starrte sie vor sich hin. Ja, warum eigentlich nicht? Es stimmte, was er sagte. Ja, verdammt, wieso war sie überhaupt so traurig? Was hielt sie noch im Centre? Daddy, der immer nur auf seinen Vorteil fixiert war und ihr überhaupt keine Beachtung schenkte? Nein, sie konnte auch gut ohne seine Demütigungen leben. Weg von Lyle, von Raines, von all diesen schrecklichen Dingen, weg vom Centre. Das war es, was sie wollte.
Was sie schon längst hätte tun sollen. Ihre Familie konnte sie nicht als solche bezeichnen und das einzige, an dem sie hing, war ihr Haus. - Die Erinnerungen an ihre Mutter.
Doch sie hatte die Chance auf ein Leben mit Jarod.
"Danke Syd.", brachte sie schließlich hervor.
"Wofür denn?" Meinte er liebenswürdig und lächelte ihr aufmunternd zu.
"Kann ich sonst noch irgendetwas für sie tun?"
"Nein, ich denke nicht," sie wurde erneut nachdenklich und Sydney erhob sich, ging auf die Tür zu und wollte gerade gehen, als Miss Parker ihn noch mal zurück rief. Sie stand hastig auf, stellte sich dicht hinter Sydney und raunte ihm zu:
"Sydney es gibt doch etwas was sie für mich tun können. Ich muss mit Jarod reden, aber diese ganzen Dinge kann ich ihm nicht einfach so am Telefon sagen. Vielleicht könne sie da etwas arrangieren...ich habe schon seit Wochen nichts mehr von ihm gehört, also wenn sie..." Er lächelt sie erneut an. "Natürlich helfe ich ihnen dabei, Parker." Dann verlies er ihr Büro.



Gegen 22.45Uhr vor Miss Parkers Haus

Jarod war vor wenigen Stunden in Blue Cove angekommen.
Jetzt stand er vor ihrem Haus, obwohl er nicht in der Stimmung war mit ihr zu reden. Die letzen zwei Monate hatte er versucht mit ihrer Einstellung zu den Dingen klarzukommen, es aber nicht geschafft. Daraufhin wollte er nicht mehr über sie nachdenken. Das letzte Gespräch mit ihr am Telefon war einfach zu verletzend gewesen. Und jetzt überlegte er sich gerade wie er so unauffällig wie möglich in ihr Haus kommen würde.
Warum war er nur hergekommen? Sydney hatte am Telefon aufgeregt geklungen. Er hatte ihm immer wieder klar gemacht, dass es sehr wichtig wäre mit Miss Parker zu reden, dass sie ihm etwas wichtiges mitzuteilen hatte, das nicht am Telefon hätte geklärt werden können.
Was sollte das bloß sein? Er entschied durch eines der Kellerfenster einzusteigen.
Nach kurzer Zeit war Jarod im Haus. Er schlich leise ins Wohnzimmer, wo er sie, auf dem Sofa vor dem Kamin, schlafend vorfand. Ihr Atem war ruhig und gleichmäßig, als sich
Jarod ihr mit vorsichtigen Schritten nährte. Wo war ihre Waffe? Er wollte es nicht riskieren, dass sie ihn bedrohte und zurück ins Centre schleifen würde. Doch dann öffnete sie ihre Augen, entdeckte ihn und setzte sich aufrecht hin.
"Jarod.", sagte sie leise.
"Sydney meinte, wir müssten reden.", meinte er knapp. Sie atmete tief durch.
"Ja.", murmelte sie. Er setzte sich in einen Sessel rechts von ihr und beobachtet sie genau. "Also?"
"Es,...Jarod, es tut mir leid, was ich letztens am Telefon gesagt habe. Ich wollte Sie nicht verletzen. Es ist nur so dass...", sie hielt inne und sah ihn an. Da fiel ihr der Schmerz in seinen Augen auf und sie bekam sofort ein schlechtes Gewissen.
"Ich habe es nicht so gemeint, Jarod. Diese Nacht in der Hütte,...sie war...wirklich schön." Mit einem lächeln sah sie ihn an, doch da war eine Träne, die ihr über die Wange lief.
Jarods Wut war plötzlich wie verflogen und er stand auf um sich zu ihr auf die Couch zu setzen. Tröstend nahm er ihre Hand und sie ließ es widerstandslos geschehen.
"Doch ich wusste nicht, wie das weitergehen sollte, Jarod. Das Centre...dort gibt es keinen Platz für uns und...ach ich weiß auch nicht. Ich dachte, dass wir keine Zukunft haben und wollte die Sache vergessen doch jetzt...". Sie hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. Da war es wieder, dieses wohlige Gefühl. Er warf ihr einen ermutigenden Blick zu.
"Aber jetzt?"
"Jarod, diese Nacht wird nicht ohne Folgen bleiben. Ich bin schwanger."
Unsicher blickte sie zu ihm hoch. Mit was hatte sie gerechnet?
Nachdem ihm ihre Worte klargeworden waren wich der fragende Blick aus seinem Gesicht und unendliche Freude machte sich sichtbar.
"Du meinst, ...wir...ich werde Vater?" Unfassbar sah er sie an. Er wischte ihr die einsame Träne aus dem Gesicht und küsste sie. Was hatte sie eigentlich anderes erwartet? Von seiner kindlichen Freude angesteckt und weil sie sich wieder einmal viel zu viele unnötige Gedanken gemacht hatte stimmte sie in sein Lachen ein.
"Ich würde ja sagen wir stoßen darauf an, aber das geht wohl schlecht" meinte sie scherzhaft. "Ja, das geht schlecht" murmelte Jarod vor sich hin. Sein Blick fiel unwillkürlich auf ihren
Bauch. Auf einmal wurde ihm der Ernst er Lage deutlich und in ihm machte sich Sorge breit. "Du musst das Centre verlassen!
"Das ist genau das, was auch Sydney gesagt hat.", meinte sie.
"Und er hat Recht. Was hält dich denn noch im Centre? Dein Leben lang wurde dir dort nur Leid zugefügt. Aber jetzt hat das ein Ende. Ich werde euch da rausholen! Dich und das Baby." Liebevoll sah er sie an und zog sie in seine Arme. Einen Moment sagte keiner der beiden etwas. Miss Parker hatte die Augen geschlossen und genoss seine Berührung. Es würde schon gut gehen. Sie wusste es. Die Stimmen sagten es ihr. Sie gehörte zu ihm. Irgendwann war Miss Parker einfach in seinen Armen eingeschlafen. Jarod hatte sie dann wohl ins Bett getragen, den am nächsten Morgen wachte sie genau dort auf. Sie drehte sich zur Seite, um zu prüfen, ob er neben ihr lag, doch er war wohl schon längst wieder verschwunden.
Mit einem Seufzen stand sie auf und ging erst einmal ins Bad. Nachdem sie geduscht und sich angezogen hatte verschwand Sie in die Küche um sich Frühstück zu machen und stellte erfreut fest, dass Jarod dort an einem gedeckten Frühstückstisch saß und sich ein Toast schmecken lies. Sie musste lächeln.
"Ich dacht schon, du hättest dich mal wieder einfach davon gemacht."
Er lächelte amüsiert zurück.
"Das werde ich auch bald tun müssen, obwohl ich viel lieber bei...euch bleiben würde."
Bei diesen Worten war er aufgestanden, hatte sie an sich gezogen und ihr liebevoll über den Bauch gestreichelt. Automatisch wich sie ein Stück zurück. Doch schon im selben Augenblick musste sie sich selbst zurechtweißen. Was war nur los mit ihr? Es war Jarod.
Der Vater ihres Kindes. Sie konnte mit ihm zusammenleben und war nicht mehr auf der Jagd. Also ließ sie es geschehen und gab Jarod einen langen Kuss. Dann lies er sie los und setzte sich wieder an den Tisch. Einladend wies er auf den Stuhl ihm gegenüber und Miss Parker lies sich darauf nieder. In Gedanken vertieft griff sie nach der Kanne vor ihr und wollte sich gerade etwas von dem Inhalt in eine Tasse gießen , als Jarod sie mit einem durchdringende Blick bedachte worauf sie dann etwas entnervt fragte:
"Was?"
"Das ist Kaffee.", sagte er mit Nachdruck.
"Und?"
Er nahm ihr die Kanne aus der Hand und kippte den Inhalt in das Spülbecken.
"Was soll das denn jetzt?" Miss Parker zog überrascht die Augenbrauen hoch.
"Kaffe ist ab jetzt für dich tabu Parker. Ist nicht gut für die Entwicklung des Kindes.", erklärte er mit einer sehr geduldigen Stimme.
"Also erst einmal müssen SIE, Jarod, mich nicht wie ein rohes Ei behandeln. Und zweitens, meinen Sie nicht, dass es fürs erste reicht das ich auf Alkohol in jeglicher Form verzichten muss" Da wird doch ein kleiner Kaffee am Morgen drin sein." , meinte sie betont.
Nun zog er die Augenbrauen hoch. Das "Sie" hatte ihn gekränkt, wo sie doch gerade beim "Du" waren.
"Das Koffein gelangt in den Blutkreislauf des Fötus und erreicht fast den gleichen Spiegel wie bei der Mutter. Es kommt zu Herzschlag und zur Überaktivierung des Nervensystems. Also achte bitte darauf, dass du nicht allzu viel davon trinkst.", meinte er etwas versöhnlicher.
Bei dem Gedanken an seinen zunehmenden Beschützerinstinkt musste Jarod schmunzeln. Doch jetzt musste er sich Gedanken darüber machen, wie er sie sicher aus dem Centre wegschaffen konnte. Sie grummelte noch etwas über den verschütteten Kaffee, schien aber einzusehen, dass sie ab jetzt etwas auf Koffein verzichten sollte.
Dann sprach er das Thema direkt an.
"Parker, wir müssen uns endlich überlegen, wie wir dich da rausholen. Also euch beide meine ich..." Und wieder betrachtet er liebevoll ihren Bauch, obwohl ja noch gar nichts zu sehen war. Sie setzte gerade zu einer Antwort an, als das Telefon klingelte.
"Moment" sie erhob sich, gab ihm einen kleinen Kuss und holte den Telefonhörer.
"Was?"
"Miss Parker, ich hab ihn."
Broots schien es nicht weiter für nötig zu halten, sich großartig zu melden.
"Sie haben Jarod?", fragte sie und wurde blass vor Schreck. Konnte das sein? Konnte Broots wissen, wo Jarod gerade war? Dieser erhob sich gerade und kam auf sie zu. Auch sein Gesicht spiegelte Sorge wieder. Er stellte sich direkt neben sie und hielt auch seinen Kopf an den Hörer.
"Naja nicht direkt ihn, aber sein letztes Versteck und er wurde dort noch Gestern am späten Nachmittag gesehen..."
"Und das wäre wo?" Miss Parker hoffte verzweifelt, dass man ihr die Panik, die in ihr aufstieg nicht anhören konnte.
"Ein kleines Motel in Buffalo...Der Jet ist schon bereit, sobald sie da sind, kann's los gehen," Broots` Stimme klang aufgeregt und leicht erfreut über seinen neuen Fund.
Jarod und Parkers Blicke begegneten sich. Er begann verschmitzt zu lächeln. Es war also alles in Ordnung. Niemand wusste, dass er hier war, außer ihm Parker und Sydney. Miss Parker atmete erleichtert auf. "Ich bin sofort da!" mit diesen Worten beendete das Gespräch.
Jarod begann zu lachen: "Ja, da war ich auch gestern noch." Noch einmal holte Miss Parker tief Luft und fiel dann in sein Lachen ein. "Ich dachte schon....Das war vielleicht ein Schreck."
"Ja, aber es ist doch alles gut. Die haben keine Ahnung."
"Und das ist auch gut so! Ich muss dann wohl los." Er nickte: "Gut, wenn du wieder da bist setzen wir das Gespräch fort." Er zog sie zu sich heran und küsste sie leidenschaftlich. Dann löste er sich aus dem Kuss hielt sie aber weiterhin in seinem Arm. Liebevoll betrachtet er ihren Bauch, dann streichelte er erneut darüber: " Pass gut auf dich auf, ja? Auf euch Beide!" Sie nickte, gab ihm noch einen hastigen Abschiedkuss und machte sich dann auf den Weg.



Buffalo, 12.00 Uhr

"Yoga,...scheint als habe sich Jarod sportlich betätigt." Miss Parker blickte ausdruckslos die große Anzahl der über den Tisch verstreuten Bücher an.
"Oh, da steckt sicherlich mehr dahinter...", meinte Sydney in Gedanken, "bestimmt hat er auch die entsprechenden Traditionen und Zusammenhänge zwischen Körper und Geist studiert. Ein sehr interessantes Gebiet." Er hatte sich ein Buch genommen und blätterte darin.
"Sonst irgendetwas, Broots?" Miss Parker blickte sich fragend zu ihm um.
"Nein...hier ist sonst nichts mehr, Miss Parker."
"Merkwürdig, kein rotes Notizbuch? Was führt er denn nur im Schilde?" Sie versuchte ein amüsiertes Grinsen zu unterdrücken, doch Sydney entging es nicht. Er lächelte sie wissend an.
Noch hatte er nicht mit ihr reden könne, um zu fragen, wie Jarod die Neuigkeit aufgenommen hatte. Bis jetzt war immer Broots in der Nähe gewesen und es war am besten, wenn dies ein Geheimnis blieb, das nur drei Personen teilten. Zumindest vorerst. Aber eigentlich konnte sich Sydney seine Frage selbst beantworten. Was wird Jarod schon dazu gesagt haben, dass er Vater wird? Bei dem Gedanken machte sich ein Lächeln auf Sydneys Gesicht breit. Er konnte es noch gar nicht glauben. Jarod würde einen Sohn haben! Und so wie es aussah hatten er und Miss Parker ein gutes Gespräch geführt. Ihre trübe Stimmung war verschwunden und ihr Verhalten wie eh und je. Mit dem kleinen Unterschied allerdings, dass es ihr sichtlich schwer fiel sich über ihren Ärger mit Jarod auszulassen.
"Also, wenn das Genie uns keine Hinweiße hinterlassen hat, ist unsere Arbeit hier erledigt. Wollen wir nur hoffen, dass er das zu einer neuen Angewohnheit von sich macht." , meinte Miss Parker schließlich und setzte einen ihrer missgelaunten Blicke auf. In dem Moment kam ihr ein Gedanke. Wie würde das weiter gehen? Es sah aus, als hätten sie die Spur zur Jarod vollkommen verloren. Wenn das in Zukunft auch so bliebe, würde das Centre sicher misstrauisch werden und ihnen irgendeinen neuen Spieler zukommen lassen. Das könnte gefährlich werden. Rasch schob sie den Gedanken beiseite. Schließlich konnte sie das auch noch später mit Jarod besprechen. Wozu hatte sie denn ein Genie bei ihr zu Hause? Es war ein gutes Gefühl, zu wissen, dass sie sich nicht mehr allein um alles sorgen musste. Sie setzte ihre Sonnenbrille auf und trat, dicht gefolgt von Sydney, hinaus ins Freie.


Centre, 17.00Uhr

Miss Parker, Sydney und Broots hatten den Aufzug betreten und warteten darauf, dass sich die Türen schlossen. Doch da tauchte im letzen Moment eine Hand auf, die sich in den Spalt zwischen den Türen schob. Ihr fehlte der Daumen.
Lyle! Miss Parker ließ ein missgelauntes stöhnen hören.
"Guten Tag, Schwester." Meinte er schmierig freundlich.
"Haben sie Jarod´s Verfolgung eingestellt, oder warum sind sie schon wieder zurück?", meinte er dann auch neugierig. Miss Parker setze zu einer schnippischen Antwort an, entschied sich dann aber im letzen Augenblick noch anders. Es war besser, nicht für allzu viel Unruhe zu sorgen.
"Jarod hatte die Stadt schon vor zwei Tagen verlassen. Wir fanden nichts, außer ein Paar Büchern...", antwortete sie kühl. Lyle musterte sie mit einem undefinierbaren Blick, schien aber nicht weiter interessiert. Die Türen öffneten sich und er ging mit schnellen Schritten davon.


Miss Parker`s Haus, 19.00Uhr

Sie Schloss die Tür auf und hängte ihren Mantel an die Garderobe.
"Jarod? Ich bin wieder hier!"
Es kam keine Antwort. Sie ging in die Küche, doch auch dort fand sie ihn nicht. Miss Parker spürte, wie plötzliche Sorge in ihr aufstieg. Wo war er nur? Er war sicher nicht einfach verschwunden. Nicht Jarod. Aber er wusste doch hoffentlich auch, dass er nicht einfach so in Blue Cove herumlaufen konnte. Wer weiß, wie viele Sweeper sich dort aufhielten.
Da musste sie über sich selbst lachen. Jarod wusste schon, was er tat.
In dem Moment öffnete sich die Terrassentür und Jarod stand im Zimmer.
"Was hast du...", mit einer Handbewegung hatte er sie zum Schweigen gebracht.
Verwirrt sah sie ihn an.
"Was ist los?", fragte sie dann leise flüsternd.
Jarod schüttelte den Kopf und zog sie möglichst geräuschlos mit nach draußen. Hier
drinnen konnten die beiden nicht reden. Es war zu gefährlich, das war ihm klar.
Doch Miss Parker wirkte immer noch verwirrt.
"Was?"
"Mister Parker war heute hier."
Sie sah ihn verständnislos an.
"Hat er etwas bemerkt?", fragte sie daraufhin.
"Nein, er hat nichts bemerkt", sagte Jarod , "aber ich denke, das etwas nicht stimmt weiß er schon. Deswegen war er wahrscheinlich auch hier."
"Wie, was...wie ist er reingekommen?"
"Er hat wohl immer noch einen Schlüssel von diesem Haus,"sagte Jarod nachdenklich,
"Ein Grund, warum ich ihn erst gar nicht gehört habe."
Miss Parker sah ihm direkt in die Augen.
"Keine Angst, er hat mich nicht gesehen. Es war zwar sehr knapp, aber er ist dann auch bald wieder verswunden."
"Was, was wollte er hier?", sie schien Mühe zu haben das alles zu begreifen. Was hatte ihr "Vater" hier gewollt?
"Wanzen.", erklärte Jarod,
"Ich tippe zumindest darauf. Ein Grund, warum wir drinnen nicht mehr reden können. Ich schätze mal, die Vermuten irgendwas. Nicht in diese Richtung, also nicht, dass wir zusammen sind und ein Kinder erwarten. Nein, das glaub ich weniger. Aber vielleicht denken sie, dass wir privat, durch eben die Geschehnisse in Schottland öfters Kontakt haben. Ich vermute, sie glauben, dass wir gemeinsam nach den Schriftrollen suchen."
"Um ehrlich zu sein, sind mir diese blöden Schriftrollen mittlerweile verdammt egal.", meinte sie dann ganz gelassen. Wenn das Centre glaubte hier etwas über den Verbleib der Schriftrollen zu erfahren, von ihr aus. Solange die Sache zwischen ihr und
Jarod nicht heraus kommen würde...
"Ja, mir sind auch ganz andere Dinge wichtiger geworden. Zum Beispiel, dass es dir und dem Baby gut geht. Doch so lange wie du hier bist wird es dir nie wirklich gut gehen, Parker.
Und damit wären wir gleich beim dringlichen Thema. Wie schaffen wir dich hier weg?"
"Lass uns das nicht hier bereden", sagte sie bestimmt, "Ich mein hier im Garten...es wird bald dunkel und es ist hier draußen so ungemütlich."
Jarod sah sie einen Augenblick nachdenklich an.
"Ich habe mir da schon was überlegt.", meinte er, "wir könnten doch zu Sydney und dort reden. Und außerdem kann er uns bei der Planung für dein Verschwinden aus dem Centre helfen.?"
Sie nickte zustimmend.
"Ja, das ist wahrscheinlich so ziemlich der einzige Ort hier in Blue Cove, wo wir reden können. Ach sag mal, Jarod, was in aller Welt hast du mit dem ganzen Yogazeugs veranstaltet?"
"Ich sehe schon, ihr hab mein Versteck gefunden. Hm...",er lächelte, "ich hab versucht meinen Kopf freizubekommen und mich zu entspannen. Nur leider ging mir so eine gewisse Nacht nicht mehr aus dem Kopf. Oder besser gesagt, eine gewisse Person."
Sie lächelte zurück. Dann gab sie ihm einen Kuss, nahm seine Hand und zog ihn hinter sich her zu ihrem Auto.
"Sag mal, kenne ich diese Person zufällig?"

Am anderen Ende von Blue Cove, Sydneys Wohnung

"Jarod!" Sydney stand in der offenen Tür und schien sich sehr über den unverhofften Besuch zu freuen. "Miss Parker." Er nickte ihr freundschaftlich zu und sie lächelte etwas unsicher zurück. Hier stand sie nun, mit Jarod.
Sie stiegen die knarzende Treppe hinauf und Sydney führte sie durch die angelehnte Tür in sein Appartement.
"Hier wohnen sie also." , sagte Miss Parker und blickte sich interessiert um. Es war ein älteres Haus und die Wohnung war klein, doch zweifelsohne gemütlich eingerichtet. Die meisten Möbel waren aus Holz und in den Regalen sowie auf dem Schreibtisch stapelten sich die Bücher endlos. Sydney musste wohl gerade an irgendetwas gearbeitet haben, denn die Lampe auf seinem Schreibtisch brannte.
"Ja, nichts besonderes, aber ein Ort, den ich mein zu Hause nennen kann."
Unwillkürlich traf sein Blick den Jarods. Dann ging er zum den Fenstern und dunkelte den Raum ab. Über den Schreibtisch gebeugt knipste er die kleine Lampe aus und schaltete das Licht an. "So, setzt euch!"
Jarod und Miss Parker nahmen auf der Couch Platz.
Jarod erklärte kurz den Grund ihres Kommens, während Sydney schweigend zuhörte und sich in den Sessel gegenüber setzte.
"...Und jetzt müssen wir und überleben, wie wir Sie von dort wegholen können, möglichst ohne dass das Centre etwas davon erfährt. Zur Zeit scheint das kein Problem zu sein, denn Ich denke nicht, dass irgendjemand dort Bescheid weiß. Doch je länger wir warten, desto gefährlicher wird es. Das sicherste wäre, wenn wir sofort alles stehen und liegen lassen und verschwinden würden. Doch da gibt es ein Problem. Ich muss noch einmal für ein paar Wochen weg, vielleicht auch für länger." Er schwieg einen Moment und legte seine Hand auf ihr Bein. Miss Parker sah ihn von der Seite an.
"Ich bin mir ziemlich sicher zu wissen, wo sich meine Mutter aufhält." , beendete er dann den Satz.
"Oh, Jarod. Ich hoffe so sehr, dass du deine Familie findest." Miss Parker griff nach Jarods Hand und gab ihm einen Kuss. Sydneys Anwesenheit hatte sie völlig vergessen.
Als sie sich von Jarod löste sah sie ein breites Lächeln auf seinem sonst eher besorgten Gesicht.
"Und du glaubst wirklich, sie endlich gefunden zu haben?" meinte er dann.
"Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie sich in einer Stadt an der Westküste aufhält. Ich wollte eigentlich schon vor ein paar Tagen hinfahren, doch dann erhielt ich deinen Anruf und bin nach Blue Cove gekommen." Jarod sah Miss Parker an.
" Ich lasse dich wirklich nicht gerne alleine, aber ich muss Klarheit haben. Ich kann nicht auf die Suche nach meiner Familie gehen, wenn ich eine Frau und ein Kind zu versorgen habe."
Miss Parker erhob sich von der Couch.
"Na hör mal! Ich bin schließlich selbst erwachsen und kann schon auf mich aufpassen! Und es ist besser, wenn du eine Zeitlang nicht da bist, jetzt wo das ganze Haus verwanzt ist..."
"Parker hat recht, Jarod. Es ist vielleicht sogar von Vorteil, wenn du jetzt gehst. Wir werden hier solange unseren Alltag wieder aufnehmen und nebenbei das Centre im Auge behalten." Sydney war ebenfalls aufgestanden.
"Ja. Trotzdem würde ich lieber bei dir bleiben, Parker." Jarod erhob sich und nahm sie in die Arme. Sie küssten sich lange, dann legte er seine Hand auf ihren Bauch. "Passt bitte gut auf euch auf, bis ich wieder zurück bin. Und dann werden wir diesen grässlichen Ort für immer verlassen."


Jarod rannte über die Straße. Es war kalt und regnete und er war durchgefroren und klitsch nass. Seit drei Wochen war er nun schon unterwegs. Er hasste es so lange von Parker getrennt zu seinen, doch er wusste, wenn er jetzt seine Familie nicht finden würde, dann würde er sie nie finden können. Wenn erst einmal das Baby auf der Welt war, dann musste er, Jarod, dafür sorgen, dass weder Kind noch Mutter etwas passierte und dann wäre die Suche nach seiner Familie einfach zu gefährlich.
Jarod erreicht sein Ziel, ein kleines Motel außerhalb der Stadt. Angeblich war seine Mutter hier erst vor wenigen Tagen gesehen worden. Leider war sein Wagen einige Kilometer zuvor liegen geblieben und Jarod hatte laufen müssen. Der Wind war stark und der Regen prasselte unaufhaltsam auf den matschigen Boden, doch es war ihm egal. Nun stand er endlich vor diesem Motell und er fühlt sich seiner Mutter näher den je.
Eine innere Stimme sagte ihm, hier würde er sie finden.
Jarod trat an den Tressen der Rezeption. Da sich niemand dahinter befand drückte er einmal auf die kleine vergoldete Handklingel und wartete. Ein schäbig wirkender Mann kam aus einem der hinteren Zimmer. Er sah Jarod schlaftrunken an: " Was kann ich für dich tun Jüngchen?"
Jarod kramte das Bild von seiner Mutter aus seiner Jackentasche und hielt es dem Mann unter die Nase.
"Hab sie diese Frau schon mal gesehen?," fragte er dann.
"Möglich," murmelte der Kerl und senkte den Blick.
"Ist sie hier?", Jarod war ganz aufgeregt. Konnte es sein, dass seine Mutter hier war und eines dieser Zimmer bewohnte?
"Ich weiß nichts," sagte der Alte.
"Hören sie Mister. Das ist meine Mutter. Ich suche sie nun schon seit vielen Jahren. Also ist sie hier - ja oder nein?"
"Nein", antwortet er knapp. Sein Blick war immer noch gesenkt. Jarod riss so langsam der Geduldsfaden. Er griff den Alten am Kragen und zog ihn zu sich.
"Sehen sie mich an," befahl er ihm,
"War diese Frau vor kurzer Zeit in diesem Motel, ja oder nein und wagen sie ja nicht mich an zu lügen."
Der Mann blickte endlich auf: "Sie war hier. Ist heute Morgen erst abgereist..."
"Wohin?"
"Keine Ahnung," sagte der Alte.
Jarod lies ihn los. Er hatte seine Mutter erneut verpasst.
"Welches Zimmer hatte sie?," fragte er dann," Ich werde es für diese Nacht nehmen.." "Zimmer 19, das ist am Endes des Flures auf der rechten Seite," antwortet der Alte und reichte Jarod den Schlüssel. Jarod nahm ihn, ging den Flur hinunter und verschwand hinter der Tür mit einer Messing 19 auf der Tür. Sein erster Gedanke war es, Parker an zu rufen. Es war erst 16.17 Uhr und sie war bestimmt noch im Büro. Doch konnte er es wagen schon wieder an zu rufen? Ihre Gespräche waren bisher immer sehr kurz und bündig gewesen und wichtige Information hatte keiner von beiden weitergeben können, schließlich wurden die Telefongespräche aufgezeichnet und das Centre sollte von alle dem nichts mitbekommen.
Er unterdrückte den Wusch nur kurz ihre Stimme zu hören und zu fragen, ob es ihr gut ginge. Es war zu riskant, er hatte erst gestern mit ihr telefoniert, es wäre zu auffällig heute schon wieder anzurufen. Jarod lies sich auf dem Bett nieder und starte ins leere.
KRACH.
Was war das? Er sprang auf und durchquerte das Zimmer. Ein lautes Geräusch, war aus dem Badzimmer gekommen, so als wäre etwas herunter gefallen. Da war jemand.
"Wer ist da? Ich warne sie, ich bin bewaffnet, " verkündete Jarod der geschlossenen Badezimmer Tür. Jarod öffnete die Tür, trat ein und wollte grade das Licht an machen, als sich jemand auf ihn stürzte und ihn zu Boden riss.
"Was hast du Schweinehund hier verloren?"
Eindeutig eine weibliche Stimme. Jarod packte die junge Frau und schaffte es sich auf zu richten. Dann zog er sie ins Licht.
"Emily! Was machst du denn hier?"









You must login (register) to review.