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Die meisten Figuren dieser Geschichte gehören nicht mir, wem auch immer,mir nicht! Die anderen, die mir gehören, gehören mir ganz allein! DieseGeschichte wurde geschrieben, weil ich gerne schreibe, nicht weil ich damit Geld verdienen will!



Die vergessene Akte
Teil 6
von Dara







“Fertig!” Kay drehte die letzte Schraube fest und überreichte den nun aufgerüsteten Laptop Jay.

Dieser sah sie leicht ungläubig an. “Den soll ich kriegen?”

“Klar, ist deiner. Kannst damit machen was du willst!” Sie wischte sich zufrieden imaginären Dreck von ihren Händen und stellte sich neben ihren Bruder. Der hatte sich voll in sein neues ibook verliebt und sah nur kurz auf. Kay stieß ihn mit dem Ellenbogen in die Rippen.

“Au? Was? Ach so, fertig? Dann sollten wir dir jetzt mal unsere Experimente zeigen!” Entschlossen stellte er seinen Apple weg und ging zum großen PC, wo Jarod saß.

"Laß mich mal hier bitte ran!" Jarod hatte ein bißchen im Internet gesurft und war mit seiner Recherche schon fertig, also rollte er widerstandslos beiseite. Jack suchte einen bestimmten Ordner und öffnete ihn. "Okay, also das sind die Bluttest, die wir von uns gemacht haben. Biogenetik ist total interessant, leider sind uns die Testpersonen ausgegangen."

Kay zeigte zu einer anderen Datei: "Das sind die Berechnungen für die Landung auf dem Mond von 1969, ich mag ja komplexe Mathematik, aber Jack hat ganz schön abgekotzt!" Sie kicherte.

Nun war Jack an der Reihe, Stöße zu verteilen. "Oh, und das ist glaub ich jetzt von Vorteil!" Jack machte einen Doppelklick und eine Datei öffnete sich. Eine simple Worddatei.

"Was ist das?"

"Das mein lieber, ist der Schlüssel in die Datenbank zum FBI!" Kay grinste.

Jarod runzelte die Stirn: "Das FBI kann uns hier nicht viel helfen. Wir müssen in die Datenbank des Centers!"

Jack verdrehte die Augen ungeduldig. "Geh mal ganz ans Ende der Datei!"

Jarod scrollte den Text runter, bis zu einem kleinen Bild. Jack nahm Jarod die Maus aus der Hand und klickte auf das Bild. Ein Programm wurde geladen.

Eine Aufzeichnung von Sam wurde abgespielt: "Das hier ist kein Spiel, ihr solltet dieses Programm nur verwenden, wenn das Center involviert ist. Also gut, gebt das Kennwort ein und ihr werdet automatisch als Dr. Alan angemeldet. Haltet euch ein wenig zurück, nicht zu lange im Netz bleiben. Vielleicht kommt einer dieser idiotischen Techniker dahinter, das gerade ein Toter im Center eingeloggt ist!"

Ein Fenster mit Passworteingabe erschien. Jack stutzte kurz: "Welches Kennwort?"

"Die Verschlüsselung des Pretendergens" Kay tippte eine Kombination aus Buchstaben ein. Der Bildschirm verdunkelte sich kurz, dann wurde eine Verbindung mit dem Center hergestellt. Jarod sah die Kinder: "Hätten wir auch einfacher haben können!"

"Vielleicht, aber so können wir Mum auch gleichzeitig mitteilen, das wir im Anmarsch sind." Kay tippte kurz etwas ein. "Den Zugang hat sie naemlich auch vom Centre aus!"

***

Zufrieden lehnte sie sich zurück. Auch wenn der Aufenthalt im Center nicht eingeplant war, sie genoß die Abwechslung. Kay und Jack waren wohlbehalten im Refugee angekommen und hatten auch schon damit begonnen, ein Befreiungsmanöver zu planen. Jarod muß wirklich gut sein. Sie sah auf ihren schwarzen Monitor. Es wird wohl noch 2-3 Tage dauern, bis die Gruppe hierher kommt. Das gab ihr Zeit, Zeit für Angelo, Zeit für Miß Parker, Zeit für ….

"Samantha, wie geht es dir?"

… für Lyle. Sie lächelte kalt.

"Bobby!" sie betonte den Namen, oh, er haßte es so genannt zu werden.

"Mein Name ist Lyle!" zischte er durch seine zusammengepreßten Lippen.

"Seit wann so weinerlich, Bobby?" Sam drehte sich zu ihrem Besucher um. Sie hatte ihre Hand wie zum Gebet zusammengefaltet und sah ihn von unten an. Er grinste und drehte eine kleine Scheibe zwischen seinen Fingern.

"Du bist kaum 2 Tage hier und schon triffst du dich mit alten Bekannten!" Sam stand auf und ging bis auf einen Meter an ihn heran, sie sah ihm genau in die Augen und lächelte. Sie nahm ihm vorsichtig die DSA aus der Hand. Leise sagte sie: "Ich nehme mal an, das ist meine gestrige Ruhestunde, aus der Kameraperspektive?" sie deutete leicht zu einer kleinen Blumenvase an der Ecke. Lyles Lächeln verschwand nur kurz. Sam näherte sich noch ein bißchen.

“Willst du mich bedrohen?”

Sie sah ihm fest in die Augen, und zerbrach die Disc in ihrer Hand. "Ich warne dich, früher hattest du einen großen Bonus, aber als du Bobby getötet hast, verschwand das Vertrauen, als du Dr. Alan getötet hast unsere Freundschaft.”

“Wer hat behauptet, das ich Dr. Alan getötet habe?”

“Ich bin ein Pretender, ich kann mich in jeden Menschen hineinversetzten, sogar in dich oder Mr. Raines! Ich kannte Bobby, ich kenne Lyle. Ich kenne deine Schwächen, ich weiß, wo du wohnst und was du gerade machst. Ich weiß, was du denkst und fühlst, wovor du Angst hast und vor wem. Ich kenne deine Geheimnisse, ich kann dir wirklich ernsthaft schaden, Honey. Wenn du mich bedrohst, muß ich mich wehren und du kannst nicht gewinnen, das weißt du!” Sie lächelte immer noch, als sie ihm diese Sätze ins Ohr hauchte, Lyles Nackenhaare sträubten sich. Sie küßte ihn. Er erwiderte den Kuß. “Schade, zwischen Bobby und mir hätte sich tatsächlich was entwickeln können.” Sie leckte sich die Lippen ab. Langsam ging sie zu ihrem Sessel und drehte ihm den Rücken zu. Für eine Minute stand Lyle schweigend da, dann eilte er aus dem Zimmer.

***

“Sie hat ihn geküßt!” Broots starrte ungläubig auf den Monitor.

“Beruhigen sie sich, Broots. Geben sie mir lieber die Aufzeichnung von Raines Treffen mit meinem Vater.” Miss Parker streckte die Hand fordernd aus.

Sydney sah sie interessiert an: “Interessiert sie denn gar nicht, was das für eine Beziehung zwischen den beiden ist?”

“Sam ist alt genug, um auf sich selbst aufzupassen und was mein psychopathischer Bruder ausheckt interessiert mich nicht!” sie nahm die Disc energisch, die Broots ihr reichte. “Was werde ich darauf sehen?”

“Ihr Vater hat verschiedene Simulationen mit Sam genehmigt!”

“Simulationen?” Sydney blickte sorgenvoll auf.

“Experimente, die Raines mit Sam durchführen will, darunter war auch eine medizinische Untersuchung!” Broots blickte bedeutungsvoll um sich.

“Parker, wenn Raines eine Untersuchung anordnet, dann ist er nicht um Sams Gesundheit besorgt!”

“Ich muß mit ihr sprechen.” Parker stürmte aus ihrem Büro, dicht gefolgt von Sydney.

***

Sie lehnte sich nach hinten und schloß kurz die Augen.

Angelo sah sie an: “Sam müde?”

“Nein, Angelo, ich vermisse nur die Freiheit. Ich werde gehen, morgen oder übermorgen, und ich kann dich mitnehmen!” Sie sah ihn fragend an

“Kann Freunde nicht allein lassen!”

Sam seufzte und legte ihre Hand auf seinen Kopf. “Nein, das kannst du nicht.” Sie zwang sich ein Lächeln auf die Lippen.

Die Tür wurde geöffnet, Sam stand auf und wollte Angelo verstecken, doch er hielt sie fest. Er war ruhig sitzen geblieben und hielt ihre Hand.S

Sie sah ihn erstaunt an: “Syd und Parker Freunde!” Sie entspannte sich und setzte sich wieder hin.

Als Miß Parker den Raum betrat, fiel ihr Blick auf Angelo. Neben ihm stand ein großer Karton gefüllt mit DSA-scheiben. Selbst wenn sie irritiert war, ließ sie es sich nicht anmerken. “Wir müssen reden!” meinte sie.

“Worüber?”

“Raines hat ein paar Experimente mit dir vor!”

“Ich arbeite nicht mit Raines zusammen, das weiß das Triumvirat!” Sam zuckte unbeeindruckt mit den Schultern.

“Die Sims sind genehmigt worden!” Sydney hatte sich neben Angelo gesetzt.

“Von wem?” es lag ein wütender Unterton in Sams Stimme. Miss Parker verschränkte ihre Arme: “Von meinem Vater.”

Sam sah sie prüfend an, sagte aber nichts. “Es ist auch eine medizinische Untersuchung geplant!”

Sam schluckte, heiser antwortete sie: “Ich werde keine Untersuchung im Center durchführen lassen. Sobald Raines den Onkel Doktor raushängen läßt… Ich kenne seine Untersuchungen: Bluttests , künstliche Befruchtungen, Virusinjektionen…”

Angelo hielt immer noch Sams Hand: “Schwester keine Angst, Jarod hilft!” Er umarmte sie kurz, sie küßte ihm auf die Stirn.

Parker riß die Augen auf: “ Jetzt habe ICH wohl was verpaßt! Schwester?”

“Das war doch unser Geheimnis, Timmy!” Angelo grinste schelmisch: “Augen tot!” Er deutete zu den versteckten Kameras im Raum. Plötzlich lauschte er kurz. Dann griff er seinen Karton und verschwand im Lüftungsschacht.

“Hm, wenn man vom Teufel spricht, da kommt die Flasche auch schon.” Sam verdrehte die Augen und ging zum Schreibtisch. Die Tür wurde geöffnet und Raines kam herein. Er zog seine Sauerstoffflasche hinter sich her. In der Tür erschien außerdem ein Sweeper, doch er wartete erstmal ab.

“Was verschafft uns die Ehre!” Sam sah Raines nicht an, ihr abfälliger Tonfall war nicht zu überhören. Sie goß etwas Kaffee in eine Tasse und reichte sie Miß Parker.

“Was machen sie hier?” röchelte Raines unberührt.

“Wenn sie das gestrige Tape aufmerksam studiert hätten, wüßten sie, das ich Miss Parker und Doktor Green zum Frühstück eingeladen habe!” Sam hob genervt die Kaffeekanne hoch und schüttelte sie. “Sie brauchen doch nur ihren verdammten Monitor sehen, dann wissen sie, was ich sage, welche Farbe meine Unterwäsche hat, und wieviele Bohnen auf meinem Teller sind. Dazu sind doch diese kleinen Spielzeuge da, nicht wahr?” Sie deutete an die Wände.

Raines schnaufte laut, er gab dem Sweeper einen kurzen Wink und der ging in die Ecke, um die defekte Kamera zu richten. Sam grinste zynisch. “Sie verderben mir den Appetit, Mr. Sunshine. Könnten sie nicht sterben oder so. Hauptsache, sie verschwinden aus meinen Augen!” Demonstrativ drehte sie ihm den Rücken zu und setzte sich.

***

Major Charles schreckte auf. Er war auf dem Sofa eingeschlafen. Leise stand er auf. Ihm gegenüber lag sein Sohn. Lange hatte er ihn gesucht und selbst jetzt war er sich nicht sicher, ob er ihn wirklich gefunden hatte. Er hatte lange nach Jarod gesucht, hatte er nach seinen Söhnen gesucht, die ihm entrissen worden waren. Er betrachtete Jarods unruhigen Schlaf. Was hatten sie mit ihm getan, was hatten sie seiner Familie angetan?

“Sie schlafen alle so unruhig!” Kay flüsterte leise. Sie setzte sich neben ihn.

“Warum schläfst du nicht?” Sie deutete auf ihr Glas Orangensaft.

“Mum kann auch nicht schlafen, sie hat oft schlechte Träume!” Sie trank einen Schluck.

“Jay schlägt auch um sich, wenn er schläft!” sie kicherte.

Major Charles sah traurig nach oben, wo sein neuer Sohn schlief.

“Du brauchst Dir keine Sorgen machen, es wird alles gut.” Kay legte scheu ihre kleine Hand in seine. Sie lächelte ihn an. “Wir treten dem Center so richtig in den A..Hintern.” sie berichtigte sich schnell, “So das es ihnen weh tut. Das macht Spaß, wirst sehen!”

“Das ist kein Spiel!” Major Charles sah sie dringend an. “Türlich nicht, aber Spaß machen darf es doch wohl trotzdem.” Sie grinste. “Laß dir doch von denen nicht das Leben versauen, hat Mum immer gesagt. Wenn sie das schaffen, dann haben sie dich!” Kay biß sich nachdenklich auf die Unterlippe. “Darf ich dich Opa nennen?”

Major Charles sah sie überrascht an. “Ich meine, Kyle ist mein Vater und er ist dein Sohn, also bist du mein Opa, richtig?” Sie sah ihn fragend an. Er lächelte und legte den Arm um sie: “Natürlich kannst du mich Opa nennen.”

“Cool. Opa? Kannst du mir einen Gefallen tun?” Sie sah ihn unschuldig an.

“Was?”

“Kann ich dir eine Blutprobe entnehmen?” Ihr Gesichtsausdruck hatte sich nicht geändert, ihn sah eine 10jaehrige in die Augen, nur das Thema war recht eigenartig. “Wozu brauchst du das?” “Ach, das ist so ein Projekt von Jack und mir. Ein Hobby, willst du mal sehen?” sie deutete zum kleinen Labor, dessen Tür jetzt offen stand.

***

Sam gähnte, sie war jetzt schon 10 Stunden mit dieser Simulation beschäftigt. Es ging um eine medizinische Frage: die Behandlung einer Krankheit, um eine Frau zu retten. Diese Frau war schwanger und würde bei der Geburt ihres Kindes verbluten. Sam sollte einen Weg finden, dieses zu verhindern. Ihr fielen fast die Augen zu.

“Ich bleibe dabei, der wahrscheinlich erfolgreichste Weg wäre ein Kaiserschnitt und die sofortige Entfernung des Mutterleibs. Die Frau könnte nie wieder ein Kind kriegen, aber sie wäre noch am Leben.” Sie gähnte noch mal. “Ich bin müde, ich will schlafen!” Sydney nickte, er las das gelbe Notizheft durch, das Sam angelegt hatte.

“Die Wahrscheinlichkeit für den Erfolg liegt aber immer noch nur bei 67% ?” Sie zuckte die Schultern: “Ms. Lollipop soll sich nicht so anstellen, wenn sie sich von Lyle ein Baby machen läßt, dann muß sie halt auch mit den Konsequenzen leben.” Hatte sie das jetzt eben laut gesagt? Sie war sich nicht sicher, sie war zu müde, um darüber nachzudenken. Sie schleppte sich zu ihrem Bett und legte sich hin. In Sekunden war sie eingeschlafen.

***

“Seid ihr fertig mit planen?” Major Charles gähnte und rieb sich seinen linken Arm.

“Ja, wir können los!” Jack überreichte ihm den Schlüssel. “Ich hoffe, du kannst mit solchen Autos fahren. Sonst muß ich fahren!” Seine Augen leuchteten verräterisch auf. Doch Major Charles lächelte nur und nahm die Schlüssel.

“Netter Versuch!” Er ging zur Fahrkabine des Trucks. “Wo fahren wir hin?”

“Kanada, unser Winterquartier ist dort und es ist weit genug aus der Schußweite des Centers!” Jack klang nicht sehr gegeistert. “Wir werden aus der Ferne operieren, Jarod wird nach Blue Cove fahren, allein!” man hörte ihm ganz deutlich an, das er damit nicht so einverstanden war.

“Ach du meine Güte, was soll ich denn mit 3 Kindern machen?” Major Charles war nicht ganz überzeugt, das er damit fertig werden könnte.

“Das gleiche, was du mit Jay gemacht hast.” Jarod stand neben ihm. “Es ist einfach zu riskant, du weißt, daß das Center mit ihnen machen würde!” Er sah sorgenvoll auf die drei. Major Charles nickte.

“Sind wir dort sicher?”

“Hundertprozentig!” Kay hatte keinerlei Unsicherheit in ihrer Stimme.

“Also gut, fahren wir.”

Jarod sah dem Truck hinterher. Dann ging er zu seinem Wagen, den er sich gekauft hatte. “Auf in die Höhle des Löwen!” sagte er leise zu sich selbst und startete.

***

“Parker!” Sam grinste, als die junge Frau durch die Tür kam. “Was machst du hier. Daddy ärgern, Raines auf dem Schlips treten, Brüderchen eifersüchtig machen, oder einfach Sehnsucht nach einem netten Frauengespräch?”

Miß Parker lachte kurz auf bei der Begrüßung. “Ich bin auf der Suche nach Antworten!”

“Und da suchen sie ausgerechnet bei mir?”

“Vielleicht kannst du mir helfen?” Das Du kam Parker sehr schwer über die Lippen.

“Ich werde es versuchen, in welchem trüben Teich fischen wir denn?”

“Im Center!”

“Oh, der ist schon nicht mehr trübe, der ist schon Salzsäureverseucht!”

“Erzähl mir, wie bist du hier hergekommen?”

“Ich bin aus einem Bus ausgestiegen und dann wurde ich netterweise mit dem Auto mitgenommen!”

“Ich meinte, das erste Mal!” Miß Parker winkte ungeduldig ab.

“Nun ja, meine Eltern waren ein bißchen paranoid, nachdem man ihren Sohn gekidnappt hatte. Also beschlossen sie, wie Hippies durch die Gegend zuziehen. Als ich geboren wurde, waren sie gerade in einem kleinen Bus unterwegs. Als ich älter wurde, haben sie mich unterrichtet. Dann bemerkte mein Vater, das wir verfolgt wurden. Er erwähnte das erste Mal das Center. Unsere Flucht dauerte fast 2 Jahre. Dann eines Tages hatten sie uns eingeholt. Wir waren im Wagen, sie schossen auf uns. Sie trafen Vater. Er saß am Steuer, als er getroffen war, kam der Bus ins Schleudern. Er überschlug sich. Vater wurde aus der Vorderscheibe geschleudert, ein Splitter tötete ihn endgültig. Mutter hatte eine schlimme Kopfwunde und starb. Dann waren überall Sweeper, sie holten mich aus dem Wagen und brachten mich zu Raines. Zusammen fuhren wir zum Center. Ich wurde in eine Zelle gesperrt und am nächsten Tag kam Mr. Raines mit Dr. Alan.” Sam hatte diese Geschichte runtergerasselt ohne eine Regung. Miß Parker sah sie bestürzt an.

“Wie hast du Lyle kennengelernt?”

“Ich bin mal aus meiner Zelle ausgebrochen und dabei in seiner gelandet, er hat ein ziemlich blödes Gesicht gemacht, das kann ich dir sagen!”

“Und Angelo?”

“Der hat mich gefunden, wie er jeden findet!”

***

Es gab eine kleine Pause, Miß Parker wußte nicht, was sie sagen konnte. Sie war es nicht gewohnt, konkrete Antworten auf konkrete Fragen zu bekommen. Sie hätte nicht mit so einer Antwort gerechnet. Sam nutzte diese Pause: “Und wie war deine Kindheit so?”

“Meine Mutter wurde hier im Center erschossen, als sie versuchte, Kinder aus dem Center zu befreien. Kurz darauf wurde ich in ein Internat geschickt.” Parker wußte nicht, warum sie das Sam erzählte.

“War es sehr schlimm?” Sam sah sie mitfühlend an.

“Es war nicht leicht.”

“Noch eine Jugend, daß das Center versaut hat!” Sam lächelte sarkastisch. “Noch jemand gestorben?”

“Mein Freund, Thomas, letztes Jahr. Ich wollte das Center verlassen, eines Tages kam ich nach Hause und habe ihn gefunden. Die Polizei sagte, es wäre ein Raubmord gewesen.”

“Klar, ist es immer!” Sam schnaufte abfällig. Sie unterhielten sich leise, die Köpfe dicht beieinander. Ihr Gespräch dauerte über eine Stunde. Miß Parker dachte nicht daran, das jedes Wort aufgezeichnet wurde. Sie redete, wie sie noch nicht mal mit Sydney über ihre Gedanken geredet hatte. Für beide Frauen war es ein angenehmes Gespräch, ohne Mißtrauen, ohne Hintergedanken.

Miß Parker war gegangen. Sam schloß lächelnd die Augen, sie konnte Angelo hören. Sie stand auf. “Willst du nicht reinkommen?”

“Angelo muß arbeiten.” Angelo hockte hinter dem Lüftungsgitter. “Sam hilft Miß Parker?”

“Wir helfen uns gegenseitig!”

“Angelo glücklich!” Er zeigte eine silberne Scheibe.

“Was ist das?”

“Gespräch bleibt ungehört!” Er grinste. Als Sam verstand lachte sie leise. “Das wird das Center aber gar nicht freuen!” Angelo zuckte mit den Schultern und verschwand in seinem Schacht. “Wenn die wüßten, was für ein Saboteur mein Bruder ist!” kicherte Sam und setzte sich wieder in den Sessel.

***

“Syd?”

“Jarod! Du hast schon lange nicht mehr angerufen!”

“Du mußt deine Ansprüche zurückschrauben, ich habe doch erst vorgestern ein Fax geschickt!” Sydney mußte schmunzeln.

“Syd, wie geht es ihr?”

“Miß Parker? Ihr geht…”

“Ich rede nicht von Parker, ich rede von Sam!”

“Oh, ihr geht es gut. Sie lebt jetzt in deinem Zimmer.”

“Soll mich das eifersüchtig machen?”

“Tut es das?”

“Wer arbeitet mit ihr?”

“Ich bin als ihr Mentor eingesetzt worden.”

“Wie fühlt es sich an?” Sydney schwieg einen Moment. Es gefiel ihm, wieder mit einem Pretender zu arbeiten, aber es hatte einen bitteren Nachgeschmack. Jarod wartete seine Antwort nicht ab. “Machs gut, Syd!” dann legte er auf. Sydney hatte das Gefühl, Jarod enttäuscht zu haben. Er konnte das Center nicht verlassen, er wollte nichts mit dem Center zu tun haben, aber er konnte auch nicht abbrechen. Jarod muß denken, er liebt es, Pretender für das Center durch Simulationen zu führen. Er seufzte. Einen Pretender zu betreuen war eine Herausforderung, die ihm immer viel bedeutet hatte. Doch um welchen Preis?

***

Lyle sah sich prüfend um. Er stand im Technikerraum und loggte sich ins System ein. Er speicherte eine Datei auf Disc und stand auf. Er stand eine Sekunde nachdenklich auf der Stelle. Er starrte auf sein Spiegelbild im Monitor. Die Lippen waren zusammengepreßt. Aus dem Korridor kam ein quietschendes Geräusch. Raines war wieder mit seiner Sauerstoffflasche unterwegs. Lyle lächelte kalt bei der Vorstellung, wie er dem alten Mann jeden einzelnen Knochen brach. Das wäre eine Genugtuung, er haßte seinen ehemaligen Mentor. Er erinnerte sich an das Mantra, das dieser ihm beigebracht hatte. “Kontrolle ist Macht” Solange das Center keine Kontrolle hat, war er im Vorteil. Vielleicht konnte er nicht gegen Sam gewinnen. Er war sich nicht sicher, ob er das überhaupt wollte. Aber gegen das Center konnte er gewinnen. Er lächelte, er hatte Sam vermißt.

***

“Ich habe in diesen 3 Tagen mehr Besuch, als in den ganzen Jahren zuvor.” Sam schüttelte lachend den Kopf, als Lyle hereinkam.

“Du bist gefragt!” er grinste.

“Was willst du heute? Die Absolution, Erpressung, Mord, Totschlag, noch einen Kuß?” Sam hatte gute Laune, sie hatte viel Energie und plapperte vor sich hin.

Lyle schmunzelte, er trat zu ihr und flüsterte in ihr Ohr. “Ich habe ein Geschenk!” er hatte sie festgehalten und lies die Disc in ihre Hand gleiten. Sie sah ihm in die Augen.

“Danke schön!” Sie grinste.

“Willst du nicht wissen, was es ist?”

“Ist es ein Geschenk für mich oder für dich?”

“Wir profitieren beide davon!”

“Böser Lyle, hintergehst du etwa das Center?” sie kicherte. Sie nahm ihre freie Hand und faßte ihn am Hals. Sie zog ihn näher zu sich. “Paß auf, das du die Kontrolle nicht verlierst!” flüsterte sie ihm ins Ohr. Sie küßte ihn ein zweites Mal, diesmal auf das Ohr, dann stieß sie ihn von sich und lachte laut.

“Böser, böser Lyle. Hat Daddy denn nicht gesagt, das ich die verbotene Frucht im Center bin?” Sie sprang auf den Schreibtisch und lies ihre Beine baumeln.

“Ich spiele gerne mit dem Feuer.”

“Wunder dich dann nicht, wenn du dich verbrennst!” sie wackelte mit ihrem Daumen. Er grinste stumm. Sie hatte Kontrolle und nicht er, aber auch nicht das Center. Er liebte diese Möglichkeit.

***

“Wie lange müssen wir noch fahren?” Kay sah aus dem Fenster in der Fahrerkabine.

“Na, wir werden wohl noch 2 Tage brauchen.

Sie holte tief Luft. “Es ist ganz schoen langweilig!” seufzte sie, “Mum hatte immer ein paar Denkaufgaben oder Spiele auf Lager.”

Major Charles sah auf die Straße. “Ich befürchte, ich kann euch da nicht viel helfen.”

Kay setzte sich gerade hin: “Ich weiß was! Wir können ja mal nach Deiner Frau erkundigen.”

Er runzelte die Stirn. “Was meinst du.”

“Och, ein bißchen Research im Internet.” Kay gähnte leicht, “ Vielleicht finden wir ja was.” Murmelte sie und kroch nach hinten.

“Was hast du vor?”

“Ich will in den Wagen.”

“Ich halte bei der nächsten Parkgelegenheit an.”

“Nicht nötig, ich klettere hier durch das Fenster, da hinten ist eine kleine Tür in den Wagen.”

“Das ist viel zu gefährlich!”

“Ach, das hab ich schon mal gemacht!”

“Nein, warte bis ich angehalten habe.” Major Charles hob seine Stimme. Kay sah ihn an, sie nagte an ihrer Lippe, setzte sich dann mit verschränkten Armen hin.









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