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Disclaimer:
wie immer: die Charaktere von "the Pretender" gehören nicht mir, ich leih sie mir nur kurz aus, Sam und der Rest sind allerdings aus meinem Mist entsprungen.
Ich verdiene mit dieser Geschichte oder mit der Veröffentlichung kein Geld, will es auch nicht.
Anmerkung: aufgrund der Geschehnisse vom 11.09.2001 in New York und auch den Folgeereignissen möchte ich gerne etwas ändern:

Ich hatte in den letzten Kapiteln darauf hingewiesen daß das Centre Osama bin Laden für die Planung von Attentaten unterstützt , das ist Zufall, zuerst wollte ich nachträglich einen neuen Namen nehmen, aber ich werd's nicht tun, laßt euch überraschen
Trotz der verhängnisvollen Milzbrandbriefe in den USA werde ich jedoch weiter am Plot mit dem Virus festhalten, einfach nur, weil ich wahrscheinlich sonst die gesamte Story vom 18. Kapitel an ändern müßte, das tue ich weder mir, meiner Beta noch Nic an.

Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle für Eure Geduld, dieses Kapitel hat superlange auf sich warten lassen: es sind nämlich Diplomarbeit, Arbeitsbeginn und Umzug dazwischengekommen. Ihr wiederum könnt euch insbesondere bei jenen bedanken, die mir Feedback geschrieben haben und all jene die mich jedesmal beim Chatten nach der Fortsetzung gefragt haben, was fürchterlich nervt... *g*





Die vergessene Akte

Kapitel 21

By Dara

Parker schüttelte ungläubig den Kopf und starrte auf die Akte in ihrer Hand. Eine Haarsträhne fiel ihr ins Gesicht. Energisch fuhr sie mit der Hand durch ihr Haar und strich es nach hinten. "Wieso hat sie das getan? Ich meine, wir hatten doch einen Plan, oder nicht?!" Sie sah zu Jarod. Ihr Gesichtsausdruck wurde dominiert von Unglauben, Verärgerung und Erleichterung.

Broots trat von einem Fuß auf den anderen. Diese Samantha hatten ihnen allen einen mächtigen Schrecken eingejagt. Vorzutäuschen, daß Sydney tot wäre. Es schauderte ihn, wie perfekt diese Täuschung gewesen war, gleichzeitig raste ein Gedanke immer wieder durch seinen Kopf >Sie muß mich und Debbie auch rausholen< Er schämte sich leicht, Sydney um die Freiheit zu beneiden.

"Sie hatte sicher ihre Gründe!" Jarod nagte an seiner Unterlippe, als er das sagte. Er spürte genau den Blick, den Parker ihm zuwarf. Er holte tief Luft: "Ich hab nur noch keine Ahnung, welche das sein könnten." Er verharrte eine Sekunde, schließlich eilte er zur Couch. Er hatte bei seiner Ankunft die schwarze Lederjacke achtlos auf die Lehne geworfen. Er griff sich seine Jacke und ging zum Hinterausgang. "Aber ich finde es raus, sie schuldet mir einige Antworten!"

Parker nickte nachdenklich und blickte Jarod hinterher. Gedankenverloren strich sie sich mit der Fingerkuppe über ihre Lippen, die beinahe seine Lippen berührt hätten, wäre nicht Broots so unangemeldet ins Zimmer gestürzt.
"Broots! Was stehen Sie hier noch so rum, fangen Sie mit den Nachforschungen an, ich will alles über Projekt Scorpio wissen." Der Techniker machte sich sofort auf den Weg. Er hatte grade die Tür geöffnet, als Parker noch etwas einfiel: "Und Broots, das nächste Mal klopfen Sie vorher an!" Für eine Sekunde trafen sich die Blicke der beiden. Broots schluckte nervös und nickte schließlich; er ging dem Blick Parkers aus dem Weg und beeilte sich noch mehr, zur Arbeit zu kommen.

Parker hingegen begann zu grinsen, nachdem Broots gegangen war. Sie schloß die Augen und rief sich noch einmal den Moment zurück, wie Jarod kaum mehr als ein Millimeter von ihr entfernt gestanden hatte. Das Herzrasen kehrte zurück.

***

Alles was er sah, war diese riesige schwarze Hornbrille, die sie trug. Dieses Modell mußte schon mindestens zehn Jahre alt sein, wenn nicht sogar älter. Samuel Barkins versuchte, sich seine Erheiterung nicht allzusehr anmerken zu lassen. Er zwang seinen Blick weg von der Brille. "Ich bin erfreut, Sie in unserem Team zu haben, Miss Jackson!"

Die Frau, laut Barkins Akte nicht älter als 30 Jahre, grinste ihn nervös an und schob die Brille mit einen Nasenrunzeln zurecht. "Mein Name ist Samantha!" Sie streckte ihre Hand aus, ohne ihren Arm vorzubeugen.

Samuel verkniff sich ein lautes Lachen. Gott, diese Brille, der Zopfpullover, die geflochtenen Zöpfe zu beiden Seiten; fehlte nur noch das Kreuz um den Hals und ein grauer Wollrock und das Schild: "Ich bin eine versauerte Jungfer!".

"Dann sind wir wohl zwei Sams hier!" Sein Gegenüber blickte ihn durch die Brille an, rückte sie mit dem Finger nach oben zurecht und flüsterte fast: "Ich würde es lieber sehen, wenn sie mich Samantha nennen!" Sie legte den Kopf dabei leicht schief.

>Oh ja, das dürfte mal eine gute Herausforderung für Billy werden, vielleicht krieg ich diesmal sogar mehr als 20 $ zusammen!< Samuel lächelte leicht. Bill Waymen, einer der Militärleute, die auf Mount Weather stationiert waren. Braungebrannt, muskulös - der Mann, der jede Frau schwach werden ließ - bis jetzt jedenfalls.

Diese Samantha würde ein harter Brocken selbst für den Charmeur Billy werden, und jeder Tag nach den ersten zwei Wochen brachte Samuel 5$ ein, cash auf die Hand.

Samantha lächelte wieder und sah ihn abwartend an. Sie hatte grüne Augen. Jetzt, wo er sie länger betrachtete... ohne diese häßliche Brille sah die junge Frau sicher gar nicht schlecht aus. Na ja, Bill würde das schon machen, da war er sich ganz sicher...

"Hier ist Ihr Arbeitsbereich, Samantha. Sie werden im Labor mit Dr. Julian and Dr. Costa arbeiten. Darf ich vorstellen: Samantha Jackson, sie hat gerade ihren Doktor in Virologie mit sehr gut abgeschlossen.!" Eine ca. 40-jährige Latina sah nur kurz auf, nickte in ihre Richtung und wandte sich wieder ihrem Mikroskop zu.

Hingegen kam der andere Mann freudig lächelnd auf sie zu: "Hallo Samantha, ich bin Dr. Dean Julian, ich habe mir die Freiheit genommen, in Ihre Dissertation reinzulesen, wirklich sehr interessante Zusammenhänge, die sie da aufgeworfen haben!" Dr. Julian war mit einer stattlichen Größe von 1,95 m gesegnet und aufgrund dieser Größe hatte er sich eine leicht gebeugte Haltung angewöhnt. Dennoch mußte Samantha zu ihm hochsehen.

"Oh, danke. Ich war mir nie ganz sicher, ob meine Forschungen wirklich nützlich für die Wissenschaft waren, ich meine..." Ihre zaghafte Stimme verlor sich ganz.

"Oh, aber durchaus, liebe Kollegin. Wir arbeiten hier schon seit Monaten an einem Projekt, und mit Ihrer Hilfe - gerade durch Ihre Studien - werden wir endlich den erhofften Durchbruch erringen. Sie bringen genau die richtigen Vorraussetzungen mit, um uns eine entscheidende Hilfe zu sein, nicht wahr, Eva?" Dr. Julian suchte bestätigend den Blickkontakt mit Dr. Costa, doch die murmelte nur kurz etwas und wandte ihren Blick nicht vom Mikroskop.

Dean Julian verzog nur kurz das Gesicht vor Mißfallen; schnell wandte er sich wieder dem Neuankömmling zu. Ungefragt hakte er ihren Arm bei sich unter und führte sie aus dem Hörbereich seiner Kollegin heraus: "Sie müssen sie entschuldigen, sie hatte ein paar Mißerfolge in letzter Zeit."

Samantha schenkte ihm ein strahlendes Lächeln: "Schon vergessen. Und wie kann ich Ihnen jetzt bei ihrem Projekt helfen, Dr. Julian?"

"Nennen Sie mich Dean, alle tun das, außer Eva."

"Dean, mein Name ist Samantha. Nett, Sie kennenzulernen!" Sie schüttelten sich enthusiastisch die Hände und grinsten um die Wette.

***

"Komm schon, Sydney. Jack und Kay müssen hier oben irgendwo sein!" Jay zog Sydney ungeduldig hinter sich her. Der ältere Mann lächelte über den Jungen; ja, die Freiheit hatte ihm gutgetan, es war nicht mehr viel von dem verunsicherten leisen Jungen zu sehen, den er im Centre kennengelernt hatte. Vielleicht war die Freiheit genau das, was alles ausgelöst hatte, ein Bedürfnis im Menschen, das das Centre nie befriedigen konnte oder wollte.

Jay öffnete enthusiastisch die Tür zum Kinderzimmer und trat ein. Er hatte gerade den Mund geöffnet, als ein Schwall eiskalten Wassers über ihn schwappte. "Waahhhh!" Jay schrie erschrocken auf. Sydney konnte sich ein Grinsen einfach nicht verkneifen.

Jay stand wie ein begossener Pudel im Türrahmen und sah fassungslos an sich herunter. "Was soll das denn?" fauchte er schließlich. Jack und Kay blickten vorsichtig hinter der Bettkante hervor und blinzelten. Kay verzog leicht das Gesicht: "Mist, wieso bist du denn hier, ich dachte, der neue Lehrer kommt!"

Jack verkniff sich ein Lachen, lautlos schüttelte sich sein Körper, als sein Blick über die tropfenden Sachen von Jay glitt. Sydney trat vorsichtig neben Jay ins Zimmer und sah sich um. Sein Blick wanderte von Jack über Kay zurück zu Jay. Schließlich konnte er doch nicht mehr und lachte leise los: "War das mein Begrüßungsempfang? Wenn ihr wollt, könnt ihr den Eimer noch mal füllen und ich komm rein!" schlug er lachend vor.

Kay sah sich den älteren Herrn genauer an. Es dauerte eine Sekunde, bis sie ihn erkannte, und eine weitere Sekunde, bis sie sich von ihrem Schock erholt hatte. "SIE sind unser neuer Lehrer?" krächzte sie letztendlich doch. Nicht nur, daß langsam die Erkenntnis kam, daß der Lehrer vielleicht doch nicht so schlimm wie befürchtet werden würde - und sie hatte die Simulationen von Jarod mehr als einmal gesehen - nein, auch der Ärger, daß ihr Plan schiefgelaufen war, stieß ihr auf. Eigentlich hatten sie doch alles genau geplant. Sie biß sich wütend über sich selbst auf die Unterlippe und seufzte.

Jack hatte sich inzwischen auch schon wieder gefangen und leise ein paar trockene Sachen aus Jays Schrank geholt. Schweigend reichte er sie ihm und ging dann einen Schritt auf Sydney zu.

Sein Blick glitt an dem älteren Mann herunter: fast ungläubig betrachtete er die grüne Strickweste und die graue Stoffhose. Sein Blick fiel auf die glänzend polierten Schuhe, auf denen ein paar Wasserspritzer eintrockneten und nun unschöne Ränder hinterließen. "Sorry!" murmelte er leise und holte tief Luft. Er zwang sich schließlich, dem Psychiater in die Augen zu sehen.

Sydney lächelte geheimnisvoll. Er faßte Jack kurz auf die Schulter: "Samantha meinte, ich würde herzlich begrüßt werden - jetzt verstehe ich, was sie damit gemeint hat. Ich werde mal nach Angelo sehen." Mit diesen Worten ging er aus dem Zimmer und schloß vorsichtig die Tür hinter sich. Für eine Sekunde verharrte er vor der geschlossenen Tür. Als er aufgeregte Kinderstimmen diskutieren hörte, dachte er noch einmal zurück an Sams Worte...

.. zwei Tage vorher: "Komm schon Sydney, sonst entdecken sie uns noch!" Sam startete den Wagen und gab Gas, noch bevor er die Tür hinter sich geschlossen hatte.

Nach einer Minute Stillschweigen und Luftholen sprach er: "Wie lange werden sie brauchen, um rauszufinden, daß wir es waren?"

"Also, wenn alles glatt gelaufen ist, gar nicht. Die Kameraeinstellungen in diesem Sektor müßten eigentlich für uns arbeiten."

"Wieso ist mir da bloß zuviel wenn und eigentlich in dem Satz?" murmelte Sydney. Sam sah kurz prüfend zu ihm. Wieder herrschte eine Minute Stillschweigen.

"Du hast recht."

Sydney sah Samantha fragend an. Er fragte sich, ob er hören wollte, was sie sagen würde.

"Wir müssen das Risiko für dich reduzieren."

Er schluckte: "Das können wir doch nachher mit den anderen besprechen."

"Nein, ich weiß was Besseres..." Sam hielt den Wagen kurz an und beschrieb ihren Plan.

Es hatte nur fünf Minuten gedauert, um den Plan auszuarbeiten. Fünf weitere Minuten für Sam und die Vorbereitungen. Und innerhalb von einer Viertelstunde war sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt worden.

Er hatte sein Leben lang für das Centre gearbeitet, mit dem Centre, für das Centre. Nur noch das GEGEN das Centre war ihm geblieben. Und selbst diese Rolle schien passiv zu sein, hier in Kanada, weit weg von Blue Cove.

Er hatte nicht damit gerechnet, drei Pretender betreuen zu müssen, dürfen, können. Es würde eine wahnsinnige Herausforderung werden. Aber was war mit Nicolas, was mit Michelle? Wie hatte er Broots und die anderen im Stich lassen können?

"Sydney traurig?" Angelo sah ihn fragend an. Er hielt ein Kissen umschlungen und saß vor einem großen Sessel. Vor ihm flackerte das Feuer im Kamin.

Sydney lächelte nur leicht und setzte sich auf die Couch. Er lehnte sich zurück und schloß die Augen. Er holte tief Luft und dachte an die Menschen, die er in Blue Cove zurückgelassen hatte.

***

Raines verzog den Mund leicht und trat einen Schritt vor. Der Schutzanzug behinderte ihn noch mehr an einem zügigen Fortkommen, als es der bloße Sauerstofftank ohnehin schon tat.

Er war von Idioten umgeben, Versagern, lästige Insekten, die ihm das Wichtigste versagten. Das Wichtigste überhaupt im Leben, das einzig Wahre. Wegen der Unfähigkeit dieser Männer war ins Centre eingebrochen worden. Das bedeutete Kontrollverlust, und wer die Kontrolle verlor, verlor die Macht, und das war gleichbedeutend mit dem Tod, zumindest auf der Machtstufe, wo er lebte, zumindest im Centre.

Jarod, als dieses Projekt geflohen war, das war unangenehm gewesen. Einiges ging für das Centre verloren, ein wichtiges Produkt konnte nicht mehr angeboten werden. Aber es ergaben sich interessante Möglichkeiten, der Wegfall der Direktorin, die ständige Loyalitätsfrage an die Parkers, das alles stärkte seinen Position. Nur noch kurze Zeit, und er hätte Parker senior ablösen können.

Mit dem Auftauchen von Red File 74-80-2/SR, letzter fremdrekrutierter Pretender, begannen die Schwierigkeiten. Er hatte die Akte vergessen gehabt, begraben. Es war nicht lukrativ gewesen, sie verursachte Lücken in der Macht, war nicht zu kontrollieren. Sie vernichtete jahrelange Arbeit in Minuten.

Red File 2 und die vergessene Akte waren nie dafür bestimmt gewesen, miteinander zu arbeiten. Zwei vollständig natürliche Pretender, ausgebildet. Und jetzt kam eine neue Komponente hinzu: die Akzeptanz, gegebenenfalls auch das Centre zu zerstören. Solange Jarod das Centre unterschwellig als Heimat identifiziert hatte, war nichts zu befürchten, aber Samantha hatte nie den Respekt gehabt, nie die Identifikation so stark ausgebildet. Sie war ein riesiger Gefahrenherd.

Gut, daß Lyle offensichtlich nicht auf ihr Auftauchen reagiert hatte. Für zwei Tage hatte es so ausgesehen, als wenn sie es geschafft hätte, sein Werk zu vernichten, eines der wenigen, die sich auch langfristig für ihn rentiert hatten. Aber er hatte sich wieder gefangen, (gut) er war vollständig unter der Kontrolle der Simulation, gut einschätzbar, kontrollierbar.

Miss Parker stellte ein kleineres Problem dar, jetzt wo Sydney endlich weg war. Unwillkürlich schlich sich ein kaltes Grinsen auf sein Gesicht. Ah, nach so langer Zeit war endlich auch der letzte Faktor beseitigt, der seine Projekte wirklich verhindern konnte.

Raines öffnete grimmig grinsend den Kühlschrank mit den verschiedenen Virus- und Bakterienkulturen. Er mußte sichergehen, das nichts Wichtiges gestohlen worden war. Keuchend rang er nach Luft. Durch den Helm wurde das Atmen erschwert.

Er drehte jedes Röhrchen einzeln um und las die Beschriftung. BTX3244 , BTX3344 .. BTA O+2; BTA O-1. Raines grinste. Sie hatten das falsche Röhrchen mitgenommen! Selbst wenn Angelo oder besser gesagt seine Leiche für Nachforschungen verloren gegangen war, er war dieses mißglückte Projekt endlich los. Es wurmte ihn mehr, als er zugeben wollte, daß Angelo offensichtlich "die Seiten" gewechselt hatte, viel zu oft in den letzten Jahren hatte er Miss Parker und ihren Freunden geholfen. Eine undichte Stelle weniger.

Der Schlauch zu seinem Sauerstofftank hatte sich leicht verklemmt, und Raines bekam immer schlechter Luft, gierig saugte er nach Luft und zerrte ungeduldig am Anzug. Durch das Ziehen und Zerren lockerte sich die Dichtung um das Loch im Anzug, wo der Beatmungsschlauch durchgezogen war. Raines bemerkte es jedoch nicht, er hatte sich wieder zu dem Kühlfach gewandt, nahm den Behälter mit den Reagenzgläsern in die Hände und trug ihn vorsichtig zum Labortisch in der Mitte des Raumes.

***

"Das ist einfach großartig, mein Gott ja, warum bin ich da nicht selbst drauf gekommen!" Dean sprang aufgeregt auf und schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. Sam konnte sich ein Grinsen einfach nicht verkneifen, der Mann war einfach geboren zum schusseligen Professor. Sie hoffte inständig, daß sie ihm durch ihre Aktion nicht schaden würde.

"Nun, nun, Dean, beruhigen Sie sich wieder. Was soll denn unser Besuch von der CIA denken?" Samuel Barkins stand plötzlich neben dem Cafeteriatisch, an dem auch Sam saß. Sie war zwar erst 3 Tage hier, aber schon hatte er das Gefühl, als hätte sie schon immer zum kleinen Team gehört, still und leise, zurückhaltend - eine graue Maus, wie sie im Buche steht.

Sam blickte auf ihr Gegenüber, während sie in einen großen Bagel biß. Samuel wollte ihr aufmunternd zuzwinkern, doch ihre Aufmerksamkeit ruhte bereits auf dem CIA Mann, den er mit in die Cafeteria gebracht hatte und der wie festgewachsen neben ihm stand. Er hatte einen dunklen Anzug an, einen Einreiher mit goldenen Knöpfen, ein hellblaues Hemd und eine dunkelblaue Krawatte . Das Haar kurzgeschnitten und dunkel, erwiderte er kühl den Blick von Samantha.

"Darf ich Ihnen Samantha Jackson vorstellen, Mr. Darson, sie ist unsere neueste Errungenschaft." Samuel grinste über beide Ohren.

"Oh ja, sie ist brillant!" bestätigte Dean Julian kräftig, "sie hat ein Problem für mich gelöst, über das ich schon seit Wochen grübele!" Er faßte Sams Kopf in beide Hände und küßte sie stürmisch auf die Stirn. Er schüttelte dem Besucher nur kurz die Hand und verschwand dann eilig in Richtung Labor.

Mister Darson sah ihm kurz nach, während Samuel erklärte: "Sie müssen entschuldigen, er ist ein ganz umgänglicher Kerl ... für einen Forscher!" setzte er leise hinzu. Ein unverbindliches Lächeln, das nicht die Augen des CIA-Mannes erreichte, war die Antwort.

Sam rückte ein wenig auf ihrer Cafeteriabank und machte Samuel Platz zum Sitzen. Sie sah kurz zum Besucher und rückte ihre Brille mit einem Nasenrunzeln zurecht. "Mis.. Mister Darson. Sie kommen wirklich vom CIA ?"

Ihre Blicke trafen sich und schließlich reichte er ihr seine Hand: "Mein Name ist Jarod Darson, ich werde mich hier für eine Zeit aufhalten und mir die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Teams und Behörden anschauen."

Sams Mundwinkel zuckten leicht. War das Nervosität, fragte sich Samuel amüsiert.

"Oh, das klingt interessant, ich wußte nicht, daß das CIA mit der FEMA..." Sie zuckte leicht mit den Schultern und spielte mit einem ihrer geflochtenen Zöpfe.

"Aber Samantha, Sie wissen doch, daß die FEMA mit allen Behörden zusammenarbeitet!" Samuel hob leicht belehrend den Finger. Er reckte seinen Hals in Richtung Essensausgabe und erhob sich dann: "Entschuldigt mich bitte für eine Sekunde, ich hol mir noch einen Kaffee. Mr. Darson, wollen Sie auch einen?" Nach einem kurzen Nicken verschwand er.

"Und wie lange werden Sie hier bleiben, Mr. Darson?" Grinsend biß Sam ein riesiges Stück Bagel ab und kaute genüßlich. Jarod griff ihr Handgelenk und drückte fest zu, er lehnte sich ein Stück vor und zischte: "Wie konntest du nur?"

Sie sah ihn leicht verwundert an und verzog das Gesicht. "Aua, das tut weh!" Sie zog ihre Hand weg, nach einer kurzen Sekunde legte sie beide Arme auf den Tisch und stützte sich auf sie. "Spinnst du, du gefährdest die Sim!" Sie deutete mit einem fast unmerklichen Kopfschütteln zum sich wieder nähernden Samuel.

Jarod mahlte mit seinem Kiefer und versuchte, seine Wut unter Kontrolle zu kriegen. "Wir müssen uns dringend unterhalten!" preßte er schließlich noch leise zwischen seinen Zähnen hervor.

Sam sah ihn fragend an und zuckte dann mit den Schultern: "Das kann nicht wahr sein, wirklich?"

Samuel ließ sich ächzend neben sie fallen: "Und, unterhaltet ihr euch schön?" Er sah zwischen der offensichtlich aufgeregten Samantha - irrte er sich oder waren ihre Wangen gerötet? - und dem immer noch kühlen CIA-Mann hin und her. Hmm, sah so aus, als hätte sich die kleine Maus verguckt. Samuel zählte in Gedanken schon die Geldscheine, die Billy ihm zahlen würde.

Sam schluckte und nickte dann eifrig: "Er hat mir grad von den Anschlagsplänen der Terroristen erzählt. Wahnsinn, daß jemand freiwillig Viren in die freie Natur freisetzen könnte."

"Die Menschen sind wahnsinnig, Samantha." Samuel kam sich fürchterlich weise vor, als er das sagte.

***

Ein klirrendes Geräusch ließ ihn herumfahren. Ein Laborant hatte eine Phiole fallen lassen. Raines knurrte kurz, und als der Mann ein paar Spritzer an seinem Anzug abwischen wollte, schickte er ihn ungeduldig weg. "Ich werde mich nachher desinfizieren, räumen Sie lieber die Splitter weg!" Er drehte sich wieder seinem Mikroskop zu.

"Entschuldigen Sie bitte, Mr. Raines", stammelte der Mann.

"Was für eine Kultur war es denn?"

"Ich weiß nicht, es war nicht meine Probe, ich wollte fragen, ob Sie zu Ihrem Projekt gehörte. BTA O+3 war die Beschriftung?!"

Raines drehte sich noch einmal zu dem Mann, seine Augen blitzten vor Zorn. "Was macht meine Probe in Ihrem Arbeitsbereich?" Er hatte nur seinen Oberkörper gedreht, eine ganze Drehung erforderte zuviel Kraft. Der Anzug verschob sich leicht und die lose Dichtung öffnete sich etwas. Etwa drei Zentimeter darüber rann langsam ein Tropfen, durchsichtig wie kondensiertes Wasser, am Anzug herab.

"Ich weiß nicht, ich habe eben eine Bestandsaufnahme gemacht und dieses Röhrchen im Kühlschrank gefunden, es lag ganz hinten." Der Labortechniker deutete auf einen benachbarten Schrank.

Raines überlegte kurz und nickte dann: "Der gehörte früher auch zum Projekt!"

"Dann wurde die Kultur vielleicht vergessen!" erleichtert sah der Techniker Raines an.

Der antwortete nicht, sondern zog einen tiefen Schluck Sauerstoff und drehte sich wieder um. Für ihn war das Thema erledigt, die Probe war unwichtig, es gab ja noch eine.

***

"Die Menschen sind wahnsinnig, Samantha!" Sie prustete lauthals los. Sie schmiß sich aufs Bett und schloß die Augen. Uuh, er war wütend, sehr wütend. Sie versuchte sich vorzustellen, wie es sich anfühlte zu glauben, daß der wichtigste Mensch in seinem Leben verschwunden war. Als Bilder von Dr. Alan und Kyle hochstiegen, verbannte sie die jedoch sofort und wandte sich anderen Gedanken zu. Sie hatte es mit voller Absicht nicht den anderen erzählt, auf diese Art und Weise handelten sie alle authentischer, und die Wahrscheinlichkeit war höher, daß das Centre keinen Verdacht schöpfte. Zu dieser Zeit verdächtig für das Centre zu sein, war nicht nur für einen tödlich, es war für sie alle fatal.

Sie seufzte, und als sie seine Gegenwart bemerkte, sagte sie leise: "Du weißt ganz genau, weshalb ich das getan habe. Sie waren geschockt und nicht informiert, sie haben gehandelt, wie sie unter solchen Umständen gehandelt hätten. Und niemand weiß, was sie vorhaben. Es tut mir leid, Jarod. Aber ich bin fest davon überzeugt, daß es das richtige war."

Jarod setzte sich neben sie aufs Bett, langsam ließ er sich ebenfalls fallen und schloß die Augen: "Es war grausam, du hättest es mir sagen können!"

"Und du hättest es natürlich nicht Parker gesagt, nicht wahr?" Der zynische Kommentar kam leise aber deutlich, "Oh, du hättest es nicht ertragen, der Anblick einer zerstörten Parker, du wärst zu ihr geeilt und hättest es ihr ins Ohr geflüstert. Und zwar noch bevor sie ins Centre gegangen wäre!"

"Wieso hast du es gemacht, die Videobänder zeigen keine Gesichter, man hätte ihn nicht erkannt!"

"Wolltest du wirklich dieses Risiko eingehen? Ich habe die Erfahrung gemacht, daß das Centre mehr Augen hat, als selbst Angelo jemals aufspüren könnte und außerdem waren da noch die Laboranten, die uns gesehen haben.. Das Risiko war zu hoch, und Sydney ist mit Angelo außer Gefahr, sie sind in Kanada und helfen dem Major."

Jarod blickte zu ihr: "Sydney ist bei meinen Eltern?"

Sie verzog ihr Gesicht zu einem Grinsen: "Keine Angst, er erzählt sicherlich nur Gutes von seinem Adoptivsohn!"

Für eine kurze Weile war es ruhig, schließlich regte sich Jarod wieder: "Es wird ihn freuen, Jay wiederzusehen."

"Aye, er ist ein ziemlich guter Lehrer für die Kinder. Sie werden ausgebildet, so daß sie ihre Gabe vernünftig einsetzen können. So sind der Major und deine Mutter wenigstens ein wenig entlastet."

Nach einer weiteren Schweigeminute setzte sich Jarod schließlich auf und setzte ein anderes Gesicht auf, das Gesicht eines Pretenders, der eine Aufgabe zu lösen hatte: "Also, was hast du erfahren?"

Sam holte noch einmal tief Luft und legte sich dann auf den Bauch. Sie beobachtete Jarod, wie er sich an den Tisch setzte und ein rotes Notizbuch öffnete. Sie deutete auf ein gelbes, das ebenfalls auf dem Tisch lag.

"Also gut, Samuel Barkins ist der Leiter des Teams, er ist für Public Relations und Verwaltungskram zuständig. Er ist bodenständig und wettet gern. Er und Billy Waymen scheinen Freunde zu sein. Billy Waymen ist Lieutenant bei der Army; er und noch 6 weitere bewachen diesen Gebäudekomplex. Billy ist ein Aufreißertyp, sieht gut aus. Er trinkt gerne und spielt Poker in seiner Freizeit. Seine Ausgaben sind beträchtlich höher als seine monatlichen Einnahmen, also gehe ich stark von einem Nebenverdienst aus."

Sie machte eine Pause. Jarod nickte und schrieb sich kurze Notizen auf. Er hatte auch das gelbe Notizbuch aufgeschlagen und las sich Passagen darin durch: "Verbindungen zum Centre?"

"Billy Waymen ist ein Kandidat, aber ich glaube nicht, daß er einer der Hauptleute ist. Ich vermute, es ist Doktor Evalin Costa. Sie arbeitet an einem Armeeprojekt und untersucht einen Virus der Klasse 12. Ich hatte noch keine Gelegenheit, mir eine Probe anzusehen, aber nach dem Krankheitsbild, das Dean mir beschrieben hat, könnte es unser Skorpion sein! Sie ist ziemlich verschlossen, eigenbrötlerisch. Ich hab sie mehrmals mit Billy reden sehen, und ihre Telefonrechnung hat einige höchst interessante Telefonate zum Vorschein gebracht."

"Blue Cove?"

"Nicht direkt, eher in Richtung Afrika!" Sie betonte Afrika besonders stark und sah ihn abwartend an.

"Direkt mit dem Triumvirat?" Jarod sah sie fast ungläubig an.

"Bingo. Zudem hat sie zusätzliche Einnahmen regelmäßig jeden Monat. Ich hab mir ihre Personalakte angesehen, sie hat mal in Delaware gelebt, offiziell hat sie da schon zur FEMA gehört, aber sie hat anscheinend 10 Monate Urlaub bekommen, schau dir mal das Datum an!"

"Der gleiche Zeitraum wie für die 3. Testreihe im Projekt Scorpio." Jarod überflog die Kopien der Akte und nickte leicht, "Was ist mit diesem Julian Dean?"

Sam kicherte albern: "Dean ist sein Vorname. Er ist witzig und clever! Er arbeitet an einem anderen Teil des Projektes: er sucht ein Mittel, um auch während der Eklipse einen Virus nachweisen zu können. Er beschäftigt sich mit nichts anderem, er ist besessen davon. Eigentlich müßte er ein eigenständiges Labor bekommen, weil er überhaupt nicht mit Dr. Costa zusammenarbeitet, aber das ist der FEMA zu kostspielig. Praktisch erforscht sie das Virus, und er entwickelt das Gegenmittel. Sein Lebensstil ist eigentlich keiner: er gibt nur Geld für Wohnung und Essen aus, er ist 10 Stunden pro Tag oder länger im Labor. Keine Nebeneinnahmen, keine privaten Kontakte, nichts. Soweit ich derzeit weiß."

**

Bobby sah nachdenklich aus dem Fenster. Er saß in dem großen schwarzen Sessel in seinem Büro. Vor sich sah er eine schlafende Sam, wie in der Nacht an Angelos Bett. Wie konnte sie ihm nur so vertrauen, nach all den Dingen die er, die Lyle in den letzten Jahrzehnten getan hatte?

Die Tür zu seinem Büro öffnete sich. Michael, der Sweeper, kam herein, mit einem Stapel Blätter in seinen Händen. Er räusperte sich leise und wartete dann geduldig.

Bobby kam mit seinen Gedanken zurück in die Realität und drehte sich seufzend um. "Was ist?"

"Der Bericht, den Sie angefordert haben, Sir." Michael reichte ihn ihm und wartete wieder im angemessenem Abstand vom Schreibtisch auf weitere Befehle.

Bobby überflog die Zeilen: "So. Sie fliegt nach Afrika in die Ferien. Direkt zum Triumvirat, wie nett." Er bleckte sich die Zähne. Dann grinste er selbstgefällig. "Für wann ist der Flug geplant?"

"Morgen früh um sieben Uhr. Mr. Parker wird nicht mitfliegen. Das Flugzeug wurde vom Triumvirat geschickt, es kommt in 10 Stunden hier an." Michael sagte dies in einem monotonen Ton, wie eine Nachricht über das Wetter. Seine Ruhe täuschte; er erkannte die Ausmaße dieser Information: Brigitte hatte in wenigen Tagen ihren Geburtstermin, das war ein offenes Geheimnis im Centre. Wenn sie kurz vorher nach Afrika flog, dann würde sie wohl ohne Kind zurückkehren, wenn sie denn zurückkam.

Bobby betrachtete seinen Sweeper aufmerksam: "Sie wissen, was es bedeutet, nicht wahr?" Er rümpfte kalkulierend die Nase. In seinem Kopf raste es. Es blieb nicht mehr viel Zeit, nicht genügend, um sich allein um Brigitte zu kümmern und die Dinge zu erledigen, die notwendig waren.

"Kann ich gehen, Sir, oder brauchen Sie mich noch?" Michael wechselte unauffällig das Gewicht von einem zum anderen Fuß. Ihm war der abschätzende Blick von Mr. Lyle aufgefallen.

Bobby konnte es nicht alleine schaffen, das wußte er. Vertrauen ist eine eigenartige Sache, sie fällt so verdammt schwer und überhaupt, die Wahrscheinlichkeit betrogen zu werden, war so hoch. Lyle hatte nie irgendwelches Vertrauen zu jemanden aufgebaut, Bobby nur zu Samantha. Er holte tief Luft. "Michael, tun Sie mir einen Gefallen?"

Der Sweeper zögerte nur kurz. Bis vor kurzem waren die Machtverhältnisse im Centre ganz klar und deutlich geregelt gewesen, aber vieles hatte sich geändert. Nur eins war ziemlich sicher, trotz der Veränderung von Mr. Lyle; er gehörte wieder zu der Seite, die hohe Gewinnerchancen hatten. Und im Centre hat man nur eine Chance zu überleben: mit Gewinnern. Er nickte leicht.

***

Miss Parker gähnte laut. Sie war müde. Sie hatte Hunger, und sie wollte etwas. Dieses Gefühl, etwas unbedingt haben oder tun zu wollen, hatte sie den ganzen Tag über nicht losgelassen. Es ging ihr wieder besser, jetzt, wo sie wußte, daß Sydney lebte und sogar mehr als alle anderen in Sicherheit war. Aber nun hatte sie das Problem, diese Erleichterung nicht nach außen hin durchscheinen zu lassen. Und so hatte sie das gesamte Personal umhergescheucht, mit sinnlosen Aufträgen, Wutanfällen und anderen Nettigkeiten. Es fiel ihr nicht sehr schwer.

Aber dennoch, dieses Gefühl der Dringlichkeit, der Wunsch, von dem sie nicht wußte, was es war, wuchs und ließ sich nicht vertreiben. Voller Wut griff sie ihre Kaffeetasse und schleuderte sie an die Wand.

Die Tasse zersplitterte in Hunderte Teile, die klirrend auf den gefliesten Boden fielen, als die Tür auf ging. "Verdammt noch mal, ist es denn zuviel verlangt, einmal anzuklopfen!" schrie Parker genervt auf.

"Engelchen!"

"Nenn mich nicht Engelchen, ich bin nicht in der Stimmung, um geengelchent zu werden, Vater!" Sie spuckte das Wort nur so aus.

Ihr Vater stand einen Meter von der Tür entfernt und runzelte die Stirn. Er hatte schon von der schlechten Laune seiner Tochter gehört, aber dieser Tonfall gegenüber ihrem Vater war völlig unangemessen. "Angel, du solltest wirklich nicht so mit deinem Vater sprechen!" Die Eifersucht regte sich in ihm, der Tod von Sydney nahm sie so schwer mit wie der Tod der Mutter. Aber Sydney Green war nicht ihr Vater, das war er!

Miss Parker setzte sich wieder in den Sessel und holte tief Luft, leise zählte sie bis zehn und schloß die Augen. "Entschuldige! Was kann ich für dich tun, Daddy?" Sie haßte es, ihn so zu nennen, es fiel ihr immer schwerer, aber er durfte keinen Verdacht schöpfen. Back to normal, Parker, unterdrück deine Gefühle, sei ein guter Diener deines Vaters.

"Das ist schon besser! Ich brauche den neuesten Stand über Jarod, jetzt, wo Sydney tot ist, gibt es Faktoren, die eine Gefangennahme erschweren könnten, ich möchte einen Bericht davon haben!"

"Der Bericht liegt seit gestern auf deinem Tisch!" Sie blickte ihren Vater eisig an und deutete schließlich ein Lächeln an. Mr. Parker sah es und stakte davon.

Da geht er von dannen, der Schneekönig, und du warst sein Kai, der mit Eisstücken gespielt hatte. Doch wieder einmal ist die tapfere kleine Gerda gekommen und hat das Herz des verzauberten Kais zum Schmelzen gebracht, mit einem Beinahe-Kuß, mit Mitternachtstelefonaten, mit einem riesigen, karierten Taschentuch.

>Du wirst doch wohl nicht zynisch werden, Parker.<

>Tommy - du störst gerade.<

>Ich wollte mich nur verabschieden.<

>Verabschieden?<

>Den Rest des Weges schaffst du auch allein.<

>Welchen Weg?.<

>Hinein in den Raum, den du nie wieder betreten hast, seit deine Mutter starb.<

>Aber ich war doch schon wieder darin, mit dir!<

>Nein, nicht in diesen Raum, ich meine den Raum, der Leben heißt, für den Raum hab ich nur die Mauer eingerissen und eine Tür eingesetzt.<

Parker lachte schaudernd auf:> Ich werde nie ein normales Leben führen, Tommy. Es würde nicht gutgehen, ich würde nur eine riesige Klippe hinunterfallen und einsam sterben.<

>Du wirst es nicht alleine tun; Jarod begleitet dich, er wird dich nicht fallen lassen.<

Parker hielt kurz den Atem an, sie lauschte, doch Tommys Stimme war weg. >Bastard< dachte sie, es war so typisch für Tommy, sie zurückzulassen, wo sie nachdenken mußte, sich nicht wehren konnte gegen ihre eigenen Gedanken.

Sie schloß wieder die Augen und stellte sich Tommy vor, doch alles, was ihr in den Sinn kam, war die Szene in ihrem Haus von heute morgen. Seine Augen, braun und dunkel, so voller Wärme. Sie kannte die Symptome, sie mußte es sich eingestehen. Wäre Jarod ein Mitstudent an der Uni gewesen, sie würde es sofort erkannt haben. Doch so hatte es eine Weile gedauert. 5 Jahre, 30 Jahre. Sie war verliebt. Verliebt in den Mann, den sie jagen sollte, den sie hassen sollte. Sie war verliebt in diese verdammte Laborratte. Sie schüttelte ihren Kopf und begann zu lachen, laut zu lachen, bis ihr der Bauch weh tat. Sie liebte Jarod, was für eine Situation. Sie lachte so laut, bis sie keine Luft mehr bekam.

***

"Ich bin müde!" Jack ließ sich schwer auf sein Bett fallen, "Ich bin geschafft, ich kann nicht glauben, daß es schon so spät ist!"

Kay gähnte nur als Antwort und legte sich neben ihrem Bruder aufs Bett.

Jay setzte sich auf sein Bett: "Aber es hat Spaß gemacht!"

"Ja, ja, sag doch schon, du hast es gleich gesagt, du hattest recht, wir unrecht. Es tut uns leid!" murmelte Kay.

Jack grinste und stupste sie mit dem Ellenbogen. Sie protestierte nur schwach. "Dieser Sydney ist echt cool, die Sim hat viel mehr Spaß gemacht als sonst. Es war langweilig, weil Mum eigentlich nie Zeit hatte, an einer Simulation mal mehr als 10 Minuten mitzumachen!"

Jay grinste: "Ja, und wie er Kays Berechnungsfehler entdeckt hat!"

"Das war kein Fehler, ich hatte mich nur kurzzeitig nicht konzentriert, aber in dem Moment, als es mir eingefallen war..." Kay war wieder hellwach.

Jack prustete: "Nun gib's doch schon zu, du hast dich verrechnet!"

"Hab ich nicht!"

"Hast du doch!"

"Hab ich nicht!"

Das laute Geschrei aus dem Kinderzimmer hörte man bis hinunter in die Küche. Margaret und Emily bereiteten das morgige Mittagessen vor.

Sydney betrat die Küche, er holte sich ein wenig Kaffee und wollte dann wieder in seine Stube verschwinden.

"Bleiben Sie doch, Sydney! Leisten Sie uns Gesellschaft!" Marge knetete gerade einen Teig, während Emily Äpfel schälte.

Sydney zögerte, er fühlte sich wie ein Eindringling in eine fremde Familie, er hatte am wenigsten das Recht, hier zu sein. Schließlich setzte er sich doch an den großen Küchentisch. Fragend sah er auf den Teig, den Margaret zubereitete.

"Morgen wird es Apfelstrudel geben. Ich hab Sie beobachtet, Sydney. Sie kommen mit den Kindern wirklich wunderbar aus."

Sydney fühlte wieder einen Stich im Herzen. Es machte ihm soviel Spaß, diese begabten Kinder zu unterrichten. Diese Freude hatte Jarod dazu verdammt, 30 Jahre gefangen zu sein.

"Der Major ist wirklich erleichtert, daß Sie hier sind. Er sagte, er hätte es keine Woche mehr mit den Kindern ausgehalten. Wir sind auch erst eine Woche hier, aber die drei sind nahezu unheimlich. Als sie heute mit den dreien gearbeitet haben, schienen sie zum ersten Mal wirklich beschäftigt zu sein." Margaret lächelte, die konzentrierten Gesichter, die Zufriedenheit, wenn eine schwere Aufgabe gelöst wurde - so ruhig waren die drei wirklich nicht einen Tag gewesen.

Emily grinste: "Oh ja, es war schrecklich, ständig löchern sie einen mit Fragen oder Rätseln, ich komme mir so minderbemittelt vor. Vorgestern habe ich den dreien zugesehen, wie sie alle totenstill waren, und nur das Geklapper der Tastatur war zu hören. Das ging über 3 Stunden so und plötzlich hatte Jack einen fürchterlichen Wutanfall; ich weiß immer noch nicht wieso."

"Sie sind natürlich begabte Pretender, sie sind überdurchschnittlich begabt und deshalb schnell gelangweilt. Sie brauchen eine Richtung und meistens auch jemanden, der sie zwingt, an einem Thema bis zum Schluß festzuhalten", erklärte Sydney.

"Es war eine gute Idee, Sie hierher zu holen", bekräftigte Marge mit fester Stimme. "Sie waren meinem Sohn ein guter Mentor und Ersatzvater, und Sie sind die beste Wahl als Lehrer für die Kinder!"

Sydney blickte verlegen in seinen Kaffee und sagte nichts.

***

"Was?"

"Ihr müßt euch diesen Ton abgewöhnen, das ist ja schrecklich!"

Bobby war gerade einen Gang entlang gerannt und blieb abrupt stehen. "Sam!"

"Wie sie leibt und lebt, hast du mich vermißt?" Er konnte ein leichtes Grinsen in der Frage hören.

"Sollte ich das?"

Für eine Sekunde war Ruhe; schließlich kam die Antwort: "Ja, ich denke, du solltest. Sehr sogar. Also, hast du mich vermißt?"

"Vielleicht ein bißchen." Es fiel ihm schwer zu lügen, aber diese Neckerei fiel ihm noch viel schwerer - Dinge anzudeuten, die ihm ernst waren, doch von ihr nur als Scherz aufgenommen wurden.

"Nur ein bißchen. Aha." Sams Stimme kühlte sich um zwei Grade ab, "Weshalb ich eigentlich anrufe. Wir werden wohl nur noch ein, zwei Tage brauchen. Jetzt wo Jarod hier ist, werden wir noch schneller fertig werden. Was macht die Jagd?"

"Wir kriegen euch schon noch, keine Angst. Wir sind voll im Plan. Fühlt euch also nicht zu sicher!"

"Na, das will ich doch auch hoffen, keine Flucht macht Spaß, wenn der Jäger schläft." Damit legte sie auf.

***

"Ein bißchen vielleicht - verdammt, wie kann er es wagen! Ein bißchen. Ach, seit wann kümmert es mich, was Psycho über mich denkt!" Sam war wütend, sie knallte das Telefon auf den Tisch und fuhr sich wild durch die Haare.

Aber es ärgerte sie, es ärgerte sie sogar sehr. Er vermißte sie nicht. Es war gemein, eine Frechheit. Sie vermißte ihn auch nicht, nicht eine Sekunde. Wer vermißt schon so einen! Er war viel zu .. viel zu... Na, er war halt nicht der richtige. Was interessierte es sie schon, was er machte. Kein bißchen interessierte sie das.

"Du bist ein Idiot, Bobby Parker. Ein doofer, bescheuerter Idiot!"

***

Raines schloß die Tür hinter sich. Langsam und unter den üblichen Schmerzen zog er seinen Anzug aus. Dieser Tag war ein erfolgreicher Tag: der alte Parker hatte an Ansehen beim Triumvirat verloren, Miss Parker wurde mißtrauisch bewacht, Lyle war unter seiner Kontrolle, und Angelo würde niemals wieder seine Pläne durchkreuzen.

Er nahm einen tiefen Zug Sauerstoff und sah in den kleinen Badezimmerspiegel. Er grinste sich zufrieden an. Langsam schlurfte er ins Schlafzimmer und zog sich seine Hose aus. An seiner rechten Wade war eine kleine Errötung zu sehen, der Schlauch hatte die Haut ein wenig aufgescheuert, als er den Laboranzug anhatte, das würde morgen wieder verschwunden sein.

Zufrieden knüpfte er sich seinen Pyjama zu und legte sich in sein Bett. Endlich wendeten sich die Dinge zu seinen Gunsten. Diesmal konnte eigentlich nichts mehr schiefgehen.

TBC


Teil 21 war sehr schwer,
die Muse mag mich wohl nicht mehr,
die Arbeit, Faulheit und noch mehr,
kamen beim Schreiben mir verquer,
doch fertig ist das gute Stück
ich euch heute nun beglück.
Ein letzter Teil nun noch erscheint,
ein Abschluß, wo alles sich vereint,
die Liebe, Rache und mit Glück,
ein Toter noch, dann ist es aus das Stück!

*MUSI, es reicht! Laß mich, nein ich schreibe nicht noch einen Reim, bitte Musi, bitte nicht *

Feedback haben wir sehr gern,
drum schreibt uns bald aus nah und fern...

*nun zufrieden?, prima, ganz toll!*




Diese Antwort meiner Betafee war zu genial um sie zu löschen, also :

Das hast du wirklich gut geschrieben,
doch wo ist bloß der Rest geblieben?
Das kann ja wohl nicht alles sein -
Wenn doch, dann sag ich: "Wie gemein!"
Ich könnte ewig weiterlesen,
doch das ist es leider schon gewesen.
Mir hat es großen Spaß gemacht,
ich habe oft und laut gelacht.
Nun wart ich auf den nächsten Teil
Und weiß, der wird auch wieder superg...ut! ;D

Die Betafee bedankt sich sehr
Und wünscht sich nächstes Mal bloß mehr!!!

*So, Musi, das muß dir jetzt für die nächsten Wochen reichen, ich weigere mich, auch nur noch einen Reim... Wie bitte?! Boykott?? DAS wagst du nicht...*









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