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Die meisten Figuren dieser Geschichte gehören nicht mir, wem auch immer,mir nicht! Die anderen, die mir gehören, gehören mir ganz allein! DieseGeschichte wurde geschrieben, weil ich gerne schreibe, nicht weil ich damit Geld verdienen will!



Die vergessene Akte
Teil 3
von Dara





Es war noch nicht viel los im Centre, es war früh am Morgen. Sydney ging den Korridor entlang, als er aus einer Ecke etwas hörte: “Ich warne dich, Lyle. Sie ist tot, wühle nicht im Staub rum.”

“Vater, sie war ein Pretender, vielleicht…”

“Samantha ist tot und das seit 8 Jahren!” donnerte Mr. Parker. “Raines hat sehr sorgfältig ermittelt und danach aufgeräumt. Du wirst nichts anderes finden, als was im Bericht steht. Und - du wirst auch nicht weiter suchen. Ich habe schon deiner Schwester gesagt, es gibt nichts Interessantes zu finden. Diese unsägliche Geschichte zwischen Dir und diesem Mädchen damals ist vorbei, haben wir uns verstanden?” dann schlug eine Tür zu und Lyle ging, ohne Syd zu bemerken, vorbei. Sydney eilte zu Miss Parkers Büro.

“Was ist los, Syd, schlechter Schlaf?”

“Haben Sie schon mit Ihrem Vater gesprochen?”

Das angedeutete Lächeln im Gesicht der jungen Frau verschwand: “Nein, wieso sollte ich?”

“Nun, ich bin mir nicht sicher, wie er es aufgenommen hat, daß Sie nicht beim Familienessen waren?!”

“Wen interessiert das?” antwortete sie kalt, dann deutete sie lächelnd zu einem Sessel. “Wieso sind Sie nun so früh wach, Syd?”

“Wieso sind Sie so früh hier, Ms. Parker?”

“Sie weichen meiner Frage aus!”

“Angelo hat mich angerufen und gesagt, ich müsse unbedingt herkommen!”

“Und wo ist er?”

“Keine Ahnung, er versteckt sich, in seinem Zimmer ist er nicht und in meinem Büro auch nicht.”

“Angelo spielt in letzter Zeit ein wenig verrückt!” Ein unterdrücktes Kichern aus einem Lüftungsschacht war zu hören. “Soll ich Ihnen beim Suchen helfen?” fragte Miss Parker laut und tat, als ob sie es nicht gehört hätte.

Sydney lächelte und nickte: “Gerne, aber er könnte überall sein.” Er schaute theatralisch um sich. Wieder kam ein Kichern von irgendwo. ”Haben Sie das gehört? Er muß hier irgendwo sein, vielleicht…”

Ms. Parker ging leise zum Lüftungsgitter, “..ist er hier drin?” Sie sah direkt in Angelos grinsendes Gesicht.

“Ms. Parker gefunden. Gewonnen!” er klatschte in die Hände und reichte ihr eine kleine silberne Scheibe. Dann war er verschwunden.

“Was war das denn jetzt?” Ms. Parker sah verdutzt auf die DSA. Sydney zuckte mit den Schultern, er deutete nur auf den Computer. Sie seufzte leise und legte die Disc ein:

***

“Angelo, bist du hier?” flüsterte eine nun ca. 10jährige Samantha. Ein Kichern kam aus dem Dunkeln. Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Mädchens. “Versteckst du dich?” sie sprang in den Schatten hinein. “Hab dich, Sam hat gewonnen!”

“Angelo spielt mit Sam!” verkündete eine Stimme aus dem Dunkel. Angelo kam ins Sichtfeld, er war ca. 15, 16 Jahre alt. Er zog eine große Kiste hinter sich her. Er schüttete sie aus und viele DSA-Scheiben vielen auf den Boden. Leise und bedächtig sortierten die beiden die Discs zu kleinen Häufchen. Das Mädchen zeigte Angelo ab und zu eine und flüsterte etwas. Er nickte kurz und lächelte. Vorsichtig legte das Mädchen die Discs zu einem bestimmten Haufen.

“Die will ich sehen!” verlangte Sam mit einemmal. Angelo nahm die DSA in die Hand und legte seinen Kopf schief, er lauschte kurz auf etwas, was nur er hören konnte und schüttelte dann den Kopf. Sie murrte laut, doch Angelo legte die Disc vorsichtig zurück in die Kiste: ”Sam zu klein!” sagte er bestimmt. Samantha schürzte zwar die Lippen, konzentrierte sich aber auf das leise Spiel.


***

“Was ist denn das?” Miss Parker sah sich ratlos zu Syd um.

“Ich habe keine Ahnung,” meinte der ratlos, “Ich werde daraus nicht schlau. Nach welchen System stapeln sie die DSA? Was ist der Sinn des Spiels?”

Er schüttelte den Kopf. “Schicken Sie es dem Wunderknaben, vielleicht erkennt er da ein Schema!”

“Das werde ich machen, Miss Parker! Ach, jetzt erinnere ich mich wieder, warum ich hier bin…” Er berichtete von dem Gespräch zwischen Lyle und ihrem Vater. Am Ende war eine kurze Pause. “Also Angelo kannte sie, Lyle kannte sie, Vater kannte sie, und Raines hat seine dreckigen Hände in dem Projekt. Warum verdammt, ist sie mir, Jarod oder Ihnen nie vor die Augen gekommen?”

“Falsches Sublevel, hohe Sicherheit!” tönte es von der Tür.

***

Ein – etwas müde wirkender – Lyle stand dort. “Schon mal was von anklopfen gehört?”

“Kann ich das Tape sehen?” Lyle ignorierte die Frage.

“Nein, soviel ich verstanden habe, sollst du dich zurückhalten, was dieses Projekt betrifft!”

“Du auch, Schwesterherz! Und hältst du dich dran?” er grinste, aber irgendwie war sein Blick nicht so kalt wie sonst. Er stierte sehnsüchtig auf die DSA in Parkers Hand.

“Austausch” sagte sie kalt.

Er verdrehte die Augen und holte tief Luft: “Sam ist ein Projekt von Dr. Timothy Alan gewesen…”

“Das wissen wir schon, steht in meinem Bericht, Idiot!”

“Ich war noch nicht fertig!” seine Stimme war nun wieder kalt und hart, “Sie war die ersten Jahre in SL9 untergebracht, Raum 912. Es gab einen direkten Befehl von Raines, vom Triumvirat abgesegnet, daß jeglicher Kontakt zu anderen Projekten des Centres zu vermeiden ist. Daß ich sie kenne, war ein Unfall. Und der Schwachkopf – streunt überall rum, und ist den Sweepern wohl durchs Netz geschlüpft. Kann ich jetzt bitte die DSA haben?”

Das 'bitte' kam ihm schwer über die Lippen. Ms. Parker reichte ihm wortlos die Disc.

Sobald Lyle aus der Tür war, lehnte sich Syd an den Schreibtisch und sah sie an: “Es scheint ihm verdammt wichtig zu sein!”

“Ja, und ich will wissen warum!” Nachdenklich schaute sie zur Tür, durch die ihr Bruder verschwunden war.

“Und, glauben Sie es war richtig, ihm das Tape zu geben, Ms. Parker?”

“Regen Sie sich ab, Syd, das war eine Kopie vom Brand. Die hier,“ sie drehte eine silberne Scheibe zwischen den Fingern, “gehört Angelo.”

***

“Ooo, wer ist denn das? Ja, was macht ihr denn da gerade?” Sam johlte auf und lachte. Sie saß an dem silbernen Koffer und sah sich einige Simulationen von Jarod an. Sie hatten alle einen anstrengenden Tag gehabt. Jarod sah müde auf, er tippte gerade an seinem Laptop.

“Was?” er stand auf und ging zu Sam. “Miss Parker!” erklärte er leise, “Dabei fällt mir ein, ich habe sie schon seit 3 Tagen nicht mehr aus dem Bett geklingelt!”

“Ah ja, so tief ist eure Beziehung?”

“Sie jagt mich!”

“Aber fangen tut sie dich nicht!” Sam lächelte bedeutungsvoll zu ihm.

“Du hast das gleiche Lächeln, wie Sydney wenn er einen Satz von mir analysiert!”

“Ach, komm. Ich hatte doch auch eine Flamme im Centre!”

Jarod sah sie ungläubig an: “Wen? Lyle?”

Sie lachte laut auf: “Lyle? Wie kommst du denn da drauf? Nee, obwohl…” Sie überlegte kurz.

Kay und Jack waren auch im Zimmer, sie hatten sich geweigert, in den Schlafräumen der anderen Kinder zu schlafen und hatten es sich in Sams Raum auf dem Fußboden bequem gemacht. Sie tüftelten schon seit einer Woche – solange sie im Lager waren- an einem kleinen Gerät herum, wollten aber nicht verraten, was es war. Die beiden täuschten reges Arbeiten vor, aber sie lauschten den Gesprächen der Erwachsenen aufmerksam.

“Na ja, also Bobby war mein erster Freund, der erste, den ich überhaupt im Centre zu Gesicht bekommen hatte. Er war in Ordnung, ein bißchen schizophren vielleicht, aber in Ordnung. Von ihm habe ich meinen ersten Kuß bekommen. Aber er verschwand plötzlich. Angelo habe ich im Lüftungsschacht gefunden. Er wurde ein guter Freund und hat mich immer besucht, wir haben zusammen gespielt. Das waren ruhige Zeiten, er hat mich immer getröstet, wenn ich traurig war. Ich glaube noch nicht mal, daß das Centre wußte, daß wir uns regelmäßig im Lüftungssystem versteckten.”

Sie machte eine Pause, doch keiner der anderen redete. “Und dann, mmh – sie lächelte im Gedanken – dann, traf ich meine erste große Liebe! Raines wäre ausgeflippt, hätte er davon Wind gekriegt. Er war groß, dunkelhaarig, und er war ein Pretender, nicht so wie Bobby oder Angelo, so wie ich. Zuerst haben wir auch nur gespielt - wer klüger ist, die Sweeper ärgern, Raines an der Nase rumführen, Ärger machen. Aber ich war voll in der Pubertät, er war schon ein bißchen älter – es war einfach nicht das Alter, wo man spielte!” Sie grinste anzüglich. Es gab wieder eine Pause, doch Sam machte gar nicht den Anschein, als ob sie weitererzählen wollte.

Schließlich wurde es Kay zuviel: “Nun erzähl endlich weiter!” Sie krabbelte zu Jarods Sessel und lehnte ihren Kopf an die Armlehne. Jarod sah erstaunt auf den Kopf, dann strich er vorsichtig mit seiner Hand über ihre Haare. Sie sah zu ihm hoch und lächelte.

“Warum? Ach, das interessiert euch doch gar nicht!”

“Klaro, alte Liebesgeschichten hast du noch nie zum besten gegeben!” meinte Jack. Nun legte er das Gerät beiseite und setzte sich im Schneidersitz neben seine Schwester.

“Neugieriges Pack!” Sam lächelte. “ Was soll ich großartiges Erzählen, es lief ab, wie bei allen anderen auch. Heimliche Treffen, heimlich Küsse und später dann….” Sie sah die anderen an, “Na, ihr wißt schon!”

“Nö!” die Kinder taten ahnungslos.

“Wir hatten Sex, okay?”

“Im Centre?” Jarod schüttelte ungläubig den Kopf!

“Na ja, Angelo hatte mir mal den Zugang zum Technikerraum gezeigt und wie man die Kameras ausschaltet. Ein unbenutzter Abstellraum, unter einem Tisch, zu einer Zeit, wo jeder anständige Teenager schlafen sollte… Hat doch auch geklappt! Raines hat nie herausgefunden, warum Kyle plötzlich nicht mehr unter seiner Kontrolle war.” Sie kicherte.

Jarods Gesicht verzog sich: “Kyle?”

“Das war sein Name: Kyle. Wir waren fast 2 Jahre ein Paar, ohne daß das Centre das gewußt hat - na ja, Timothy und Angelo wußten es.”

“Warum habt ihr Schluß gemacht?” fragte Kay neugierig.

“Wir haben nie Schluß gemacht, wir haben uns sogar verlobt!” Sams Lächeln verschwand, “Nein, sie haben ihn weggebracht, Raines konnte ihn nicht mehr gebrauchen, er verschwand! Außerdem hatte Raines ja noch Bobby, ich sollte besser sagen Lyle. Er war perfekt, ein Psycho wie er im Buche steht, machthungrig, brutal und gewissenlos. Er war mit dieser Miss Lollipop zusammen als er wieder auftauchte, und er war fürchterlich besitzergreifend. Ich gehörte ihm, sein Pretender – seine Exfreundin. In seinen Augen sollte ich sogar nicht mehr mit Timothy sprechen, nur noch mit ihm. Er konnte es nie verknusen, wenn jemand intelligenter war als er, er brauchte Kontrolle!” Sie schüttelte sich beim Gedanken daran. “Glaubst du, Lyle hat was mit Kyles Verschwinden zu tun gehabt?”

“Möglich ist es, aber wer im Centre spurlos verschwindet, ist meistens tot.” Jarod sagte nichts, er war ein bißchen blaß. “Ich hab dich gelangweilt mit meiner Geschichte?” Sam sah zu ihm rüber.

“Kyle war mein Bruder!”

***

“Nachricht vom Wunderknaben?” Miss Parker kam zur Tür herein.


Broots sah von seinem Computer auf. Er schüttelte den Kopf: “Nichts. Noch nicht mal zu der Aufzeichnung hat er was geschrieben.” Er runzelte sorgenvoll die Stirn.

Miss Parker blickte zu ihrem väterlichen Freund – und als das sah sie ihn ohne Zweifel an. “Nun machen Sie sich mal keine Sorgen, Syd. Jarod paßt schon auf sich auf.” Tröstend legte sie die Hand auf seine Schulter.

Er lächelte schwerherzig: “Miss Parker, Sie haben sich verändert!” stellte er fest und betrachtete sie.

“Ich weiß, wem ich vertraue!” wiederholte sie und lächelte ihn an. Sie faßte ihn an die Hand: “Ich vertraue Ihnen, Sydney!” Das Lächeln war echt, keines der aufgesetzten, die sie für ihren Vater bereithielt. Ein warmes Lächeln von Herzen.

Sydney seufzte: “Das ist wunderschön, Miss Parker!”

“Was?”

“Ihr Lächeln; Sie sollten es öfters rausholen!”

“Das werde ich vielleicht auch, Syd, das werde ich!” Sie hakte ihn unter, “Kommen Sie, gehen wir zu Broots, vielleicht hat er etwas über Jarod herausgefunden!”

***

“Broots!” Sydney wollte gerade etwas sagen, als sein Telefon klingelte, gleichzeitig kam Sam, Miss Parkers Privatsweeper, mit einem Paket herein.

“Hallo?” Sydney hielt das Handy an sein Ohr und beobachtete Miss Parker und Broots beim Auspacken des Paketes.

“Syd, wie geht es dir?”

“Jarod!” Miss Parkers Kopf schoß nach oben, mit einer Hab-ich-doch-gesagt-Geste blickte sie Sydney an. Er lächelte befreit; er hatte sich doch schon ernsthafte Sorgen gemacht.

“Mir geht es schon besser; ich dachte, dir wäre was passiert, du hast nicht auf meine Mail geantwortet.”

“Erstens, nein mir ist nichts passiert, zweitens, welche Mail. Die letzte Mail habe ich letzte Woche von CJ bekommen?”

“Ich hatte dir eine Mail geschickt.”

Miss Parker verzog ärgerlich das Gesicht: “Lyle! Broots, schicken Sie die Mail noch einmal, und diesmal so, daß sie auch ankommt!”

Der Techniker runzelte die Stirn. Seit wann wurde denn Jarod unterstützt? Irgend etwas mußte er verpaßt haben.

“Nein, ich hatte Urlaub, na ja – fast! Habt ihr mein Päckchen schon bekommen?”

Miss Parker hielt mit spitzen Fingern eine Badehose hoch. “Was soll denn das darstellen, Jarod!” fragte sie laut und spitz.

“Habt ihr das Souvenir erhalten? Für jeden eins!”

Miss Parker nahm Sydney das Handy ab und stellte es auf laut: “Ich hoffe mal, für mich soll nicht die Badehose sein?”

“Welche Badehose?” fragte Jarod irritiert, dann hörte man ein Kichern im Hintergrund, Jarod lachte laut auf:

“Da hat mir wohl jemand einen Streich gespielt! Nein, die sollte da gar nicht mit rein. Die anderen Sachen!” In dem Moment kam Angelo herein, er griff nach der Hose und lachte vor Freude: “Angelo baden!”

Miss Parker sah irritiert zu Sydney.

“Sam und Angelo baden.” Angelo grinste breit und tippte über Broots Schulter hinweg etwas in die Mail an Jarod. Bevor jemand die Mail lesen konnte, schickte er sie ab. Die Badehose hatte er in seine Hosentasche gestopft. Man konnte Jarod leise flüstern hören, Miss Parker meinte eine Frauenstimme zu hören, ihr Gesicht verdüsterte sich.

“Sieht so aus, als wenn die Hose ihren Besitzer gefunden hat. Syd gehst du mal mit Angelo baden? Ah, jetzt habe ich eine Mail bekommen, ich melde mich wieder. Und Syd, mach dir keine Sorgen!” damit legte er auf.

***

“Nachdem das geklärt ist, was will uns Jarod mit diesen netten Souvenirs sagen?” Miss Parker hatte sich wieder unter Kontrolle. Sie deutete auf die drei Gegenstände, die noch im Paket gewesen waren. Ein Tannenzapfen, ein Kompaß und ein Schweitzer Taschenmesser.

“Sieht nach Pfadfindern aus.” Murmelte Broots leise.

“Stimmt,” meinte Syd. Broots sah überrascht auf, er hatte es eigentlich gar nicht ernstgemeint. “Kinderstreiche, Pfadfinder, Wasser – Broots, kann ich noch mal die Liste mit den Orten haben, die mich letzte Woche vor einem Familientreffen gerettet haben?”

***

“Sie hört sich sehr kontrolliert an.” So richtig wußte Sam nicht, wie sie beginnen sollte.

“Das ist sie.”

“Sie muß schön sein.” Vermutete Kay laut.

“Ist sie.” Jarod war damit beschäftigt, die Email runterzuladen, die er soeben empfangen hatte.

“Warum seid ihr kein Liebespaar?” fragte Kay ungeduldig.

Jack seufzte theatralisch auf und rollte die Augen. Er klopfte Jarod auf die Schulter: “Weiber!”

Sam mußte grinsen bei diesem Anblick. Es sah fast wie eine ganz normale Familie aus. Vater, Mutter und die Zwillinge – Jarod war ein guter Freund geworden. Sie wußte, an wen seine Augen sie erinnerten. Bei der Erinnerung an Kyle mußte sie lächeln. Sie wußte nun, daß er bis vor 2 Jahren noch gelebt hatte, und obwohl er für sie schon seit mehr als 10 Jahren tot war, verletzte sie die Gewißheit doch sehr. Die Kinder vergötterten Jarod, und sie waren fürchterlich aufgeregt, auch eine Rolle in der jetzigen “Simulation” zu haben. Sie hatte den Kindern immer verschiedene Aufträge gegeben, um die Pretenderfähigkeiten auszubilden, doch sie hatte sich immer gescheut, sie diese Fähigkeiten auch in der realen Welt anwenden zu lassen.

Mit dem Blick auf Jarod zog sie sich Kay näher ran: “Wir Weiber müssen uns mal unterhalten!” Sie sah zu ihrer Tochter, die gerade krampfhaft versuchte, sich zu erinnern, was sie denn diesmal angestellt hatte, aber ihr viel nichts ein. “Ich meine, wir Weiber sollten uns mal den Kopf zerbrechen, wie wir Jarod mit dieser Miss Parker verkuppeln sollten.”

Jack kam hinzu, er wollte auch am Geheimnis teilhaben. Er hatte den letzten Teil mitgehört. Jack verzog das Gesicht, er hatte andere Pläne mit Jarod und seiner Mutter vor.

“Ich weiß, was ihr wollt.” Sam sah von Kay zu Jack, “ aber so funktioniert das nicht. Akzeptiert Jarod als Freund, als Onkel, als Vaterfigur. Aber schminkt euch ab, mich mit ihm verkoppeln zu wollen.”

“Warum sollten wir ihn dann mit Miss Parker verkuppeln?” fragte Kay listig.

“Das ist was anderes, die beiden haben… wie soll ich sagen, den Draht zueinander.”

“Ihr versteht euch doch auch super!” begehrte Jack auf. Jarod bekam davon nichts mit, er starrte mit gerunzelter Stirn auf den Bildschirm.

“Ich mag ihn, er mag mich. Ich glaube nicht, daß daraus Liebe wird. Zwischen Jarod und dieser Miss Parker findet etwas statt, was ich wiedererkenne. Genau das Spiel habe ich mit Kyle auch immer gespielt! Es gibt bei diesem Spiel nur keinen Gewinner und Verlierer, entweder beide oder keiner!”

“Du spielst immer nur!” sagte Kay ungeduldig.

“Es ist kein richtiges Spiel, Honey. Das ist: Was sich liebt, das neckt sich!!!” Sam wartete auf ein bißchen Einsicht in den Gesichtern ihrer Kinder.

“Jarod liebt Miss Parker, und ich will wissen, ob es anders rum auch so ist!” sagte sie bestimmt, als keine Reaktion kam. Sie seufzte und umarmte Kay und Jack: “Man kann nicht alles haben im Leben! Und ich persönlich glaube fest daran, daß da irgendwo auch noch ein Pretender für mich rumläuft!” Sie lächelte. Kay und Jack lächelten gezwungenermaßen zurück.

Als Sam ihre Aufmerksamkeit Jarod zuwandte, sahen sich die beiden an: “Das werden wir ja noch sehen, ob wir das nicht kriegen!” meinten beide unisono. Händehaltend gingen sie zum Computerplatz.

***

“Was soll das für ein Spiel sein?” fragte Jarod entgeistert.

Sam lächelte hintergründig. “Ein Spiel, das ich mit Angelo immer gespielt habe. Nenne es das Aschenputtelspiel!”

“Das Aschenputtelspiel?”

“Ja!” Jarod sah fragend zu den Kindern, doch die zuckten auch nur die Schultern.

“Kannst du mir nicht mehr verraten?”

“Können schon, aber ich will nicht!” Damit ging sie zu ihrem Koffer, um weiter einzupacken.

Es war der letzte Tag im Camp, sämtliche Kinder waren damit beschäftigt, Adressen auszutauschen, die letzten Sachen einzupacken oder sich noch mal die Gegend anzusehen. Die gelben Schulbusse standen schon bereit. Jarod und die anderen drei wollten zusammen fahren. Sie hatten sich darauf geeinigt, das Sam, Kay und Jack Jarod bei seinem nächsten Projekt helfen würden. Jack hatte gerade seinen Reisesack umgeschultert und war auf dem Weg zum Bus, als er die beiden Gestalten am Waldrand sah. Er verlangsamte seinen Schritt, bis seine Schwester neben ihm war.

“Guck mal, dahinten verstecken sich zwei, ein Mann und ein Kind!” Er deutete in die Richtung. Kay sah seiner Hand hinterher. Sie stellte ihren Seesack ab und verstaute ihn im Bus, dann nahm sie Jacks und stopfte ihn darüber. Jack ließ die beiden Gestalten nicht aus den Augen. Als Sam und Jarod ihr Gepäck brachten, setzten diese sich in Bewegung.

Jack stieß seine Mutter an: “Guck mal!” Der Mann, daß sah man beim Näherkommen, war ca. 60 und hatte graues Haar, er sah sich immer vorsichtig um, als ob er Angst hätte, jemand könnte ihm folgen.

Der Junge war etwas älter als Kay und Jack, vielleicht 12. Er hatte dunkles Haar. Sam schätzte die beiden ab. “Keiner aus dem Centre. Vielleicht ein Opa, der sein Enkelkind abholen will.”

Jarod sah nun auch hin. Er stutzte, dann lief er auf die beiden zu: “Dad! Jay! Geht es euch gut?” Er fiel dem älteren Mann in die Arme und umarmte ihn. Fragende Blicke zwischen Kay und Jack, und dann folgten sie Jarod langsam. Sam hob die Augenbrauen: “Na, ich denke mal, ich muß das Gepäck wieder rausholen…”









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