Catherine by MissCatherine
Summary: Meine Vorstellung von einer Fortsetzung der Serie
Categories: German Characters: Telling Would Spoil
Genres: Drama
Warnings: None
Challenges: None
Series: None
Chapters: 3 Completed: No Word count: 20036 Read: 7062 Published: 14/11/05 Updated: 12/12/05

1. Part 1 - Time has changed by MissCatherine

2. Part 2 - A New Time by MissCatherine

3. New Pretender by MissCatherine

Part 1 - Time has changed by MissCatherine
Time has Changed

Autor: Miss Catherine
E-Mail: LosAngelesnaumann@web.de
Rating: PG13
Kurzfassung: Wenn ich Drehbuchautor in der Serie wäre, wenn man sie jetzt weiter-produzieren würde, würde ich es so weitergehen lassen.
Spoiler: Diese Fanfiction spielt nach der 4. Staffel. Hier existieren die Filme nicht. Das wäre wegen dem ganzen Drama um Miss Parkers „echten Vater“ sonst zu kompliziert.
Disclaimer: Die Figuren der Serie „The Pretender“ gehören leider nicht mir, sondern TNT und NBC. Ich habe sie mir nur zur Unterhaltung anderer Fans ausgeliehen. Alle weiteren Figuren, die nicht aus der Serie stammen, aber hier auftauchen sind die Produkte aus den vielen Ergüssen meiner Fantasie und gehören somit mir.


Prolog

Es war schon seit ein paar Wochen der Winter eingebrochen, zumindest in Anbetracht des Wetters. Laut Kalender war der Winteranfang noch 3 Wochen hin.
In den letzten Wochen war es sehr kalt und feucht geworden. Es hatte viel geschneit und die Straßen waren regelmäßig vereist.

Am Wochenende, der Montag war gerade angebrochen, war es etwas wärmer geworden und der Schnee war etwas geschmolzen. In der Nacht hatte der Regen eingesetzt und machte auch dem restlichen Schnee den gar aus. Die Straßen waren dennoch gefährlich.

5 Monate waren nun schon vergangen, seit Miss Parker, die hübsche brünette Centre- Mitarbeiterin, und Jarod, der große entflohene Pretender, von der Insel Carthis zurückgekommen waren. Sie hätten es beinahe nicht geschafft, aber durch Jarods simulierte Flugkünste konnte er das Flugzeug, das drohte abzustürzen, gut landen. Er konnte noch fliehen, bevor Miss Parker und ihre Begleiter zu sich kommen konnten und nach ihm sehen wollten.

Jeder der beiden hatte versucht die Geschehnisse zu vergessen und einfach weiter zu machen.

Jarod hatte sich anfangs eine Weile nicht gemeldet, weder bei Sydney noch bei Miss Parker. Er war einfach untergetaucht, um nachzudenken und sich einigen Dingen klar zu werden. Seine Mutter hatte er immer noch nicht gefunden.

Sydney befürchtete Jarod würde nie wieder aus seinem Versteck auftauchen. Doch nach einigen Wochen hatte er wieder neuen Mut gefasst und fing an wieder seine Spielchen mit dem Centre- Team zu treiben.

So sehr sie sich auch bemühten, kamen Miss Parker, Broots und Sydney einfach nicht an Jarod heran. Insgeheim wünschte sich Miss Parker auch, sie würden Jarod nicht so schnell finden. Sie wollte ihm jetzt noch nicht gegenübertreten. Die Ereignisse in Ocees Haus auf der Insel waren auch nach 5 Monaten noch zu frisch.

Der Regen hatte nachgelassen, war aber dennoch stark genug um die Straßen in kleine Flüsse zu verwandeln.

Miss Parkers Haus
Brayer Road, Blue Cove, DE
5:48 Uhr


Langsam bahnte sich ein weinrotes Auto die ruhige Brayer Road entlang und bog schließlich vorsichtig, um nicht die Kontrolle zu verlieren, in Parkers Einfahrt ein und machte schließlich kurz hinter Parkers Wagen halt.

Eine Gestalt, eingehüllt in einen langen schwarzen Wintermantel, stieg aus und näherte sich der Veranda. Sie klopfte … keine Antwort. Sie klopfte wieder, dieses Mal stärker … und erst jetzt fiel ihr auf, dass die Tür nicht richtig verschlossen war. Vorsichtig trat die Gestalt ein und sah sich um.

Es war alles normal, aber es war ruhig, zu ruhig. Sie stieg die Stufen ins Obergeschoss hinauf. Auf den ersten Blick war auch hier alles ruhig. Parkers Schlafzimmertür war einen Spalt geöffnet. Die Gestalt öffnete die Tür weiter. „Hallo?“, rief die weibliche Stimme.

Die Frau öffnete ihren Mantel, da es im Haus wesentlich wärmer war. Sie ging ein paar Schritte und merkte, dass etwas nicht stimmen musste. Das Schlafzimmer war verwüstet. Es sah nach einem Kampf aus, wie die Frau schlussfolgerte. Doch genau wissen konnte sie es in diesem Augenblick nicht. Noch ein prüfender Blick, und dann sah sie es …

Blut lief über die Schwelle der leicht geöffneten Badezimmertür vom Bad in das große Schlafzimmer. Ihre Augen weiteten sich, Angst und Verzweiflung stiegen in ihr auf. Ihr Herz raste. Sie war aus einem bestimmten Grund zu diesem Haus gekommen, doch in diesem Moment schienen ihre Hoffnungen zu schwinden. Alarmiert rannte die Frau auf das Bad zu, riss die Tür auf … und sah auf dem Boden neben der Badewanne eine blutüberströmte Miss Parker…

Miss Parkers Haus
6:02 Uhr


Die fremde Frau konnte ihren Blick nicht von dem leblosen Körper abwenden. Erstarrt stand sie in der Tür und versuchte krampfhaft sich zu bewegen.
Nach einigen Sekunden schüttelte sie energisch den Kopf und ließ sich neben der blutüberströmten Miss Parker auf die Knie fallen.

Sie spürte, wie Verzweiflung weiter in ihr aufkam. Die Frau, die sie so lange gesucht hatte lag nun vor ihr auf dem Badezimmer-fußboden und drohte zu sterben.
Sie versuchte die Kontrolle zu behalten während sie in Ihrem Kopf die Situation überdachte um zu wissen, was sie tun sollte. Reflexartig zog sie sich schließlich ihre Handschuhe aus und schmiss sie beiseite.

Sie hob ihre Hand an Parkers Hals um nach einem Puls zu fühlen. Erleichtert atmete sie aus als sie tatsächlich einen schwachen Puls fand. Nun hieß es aber schnell handeln um sie wirklich noch retten zu können.

Die Frau suchte Parkers Körper gewissenhaft ab um sehen zu können, woher, das Blut überhaupt kam. An ihren Armen sah sie schließlich die Ursache. Zwei tiefe Schnittwunden zierten jedes ihrer Handgelenke.

Die Frau durchsuchte Parkers Badezimmer nach einem Arztköfferchen oder irgendetwas womit sie die Wunden verbinden konnte um die Blutung zu stoppen. In einem kleinen Schrank unter dem Waschbecken wurde sie fündig. Aus dem Schrank holte sie einen kleinen Notfallkoffer heraus, der mit allem ausgestattet war, was man bei einem medizinischen Notfall brauchen könnte. Mit einem schnellen Griff holte die Frau das wichtigste heraus und eilte zurück zu Parker.

Sie nahm sich den rechten Arm zuerst vor. Mit einer Hand drückte die Frau ein Watteröllchen auf die Wunde und mit der anderen Hand wickelte sie die Mullbinde zwei mal herum, bis sie sicher sein konnte, dass die Binde fest saß. Dann zog sie die Binde straff und wickelte sie noch ein paar Mal um Parkers Handgelenk. So verband sie auch den anderen Arm.

Sie wusste, dass dies keinesfalls professionell war und nicht lange halten würde, also packte sie Parker so gut es ging und trug sie zu ihrem Wagen.
Die Frau wusste eins genau: Es zählte jede Minute.

Krankenhaus, Intensivstation
Blue Cove, DE
8:22 Uhr


Das Krankenhaus war gefüllt. Dutzende Patienten warteten um untersucht zu werden, andere warteten darauf ihre Verwandten besuchen zu können. Schwestern und Ärzte eilten hin und her um jeden Patienten gut versorgen zu können.

Sydney und Broots liefen mit einem sehr schnellen Schritt die Gänge entlang, bis sie schließlich die Intensivstation erreichten. An der Rezeption hatten sie Parkers Zimmernummer erfahren. Die Information, dass Parker im Krankenhaus lag kam direkt von Jarod. Woher er das wusste, war ihnen nicht bekannt, vor allem, da er nicht in Parkers Nähe gewesen war. Doch im Moment war es Sydney und Broots auch egal. Sie wollten nur wissen, wie es ihrer Chefin ging.

Die beiden Männer verlangsamten ihren Schritt als sie Parkers Zimmer immer näher kamen. Erst jetzt fiel ihnen die Frau auf, die vor dem Zimmer stand und nachdenklich durch das Fenster in das Zimmer hineinsah. Instinktiv stoppte Sydney. Ein seltsam vertrautes Gefühl durchzog ihn.

Er betrachtete die Frau ausgiebig. Sie war etwa 1, 75 Meter groß, schlank, ihre langen schwarzen Haare, die ihr bis knapp über den Hintern reichten, trug sie offen. Jedoch waren diese aber mit einem dicken Band, das sie auf ihrem Kopf trug und irgendwie wie ein extra dicker Haarreifen aussah, zurückgehalten.

Die Frau trug einen schwarzen Rollkrakenpullover, auf dem rote Verzierungen aufgestickt waren, und eine schwarze Baumwollstoffhose, unter denen die schwarzen Lederstiefel mit den schmalen 10 Zentimeter – Absätzen hervorschauten.

In ihrer Art und Weise und besonders ihres Aussehens nach erinnerte die Frau Sydney an eine Person, die er vor Jahren das letzte mal gesehen hatte. Die Person sah damals fast genauso aus, wie die Frau, die nun vor ihm stand. Langsam ging Sydney weiter, als er Broots’ fragenden Blick sah.

Als die Frau die beiden Männer auf sie zu kommen hörte drehte sie sich zu ihnen um und schenkte ihnen ein erschöpftes aber freundliches Lächeln. Sofort erkannte Sydney, dass sich das Gesicht der Frau von dem der Person, an die er denken musste, unterschied. Die Frau hatte füllige Lippen, eine schmale Nase und große braune Augen unter denen sich dunkle Augenringe gebildet hatten.

Broots wusste ebenso wenig wie Sydney wer diese Frau war und im Gegensatz zu seinem Kollegen interessierte es ihn auch nicht besonders. Er machte sich große Sorgen um seine Chefin, Miss Parker. Trotzdem fragte er vorsichtig. „Wer sind Sie?“ Die Frau warf einen raschen Blick in Parkers Zimmer bevor sie sprach.

„Mein Name ist Mary Catherine. Ich habe Miss Parker heute morgen gefunden und hier her gebracht.“ Sie sagte ihren Namen einfach so, da sie wusste, dass sie den beiden vertrauen konnte. Nicht etwa, weil sie es so im Gefühl hatte, sondern, weil sie es aus erster Hand von einem Vertrauten erfahren hatte.

Broots nickte. Er hatte noch viele Fragen, doch er entschied, dass diese warten konnten. Sydney beäugte die Frau misstrauisch. Auch in ihm kamen diese Fragen auf. Aber er unterdrückte sie nicht. Sydney, der Psychiater, war schon immer für seine direkte Art bekannt gewesen.

„Entschuldigen Sie wenn ich frage, aber was haben Sie heute Morgen ausgerechnet in der Brayer Road gewollt?“ Sein Blick ruhte auf ihr. Mary Catherine hob müde die Schultern. Sie wusste, dass sie die Situation irgendwann erklären musste. Aber im Moment war sie einfach nur müde und sie wusste, dass die die beiden Männer damit zu sehr überfallen würde. Sie könnten es noch nicht verstehen.

Seit ein paar Jahren war sie nun auf der Suche. Eigentlich hatte sie es aber immer etwas ruhiger angehen lassen. Sie war ein California – Girl. Da galt, dass der Spaß nie zu kurz kommen durfte. In den fast 4 Jahren, in denen sie nun schon im Land umherzog hatte sie neben ihrer Suche auch immer versucht Action in ihren Alltag zu bringen.
Doch nachdem sie eine heiße Spur gefunden hatte suchte sie nun seit Wochen rund um die Uhr, um endlich an ihr Ziel zu gelangen.
Sie hatte seit Tagen nicht mehr geschlafen, und auch die Geschehnisse vor ein paar Stunden in Parkers Haus zeichneten sich nicht gut auf ihren Zügen ab.

„Hören Sie, ich weiß, dass sie misstrauisch sind, aber ich erkläre alles später.“ Mit einem Nicken deutete sie auf Parkers Zimmer. „Oder wollen Sie gar nicht wissen wie es ihr geht?“
Broots, den die kurze Unterhaltung zwischen Sydney und der fremden Frau verwirrte, sah mit einem hoffnungsvollen Blick zu Sydney, denn er wollte endlich erfahren, warum seine Chefin im Krankenhaus lag. Sydney gab sich schließlich geschlagen.

Er nickte kurz. „Also, was ist mit Parker passiert?“ Mary Catherine schloss kurz die Augen und atmete tief ein und aus. „Ich kam vor ein paar Stunden zu ihrem Haus, weil ich dringend mit ihr sprechen musste.

Als ich gemerkt habe, dass die Tür nicht richtig verschlossen war, bekam ich so ein seltsames Gefühl und habe nachgesehen. Miss Parker lag blutüberströmt im Badezimmer …“, sie schluckte „ … mit aufgeschnittenen Pulsadern.“

Broots und Sydney tauschten entsetzte Blicke aus. Sie konnten es nicht fassen. Mit allem hätten sie gerechnet, aber nicht, dass sich ihre Chefin umbringen wollte. Mary Catherine sah die Blicke der beiden und wusste genau was sie dachten. Energisch schüttelte sie den Kopf. „Es ist nicht so wie Sie beide denken!“ Sofort hafteten die Blicke der beiden wieder auf der jungen Frau. Wie hatte sie dies gemeint?

„Ihr Schlafzimmer war total verwüstet. Sah nach einem Kampf aus, oder so. Außerdem waren die Schnitte an ihren Handgelenken nicht gleich durchgeführt worden. Es gab 2 Ansätze.“ Sie zuckte wieder mit den Schultern. „So weit ich weiß setzt man nicht 3-mal an um einen sauberen Schnitt zu bekommen, wenn man sich umbringen will!“ Broots runzelte die Stirn. „Sie meinen jemand wollte sie umbringen?“

Mary Catherine nickte überlegend. „Gibt es jemanden der das getan haben könnte? Hat sie irgendwelche Feinde?“ Broots Augen weiteten sich. „Feinde? Wenn Sie wüssten für wen wir arbeiten, würden Sie die Frage nicht stellen.“ Sydney schaute Broots warnend an. Die Frau wusste sicher nichts von der Organisation „The Centre“.

Also sollte sie auch nichts erfahren. Mary Catherine lachte kurz über Broots Reaktion bevor sie wieder ernst wurde. „Sie meinen das Centre, richtig?“ Beide Männer waren sprachlos und starrten die Frau, die vor ihnen stand an. Woher wusste sie das? Sydneys Blick klarte sich nach und nach auf, nachdem in ihm eine Vermutung aufkam.

„Sie wissen das von Jarod, stimmt’s?“ Catherine lächelte charmant. „Sie kennen ihn wirklich gut, Dr. Green!“ Dann wandte sie sich wieder dem Fenster zu, durch das sie Parker, die ruhig schlief, beobachten konnte. Broots, den die ganze Situation verwirrte, hielt sich lieber zurück. Sydney hingegen war neugierig geworden.

„Woher kennen Sie Jarod? Wie haben Sie ihn kennen gelernt?“ Catherine lächelte wieder. „Sie sind wirklich neugierig! … Es war glaube ich Schicksal, dass ich ihn getroffen hatte. Ich habe jahrelang nach meiner Familie gesucht und Jarod hat mir geholfen.“ Sydney nickte. Das kannte er nur zu gut von seinem Schützling. „Das klingt wirklich ganz nach Jarod. Haben sie ihre Familie gefunden?“ Catherine zuckte mit den Schultern. „Einen Teil davon. Aber ich musste sie wieder verlassen um den Rest zu suchen.“

Broots überlegte. „Aber was haben Sie dann bei Miss Parker gewollt?“ Catherine lächelte geheimnisvoll. „Sie kann mir bei der Suche helfen.“ Sydney lächelte einfach nur. Er dachte sich einige Dinge. Broots kratzte sich verwundert am Kopf. „Ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber, wie kommen Sie darauf, dass Miss Parker Ihnen helfen würde?“

Nun lachte Mary Catherine. Sie hatte eine Antwort parat, aber sie wusste, dass diese zu viel über sie verraten würde. Noch wollte sie, dass man nicht so viel über sie wusste. Irgendwann würde der Tag kommen, an dem sie sich bekannt geben würde, doch noch nicht jetzt. Sie liebte es mysteriös auf andere zu wirken.

Sie ließ die Frage unbeantwortet und sah einfach nur durch das Fenster in Parkers Zimmer. Sydney und Broots taten es ihr gleich. Sie beschlossen, die offenstehenden Fragen für die nächste Zeit auf sich beruhen zu lassen. Nun ging es erst einmal ganz um Parker.

Alle hofften, dass sie bald wieder auf den Beinen sein würde, vor allem Mary Catherine. Denn nur sie allein wusste, dass Parker das letzte Stück des Rätsels war um die wichtigsten Fragen in Catherines Leben, die Fragen nach ihrer Familie endlich beantworten zu können.

Jarods Apartment
Indianapolis, Indiana
8:20 Uhr


Unruhig lief er durch das geräumige Zimmer. Langsam wusste Jarod nicht mehr was er tun sollte. Catherine hatte ihn gleich nachdem sie Parker ins Krankenhaus geschafft hatte informiert und nun, nach stundenlangen Versuchen die Situation in der sich Parker befunden haben musste, zu simulieren, war er mit seinem Latein am Ende.

Müde setzte er sich auf das Sofa neben ihm und prompt fiel ihm ein Foto in die Hände. Es zeigte ihn und Catherine zusammen auf einem Jahrmarkt. Beide lächelten fröhlich bei der Erkundung der vielen Attraktionen.

Es war Catherines aufgeschlossene, aufgeweckte und neugierige Art und besonders dieser Optimistische Sinn für Gerechtigkeit, was Jarod so sehr an ihr schätzte und bewunderte. Er beneidete sie darum, da er nie eine richtige Gelegenheit bekam auch so zu empfinden. Jarod fing an zu lächeln.

Die Zeit in der Catherine bei ihm war, war die einzige Zeit gewesen, in der er sich nicht einsam fühlte, denn zum ersten mal schien er jemanden gefunden zu haben, der ihn und seine Situation wirklich verstand und das alles nachvollziehen konnte. Sie hatten auch nun noch Kontakt, doch trotzdem vermisste er sie und ihre Art zu leben.

Ihr Leben war noch nicht vom Centre verpfuscht worden, obwohl es in unmittelbarem Zusammenhang zum Centre stand. Doch das könnte man niemandem so leicht erklären, vor allem ihr nicht. Er wusste, dass Mary Catherine stark war und auch wenn sie das Geheimnis über ihre Familie und das Centre herausgefunden hatte nicht den Mut verlieren würde.

Nach längerem Überlegen nickte er schließlich und lief wieder im Zimmer auf und ab um seine Simulation beenden zu können. Was war da nur passiert?

Krankenhaus
Blue Cove, DE
10:23 Uhr


Müde streckte Catherine ihre Arme und Beine um nicht noch mehr einzurosten. In den letzten beiden Stunden hatte sie so viel Kaffee getrunken wie noch nie in ihrem Leben und trotzdem war sie nicht in der Lage richtig munter zu werden. Broots und Sydney waren ein paar Mal in Parkers Zimmer gewesen, aber bisher war sie noch nicht aufgewacht. Die Ärzte jedoch versicherten, dass es nicht mehr lang dauern könne.

Sydney hätte Mary Catherine gern so viele Fragen gestellt, denn er wollte nur zu gern einen Überblick über die undurchsichtige Situation bekommen. Doch er wartete lieber ab. Dafür betrachtete er sich diese Frau noch einmal. Müde, jedoch wach saß sie auf dem kleinen Sofa direkt gegenüber von Miss Parkers Zimmer.

Nachdenklich blickte sie durch das Fenster. Sie war nun so nah an der Wahrheit, doch es war dieses Gefühl, dass sie davon abhielt sich zu freuen. Sie ahnte, dass irgendetwas geschehen würde oder dass etwas zu der Wahrheit gehörte, dass sie lieber nicht wissen wollte. Die Neugier siegte jedoch. Sie war nicht für umsonst so weit gekommen um am Ende doch aufzugeben.

Spontan sprang sie auf und lief den langen Flur in Richtung Telefon. Verwundert blickten Sydney und Broots ihr nach, mit einer Vermutung mit wem sie telefonieren würde.

Jarods Apartment
Indianapolis, Indiana
Zur gleichen Zeit


Seine Simulation war beendet schien aber dennoch keinen Sinn zu ergeben. Angestrengt überlegte er, was er in seinen Gedanken nicht bedacht hatte, als plötzlich das Telefon klingelte und ihn unterbrach. Mit einer Hand rieb er sich über seine müden Augen und mit der anderen nahm er den Hörer ab. Unausgeschlafen brummte er ins Telefon.

„Ja?“ Unwissend lauschte er, wer sich wohl am anderen Ende melden würde. Eine ihm sehr vertraute Stimme sprach zu ihm. „Hey, Jarod!“ Plötzlich hellwach rief er erfreut in den Hörer. „Catherine! Schön von dir zu hören. Wie geht es dir?“

Er hörte sie lachen. „Mir geht es gut. Bist du mit deiner Simulation schon vorangekommen?“ Er seufzte. Leider konnte er ihr keine guten Neuigkeiten anvertrauen. „Nein, leider noch nicht. Die ganze Sache ist komplizierter als ich dachte. Mir kommt keiner in den Sinn, der zurzeit ein Motiv hätte, das zu tun. … Wie geht es Parker?“

„Die Ärzte sagen, sie ist stabil und müsste eigentlich bald aufwachen.“ Catherine gähnte. Sie hatte ein paar anstrengende Stunden hinter sich gebracht. Dann redete sie weiter. „Ich bin schon so gespannt sie kennen zu lernen.“ Jarod hob verwundert eine Braue und lachte.

„Freu dich lieber nicht zu früh. Solange sie noch nichts sagen kann wirkt sie friedlich.“ Catherine war verwundert. „Was meinst du damit?“ „Ach nichts. Du kennst sie noch nicht so gut wie ich. Du wirst schon sehen was ich meine. … Hast du Sydney und Broots schon kennen gelernt?“ Sie schien zu lächeln.

„Ja. Die beiden sind nett. Sie machen sich große Sorgen um Miss Parker.“ Jarod nickte. Das kannte er gut. „Die beiden sind wie eine Familie für sie … und umgekehrt. Du kannst ihnen voll und ganz vertrauen. Pass auf dich auf, ja?“ Von Jarods Fürsorge erfreut, antwortete sie.

„Aber klar. Du aber auch. Arbeite nicht ganz so hart. Ich melde mich wieder, wenn ich neue Informationen habe. Biss bald.“ Damit hörte Jarod nur noch ein Klicken. Lächelnd legte er auf. Durch diesen Anruf konnte er genug neue Kraft sammeln um seine Simulation noch einmal durchzugehen.


Krankenhaus
Blue Cove, DE
11 Uhr


Catherine legte den Hörer auf und machte sich auf den Weg zurück zu Parkers Zimmer. Als sie schon fast da war, kam ihr Broots aufgeregt entgegen gelaufen. Sofort stoppte sie. „Was ist los?“, fragte sie neugierig. Sie hoffte, es würden keine schlechten Nachrichten sein. Broots schnappte nach Luft.

„Miss Parker ist gerade aufgewacht. Sydney ist schon bei ihr.“
Begeistert aber auch nervös weitete sie ihre Augen. Nun war der Augenblick des Kennenlernens gekommen. Mit schnellen Schritten liefen sie und Broots die restlichen Meter zu ihrem Zimmer.

Durch die Scheibe konnte Catherine schon erkennen, wie Sydney besorgt Parkers Hand hielt und ein paar Worte zu ihr sprach. Broots schaute Catherine an. Diese atmete nervös tief ein und aus. Dann nickte sie ihm zu. Broots betrat zuerst das Zimmer, Catherine folgte ihm. Tausende von Fragen durchzogen ihren Kopf.

Was wird Parker wohl von ihr halten? Was wird sie auf ihre Fragen antworten? Sachte schüttelte sie den Kopf. Das hatte noch Zeit. Sydney schaute auf, als er die beiden sah. Broots sprach ruhig aber glücklich zu Miss Parker. „Hallo. Wie geht es ihnen?“ Parker rang sich ein schwaches Lächeln ab.

Sie war noch schwach. „Hallo Broots.“, sagte sie, ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, „Mir geht es gut. Danke.“ Schließlich sah sie auch Mary Catherine, die hinter Broots hervortrat. Ähnlich wie Sydney war Parker von ihrer Anmut überwältigt. Neugierig sah sie sie an. „Wer sind sie?“ Catherine trat näher an das Bett.

„Mein Name ist Mary Catherine.“ Parker zog ihre Stirn in Falten. „Catherine?“, fragte sie verwundert. Bei diesem Namen lief ihr ein Schauer über den Rücken, da sie das an ihre Mutter erinnerte. Quälend versuchte sie sich in ihrem Bett aufzurichten, musste aber stöhnend vor Schmerz und Schwäche feststellen, dass dies noch nicht so einfach war.

Sofort griff Sydney nach ihr, half ihr sich wieder zu legen und stellte dabei das Kopfende ihres Bettes nach oben. Dankend sah sie kurz an. Lenkte ihre Aufmerksamkeit schließlich aber wieder auf die ihr noch fremde Frau. Catherine lächelte. „Ich wurde nach meiner Mutter benannt. Es war ihr letzter Wunsch.“ Auch Broots und Sydney schauten sie nun irritiert an. Broots traute sich als erster zu fragen.

„Wieso ihr letzter Wunsch?“ Catherine zuckte mit den Schultern. „Soweit ich weiß gab sie mich kurz nach meiner Geburt in ein Waisenhaus. Die Schwestern dort sagten, es wäre ihr sehr schwer gefallen. Aber aus irgendeinem Grund musste sie es tun. Mehr weiß ich nicht.“ Sydney rieb sich nachdenklich das Kinn.

„Sie sagten vorhin sie hätten nach ihrer Familie gesucht. Haben sie ihre Mutter gefunden?“ Traurig schüttelte Catherine den Kopf. „Nein. Sie ist vor vielen Jahren gestorben. Ich habe sie nie kennen gelernt.“ In diesem Moment hob Parker die Hände. Alle sahen wieder zu ihr. „Es ist seltsam. Diese Geschichte mit Ihrer toten Mutter kommt mir sehr bekannt vor.“

Eindringlich sah Miss Parker ihre gegenüber an. Catherine nickte. „Ich weiß. Deswegen bin ich hier.“ Parker runzelte die Stirn. „Wie bitte?“ Aber Catherine schüttelte den Kopf. „Die ganze Sache ist noch viel tiefgründiger als Sie denken, vermute ich zumindest. Der Augenblick für die ganze Wahrheit ist noch nicht gekommen.

Wenn sie wieder gesund sind, erfahren sie alles.“ Miss Parker nickte. Sie hatte wohl keine andere Wahl als zu warten. Doch die Neugier stieg mit jeder Sekunde. In Sydneys Gehirn arbeitete es. Ein Paar Dinge konnte er sich denken, aber er konnte nichts Genaues wissen, bevor sie nicht etwas erzählte.

Plötzlich kam Miss Parker ein Gedanke auf, an den sie bisher noch gar nicht gedacht hatte. „Wie bin ich eigentlich hier her gekommen?“ Sydney antworte selbstsicher. „Catherine hat Sie in ihrem Haus gefunden und hier her gebracht.“ Sofort schnellte Parkers Kopf in Richtung der anderen Frau.

Ihre Miene verfinsterte sich ein wenig. „Was hatten sie in meinem Haus zu suchen?“ Catherine hob abwehrend die Hände. „Ich hab sie gesucht um mit ihnen zu reden. Als ich merkte dass die Tür nicht verschlossen war bin ich hineingegangen um zu sehen ob alles in Ordnung ist. Da habe ich sie im Badezimmer gefunden.“

Parker nickte. Ihr lag schon die nächste Frage auf den Lippen. „Warum wollten sie mit mir reden?“ „Weil ich ein paar Fragen habe und sie mir damit weiterhelfen können.“ „Woher wollen sie das wissen?“ Catherine lächelte.

„Meine Vertrauensperson sagte es mir. Ihm kann ich voll vertrauen.“ Parker überlegte. „IHM?“ Die Frau ihr gegenüber nickte nur. Parker überlegte weiter. Es musste jemand sein, der sie gut kannte. Sonst hätte er das nicht so sicher sagen können. Doch es gab nicht sehr viele Leute die Miss Parker kannten, die eine Frau einfach auf der Straße kennen lernen konnte. Wer könnte es sein? Sie überlegte weiter als plötzlich ein Geistesblitz ihre Gedanken durchzog und ihr Gewissheit verschaffte.

Es konnte nur diese eine Person sein. Wissend nickte sie vor sich hin, sprach den Namen aber laut aus. „Jarod!“ Catherine war erstaunt. Jarod hatte wirklich Recht behalten. Parker war sogar im geschwächten Zustand klar bei Verstand. „Jarod hatte mir sehr geholfen bei der Suche nach meiner Familie.

Ich habe ihm viel zu verdanken.“ Parker lachte sarkastisch. „Ja, unser Jarod ist doch ein wahrer Samariter. Der Beschützer und Retter der Armen und Hilflosen.“ Sydney lachte. Da Parker so reagierte, konnte es ihr gar nicht mehr so schlecht gehen. Catherine ließ die ganzen neuen Eindrücke auf sich wirken.

Sie fing an zu verstehen, was Jarod meinte. Noch konnte sie Parkers Grausamkeit nicht verstehen. Aber noch kannte sie sie nicht gut genug um über sie zu urteilen.

Miss Parkers Haus
Brayer Road, Blue Cove
10 Tage später


In letzten Tagen ging Parkers Genesung erstaunlich schnell voran. Sie begründete es mit der Aussage, dass sie im kranken Zustand nicht hinter Jarod herjagen könnte. Doch Sydney wusste genau, dass es einfach an ihrer Kämpfernatur lag. Sie wollte sich außerdem näher mit Catherine beschäftigen.

Die junge Frau beeindruckte Parker sehr, auch wenn die dies nie zugeben würde. Parker war neugierig geworden. Jeden Tag hatte Catherine ihr einen kleinen Besuch abgestattet und sich mit ihr unterhalten, aber viel hat sie trotzdem nie von sich preisgegeben.

Parker, die endlich das Krankenhaus verlassen konnte, wurde von Sydney, Broots und Catherine nach Hause gebracht. Broots und Catherine stützten Parker ein wenig beim Laufen, da sie dennoch nicht voll bei Kräften war und sich noch ein paar Tage ausruhen sollte, laut Verordnung des Arztes.

Sie setzte sich vorläufig auf die Couch um sich noch mit ihren Besuchern zu unterhalten. Sydney fragte Parker ob sie etwas bräuchte und ging schließlich in die Küche um ihr etwas zu essen und zu trinken zu holen.

Parker musste jetzt schnell wieder zu Kräften kommen. Doch für kleine Attacken gegen Broots hatte sie immer genug Kraft. Broots, der etwas unsicher in der Gegend herumstand bekam sofort die erste Anfuhr von seiner Chefin. „Broots! Verdammt, Sie machen mich nervös. Setzen Sie sich!“

Der gehorchte sofort und platzierte sich auf einem der Sessel, etwas weiter von Parker entfernt. Catherine dagegen war sofort begeistert von Parkers Haus und schaute sich um. Traurig, fast schon melancholisch stand sie vor dem Kaminsims und betrachtete die Fotos, die darauf standen.

Die Bilder zeigten viele Momente in Parkers Leben: Tommy und Parker, die lachend herumalberten, die kleine Parker mit ihrer Mutter und schließlich auch ein paar Einzelbilder von Parkers Mutter Catherine. Eins davon nahm Catherine in die Hand, welches sie besonders betrachtete. In Gedanken versunken streichelte sie darüber.

Als Parker Catherine ansprach, erschreckte diese sehr. Schnell stellte sie das Bild zurück und drehte sich um. Parker lächelte und klopfte auf die Couch neben sich. „Setzen Sie sich zu mir. Es gibt viel zu bereden, nehme ich an.“ Catherine nickte und setzte sich unsicher.

Sie wollte endlich Antworten, aber sie wusste nicht wie sie mit Parker darüber reden sollte. Parker dagegen konnte es gar nicht mehr erwarten endlich all die Fragen zu stellen, die ihr schon so lange durch den Kopf gingen. Ausgiebig betrachtete sie die Frau neben sich. Auch jetzt noch hatte sie eine gewisse Aura um sich, die einer anderen Person erschreckend ähnelte.

Catherine hatte noch nicht viel erzählt, aber die einzelnen Dinge, die Parker schon wusste, kamen ihr seltsam vor. Sie bekam langsam eine Ahnung, wer Catherine war und warum sie gerade mit ihr reden wollte. Insgeheim dankte sie dem Schicksal, dass sie diese Frau kennen lernen konnte und somit etwas Abwechslung von den Gedanken an Jarod bekam.

Catherine sah Parker tief in die Augen. Parker fackelte nicht lang und stellte frei heraus, die erstbeste Frage, die ihr in den Sinn kam. „Wer sind Sie?“ Catherine war verwirrt. „Wie meinen Sie das?“ Parker überlegte kurz. „Na ja, sie haben Jarod erwähnt … und die Geschichte mit ihrer Mutter, …Was hat das alles zu bedeuten?“

Catherine atmete tief ein und aus. Jetzt war wohl die Zeit für die Antworten gekommen. Nervös dachte sie nach, wie sie am besten beginnen sollte. „Vor ein paar Jahren wusste ich noch gar nicht, dass meine damaligen Eltern nicht meine richtigen Eltern waren. Sie haben es mir erst kurz vor ihrem Tod gesagt.“

Parker legte die Stirn in Falten. „Vor ihrem Tod? Warum sind sie gestorben?“ „Sie hatten einen Autounfall. Kurz bevor sie starb, erzählte mir Mom aus welchem Waisenhaus sie mich geholt hatten. Ich habe lange überlegt, ob ich hingehen sollte. Auf der einen Seite wollte ich wissen, wer ich wirklich bin, aber auf der anderen Seite hatte ich auch Angst davor.“ Parker nickte.

Das kannte sie gut. Catherine atmete hörbar ein und aus. „Als mein Leben dann zusätzlich noch aus den Fugen geriet, beschloss ich, doch nach den Antworten zu suchen.“ Nun mischte sich auch Broots, der bis dahin nur ruhig in seinem Sessel saß, ein. „Was war denn passiert?“ Catherine schaute zu Broots.

„Mein Freund hatte mir das Herz gebrochen und ich vergrub mich in Arbeit, indem ich für mein Studium ackerte. Daraufhin wandten sich auch meine Freunde von mir ab. Das Studium lief auch nicht mehr gut. Ich hatte nichts mehr, worauf ich mich stützen konnte. Da hab ich meine Sachen gepackt und bin abgehauen … ohne jemandem etwas zu sagen.“ Broots schaute sie mitfühlend an. „Das klingt hart.“ Miss Parker hatte währenddessen interessiert zugehört.

„Sie haben studiert? Was denn?“ „Medizin. Ich wollte eine gute Chirurgin werden und meine eigene Praxis eröffnen. Aber das war wohl doch nicht das richtige für mich.“ Parker nickte. Alles was Catherine bis jetzt erzählte war interessant, doch sie kam noch lange nicht zu den Dingen sie sie eigentlich wirklich wissen wollte.

Catherine spürte Parkers Ungeduld und erzählte weiter. „Ich bin zum Waisenhaus gefahren und habe etwas über meine Mutter erfahren. Man sagte mir, sie hätte noch eine Tochter gehabt. Daraufhin bin ich umhergezogen und habe nach ihr gesucht.“ Parker ergänzte weiter. „Da sind Sie auf Jarod gestoßen.“

Catherine nickte. „Ich bin irgendwie in die Fänge eines skrupellosen Mannes geraten und Jarod hat mir geholfen. Wir haben uns näher kennen gelernt und so konnte ich viel erfahren. Durch seine Begabung als Pretender machte er eine DNS- Analyse von mir und suchte im Internet und Akten nach gleichen Ergebnissen um Verwandte von mir zu finden.“

Nun war Parker wirklich neugierig. Sie bemerkte gar nicht, dass Sydney unterdessen aus der Küche zurück ins Wohnzimmer gekehrt war und Parker einen Tee auf den Tisch stellte. Parker fragte neugierig. „Und hat er irgendetwas gefunden?“ Catherine nickte. „Damit hatte er nur überhaupt nicht gerechnet.“ Parker runzelte die Stirn. „Warum?“ „Na ja, weil meine DNS mit seiner übereinstimmte… zumindest teilweise.“

Parkers Augen wurden riesengroß. Die Überraschung saß tief in ihren Knochen. Auch Sydney und Broots waren erstaunt. Parker hauchte. „Soll das heißen, dass Jarod ihr Bruder ist?“ Catherine nickte. „Ja, allerdings ist er aber nur mein Halbbruder.“ Da kam der nächste Schock für Miss Parker.

Diese Situation erinnerte sie sehr an Ethan, den jungen Mann, der damals noch verwirrt zu sein schien und sich schließlich als gemeinsamer Bruder von Parker und Jarod herausstellte. Sollte Catherine das gleiche Schicksal haben? Aber wie war das möglich? Parker brachte kaum die Worte heraus. „Ethan!“, hauchte sie nur.

Sydney nickte, ebenso wissend. „Ethan ist demnach ihr Zwillingsbruder, oder?“ Catherine nickte, erstaunt über Parkers Reaktion. „Ethans DNS war die Einzige, die wirklich perfekt übereinstimmte. Jarod war ebenso überrascht wie Sie. Er wusste, dann genau, wer das fehlende Glied in meiner Familie war.“ „Ich.“, sagte Parker bestimmt. Dann sah sie Catherine tief in die Augen. „Aber wie ist das möglich? Ich habe Ethans Geburt gesehen. Da war kein anderes Baby!“

„Ich weiß.“, sagte Catherine und kramte einen Arztbericht aus ihrer Handtasche. „Jarod meinte das Selbe. Daraufhin haben wir uns auf die Suche gemacht und sind auf ein Krankenhaus gestoßen. Dort gab man uns Auskunft: Mom … also, meine richtige Mutter, war unterwegs, als es Komplikationen gegeben haben muss.“ Catherine gab Parker die Akte, die gleich interessiert darin herumstöberte. Dann erzählte Catherine weiter.

„Sie ging in dieses Krankenhaus. Dort stellte man fest, dass eines der Babies in Lebensgefahr war und es musste schon vorzeitig geholt werden.“ Parkers Gedanken entwirrten sich allmählich. „Das waren Sie! … Und Ethan kam dann später normal zur Welt.“ Sie drehte sich zu Sydney. „Aber Raines musste doch etwas gewusst haben. Warum ist er nicht stutzig geworden, als Mom nur ein Kind bekam?“

Sydney kratzte sich überlegend am Kinn. „Er war nur Geburtshelfer, kein richtiger Gynäkologe. Er wird es nicht gewusst haben.“ Da warf Catherine einen Kommentar ein. „Dieser Raines hat es gewusst! Allerdings war er davon ausgegangen, dass das andere Kind tot zur Welt gekommen sei.“ „Wie sollte er darauf gekommen sein?“, fragte Broots nun neugierig. Ihm fiel es schwer der Situation zu folgen.

„Mom hatte den Arzt gebeten einen Totenschein auszustellen.“ Das verblüffte Parker voll und ganz. Dass ihre Mutter so lügen würde, hätte sie nicht gedacht. „Mom hat den Arzt gebeten zu lügen?“ Sydney sprach beruhigende Worte. „Es war nur zum Besten. So konnte sie wenigstens ein Kind retten.“ Parker nickte nur, legte die Krankenakte auf den Tisch und nahm sich ihren Tee.

Das alles war doch zu viel für sie. Sie sah von Sydney über Broots wieder zu Catherine. „Was hast du jetzt vor?“ Catherine musste nicht lange überlegen um ihr darauf eine Antwort zu geben. Sie war sich schon sehr sicher. „Ich will die Organisation kennen lernen, die meiner Mutter so das Leben ruiniert hat!“

Als sie diese Worte hörte verschluckte sich Parker fast an ihrem Tee. „Wie bitte? Sie wollen wirklich im Centre arbeiten? Wissen Sie nicht, worauf Sie sich da einlassen?“ „Oh doch. Jarod hat mir schon viel erzählt. Aber ich will mir selbst ein Bild machen. Ich wüsste nicht, wo ich sonst hingehen soll.

Hier hab ich das Gefühl, doch noch etwas nützliches tun zu können.“ Sie schaute Parker an, die Bitte stand ihr in den Augen geschrieben. „Bitte, Parker, hilf mir!“ Miss Parker sah zu Sydney. Was sollte sie tun?


Miss Parkers Haus
Blue Cove, DE
Am gleichen Tag, Nachts


Dieser Tag würde Parker sicher für immer im Gedächtnis bleiben. Plötzlich wurde ihre Familie wieder größer und ihre Vergangenheit klärte sich noch mehr auf. Das ist es eigentlich, was sie wollte, doch es kam sehr plötzlich.

Catherine hatte sich bereits eine kleine Wohnung gemietet und war später dahin gefahren um sich etwas auszuruhen. Parker dachte lange über sie nach. Sie konnte ihre Bitte, im Centre arbeiten zu dürfen, einfach nicht fassen. Doch sie konnte es sich vorstellen. Sie hätte sicher das Gleiche getan.

Parker hatte sich den Tag über ausgeruht, war aber dennoch geschafft. Sie erreichte ihr Schlafzimmer langsam, aber sicher. Parker war noch wackelig auf den Beinen und musste daher vorsichtig sein. Die Atmosphäre ihres Zimmers ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen.

Genau wusste sie nicht mehr was passiert war. In ihren Erinnerungen sah sie nur noch Schatten, doch es flößte ihr immer noch Angst ein. Langsam lief sie durch ihr Zimmer, sah sich um und versuchte mit den Gedanken und Erinnerungen fertig zu werden.

Sie wurde in ihren Gedankengängen unterbrochen, als plötzlich das Telefon klingelte. Erschrocken drehte sie sich um und hob ab, mit einer Ahnung wer am anderen Ende sein würde. „Hallo?“, sagte sie mit leicht zittriger Stimme.

Am anderen Ende meldete sich genau die Stimme, die sie erwartete. „Wow, kein Spruch, heute? Was ist mit ihnen los?“ Als Parker nicht antwortete, da sie nicht wusste was sie sagen sollte, wurde er ernster. „Wie geht es Ihnen, Parker?“ Sie seufzte nur. „Wie soll es mir gehen, nach all den Informationen, die ich erfahren habe?!“

Jarod seufzte am anderen Ende. „Dann haben Sie also unsere Halbschwester kennen gelernt.“ Parke nickte, obwohl sie wusste, dass Jarod das ja nicht sehen konnte. „Es ist unheimlich in ihrer Nähe.“

Das brachte Jarod zum Lachen. „Unheimlich? Wie meinen Sie das, Parker?“ Parker machte es sich vorsichtig auf dem Bett gemütlich und rieb sich über die Augen. „Ich weiß nicht, sie hat so eine Art an sich, die mir eine Gänsehaut verursacht. Sie ist so …“ Es viel ihr zu schwer den Satz zu vollenden.

Jarod wusste was Parker meinte. „Sie meinen, sie ist so wie Ihre Mutter, nicht wahr?“ Parker musste sich bemühen um die Nerven zu behalten. Doch langsam kamen ihr Tränen in die Augen. „Ihre Art und ihr eiserner Wille ist genau so wie bei Mom.“

Jarod hörte, dass sich Parkers Stimme zu verändern schien. „Alles ok?“ Parker schluchzte leicht. „Ich kenne sie kaum, aber trotzdem fühle ich mich mit ihr verbunden.“ Sie atmete durch. „Sie glauben nicht um was sie mich gebeten hat.“

Jarod wurde hellhörig. Es ging scheinbar um etwas, was er noch nicht wusste. Er hatte Catherine seit 2 Tagen nicht gesprochen. „Sie hat Sie um etwas gebeten?“ Ihm kam so ein Verdacht. „Ja. Sie will im Centre arbeiten.“

Jarod konnte nichts sagen vor Schock. Er ahnte etwas, da seine Schwester sehr impulsiv und gerechtigkeitsliebend war, aber, dass sie es wirklich tun würde hatte er nicht gedacht und gehofft. „Sie werden ihr doch nicht dabei helfen, oder?“

„Ich weiß nicht was ich tun soll, oder was ich überhaupt von der ganzen Sache halten soll. Soweit ich diese Frau jetzt kenne, würde ich sagen, dass sie sich von nichts abhalten lässt. Sie hätte sogar den Mut allein ins Centre zu gehen und sich dort einen Job zu besorgen.“

Jarod seufzte. Das hatte er vermutet. „Ich hoffe sie macht nichts Unüberlegtes!“ Parker kam ein Lächeln über die Lippen. Jarod der Beschützer. „Da wir sie nicht abhalten können, müssen wir wenigstens auf sie aufpassen. Ich verspreche sie keine Sekunde aus den Augen zu lassen.“

Jarod atmete schwer. „Ich muss mich wohl damit abfinden. Ich nehme Sie aber beim Wort, Parker!“ Parker grinste, musste dann aber gähnen. Sie war müde. Jarod hörte dies natürlich. „Ruhen Sie sich aus, Parker. Gute Nacht.“ Bevor sie noch einmal antworten konnte war die Leitung unterbrochen.

Parker starrte noch eine Sekunde in den Hörer. Dann legte sie ihn schließlich weg und wollte Jarods Aufforderung nachkommen und endlich schlafen.

Parkers Haus
Am nächsten Morgen


Nicht sehr ausgeschlafen wachte Parker nach einem dennoch langen Schlaf auf. Die ganze Nacht träumte sie von dieser Frau, Catherine … und natürlich von ihrer Mutter. Es war ihr noch immer unheimlich.

Sie kannte diese Frau gar nicht aber dennoch fühlte sie so eine Verbundenheit als würde sie sie schon ihr ganzes Leben lang kennen.
Parkers Arzt riet ihr zwar sich noch auszuruhen, aber Parker beschloss etwas anderes. Sie wollte nicht tagelang herumliegen.

Sie wollte Catherine helfen, auch wenn sie ein ungutes Gefühl dabei hatte. Je schneller sie mit den Chefs sprach umso eher würde Catherine Antworten finden und Ruhe geben, dachte Parker insgeheim. Also stand sie voller Tatendrang auf und machte sich fertig.

The Centre
Blue Cove, DE
Ein paar Stunden später


Gewohnt lässig und eisig lief Parker durch die Gänge des Centres, auf den Weg in ihr Büro. Es fiel ihr sichtlich schwer ihre Maske aufzusetzen. Noch immer fehlte ihr die Kraft. Doch was noch schlimmer war, war die Angst.

Sie wusste noch immer nicht wer sie töten wollte. Eine gewisse Ahnung jedoch ließ sie den Schluss ziehen, dass es jemand aus dem Centre gewesen sein musste. Niemand sonst wäre zu so etwas fähig.
Parker hatte ihr Büro fast erreicht, als sie eine Stimme hinter sich hörte.

Sie drehte sich um. „Daddy.“ Der kam etwas langsamer auf sie zu und lächelte in seiner gewohnten Art. „Guten Morgen, Engelchen. Sollst du dich nicht noch etwas ausruhen?“ Parker hob etwas die Brauen. Woher kam plötzlich dieses Interesse um ihre Gesundheit?

Sie lächelte verlegen. „Ja schon. Aber ich halte es zu Hause nicht aus. Ich bin lieber hier und arbeite.“ Sie wusste genau, dass das ihr Vater gern hörte. Der lächelte stolz. „Das ist meine Tochter.“

Dann sah er sie ernster an. „Ich hatte gerade ein Gespräch mit einer jungen Frau, dass mich sehr verwirrt hat. Vielleicht könntest du mir weiterhelfen. Sie ist in meinem Büro.“ Verwundert aber neugierig stimmte Parker zu. „Aber sicher, Daddy.“

Mr. Parkers Büro

Mr. Parker ging in sein Büro, dicht gefolgt von seiner Tochter. Sie hatte kaum das Büro betreten und sah die junge Frau bereits, die ihr Vater scheinbar meinte. Verwundert sah sie sie an. „Catherine, was machst du hier?“

Mr. Parker wurde hellhörig. Scheinbar war da doch mehr und diese junge Frau hatte doch Recht mit dem was sie erzählte. „Ihr kennt euch.“
Miss Parker nickte benommen. „Ja. Sie hat mir das Leben gerettet.“

Mr. Parker war sichtlich irritiert. „Also waren Sie es, die meine Tochter gefunden hat und ins Krankenhaus brachte. Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?“
Catherine sah ihn mit einem festen Blick an. „Ich bin nicht hergekommen um mich wegen etwas zu rühmen.“

„Aber Sie haben mir so ziemlich ihre gesamte Lebensgeschichte erzählt.“ Catherine lächelte. „Das hat auch seinen Grund. Ich bin auch zur Hälfte eine Parker und diese Erkenntnis soll Ihnen die Entscheidung erleichtern.“

Mr. Parkers Augen verengten sich. Schien so, als würde sie ihn um etwas bitten oder vielleicht sogar verhandeln wollen. „Welche Entscheidung?“
Catherine atmete tief durch. Im Inneren war sie so nervös wie noch nie. „Ich würde gern hier im Centre arbeiten.“

Mr. Parker war erstaunt. Er sah von Catherine zu seiner Tochter. Die zuckte nur mit den Schultern. Sie wusste, dass Catherine sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen würde. Ihr Wille war wie der ihrer Mutter, festgefahren.

„Nun“, begann Mr. Parker, „Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist.“ Catherine jedoch lächelte triumphierend. Sie wusste, sie hatte die Argumente um ihn zu überzeugen. „Ach kommen Sie. Diese Chance wollen Sie sich entgehen lassen?“

Mr. Parker sah sie skeptisch an. „Was meinen Sie?“ Catherine lächelte noch immer. „Ich habe die gleichen Talente und Gene wie Jarod und das perfekte Organisationstalent und sichere Auftreten einer Parker. Mit mir als „Geheimwaffe“ könnten Sie alles erreichen.“

Mr. Parker war, wie vermutet, schon fast überzeugt. Was war an ihren Worten dran? Sie hatte ihm wirklich alles erzählt, was sie über ihre Verbindung zu Mirage und dem Centre wusste. Sie konnte nur im Recht sein.

Dennoch überlegte er ob es das Richtige wäre. Immerhin sagte sie selbst, wäre sie auch wie Jarod. Was war, wenn sie etwas gegen das Centre plante? Doch für diesen Moment beschloss er sich nicht mit diesem Gedanken zu befassen. Er würde sie später immer noch prüfen lassen können.

Er sah die junge Frau an und reichte ihr die Hand. „Sie haben Recht, sie besitzen auch Überzeugungstalent. Willkommen im Centre.“ Catherine lächelte fröhlich. Sie hatte es geschafft. Jetzt würde sie endlich mehr erfahren können.

Mr. Parker überlegte weiter. „Ich hätte auch eine gute Stelle für Sie. Sydney Green, unser Psychologe, ist nicht mehr der Jüngste und könnte eine helfende Hand gebrauchen. Durch Ihre Gene könnten Sie ihm bei den Experimenten und deren Auswertung helfen.“

Catherine nickte. „Das klingt interessant. Ich freue mich schon.“ Dann schüttelte sie nochmals seine Hand und drehte sich zu ihrer neugewonnenen Schwester um. Miss Parker hatte unbeteiligt daneben gestanden und die ganze Szene beobachtet.

Sie lächelte ihren Vater mit ihrem üblichen falschen Lächeln an. „Scheint so, als ob du mich doch nicht gebraucht hast. Ich werde jetzt an die Arbeit gehen.“ Mr. Parker nickte nur und widmete sich dann auch wieder seiner Arbeit. Er würde noch den Rest des Centres über die neue Mitarbeiterin verständigen müssen.

Catherine und Parker verließen zusammen das Büro. Catherine lächelte noch immer glücklich, spürte jedoch Parkers Blick auf ihr Ruhen. Beide stoppten. Parker legte den Kopf schief und betrachtete sie.

„Ich freue mich, dass du deinen Willen bekommen hast, aber ich rate dir hier vorsichtig zu sein. Es kann sehr gefährlich sein.“ Catherine nickte Ernst. „Ich weiß. Keine Angst ich pass gut auf. Jetzt will ich mir erst mal meinen neuen Arbeitsplatz ansehen!“

Wie ein Wirbelwind rannte sie davon. Sie war so aufgeregt. Sie wusste, dass es im Centre gefährlich war. Aber das nahm sie gern in Kauf. Sie wollte endlich mehr erfahren, über ihre Mutter und ihren Tod und natürlich über ihre Schwester und das Centre.

Parker sah ihr kopfschüttelnd nach. Catherine war noch so jung. Parker fragte sich ob sie diese Gefahr abschätzen könnte, die auf sie zukam. Andererseits war sie froh, endlich eine weitere Frau hier im Centre zu haben, eine, die sie auch leiden konnte.

Sie wusste, dass sich etwas Entscheidendes verändert hatte und sich noch mehr im Centre verändern würde. … und das alles durch eine einzige junge Frau. Parker war neugierig. Wer war diese lebenslustige, aufgeweckte aber zielstrebige Frau namens Catherine?


Fortsetzung folgt

Mit dieser Fanfiction, an der ich schon lange geschrieben habe, melde ich mich wieder zurück. Sie wird in der Story „A new time“ fortgesetzt.

Ich bitte um Feedback und Anregungen aller Art an meine E-Mail-Adresse.
Part 2 - A New Time by MissCatherine
A new Time

Autor: Miss Catherine
E-mail: LosAngelesnaumann@web.de
Kurzfassung: Fortsetzung von “Time has changed“
Disclaimer: Die Figuren die Serie „The Pretender“ gehören nicht mir, sondern NBC und TNT. Ich habe sie mir nur für meine privaten Zwecke ausgeliehen. Figuren, die nicht aus der Serie stammen, aber trotzdem in dieser Fanfiction auftauchen, sind meiner Fantasie entsprungen und gehören somit mir.

Miss Parkers Haus
Blue Cove, DE
Wochen später


Es war noch früh am Morgen. Trotzdem war Catherine schon munter und beobachtete die aufgehende Sonne, die bunte Streifen über den See warf, der ganz in der Nähe lag. Das ganze bot einen romantischen Anblick und zum ersten Mal nach langer Zeit wünschte sie sich, nicht allein zu sein.

Im Grunde stimmte dies ja nicht, denn sie hatte Parker, Broots, Sydney, Jarod. Aber sie hatte keinen Freund, keinen Mann an ihrer Seite, in dessen Nähe sie sich sicher fühlen konnte, in dessen Nähe sie sich geborgen fühlen konnte, mit dem sie einfach ihre Gefühle teilen konnte, der sie beschützte und ihr das Gefühl gab nicht allein zu sein und geliebt zu werden.

Catherine schüttelte den Kopf. Das war doch Unsinn. Sie wusste ganz genau, dass dies nicht möglich war, und wenn doch: Woher einen Mann nehmen? Einen guten Potentiellen Mann für ihr Leben hatte sie bereits vor Jahren gefunden, aber genauso schnell wieder verloren, wie sie ihn lieben gelernt hatte.

Diese Erinnerung zerrte noch immer an ihr und sie war sich nicht sicher, ob sie jemals darüber hinweg kommen würde. Diese Erinnerung würde immer frisch sein, auch wenn hunderte von Jahren dazwischen liegen würden.

Ein Geräusch riss sie aus den Gedanken und ließ sie aufschrecken. Parker gesellte sich zu ihr auf die Terrasse des schönen großen Hauses und lächelte ihre kleine Schwester an. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, die sie Catherine nun schon kannte. In Wirklichkeit waren es gerade knapp 10 Wochen.

Sie wusste, sie würde Catherine ewig dankbar sein, für ihre Hilfe und Unterstützung, und für ihre Geduld, denn Parker war anfangs nicht sehr freundlich zu ihr gewesen. Sie kannte sie nicht und hatte aus reinem Reflex bösartig auf sie reagiert.

Diese Bösartigkeit erschreckte sie aber selbst. Konnte es tatsächlich möglich sein, dass das Centre eine Person so manipulieren konnte, dass sie absolut niemandem mehr traute und jedem außerhalb des Centres als Gegner ansah?

Das Centre fand immer eine Möglichkeit all die bösen Taten zu vollziehen, die es, als Projekt hinter einem undurchsichtigen Namen versteckt, plante. Parker würde nur zu gern etwas unternehmen, aber sie wusste genau, dass diese Organisation, die von ihrem Vater geleitet wurde, einfach zu mächtig war.

Was sollte eine einzige Person schon gegen eine riesige Organisation ausrichten? Viele hatten es schon versucht, aber diese Versuche endeten tödlich. Auch ihre Mutter, Catherine Parker war eines dieser Opfer und noch heute machte sie dieser Gedanken wütend.

Doch, was wäre, wenn ihre Mutter vom Himmel aus Catherine zu ihr gesandt hätte um sie zu unterstützen? Parker verdrehte innerlich die Augen. Was waren das bloß für seltsame Gedanken? Wahrscheinlich kam das von ihrer kürzlich gemachten Begegnung mit dem Tod.

Sie hatte ja schon oft gehört, dass Menschen nachdem sie buchstäblich aus den Fängen des Todes gerettet wurden, zu besseren Menschen wurden. Aber, war sie nun auch schon so weit?

Parker setzte sich neben Catherine auf die kleine Bank, die auf der Terrasse stand und hielt ihr einen Becher Kaffee entgegen. „Ich dachte mir, du hättest vielleicht gern einen Schluck.“

Catherine lächelte. „Danke.“ Sie nahm, die Tasse entgegen und trank einen Schluck. Schweigend saßen sie nun nebeneinander, blickten auf den See und ließen ihren Gedanken freien Lauf.

Catherine seufzte. Die Gefühle, die in ihr aufkamen waren so undefinierbar. Sie fühlte sich einsam und verlassen, aber dennoch freute sie sich, endlich etwas über ihre Vergangenheit und Familie erfahren zu haben.

Sie war schon immer ein Mensch, der viel in einer eigen aufgebauten Traumwelt lebte, sich von der Welt abschirmte um sicher zu sein und nicht verletzt werden zu können. Doch in den letzten Tagen funktionierte ihre Flucht nicht mehr so gut.

Das Leben riss sie brutal in die von Leid geplagte Realität zurück, auf den Boden der Tatsachen und ließ es nicht zu auch nur eine schlechte Erfahrung an ihr vorbeiziehen zu lassen. Warum auch? Immerhin war sie jetzt eine Parker.

The Centre
Blue Cove, DE
Am Vormittag


Ein Projekt, das Sydney durchführte, war gerade am Laufen und Catherine beobachtete und machte Notizen. Lange arbeitete sie noch nicht im Centre, doch es kam ihr wie eine Ewigkeit vor.

Sie hatte schon oft versucht sich in den Centre- Computer einzuhacken und nach Informationen zu suchen, doch es war alles zu gut abgesichert. So konnte sie noch nichts in Erfahrung bringen. Doch so eilig war es auch nicht.

Die Arbeit mit Sydney machte ihr Spaß. Die Tests und deren Auswertungen waren sehr interessant und aufschlussreich. Sie lernte immer etwas Neues. Durch ihr angefangenes Psychologiestudium, welches sie neben ihrem Medizinstudium machte, konnte sie Sydneys Ausführungen gut folgen und verstand fast alles.

Dennoch fühlte sie sich im Centre unwohl. Vor allem Raines machte ihr Angst. Der keuchende Untote, wie ihn Miss Parker in ihrer Gegenwart immer nannte, sah Catherine immer mit bösen Augen an.

Raines schien es zu stören, dass man ihn glauben ließ, dass dieses Baby tot sei. Man hatte ihn an der Nase herum geführt. So etwas störte ihn schon immer, denn Raines litt schon immer unter der Kontrollsucht.
Catherine schüttelte den Kopf. Sie durfte sich von ihm nicht einschüchtern lassen. Den Rat gab ihr auch Jarod. Er erzählte ihr, wem im Centre sie trauen konnte und wem nicht.

„Catherine?“ Erst jetzt nahm sie war, dass sie jemand rief. Sie fuhr mit dem Kopf herum zu Sydney. „Ja?“ Der lächelte. „Wir machen eine kleine Pause.“ Catherine nickte nur und streckte sich.

Sydney legte den Kopf schief. Sie schien etwas zu bedrücken. In den letzten Tagen konnte er sich gut mit ihr unterhalten und stellte fest, dass sie gern etwas über ihre Mutter wissen würde.

Im Centre war es nicht so einfach Informationen ungesehen weiterzugeben. Raines und die Centre Führung achteten darauf, dass Catherine nicht alles wusste. So ergab sich wenigstens ein Vorteil für das Centre. Denn es gab bereits zu viele Leute, die zu viel wussten.

Sydney ging zu Catherine und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Kommen Sie mit in mein Büro.“ Catherine sah ihn an und nickte. Was hatte er vor?
Im Büro machte Sydney die Tür ein Stück zu.

In seinem Büro gab es keine Kameras, da er sie damals für Jarod alle abbaute und seitdem auch nicht wieder anbrachte, zumindest nicht, dass er wüsste.
Er ging zu seinem Aktenschrank und zog das unterste Fach heraus.

Als er die Aktenordner beiseite schob kam eine Mappe zum Vorschein. Er zog sie heraus und reichte sie Catherine. Sie zog verwundert die Brauen in die Höhe. „Was ist das?“ Sydney lächelte. „Informationen.“

Catherines Augen weiteten sich. Sie setzte sich an den kleinen Tisch in der Ecke des Büros und öffnete mit zitternden Fingern die Mappe. Zum Vorschein kamen ein paar Fotos und Unterlagen.

Catherine betrachtete die Fotos ausgiebig. Sie zeigten ihre Mutter, auf manchem waren auch Miss Parker und der kleine Jarod zu sehen. Catherine hielt ein Bild in die Höhe, welches Catherine Parker zeigte, die zwischen der kleinen Miss Parker und dem kleinen Jarod hockte.

„Wann wurde das gemacht? Ich dachte Jarod durfte mit niemanden sprechen?“ Sydney nickte. „Das stimmt. Aber trotzdem war es Catherine Parker sehr wichtig regelmäßig alle Kinder zu besuchen und mit ihnen zu sprechen.“

Sydney räusperte sich. „Jarod war ihr von den Kindern besonders wichtig, da sie seine Mutter und seinen Vater sehr gut kannte. An dem Tag als das Foto gemacht wurde, waren Mr. Parker und Mr. Raines außer Haus zu einer Besprechung und da verbrachte sie zusammen mit Miss Parker eine längere Zeit bei Jarod.“

Catherine seufzte. „Sie war eine gute Frau.“ „Das ist wahr!“ Sydney legte Catherine tröstend eine Hand auf die Schulter. „Ich kann mir gut vorstellen, dass es schwer für Sie sein muss, so gut wie gar nichts über Ihre Mutter zu wissen. Aber das wird sich irgendwann ändern.“

Catherine sah ihn an. „Wie meinen Sie das? Es ist schwer hier an Informationen heranzukommen.“ Sydney sah sie mit großen Augen an. „Sie haben versucht im Zentralcomputer nach Informationen zu suchen?“

Catherine zuckte mit den Schultern. „Wo soll ich sonst suchen?“ Das brachte Sydney zum Lachen. „Das erinnert mich an Jarod. Er ist ebenso wissbegierig.“ Catherine nickt lächelnd. Sie hatte ihn auch gut kennen gelernt.

Sydney sah sich um, ob auch niemand zuhören konnte. „Es gibt sehr viele Dinge über Ihre Mutter. Ich kann sie Ihnen aber nur immer nach und nach zukommen lassen. Das Centre will nicht, dass Sie das alles erfahren. Aber ich denke, es ist besser, wenn Sie über alles Bescheid wissen.“

Catherine zog die Stirn kraus. „Was ist denn passiert was ich nicht erfahren soll?“ „Viele weniger gute Dinge. Aber sie werden dass alles erfahren. Darauf können Sie sich verlassen.“ Catherine lächelte ihn an. „Danke, Sydney.“

Sie stand auf und war auf dem Weg zur Tür, als Sydney noch ein Gedanke kam. „Ich kenne da aber noch jemanden der Ihnen etwas erzählen kann. Sie müssen sie nur fragen. Es wird ihr nicht leicht fallen. Aber ich halte es für wichtig, dass Sie sich darüber unterhalten.“

„Ich werde sie fragen.“ Damit verließ Catherine das Büro und auch das SimLab. Sie brauchte Kaffee oder frische Luft … oder einen Whiskey, Hauptsache irgendetwas, dass sie etwas ablenkte.

Das alles war doch etwas viel. Ihr wurde erst jetzt richtig klar, wie wenig sie eigentlich wirklich wusste und das stimmte sie nicht gerade fröhlich. Tränen wollten sich in ihren Augen sammeln, doch sie kämpfte dagegen an.

Sie war keine schwache Frau und wollte schon gar nicht im Centre weinen.
Sie lief den langen Gang in Richtung Fahrstühle. Sie wollte unbedingt in die Cafeteria und einen Kaffee trinken. Doch dazu musste sie ein paar Stockwerke höher fahren.

Als sie in den Fahrstuhl stieg und sich die Türen schlossen lief ihr plötzlich ein eiskalter Schauer über den Rücken und sie bekam eine Gänsehaut. Sie wusste nicht warum, aber aus irgendeinem Grund fühlte sie sich plötzlich sehr unwohl.

Das Gefühl wurde schlimmer und sie glaubte zu sehen, wie die Wände näher auf sie zukamen. Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Was war nur los. Sie öffnete die Augen wieder und drehte sich hektisch im Kreis, als sie auf einmal an der Decke etwas sah, was ihr vorher noch nie aufgefallen war.

Es war ein Einschussloch. Catherine begann zu zittern und hatte gleichzeitig das Gefühl, sie war nicht mehr sie selbst. Erinnerungen schossen in ihren Kopf. Aber nicht irgendwelche Erinnerungen, sondern die einer anderen Person.

Sie sah sich selbst auf den Fahrstuhl zugehen, entschlossen die Sache, was auch immer es war, durch zuziehen. Sie hörte Schritte hinter sich und ein lautes Klicken. Mit falschem Schreck drehte sie sich um und sah einem Mann auf der zukommen … in der Hand hielt er eine Waffe.

Sie sah den Mann an. Es war zu dunkel um ihn erkennen zu können. Ein Schauer lief ihr über den Rücken und sie bekam Angst, aber nicht weil der Mann sie mit der Waffe bedrohte, sondern weil sie instinktiv wusste, dass ihr Vorhaben falsch war.

Doch es gab kein Zurück mehr. Sie schrie etwas und stolperte rückwärts in Richtung Fahrstuhl. Dann erklang ein lauter Schuss … und Catherine war wieder da, im Fahrstuhl.
Tränen rannten ihre Wangen hinunter, weil sie wusste, dass dies die Erinnerungen ihrer Mutter waren.

Sie wusste, dass ihre Mutter ermordet wurde, aber nicht wie. Diese Erinnerungen kamen ihr seltsam vor. Mehr als je zuvor wollte sie jetzt die Wahrheit wissen. Sie musste so schnell wie möglich mit ihrer Schwester reden.

Ihre Beine waren schwer. Sie hatte den Entschluss gefasst den Kaffee zu verschieben und zuerst zu Miss Parker zu gehen, doch ihre Beine wollten nicht so wie sie wollte. Noch immer musste sie weinen und konnte auch nichts dagegen tun.

Es war aber auch erfrischend für die Seele, denn zum ersten Mal seit langer Zeit bröckelten jetzt die ganzen Lasten von ihr ab.
Langsam wollte sie aufstehen und, nachdem sie vor dem Ausbruch dieser Erinnerungen die Stop-Taste gedrückt hatte, endlich den Fahrstuhl weiterfahren lassen.

Sie stand auf und stolperte nach vorn, als ihre Beine kurz schwach wurden und sich ihr Blick verschleierte. Sie war wohl zu schnell aufgestanden. Doch plötzlich rauschte es in ihren Ohren und sie nahm ein seltsames Flüstern wahr.

Sie hatte das Gefühl langsam verrückt zu werden oder sie hatte einfach nur etwas an den Ohren. Doch die Stimmen wurden deutlicher, vor allem eine. Zuerst nahm Catherine sie leise wahr, aber als sie sich darauf konzentrierte konnte sie etwas hören.

„Ich bin immer für dich da, meine Kleine.“ Catherine schüttelte ungläubig den Kopf. Was war dass denn gewesen? Sie drückte den Knopf zu Parkers Etage. Es wurde langsam an der Zeit ein paar Dinge klar zustellen, bevor sie wirklich verrückt wurde.

Miss Parkers Büro
The Centre,
Blue Cove, DE


Miss Parker saß unbeteiligt an ihrem Schreibtisch. Sie wusste nicht so recht was sie tun sollte. Jarod meldete sich mal wieder nicht und es gab auch keine andere Arbeit.
Sie wusste, wenn das so weitergehen würde, würde sie hier vor Langeweile noch sterben.

Ein Klopfen lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Tür und sie sah Catherine, mit geröteten Augen, den Raum betreten. Parker zog die Stirn kraus. Sie wusste, dass etwas nicht stimmte. „Cathy, was ist los?“

Catherine, bemüht sich zu beruhigen setzte sich auf Parkers Couch. Parker seufzte. Sie wusste, dass Catherine etwas bedrückte. Also stand sie auf und setzte sich zu ihr. Sanft legte sie ihr eine Hand auf die Schulter. „Was ist mit dir?“

Catherine schniefte kurz. „Ich hab das Gefühl, dass ich verrückt werde.“ Parker hob eine Braue. „Wie meinst du das?“ „Ich habe plötzlich so ein seltsames Rauschen in den Ohren, höre Stimmen und sehe die Erinnerungen fremder Leute!“

Parker dachte sich verhört zu haben. „Du hörst Stimmen?“ Catherine nickte unschlüssig. „Ich weiß nicht genau wer es war, aber die Stimme hat sich ein bisschen so angehört wie du.“ Parker schluckte. „Das war Mom.“, flüsterte sie.

Catherine sah sie schräg an. „Willst du mir etwa sagen, dass ich die Stimme einer toten Frau höre?“ Parker musste etwas lächeln. Sie hätte vermutlich genauso reagiert. „Das ist immerhin nicht irgendeine tote Frau, sondern unsere Mom und zweitens … ist es eine Gabe.“

„Wie bitte? Was soll daran gut sein Stimmen von Geistern zu hören?“ Catherine versuchte sich zu beherrschen. Für den Moment dachte sie, Parker wolle sich über sie lustig machen. Aber es schien, als würde sie es wirklich ernst meinen.

„Mom hatte diese Gabe auch. Sie nannte es ihren inneren Sinn. Sie sagte, die Stimmen würden sie warnen und beschützen.“ Catherine hob die Brauen. „Wirklich? Hat sie dir das mal erzählt?“

Parker schüttelte traurig den Kopf. „Nein, sie hat nie viel über sich erzählt. Ich hab es mal auf einer DSA gesehen, die wir in Raines’ Waldhaus gefunden hatten.“ Catherine sah sie leicht angewidert an. „Du warst mal in Raines’ Haus?“

Parker war irritiert. Dann lachte sie. „Nein, nicht als er auch da war. … Das ist eine lange Geschichte. Jarod hatte etwas von einem Projekt des Centres erzählt und wir haben nach Beweisen dafür gesucht.“

In Catherines Kopf arbeitete es. Sie wollte gerade etwas sagen, als sie wieder etwas hörte. „Mirage“ Catherine wiederholte das Wort mit leerem Blick. Was bedeutete das. Sie hatte dass doch schon mal gehört.

Parker sah sie besorgt an. „Was ist?“ „Die Stimme … Moms Stimme sagte etwas von Mirage. Was ist das?“ Parker verzog das Gesicht. Sie wollte eigentlich nicht daran denken. „Mirages, so hieß dieses Projekt.“

Sie atmete tief durch. „Nach dem Klonversuch und Jarod war das Centre noch immer nicht befriedigt und wollte ein Kind erschaffen, dass sowohl Jarods Gene besaß als auch den Inneren Sinn unserer Mutter.“

Catherine war geschockt. „Die haben Mom da mit hineingezogen? Was haben die ihr angetan?“ Parker sah Catherine tief in die Augen. Sie merkte, wie Tränen in ihr aufkommen wollten, bei dem Gedanken an die Auswirkungen des Projekts.

„Man hat Mom mit dem Sperma von Jarods Dad befruchtet. Das Ergebnis … wart ihr, du und Ethan. Es wusste aber niemand davon. Mom hat befürchtet ihr Leben stehe auf dem Spiel und sie wollte niemanden weiteres gefährden, also …“, sie schluckte heftig, „… täuschte sie ihren Tod vor.“

Catherine hatte das Gefühl ihr würde schwindelig werden und sie griff nach der Rückenlehne des Sofas um sich festzuhalten. „Ich war das Ergebnis eines Projekts?“ Doch plötzlich kam ihr ein anderer Gedanke. „Das war es wohl was ich gesehen habe. Ich stand am Fahrstuhl und jemand kam mit einer Waffe auf mich zu!“

Parkers Augen weiteten sich. „Wie bitte?“ „Na die Erinnerung. Das muss die von Moms angeblichen Tod sein.“ Parker schüttelte ungläubig den Kopf. Das wurde immer schlimmer. Sie stand auf und lief aufgebracht herum.

Catherine fixierte sie. Ihre Augen wurden schmal. Sie wollte es wissen. „Wie ist Mom gestorben?“ Parker stoppte und drehte sich in Catherines Richtung. Sollte sie es ihr wirklich sagen? „Ich glaube, das willst du nicht wissen.“

Catherine wurde ungeduldig und sprang auf. Sie packte Parker an den Schultern und sah sie mit funkelnden Augen an. „Wie ist sie gestorben?“ Parker seufzte, riss sich los und lief weiter herum. „Als das Projekt beendet war … ich meine, als auch Ethan geboren wurde … brauchte man Mom nicht mehr, also …“

Sie konnte nicht weitersprechen. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, als sie davon erfuhr und die Aufzeichnung sah. Catherine wusste was Parker sagen wollte. „Raines hat sie aus dem Weg geräumt. Warum?“

Parker zuckte mit den Schultern. Die Emotionen in ihr fuhren Achterbahn. „Sie wusste zu viel. Sie wollte das Centre stürzen. Die sahen in ihr eine Bedrohung. Aber es machte niemandem etwas aus. Alle dachten, sie wäre schon früher gestorben.“

Catherine taumelte zurück zur Couch. Sie hatte alles erwartet, aber nicht so etwas. Vermutlich kannte sie das Centre doch noch nicht so gut, wie sie dachte. Die Tränen kamen wieder in ihr auf. „Das ist wohl alles was die können. Die töten einfach alle, die ihnen gefährlich werden könnten.“

Parker zuckte mit den Schultern. Sie kannte das Centre langsam gut genug. „So ist das Centre. … und wir können nichts dagegen tun.“ Catherine schüttelte wütend den Kopf und stand auf. „Das akzeptiere ich einfach nicht.“

Sie ging zur Tür und wollte gerade gehen als Parker sie durchdringend ansah. „Und du hast nichts von diesem Projekt gewusst? Ich dachte, du hättest zusammen mit Jarod etwas über deine Identität erfahren?“

Catherine lächelte schief. „Das hat Jarod verschwiegen.“ Parker nickte. Das kannte sie nur zu gut. „Er hatte sicher seine Gründe.“ Sie hoffte Catherine damit etwas besänftigen zu können. Sie ging aber nicht davon aus. Catherine nickte nur und ging dann zur Tür hinaus.

Catherines neue Wohnung
Blue Cove, DE
Ein paar Wochen später


Es war inzwischen einige Zeit vergangen, seit Catherine mit Miss Parker über ihre Mutter gesprochen hatte. Doch das, was sie hörte, konnte sie einfach nicht vergessen. Immer wieder schossen ihr Bilder durch den Kopf. Bilder von ihrer Mutter; wie sie gequält wurde.

Catherine stand in ihrem noch relativ leeren Wohnzimmer. Sie wollte endlich richtig unabhängig sein und nicht ihr ganzes Leben in Parkers Haus verbringen. Nach einiger Suche fand sie die passende Wohnung für sich.

Sie drehte sich zwischen den Umzugskartons und blickte stolz auf ihre Wohnung. Alles war sehr groß, die Zimmer waren auch angenehm hoch; nicht zu hoch, aber auch nicht zu niedrig.

Wenn man die Wohnung betrat stand man zuerst in einem kleinen Vorraum, durch eine Tür gelangte man in das große Wohnzimmer, an das die offene Küche angrenzte. Vom Wohnzimmer aus gab es eine Direktverbindung zum Schlafzimmer. Wenn man durch die Küche durchging kam man auf einen kleinen Flur. Dort waren ein Gästezimmer und das Bad. Vom Bad gab es auch noch eine Tür zum Schlafzimmer.

Die Wohnung war im modernen Stil gehalten. Die Möbel, die bisher da waren, passten zu den warmen Farben der Wände, die geteilt gestrichen wurden; die untere Hälfte der Wand war in jedem Zimmer dunkel und die obere Hälfte war hell, mit der gleichen Farbe gestrichen. Jedes Zimmer hatte einen anderen Hell-Dunkel-Anstrich.

Catherine wollte sich gerade bücken um eine der Kisten zu öffnen, als sie wieder dieses Rauschen in den Ohren hatte. Dieses Mal jedoch war es leiser. Sie nahm es kaum war, als sie die Stimme wieder hörte. „Catherine“, rief sie immer wieder.

Catherine schüttelte sich und drehte sich im Kreis. Vielleicht kam es doch aus ihrer Wohnung. Doch es war niemand da, außer ihr. Sie zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. Sie musste etwas unternehmen.

Sydneys Büro, The Centre
Blue Cove, DE
Am nächsten Morgen


Catherine lief zielstrebig durch die Gänge des Centres, auf der Suche nach Sydney. Sie kam extra etwas früher um ihn noch vor der Arbeit sprechen zu können.
Sie fand ihn schließlich an seinem Schreibtisch sitzend.

Sie klopfte an die Tür und Sydney sah auf. Er lächelte freundlich, wie immer. „Guten Morgen. Sie sind früh dran, heute.“ Catherine nickte. „Ja, weil ich vorher gern noch mit ihnen reden würde.“ Sydney nahm die Brille ab, die er vorher noch auf der Nase sitzen hatte und sah sie überlegend an. „Natürlich, setzen Sie sich.“

Catherine nickte wieder und setzte sich schweigend. Sie räusperte sich. „Es passieren seltsame Dinge in letzter Zeit.“ Sydney überlegte. „Was für Dinge?“ Catherine faltete ihre Hände. „Na ja, ich habe das Gefühl etwas stimmt nicht mit mir“, begann sie zögerlich. Sie stoppte einen kurzen Moment und suchte nach den richtigen Worten. „Ich höre Stimmen.“, sagte sie schließlich.

Sydney sah sie überrascht an. „Wirklich? Welche Stimmen, kennen Sie sie?“ Aufgeregt spielte er, scheinbar unbewusst, mit seiner Brille herum. „Ja, ich denke, dass eine davon die von Mom ist.“ Catherine sah Sydney unsicher an. „Syd, werde ich verrückt?“

Der Psychiater lachte. „Nein, sie werden nicht verrückt. Ihre Mutter hatte die gleiche Gabe … und Ethan hat sie auch. Bei ihm ist sie besonders stark ausgebildet. Das ist eine Gabe.“ Catherine lächelte verlegen. „Das hat Parker auch schon gesagt, aber glauben wollte ich es ihr eigentlich nicht.“

Sie stand langsam wieder auf. „Sie müssen immer auf die Stimmen hören. Sie helfen Ihnen.“, warf Sydney noch hinterher. Catherine nickte. „Das werde ich. Ich komme gleich wieder. Dann könne wir mit der Arbeit anfangen.“

Catherine verließ das Büro und durchquerte zielstrebig das SimLab. Sie musste dringend telefonieren. Da sie kein Büro hatte - man sah sie noch nicht als richtiges, vollwertiges und wichtiges Centre- Mitglied an - benutzte sie immer Parkers Telefon.

Sie trat gerade aus dem SimLab auf den Flur in Richtung Parkers Büro, als sie beinahe jemanden umgerannt hätte. Erschrocken atmete sie auf. „Passen Sie doch auf!“, keuchte der Mann vor ihr.

Catherines Augen verengten sich. Immer wenn Raines ihr begegnete versuchte er sie einzuschüchtern. Doch sie wollte ihm keinen Sieg können. Sie wollte sich nicht mehr von ihm einschüchtern lassen. Sie hasste ihn und sie wollte es ihn spüren lassen.

Langsam trat sie mit eisigen Augen an ihn heran. „Sicher Mr. Raines. Ich passe besser auf. Wir wollen ja nicht, dass Ihnen etwas passiert.“ Sie strich über seinen Kopf und fuhr mit den Fingern den Atemschlauch entlang. „Wäre ja zu schade.“ Dann ging sie an ihm vorbei und ließ einen sichtbar irritierten Raines hinter sich.

Parkers Büro
The Centre


Noch immer grinsend über den Triumph gegenüber Raines betrat sie Parkers Büro. Sie wusste, dass Parker erst später kommen würde, so hatte sie die Gelegenheit hier ungestört zu telefonieren.

Während sie auf das Telefon zuging dachte Catherine nach. Sie wusste, dass diese Ausstrahlung gerade eben nicht von ihr kam. Jarod hatte ihr sehr viel beigebracht, vor allem das Simulieren, da beide wissen wollten, wie stark die Gene bei ihr ausgebildet waren.

Sie stellten fest, dass Catherines Pretender- Gene sehr gut ausgebildet waren. Sie könnte Jarod stark Konkurrenz machen. Jetzt kam da noch diese Gabe hinzu. Das brachte sie dazu wieder mehr Fragen über sich zu stellen und es gab nur einen, der ihr da wirklich helfen konnte.

Sie wählte eine ihr gut bekannte Nummer und wartete. Eine vorsichtig klingende Stimme meldete sich am anderen Ende. „Ja?“ Catherine atmete erleichtert auf. Es hätte ja sein können, dass etwas passiert war und jemand anderes das Handy in Besitz genommen hätte.

„Jarod, ich bin’s.“ Jarod klang erfreut. „Hi! Wie komme ich zu der Ehre?“ Catherine wurde ernst. „Wir müssen uns unterhalten. Ich habe einiges erfahren und habe ein paar Fragen an dich.“ Kurzes Schweigen, dann antwortete Jarod fröhlich. „Klar, kein Problem. Ich erledige heute hier meinen Job, schicke Miss Parker, Sydney und Broots auf die Fährte und komme heute Abend zu dir.“ Catherine war erleichtert. „Danke. Bis später.“

Sie legte den Hörer wieder weg und dachte noch mal über alles nach. Sie wusste schon langsam alles was es zu wissen gab oder zumindest so viel wie Parker auch wusste. Ein paar Dinge fehlten jedoch noch um das Bild der ganzen Situation scharf werden zu lassen.

Sie nickte vor sich hin, erfreut, dass alles so lief wie sie es sich dachte.
Sie verließ das Büro wieder und machte sich auf den Weg zum SimLab. Es wurde Zeit für die Arbeit.

Catherines neue Wohnung
Blue Cove, DE
Am Abend


Sie musste länger arbeiten, als sie dachte und hoffte, dass Jarod sicher bei ihr in der Wohnung war. An seinen Künsten hineinzugelangen zweifelte sie keine Sekunde, aber würde er auch warten?

Catherine arbeitete an einem Projekt mit Sydney. Als dieser von Parker gerufen wurde mitzukommen und einer Spur von Jarod zu folgen, musste Catherine das Projekt allein zu Ende führen. Sie freute sich darüber, auch wenn sie als Anfänger Angst hatte etwas falsch zu machen, war das ihre Chance sich zu beweisen.

Glücklich über diesen großartigen und gelungenen Tag kam sie in ihrer Wohnung an und staunte nicht schlecht, als sie Essen roch. Neugierig trat sie ein, schloss die Tür und sah sich um. Als sie das Wohnzimmer betrat, konnte sie Jarod in der Küche stehen sehen.

„Hey, Bruderherz!“, rief sie zu ihm hinüber und ging dabei auf ihn zu. Jarod lächelte und stellte den Herd ab. „Ich dachte du hast sicher Hunger, wenn du so lange arbeiten musst.“ Catherine lachte. Ihr Bruder hatte wirklich ein gutes Herz.

Nach dem Essen saßen die beiden auf der Couch. Jarod sah Catherine etwas ernst an. „Du wolltest mich sprechen?“ Catherine nickte gedankenverloren. „Hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich Stimmen höre?“

Jarods Augen weiteten sich und er dachte er müsste sich am Wein verschlucken, den er gerade trank. „Wirklich? Seit wann?“ Catherine spielte mit einer Haarsträhne herum. „Na ja, seit noch nicht all zu langer Zeit. Ich dachte zuerst ich wäre verrückt, bis mir Parker und Sydney von Moms Gabe und Ethan erzählt haben.“

Jarod kniff die Augen zusammen. Er konnte sich gut vorstellen was jetzt kommen würde. Catherine sah ihn durchdringend an. „Warum hast du mir nie von Mirage erzählt? Du wusstest doch davon?!“ Jarod zögerte etwas. „Ich wusste nicht, wie du reagieren würdest. Es ist immerhin eine ernste Sache.“

Catherine nickte. Er hatte Recht, aber dennoch war sie aufgebracht. Aber sie wollte nicht mit ihrem Bruder streiten. Er versuchte stets das Beste für sie zu tun. „Erzähl mir etwas von Ethan und seinen Fähigkeiten.“

Jarod überlegte. Wo sollte er anfangen? Wie er und Parker ihn kennen lernten wusste Catherine bereits. Sie wusste auch, dass Raines ihn damals manipulierte. Das war einer der Gründe, warum sie so einen Hass für Raines entwickelte. Aber seine Fähigkeiten verschwieg Jarod, weil er nicht wusste, inwieweit diese bei Catherine ausgebildet waren.

„Er hört die Stimmen sehr gut und deutlich. Bei ihm sind sie sehr stark ausgebildet. Er brauchte eine Weile um richtig mit der Gabe umgehen zu können. Durch Raines musste er erst lernen den Stimmen zu vertrauen und nicht zu misstrauen.“

Catherine nickte. „Raines treibt gern solche Spielchen.“ Sie sah Jarod überlegend an. „Wie sieht es mit seinen Pretender- Fähigkeiten aus?“ „Soweit ich das prüfen und feststellen konnte hat er keine.“

Catherines Augen weiteten sich. „Gar keine? Dann sind wir doch unterschiedlich.“ Jarod nickte. „Das stimmt. Du bist demnach die … na ja ‚Bessere’ von euch beiden. Du hast sowohl diese Gabe als auch sehr gut ausgeprägte Fähigkeiten als Pretender.“

Catherine wurde noch ernster. „Ist das gut oder schlecht?“ Jarod überlegte. „Es kommt darauf an. Wenn das Centre davon wüsste, müsstest du dich in Acht nehmen. Trotz deines Abkommens mit dem Centre würden die nicht davor zögern dich ebenso für ihre bösen Zwecke zu foltern und zu missbrauchen.“

Catherine lächelte gezwungen. „Keine Angst. Ich passe auf mich auf.“ Jarod nickte abwesend. „Daran zweifle ich nicht.“

The Centre
Blue Cove, DE
17 Monate später


Die Zeit war schneller vergangen als den Leuten bewusst war.
Catherine handelte mit Jarod etwas aus. Er würde Parker und ihr Team öfters mal auf falsche Fährten schicken und ihr so die Gelegenheit geben öfters mal allein zu arbeiten.

In dieser Zeit führte sie einige Projekte von Anfang bis Ende ganz allein durch und machte damit Eindruck auf die Chefetage. Catherine freute sich darüber, denn jetzt bekam sie endlich die Möglichkeit sich zu beweisen. Sie wusste aber, dass die Chefs nicht nur deswegen an ihr interessiert waren.

Sie wussten, dass sie die Zwillingsschwester von Ethan war und erhofften sich große Vorteile von ihrer Anwesenheit. Sie wussten nicht welche Fähigkeiten sie genau besaß, da Catherine darauf bestand dies im Hintergrund zu lassen. Sie wollte, dass man ihre Arbeit schätzte und würdigte wie die der anderen ‚normalen’ Mitarbeiter auch.

Das tat man schließlich. Als Catherine, mitten in der Arbeit an einem neuen Projekt, gerufen wurde, zu Mr. Parker zu gehen, wurde ihr doch etwas unwohl. Er behandelte sie gut, da sie Parkers Schwester war und Parker ihren Vater ausdrücklich warnte, dass er es bereuen würde, wenn er sie nicht gut behandeln würde.

Dennoch machte er ihr Angst. Er war ein undurchsichtiger Mann und selbst sie konnte ihn schlecht einschätzen. Die Stimme ihrer Mutter, mit der sie nun sehr gut umgehen konnte und der sie hundertprozentig vertraute, sagte immer, dass ihr von Mr. Parker keine Gefahr drohte … und sie glaubte ihr natürlich.

Zögerlich klopfte sie an, zwang sich aber selbst sich zu benehmen und betrat mit energischen Schritten das Büro. Mr. Parker stand lächelnd auf und umkreiste seinen Schreibtisch, bis er direkt vor Catherine stand.

Auch Lyle und Raines waren anwesend. Catherine fühlte sich wie auf einem Empfang. Raines verursachte wie immer ein ungutes Gefühl in ihr.
Mr. Parker räusperte sich und zog Catherines Anwesenheit wieder auf ihn.

„Ich habe dich rufen lassen, weil du gute Arbeit geleistet hast und der Tower sich dafür erkenntlich zeigen will.“ Catherine lächelte verlegen. „Ich habe mein Bestes gegeben. Das Centre hat mir immerhin eine Chance gegeben hier zu arbeiten.“ Catherine sprach diese Worte so selbstverständlich, fühlte sich aber nicht gut dabei. Ihr wurde fast übel von dieser übertriebenen Höflichkeit. Aber das war nun mal das Centre.

Mr. Parker lächelte, wie immer. „Da du so gute Arbeit geleistet hast, finden wir, wird es Zeit, dass du dein eigenes Büro bekommst.“ Catherine war ehrlich erfreut. „Wirklich? Das ist großartig!“ Aus reiner Euphorie fiel sie Mr. Parker um den Hals und drückte ihn kurz. „Danke.“

Der war zuerst etwas erstaunt, ließ es sich aber nicht anmerken und gewann schnell seine Fassung wieder. „Nichts zu danken. Du hast es dir verdient. Komm mit, dann zeige ich es dir.“ Catherine nickte.

Jetzt kam auch Lyle auf sie zu und streckte ihr seine Hand entgegen. „Ich gratuliere, Schwesterherz.“, sagte er ziemlich ehrlich und freundlich klingend.
Raines dagegen hatte wie immer seine eiserne böse Miene aufgesetzt und sagte nichts weiter.

Sie drehte sich gerade um und lief mit Lyle und dem alten Parker im Schlepptau auf die Bürotür zu, als Willi, Raines Sweeper, zur Tür hineinkam und einen großen Umschlag in der Hand hielt. Die kleine Truppe stoppte und sah Willi an.

Raines, der langsam aber keuchend auf seinen Sweeper zukam, streckte dem schon auf halben Weg den Arm entgegen und forderte nach dem Umschlag. Wortlos nahm er ihn entgegen und für den Bruchteil einer Sekunde konnte Catherine die Vorderseite sehen.

Ihre Augen weiteten sich etwas und ihr Mund blieb offen. Als sie dies merkte richtete sie sich schnell wieder und hoffte sie hatte keiner der anderen so gesehen. Sie glaubte nicht, was sie eben sah.

Etwas Großes schien im Gange zu sein. Raines war Mr. Parker unterstellt, schien aber sein eigenes Projekt zu haben, von dem kaum jemand etwas wusste. Die Nachricht in dem großen Umschlag in Raines Hand kam direkt vom Triumvirate und war sehr vertraulich.

Catherine schluckte. Was das wohl zu bedeuten hatte? Eins wusste sie aber sicher: Dass sie diese Neuigkeit schnell Jarod und auch Parker und ihrem Team erzählen musste. Etwas war im Gange und sie mussten schnell herausfinden was es war.

Fortsetzung folgt

Die große Geschichte wird fortgesetzt im dritten Teil „New Pretender“.
Ich bitte sehr um Feedback!
New Pretender by MissCatherine
New Pretender

Disclaimer: Die Figuren die Serie „The Pretender“ gehören nicht mir, sondern NBC und TNT. Ich habe sie mir nur für meine privaten Zwecke ausgeliehen. Figuren, die nicht aus der Serie stammen, aber trotzdem in dieser Fanfiction auftauchen, sind meiner Fantasie entsprungen und gehören somit mir.

Miss Parkers Büro
The Centre
Blue Cove


Schon seit einigen Tagen herrschte eine seltsame Atmosphäre im Centre. Miss Parker und ihr Team trafen sich daher regelmäßig um herauszufinden was los war. Catherine, die inzwischen einen richtigen Centre- Charakter angenommen hatte, jedoch trotzdem sie selbst blieb, saß auf der Couch neben Broots.

Miss Parker saß an ihrem Schreibtisch und dachte nach und Sydney stiefelte herum. Parker wunderte sich. „Was hat Raines nur vor?“ Sydney zuckte die Schultern. „Es ist schwer zu sagen. Wie können wir etwas herausfinden, wenn nicht einmal ihr Vater wirklich darüber informiert ist.“

Da mischte sich auch Catherine ein. „Na ja, er hat keinen Grund Raines zu zwingen es ihm zu sagen. Immerhin kam die Anordnung vom Triumvirat und ging direkt an Raines.“ Parker nickte. „Aber wenn es wirklich etwas mit den Leuten aus Afrika zu tun hat, wird es sich sicher nicht um eine sehr erfreuliche Angelegenheit handeln.“

Es herrschte nachdenkliche Stille, als plötzlich das Telefon die vier aus den Gedanken riss. Parker drückte den Knopf für die Lautsprechanlage. „Was gibt’s?“ „Oh, Miss Parker. Wie schön ihre Stimme zu hören.“, meldete sich eine freudige Stimme am anderen Ende.

Parker verdrehte die Augen. Bevor sie antworten konnte war Catherine schon von der Couch aufgestanden und stand neben Parker um an dem Telefonat teilzunehmen. „Hey, Jarod. Wie geht es dir?“ „Hallo Schwesterchen. Mir geht es super. Was machst du in Parkers Büro?“

„Teambesprechung.“, antworte Sydney belustigt. Daraufhin schien Jarod überrascht zu sein. Er musste überlegen was er sagen sollte. „Wow, dann ist ja die ganze Truppe anwesend.“, lachte er.

Parker verdrehte erneut die Augen und unterbrach die fröhliche Unterhaltung. „Jarod, was wollen Sie?“ „Ich habe gehört Raines plant etwas…“ – sofort bekam Catherine Parkers eisigen Blick zu spüren – „… und ich dachte, ich helfe euch ein bisschen.“

Parker überlegte. Für gewöhnlich würde sie Jarod abwimmeln und die Arbeit allein machen. Aber da es sich dieses Mal um eine ernste Sache zu handeln schien nahm sie sein Angebot an. Sie seufzte. „Also gut. Was wissen Sie?“, ihre Stimme war dunkel und bestimmend.

Parker bekam immer diesen Glanz in den Augen, wenn es darum ging ein Geheimnis aufzudecken. „Raines plant etwas großes, aber nicht allein.“ Parker unterbrach ihn genervt. „Das wissen wir schon. Das Triumvirat ist darin verwickelt!“

Jarod wurde ernster. „Ja, aber das meine ich nicht. Raines’ Plan schafft große Veränderungen im Centre. Sie sollten ihren Vater fragen, Miss Parker. Er weiß mehr als er zugibt.“

Parkers Augen weiteten sich, in Schock aber auch vor Wut. „Also gut, das haben Sie uns gesagt. Aber Sie müssen doch mehr darüber wissen!“ „Ich schwöre es, Parker. Mehr kann ich auch noch nicht sagen. Aber wenn ich etwas weiß, erfahren Sie es sofort.“

Daraufhin legten beide auf. Alle waren bedächtig. Was konnten sie tun? Parker stand ruckartig auf und war drauf und dran ihr Büro zielstrebig zu verlassen, doch sie wurde von Catherine aufgehalten.

„Was hast du vor?“ Parker entfernte sich ein Stück. „Dad weiß etwas“, rief sie über ihre Schulter, „ … und ich werde es ebenfalls erfahren!“ Dann drehte sie sich ganz um und verließ das Büro.

Catherine sah ihr skeptisch nach. Ob das so eine gute Idee war? Fragend schaute sie zu Sydney. „Sollten wir sie nicht lieber aufhalten? Ich hab so das Gefühl, dass das nicht gut geht.“ Sydney lächelte. „Miss Parker hat das voll im Griff, wie immer.“

Mr. Parkers Büro
The Centre
Blue Cove, DE


Mr. Parker saß an seinem Schreibtisch und hatte ein paar Akten vor sich liegen. Gründlich sah er jede Akte durch, strich etwas heraus oder fügte etwas hinzu, während er ein wichtiges Telefonat zu führen schien. „Ja natürlich. … Ja … Sie können sich darauf verlassen. …“, sagte er immer wieder und horchte auf die Worte seines Telefonpartners.

Miss Parker betrat, wie immer schwungvoll, das Büro. Sie wollte gerade mit ihrer Rede anfangen, als sie bemerkte, dass ihr Vater telefonierte. Der bekam sie aber scheinbar gar nicht mit und redete weiter. „Das Projekt ist schon fast vollständig durchgeplant. … Natürlich dauert es noch … Ja, ich weiß, wir hätten schon fertig sein müssen, aber … Natürlich!“

Mit einem skeptischen und unterwürfigen Blick legte er auf, dachte kurz nach und widmete sich seinen Akten. Noch immer bemerkte er seine Tochter nicht. Erst als Miss Parker sich räusperte sah er auf. „Oh, Engelchen. Ich habe dich gar nicht hereinkommen hören. Was führt dich zu mir?“

Miss Parker lächelte ein gespieltes freundliches Lächeln, wie immer, wenn sie etwas von ihrem Vater erfahren oder bekommen wollte. Sie setzte sich ihm gegenüber an den Schreibtisch. „Bei deinem Telefonat gerade hörte es sich so an, als ginge es um etwas Wichtiges.“

Mr. Parker zuckte gespielt lässig mit den Schultern. „Die Afrikaner stellen wie immer hohe Anforderungen: ‚Tun Sie dies, tun Sie das’. Es ist nichts von Bedeutung.“ Er lächelte väterlich. Miss Parker zog die Augenbrauchen zusammen. „Wirklich? Dann war der Brief, den Raines vom Triumvirat bekommen hat, sicher auch unwichtig, oder?“ Ihre Stimme war ruhig und sie versuchte so unwissend wie möglich zu klingen.

Mr. Parker wurde unruhig. Ihn beschlich eine seltsame Vermutung. Er musste sie unbedingt von diesem Thema abbringen. „Ich weiß nichts von einem Brief. Du hast dich sicher verhört. Man kann hier nicht jedem glauben, mein Schatz.“ Er blickte wieder zu seinen Akten hinab.

Miss Parker sah ihren Vater ruhig an, doch in ihrem Inneren brodelte es. Er verheimlichte etwas vor ihr und versuchte sie daran zu hindern es zu erfahren.
Als sie noch immer auf dem Stuhl saß, sah Mr. Parker wieder fragend auf. „Ist noch etwas, Engelchen?“

Sie schüttelte verwirrt den Kopf. „Nein, Daddy.“ Dann stand sie auf und ging in Richtung Tür. „Ich werde wieder an die Arbeit gehen.“ Mr. Parker lächelte stolz. „Das ist meine Kleine: Immer bereit zur Arbeit.“ Miss Parker nickte nur abwesend und verließ das Büro.

Sydneys Büro, SimLab
The Centre
Blue Cove, DE


Nachdem Miss Parker ihr Büro verlassen hatte und die anderen darin allein waren, beschlossen sie wieder an die Arbeit zu gehen. Miss Parker war jedoch nicht nach Arbeit. Zu sehr quälte sie der Gedanke, was Raines plante und warum ihr Vater es ihr verheimlichte. Sie wusste, dass es nur etwas großes sein konnte.

Obwohl es nie wirklich ihre Art war, hatte sie Lust zu reden. Sie kam von der oberen Tür in das SimLab und hörte schon Catherines Stimme. Immer wenn sie diese Stimme hörte, jagten die verschiedensten Gefühle durch ihren Körper.

Auch wenn sie eine ganz andere Stimme besaß als ihre Mutter, hatte diese Catherine eine Anmut und überlegene Ruhe in ihrer Stimme, wie sie nur ihre Mutter sonst hatte.
Miss Parker empfand es einerseits als unangenehm diese Stimme zu hören, weil dadurch all die Erinnerungen an den Tod ihrer Mutter wieder hervorkamen.

Aber andererseits vermittelte sie ihr Ruhe und sie fühlte sich wohl. Catherine war der ruhende Pol, der versuchte Miss Parker auf dem Weg zu halten und nicht abzustürzen. Sie passte auf ihre große Schwester auf und Parker kümmerte sich um sie.

Bei diesem Gedanken lächelte sie. Parker hatte seit dem Tod ihrer Mutter und Thomas nie wieder jemanden gehabt, die dem sie sich so sicher fühlte und den sie so liebte. Sie wusste, dass sie sich auf Catherine verlassen konnte. Sie beschützten sich gegenseitig und Catherine besaß die Gabe den Gram von Parker zu nehmen und sie zum Lachen zu bringen.

Parker lief die Treppe hinunter und beobachtete dabei ihre Schwester, wie sie professionell ihre Arbeit verrichtete. Sydney stand mehr abseits und beobachtete die Geschehnisse. Parker lief herum und stand dann hinter ihm.

Sydney lächelte, wie immer, und deutete auf Catherine. „Sie ist sehr gut. Wenn sie noch mehr lernt, löst sie mich noch ab.“ Damit drehte er sich um und schaute Parker an. „Wie war das Gespräch mit Ihrem Vater?“

Miss Parker wirkte wenig begeistert und Sydney konnte sich schon denken, was herausgekommen war. „Sehr informativ war es nicht. Daddy weiß etwas und verschweigt es mir.“ Sydney wirkte wieder nachdenklich.

Parker bemerkte diesen Ausdruck und wirkte dem sofort entgegen, bevor Sydney etwas sagen konnte, was sie nicht hören wollte. „Fangen Sie jetzt bloß nicht an zu sagen: ‚Er will Sie nur damit beschützen’ oder ‚Er wird seine Gründe haben’.“

Sydney schmunzelte über Parkers Reaktion, sagte aber nichts. Er wusste, dass Parker schon von allein anfangen würde zu reden. Immerhin kam sie zu ihm. Das bedeutete etwas. Lange konnte er allerdings nicht mehr schweigen. Sydney bemerkte ihren besorgten Blick.

„Sie haben Angst um ihren Vater, nicht wahr?“ Er beobachtete Parkers Reaktion, die ihn etwas traurig ansah. „Wenn das so weitergeht stürzt er sich in sein eigenes verderben. Ich habe das Gefühl das halbe Grab ist schon geschaufelt.“

Sydney lächelte sie aufmunternd an. „Ihr Vater weiß sich zu wehren und zu beschützen. Das wissen Sie.“ „Ja“, kam es resignierend von Parker. „Aber ich habe Angst, dass er nicht erkennt, was die mit ihm machen. Er wird nur benutzt und will es nicht einmal einsehen.“

Eine kleine Weile herrschte Stille, dann fiel Parker wieder etwas ein. „Als ich in sein Büro kam telefonierte er gerade. Er erwähnte etwas von einem Projekt, dass das Centre planen soll.“ Sydney hob die Hand an sein Kinn und überlegte. „Der Brief könnte auch damit in Zusammenhang stehen. Es geht also um ein Projekt.“

Parkers Blick wurde ernster und ihre Augen verengten sich etwas. „Aber ich frage mich was für ein Projekt. Die werden doch wohl nicht noch einmal Jarod geklont haben oder?“ Sydney schüttelte leicht den Kopf. „Nein das glaube ich nicht. Aber die werden wohl was großes mit dem Projekt vorhaben, wenn die Afrikaner so einen Zirkus daraus machen.“

Parker nickte nur und sah zu Catherine, die ihrem „Projekt“ eine Aufgabe gab und sich dann zu Sydney und Parker begab. „Über was redet ihr gerade?“, fragte sie neugierig. Parker sah sie an. „Wir denken, dass das Triumvirat das Centre mit einem großen Projekt beauftragt.“

Catherine schluckte etwas. „Ein neues Projekt? Wieder ein Mensch, der gefangen gehalten und vom Centre missbraucht wird.“ Bei diesem Gedanken wurde sie immer wütend, denn es erinnerte sie an Ethan, Jarod und Angelo, aber auch an all die anderen Menschen, die dem Centre als Versuchsobjekte dienen.

Sydney legte ihr nach einiger Zeit der Stille eine Hand auf die Schulter. „Wir sollten jetzt weitermachen.“ Auch Miss Parker streckte sich. „Ich muss auch wieder in mein Büro.“ So ging sie den Weg den sie gekommen war wieder zurück, noch immer die Frage im Hinterkopf was das Centre wieder plante.

Miss Parkers Haus
Blue Cove, DE
Abends


Miss Parker saß auf ihrer Couch, vor ihr auf den Wohnzimmertisch stand ein Glas Scotch. Sie hatte es bisher nicht angerührt, denn sie hatte Catherine eigentlich versprochen nichts mehr zu trinken. Doch nach dem heutigen Tag und nachdem was sie alles erfuhren war ihr irgendwie danach.

Genüsslich nahm sie schließlich doch einen Schluck.
Für ein paar Sekunden der Stille saß sie einfach nur da, schloss sie Augen, entspannte sich und dachte an gar nichts. Mit dem Klingeln des Telefons wurde sie jedoch schnell wieder in die Realität zurück geholt.

Kurz starrte sie einfach nur auf das Telefon und fragte sich ob sie wirklich abheben sollte. Sie wollte eigentlich nicht gestört werden und keine schlechten Nachrichten hören. Dann entschied sie sich aber doch abzuheben...Es könnte etwas wichtiges sein.

„Was?“, fragte sie in ihrem üblichen, ruhigen aber genervten Ton und wartete auf die Antwort des Anrufers. Die ihr so bekannte Stimme Jarods meldete sich. „Haben Sie schon etwas herausgefunden?“

Parker seufzte tief. „Leider nicht viel. Wir wissen, dass das Triumvirat ein neues Projekt zu uns schickt. Dem Aufwand nach, den die Afrikaner machen, scheint es etwas wichtiges zu sein. Mehr ist uns auch nicht klar.“

Sie hörte Jarod am anderen Ende schwerer atmen. Er schien etwas aufgebracht zu sein. „Dann wird Sie sicher interessieren, Miss Parker, dass es sich nicht um irgendein Projekt handelt, sondern um einen erwachsenen Mann.“

Parker stutzte. „Ein Mann?“ Sie überlegte, was Jarod meinen könnte, als es ihr plötzlich bewusst wurde. Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter. „Sie meinen aber nicht einen...einen...“ Sie konnte es noch nicht einmal aussprechen.

Auch für Jarod war diese Vorstellung furchtbar, da er die ganze Situation besser nachfühlen konnte, als sonst wer. „Doch. Es geht um einen neuen Pretender. Ein erwachsener Mann!“ Er spuckte die Worte förmlich ins Telefon. Mit jeder Sekunde, die er sprach wurde er wütender.

Nach dieser erschütternden Neuigkeit war Parker fassungslos. Sie hatte schon viel gehört und gesehen, aber das traf sie am härtesten. Sie hatte es erlebt, als Jarod eingesperrt war und auch, als sie mit seinem Klon sprach. Nun würde wieder ein Mensch eingesperrt werden und sie konnte nichts tun.

Resigniert nahm sie einen großen Schluck von ihrem Glas und ließ die kalte Flüssigkeit ihrem Hals hinab wandern. In ihrem Kopf arbeitete es. „Was können wir dagegen tun?“ Jarod, am anderen Ende, war ebenso erschüttert und noch immer wütend. „Ich schätze erst mal nicht viel. Dazu brauchen wir einen genauen Plan.“

Parker rollte mit dem Augen. „Sie und ihre Pläne.“ „Hey, das ist die einzige Möglichkeit, die wir haben. Wie wollen Sie es sonst machen?“ Es herrschte Stille. Niemand wollte wirklich etwas sagen. Die Spannung zwischen den beiden war schon immer greifbar und sie wussten es. Es war schwierig zusammen zu arbeiten.

Jarod war der erste der die Stille nach endlosen Minuten brach. Er schien erstaunt zu sein. „Ich gebe zu, ich hätte nicht erwartet, dass Sie so besessen darauf wären etwas dagegen zu tun.“ Parker hörte diese Worte. Sie sah schräg auf ihr Telefon und unterdrückte ihre aufkommende Wut. „Was soll das? Bloß weil ich etwas tue, was Sie nicht erwartet haben, bin ich noch kein schlechter Mensch.“

„Hey, mal langsam, Parker. Das habe ich nie behauptet.“ „Aber Sie haben es gedacht. Genau wie alle anderen auch.“, fiel sie ihm ins Wort. Sie wollte nicht wütend werden, aber wie immer konnte sie nichts dagegen tun.

Es herrschte wieder bedrückende Stille. Parker dachte darüber nach wie sie eben reagierte und empfand es plötzlich als nicht mehr sonderlich gut. Etwas kleinlaut war sie nun diejenige, die die Stille brach. „Es tut mir leid, Jarod. Ich wollte sie nicht anschreien.“

Jarod wirkte verständnisvoll. „Ist schon gut. Meine Aussage kam anders rüber, als geplant. Es soll nicht heißen, dass Sie ein schlechter Mensch sind. Ich habe nie an Ihrem guten Inneren gezweifelt.“ Parker nickte, obwohl sie wusste, dass er es nicht sehen konnte. Sie war überwältigt von dem was er sagte.

Und zum ersten mal seit langem wusste Parker nicht was sie sagen sollte. „Ich weiß, dass Mom auch so gehandelt hätte wie ich. Ich bin es ihr schuldig etwas zu tun.“ Jarod schien zu lächeln. „Wir finden schon die perfekte Lösung.“

Parker, die sonst nicht leicht zu überzeugen war, lächelte zuversichtlich. Jarod hatte etwas in seiner Stimme, was ihr sagte, dass sie ihm einfach vertrauen musste.
Das Verhältnis zwischen Parker und Jarod war noch nie einfach gewesen. Aber etwas schien sich plötzlich zu ändern. Es war einerseits unheimlich, aber andererseits fühlte es sich für Parker gut an. Es war irgendwie wie damals.

The Centre
Sydneys Büro
Am nächsten Morgen


Sofort, nachdem Miss Parker an diesem Morgen im Centre erschienen, rief sie unauffällig die anderen zu einer Sitzung zusammen. Es gab Neuigkeiten zu verkünden. Die anderen sollten wissen, was Parker von Jarod erfahren hatte.

Sie schaute in die Runde. „Ich habe gestern noch mehr erfahren.“ Alle sahen sie gespannt an. „Bei diesem ‚Projekt’ handelt es sich um einen erwachsenen Mann, einen Pretender. Er soll demnächst hierher geschickt werden. Die in Afrika scheinen ihn nicht wirklich unter Kontrolle zu haben.“

Es herrschte Stille. Jeder musste erst auf seine eigene Weise diese Nachricht verarbeiten. Catherine machte das erstaunteste Gesicht. Sydney dagegen blieb relativ gelassen. Er sah Miss Parker schief an. „Woher haben Sie diese Information?“

Parker wusste genau, dass er eine Ahnung hatte. Sydney war ein kluger Mann. „Sie geben ja doch keine Ruhe, oder?“ Es herrschte kurz Stille. „Ich habe gestern mit Jarod geredet.“ Sydney warf ihr nur ein ‚Ich-hab-es-doch-gewusst’-Lächeln zu und sagte nichts weiter.

Er wusste, dass er die Aufgabe der Betreuung des Pretenders bekommen würde und versuchte sich schon darauf einzustellen.
Broots dagegen war verblüfft. „Sie haben mit Jarod geredet? Sind Sie verrückt? Was ist, wenn das Centre davon erfährt?“

Parker rollte mit den Augen. „Nun, machen Sie sich mal nicht in die Hosen, Broots! Die werden das schon nicht erfahren.“ Sie schüttelte leicht den Kopf und sah zu ihrer Schwester, die bisher noch gar nichts gesagt hatte. „Hey, alles klar?“

Catherine, die in Gedanken versunken schien, sah auf und zuckte nur mit den Schultern. Ihr ging die Sache noch näher, als sonst jemandem. Sie war schon immer ein sensibler Mensch und konnte sich gut in andere hineinfühlen. Sie verabscheute es andere Menschen eingesperrt zu sehen. Sie wünschte sich sofort etwas tun zu können.

Parker warf ihr ein aufmunterndes Lächeln zu und wollte gerade noch etwas sagen, als Sydneys Telefon klingelte. Er nahm ab und alle sahen ihn während des kurzen Gespräches Gespannt an. „Ja, ist gut.“, sagte er nur und legte wieder auf.

Sydney schaute in die Runde. Sein Blick blieb schließlich bei Catherine stehen. „Mr. Raines will uns beide sofort in seinem Büro sehen.“ Catherines Augen verengten sich etwas. „Was will er von uns?“ Sydney zuckte nur mit den Schultern.

Parker lief ein paar Schritte durch das Büro. „Sie beide gehen also zu Raines und ich widme mich wieder meiner Arbeit. Die sollen wirklich keinen Verdacht schöpfen. Rufen Sie mich aber an, wenn ihr Gespräch beendet ist.“ Sydney nickte. „Keine Sorge, Miss Parker.“

Mit einem flauen Gefühl im Magen ging Parker wieder in ihr Büro. Was könnte Raines nur von den beiden wollen? Ihr Instinkt sagte ihr, dass es um das Projekt ging. Sicher sollten sie es leiten. Es war sonst niemand weiter qualifiziert genug.

Raines Büro
Kurze Zeit später


Kurz nachdem Raines die beiden rufen ließ, waren Catherine und Sydney auch schon in seinem Büro, standen vor seinem Schreibtisch, gespannt zu hören, was er von ihnen wollte. Raines sah die beiden an, atmete keuchend. „Ich habe einen Auftrag für Sie beide. Sie bekommen ein neues Projekt zugestellt.“

Sydney und Catherine sahen sich an, wissend, dass es das Projekt war, von dem sie schon seit Tagen redeten. Sydney lächelte in seiner gewohnten Art. „Um welches Projekt handelt es sich, Mr. Raines?“

„Es gibt einen neuen Pretender, der jetzt Vorrang hat. Wir wissen nicht welche Fähigkeiten er hat, da er sich strikt geweigert hat etwas zu tun. Die Afrikaner hatten so einige Probleme mit ihm.“

Catherine zuckte mit den Schultern. „Was sagt Ihnen, dass er hier etwas tun wird? Die Umstände sind die gleichen.“ Raines warf ihr einen Blick zu, der undefinierbar war und sowohl Catherine als auch Sydney Angst einflößte.

Raines faltete ruhig die Hände. „Deswegen haben Sie beide den Auftrag sich um diesen Mann zu kümmern. Vielleicht wird er in Gesellschaft einer hübschen Frau etwas kooperativer.“

Das brachte Catherine auf die Palme. Mit Augen, die eindeutig aussagten, wie sehr sie Raines hasste, sah sie ihn wütend an. „Soll das heißen, sie brauchen mich nur als Lockvogel, damit ich mit ihm flirte und ihn zum Arbeiten bringe? Was soll das?“

Sie warf ihm giftige Blicke zu und begann wutschnaubend auf und ab zu laufen. Raines sah sie nur verächtlich an. Wenn sie aufgebracht war, besaß sie das gleiche Temperament wie ihre Schwester. In manchen Situationen war sie halt doch eine echte Parker.

Raines wusste jedoch, dass er Catherine, nicht nur wegen ihres Aussehens, dringend brauchen würde, also versuchte er es weiter. „Catherine, es geht für Sie nicht nur darum mit ihm zu flirten. Das ist ein gewünschte Nebeneffekt. Viel mehr hoffen wir ihn umzustimmen, wenn er nicht allein die Simulationen durchführen muss.“

Alarmiert blieb Catherine stehen und musterte Raines. „Ich soll mit ihm die Simulationen durchführen, richtig?“ Es herrschte drückende Stille. Raines überlegte was er sagen sollte um sie nicht aufzuregen und von den Vorteilen dieser Idee zu überzeugen.

Sydney verfolgte das Gespräch angespannt. Ihn interessierte es viel mehr, woher die Idee einer doppelten Simulation kam.
Raines versuchte ein Lächeln. „Sie sind doch auch ein Pretender. Der Neue würde sich doch wesentlich besser fühlen, wenn er jemandem ... seiner Art um sich hätte.“

Doch Catherine war nicht so leicht ruhig zu stellen. „Ach kommen Sie! Ihnen geht es doch nur darum auch mich auszutesten, weil Sie anders keine Möglichkeit dazu haben.“
Nun reichte es auch Raines. Keuchend stand er auf und legte einen drohenden Ton in seine Stimme. „Sie haben keine andere Wahl. Sie haben diesen Auftrag ob es Ihnen nun passt oder nicht!“

In Catherine reichte es, aber sie musste anerkennen, dass Raines Recht hatte. So entschied sie sich dafür lieber ruhig zu sein.
Sydney versuchte von der angespannten Situation abzulenken. „Wann wird das Projekt starten?“

Raines strich seine Kleidung glatt und setzte sich wieder. „Er wird in 2 Tagen hier sein. Sie werden noch genauer von mir darüber unterrichtet. Ich möchte, dass Sie beide sich bis dahin schon gründlich vorbereiten, damit es ohne Probleme ablaufen kann.“

Sydney nickte, ohne ein weiteres Worte zu sagen und sah Catherine, die noch immer wütend zu sein schien, an. Beide verließen den Raum mit einem flauen Gefühl im Magen. Der neue Pretender nahm die erste Stelle ein? Was war dann mit Jarod?

SimLab
The Centre
2 Tage später


Mit neuen Informationen ausgestattet begannen Sydney und Catherine an diesem Morgen ihre Arbeit wie üblich. Zuerst stand wieder ein Test mit Zwillingspärchen auf dem Plan, danach folgten kleine Tests mit Kindern, wobei es sich Catherine mehr zur Aufgabe machte den teilweise verängstigten Kindern eine Freundin zu sein und sie zum Lachen zu bringen.

Das war vor der Mittagspause. Zum Mittag hatte Catherine nichts runter bekommen und beschloss daher im SimLab zu bleiben und ein paar anderweitige Forschungen zu betreiben. Sydney bewunderte sie für ihren Wissensdrang.

Zudem bekam sie die Order von Raines den neuen Pretender zuerst unter die Lupe zu nehmen. Sie solle so tun, als kenne sie ihn nicht und wüsste nichts von seiner Ankunft und sollte sich mit ihn unterhalten.

Ganz wohl war ihr dabei nicht, aber Befehl war Befehl. Das hatte auch Parker zu ihr gesagt. Sie hielt sich bedeckt, da sie weniger daran interessiert war, wer der Neue war. Viel mehr interessierte sie die Frage, was mit Jarod werden würde. Sie konnte es sich nicht vorstellen, dass das Centre ihn plötzlich einfach so ignorieren würde.

Und genauso wenig konnte es sich Catherine vorstellen. Sie machte sich jedoch weitaus größere Sorgen um ihren Bruder, als Miss Parker an Jarods Wohl interessiert war.
Catherine versuchte sich mit den Experimenten, die sie gerade an Pflanzen durchführte, abzulenken, doch ihre Gedanken spielten verrückt.

Die Pflanzen standen auf einem Servierwagen. Sie spritzte einer Pflanze ein Mittel, einer anderen Pflanze ein anderes und notierte sich jeweils eventuelle Beobachtungen auf einem Block in einer großen Mappe. Die Auswertung würde sie später vornehmen. Sie wollte gerade wieder etwas notieren, als ihr der Stift aus der Hand fiel und ein Stück wegrollte.

Sie ging hinterher um ihn aufzuheben, als sie zum ersten Mal den Mann bemerkte, der schon ein paar Minuten in einer dunkleren Ecke des Labors stand und sie beobachtete. Als der Stift zu Boden fiel kam er aus seiner Ecke und hob ihn auf.

Er kam Catherine entgegen und hielt ihr lächelnd den Stift entgegen. Mit gemischten Gefühlen nahm sie ihn an sich und murmelte unsicher ein „Dankeschön“.
Sie sah ihm in seine blau-grauen Augen und versuchte darin zu lesen, was er gerade dachte oder fühlte.

Das einzige jedoch, was sie im Moment wahrnahm, waren die Stimmen in ihrem Kopf, die etwas undeutliches flüsterten. Die Stimme ihrer Mutter hörte sie nicht, was kein schlechtes aber auch kein gutes Zeichen war.

Sie kannte ihre Aufgabe und wollte sie so gut es ging erfüllen. Charmant lächelte sie also. „Beobachten Sie mich schon lange?“ Damit ging sie wieder zu ihren Pflanzen zurück und notierte die letzten Beobachtungen. Dann schloss sie ihre Mappe mit den Unterlagen und sah den Fremden neugierig an.

Der lächelte fast ebenso charmant wie sie. „Beobachten würde ich es vielleicht nicht nennen. Ich erkunde nur etwas mein neues Zuhause.“ Wobei er das letzte Wort in einer undefinierbaren, aber nicht gerade freundlichen Art lang zog.

Catherine musterte ihn von oben bis unten. Das musste der neue Pretender sein. Er trug den typischen Anzug, der dem eines Kfz-Mechanikers ähnelte. Der Anzug lag etwas eng an und man konnte seine Muskeln sehen. Er war also gut trainiert. Die Ärmel hatte er nach oben umgeschlagen und so schauten auch die Muskeln an seinen Oberarmen hervor.

Der Mann mit den markanten und männlichen Gesichtszügen, sie würde ihn auf Mitte bis Ende 20 schätzen, war so groß wie ihr Bruder Jarod, hatte blau-graue Augen und dunkelblonde Haare. Catherine musste gestehen, dass er sehr gut aussah. Leicht schüttelte sie den Kopf und lächelte wieder charmant.

Der junge Mann ging um sie herum und betrachtete die Pflanzen, mit denen sie gerade gearbeitet hatte. Er deutete darauf. „Ich nehme an, Sie sind hier angestellt, wenn Sie so etwas tragen und diese Experimente machen.“

Catherine sah an sich herunter. Sie trug einen weißen Kittel, der sie wie eine Ärztin aussehen ließ. Er war nur an einem Knopf geschlossen und man konnte ihre anderen Sachen sehen, die sie darunter trug. Der graue, langärmlige Rollkragenpullover und die schwarze Stoffhose ließen sie elegant wirken.

Catherine setzte sich schließlich wieder in Bewegung und ging dicht an dem Mann vorbei, nahm den Kuli und steckte ihn in die rechte Kitteltasche. Die Mappe legte sie in den unteren Teil des Wagens und schob diesen beiseite.

Dann drehte sie sich wieder um. „Wollen wir uns nicht vorstellen, bevor wir uns weiter unterhalten?“, fragte sie ruhig lächelnd. Sie war zu sehr daran interessiert wie er wohl hieß.
Er nickte. „Daran hab ich gar nicht gedacht.“ Er reichte ihr seine Hand. „Mein Name ist Michael.“

Catherine nahm seine Hand und drückte sie fest. Sie behielt dabei immer Blickkontakt. „Ich bin Catherine. Wenn wir gute Freunde sind, darfst du mich Cathy nennen.“ Sie grinste spielerisch.

Er machte einen gespielt erstaunten Gesichtsausdruck. „Wenn wir Freunde sind? Du möchtest dich also mit mir anfreunden?“ Er war neugierig. Nahm sie die Herausforderung an? Catherine zuckte mit den Schultern und ging lässigen Schrittest wieder an ihm vorbei und spazierte etwas im SimLab herum.

„Hier im Centre ist es von Vorteil Freunde zu haben.“, sagte sie beiläufig. Elegant drehte sie sich um und sah ihn an. Er nickte und lief nun auch etwas herum, wobei er ihr immer näher kam. „Das kann ich mir gut vorstellen.“ Dann stellte er sich vor sich und sah ihr in ihre schokobraunen Augen.

„Dann mache ich dir einen Vorschlag. Wenn wir dann also gute Freunde sind, darfst du mich Mike nennen.“ Catherine grinste breit. Sie war so nervös wie schon lange nicht mehr. Immerhin stand ein sehr gut aussehender und gut gebauter Mann vor ihr.
„Okay. Ich akzeptiere den Vorschlag.“

Sie studierte wieder seine schönen Augen und hatte das Gefühl, sie würde bald darin versinken, als sie eine Stimme von oberhalb hörte. Sydney war von oben ins SimLab gekommen und war nun auf den Weg nach unten.

Als er bei den beiden angekommen war, reichte er Michael seine Hand. „Sie müssen Michael sein. Ich bin Sydney, ihr neuer Mentor.“ Sydney lächelte dabei so nett wie möglich. Er wollte den Pretender immerhin zur Zusammenarbeit mit ihm bringen.

Mike dagegen lächelte kaum, es sah eher gezwungen aus. Nun ging das mit dem Simulieren wieder los, dachte er sich. Catherine bemerkte das und sah kritisch von Sydney zu Mike. Es lag nicht an Sydney, da war sie sich sicher. Es lag wohl eher an den ganzen Umständen.

Er war immerhin eingesperrt und wurde zu arbeiten gezwungen, die er nicht machen wollte. Da würde jeder in der Art reagieren. Sie wollte allerdings nicht, dass er Ärger bekam. Also beschloss sie sich etwas einfallen zu lassen.

Catherine ging also auf Sydney zu, nahm seinen Arm und zog ihn etwas weg. „Sydney, ich hab da eine Idee.“ Sydney sah sie neugierig an, also fuhr Catherine fort. „Bisher scheint es nicht so, als wäre er hier kooperativer als in Afrika, aber ich glaube ich weiß, wie wir das ändern können.“

Sydney hob fragend seine Augenbrauen. „So?“ Catherine nickte geschlagen. „Auch wenn ich es nicht gern zugebe, fürchte ich, dass Raines Recht hat. Wenn ich ihm bei den Sims helfe und immer mit hier bin, arbeitet er.“

Sydney lächelte. Er hatte das Gefühl, sie tat das auch wegen eines kleinen Hintergedankens. „Wie kannst du dir da so sicher sein?“ Catherine drehte sich ein Stück und sah hinüber zu Michael, der in diesem Moment auch sie ansah. Ihr Herz schlug schneller.

„Na ja. Ich verstehe mich ganz gut mit ihm. Er ist nett. Vielleicht simuliert er mir zu liebe, wenn ich ihn bitte. Ein Versuch wäre es wert.“ Das brachte Sydney zum Lachen. Catherine sah ihn frustriert an. „Was?“

Sydney winkte ab. „Du tust das nicht, weil Raines es so wollte, sondern weil du es viel mehr willst richtig?“ Catherine sah ihn irritiert an. „Wie meinst du das?“ „Du magst ihn. Du reagierst so, wie Raines es erwartet hat. Du flirtest mit ihm.“

Catherine wusste nicht, was sie sagen sollte. Sydney hatte Recht. Sie war verblüfft. „Nun ja...Was soll ich darauf sagen? Belassen wir es einfach dabei oder?“ Sydney nickte lachend. „Ok. Vielleicht funktioniert es wirklich, wenn du auch dabei bist.“

The Centre, Miss Parkers Büro
Blue Cove, DE
2 Wochen später


Miss Parker und Catherine saßen zusammen in Parkers Büro und redeten. Die Arbeit im Centre nahm nun beide ganz für sich ein und die stellten fest, dass sie kaum Zeit miteinander verbrachten.

Nun setzten sie sich täglich zusammen und plauderten ein bisschen, gingen aber auch berufliche Dinge durch. Catherine hatte einen Bericht verfasst, den sie in Parkers Auftrag schreiben sollte.

Parker saß an ihrem Schreibtisch und ging den bericht durch. Kurze Zeit später legte sie ihn beiseite und sah zu Catherine, die auf der anderen Seite des Tisches saß. „Der Bericht ist perfekt.“ Sie lächelte leicht. „Ich hatte es auch nicht anders erwartet.“

Catherine zuckte mit den Schultern. „Das war leicht. Du hast mir immerhin alle Daten und Fakten geliefert, die ich brauchte.“ Sie wollte gerade noch etwas sagen, als sich ihr Pager meldete. Sie schaute drauf und erschrak.

„Oh, es ist Sydney. Die Sim mit Mike geht gleich los. Ich komme mal wieder zu spät.“ Parker lachte. Das war bei ihrer Schwester langsam nichts neues mehr. Sie besaß die Fähigkeit trotz Uhr und Terminplaner immer zu spät zu kommen.

„Sag mal, wie laufen die Sims eigentlich?“, fragte sie interessiert. Bisher gab es keine Beschwerden, also musste es wohl gut funktionieren. Catherine erwähnte auch nie viel. Es schien ihr jedoch Spaß zu machen.

Catherine lächelte leicht verträumt. „Es läuft gut. Mike hatte der Vorschlag gut gefallen. Er simuliert jetzt freiwillig. Das ist auch gut so. Ich hatte schon Angst er würde nicht zustimmen. Das hätte Ärger bedeutet.“

Parker hob interessiert eine Braue. „Du machst dir also um ihn Sorgen?“ Sie lachte. „Kein Wunder, dass er zugestimmt hat. Der steht doch auf dich.“ Catherine sah Parker entgeistert an. Ihr Herz schlug etwas schneller.

„Was? Das ist doch Unsinn.“ Parker grinste gemein. Sie wusste warum ihre Schwester das abstritt. Das waren typische Anzeichen für dieses gewisse Gefühl. Sie kannte das nur zu gut. Sie hätte Catherine ärgern können, aber sie ließ es doch lieber bleiben.

Bei ihr musste sie vorsichtig sein mit dem was sie sagte, denn Catherine war im Grunde wie sie. Sie fand auch immer etwas, womit sie Parker ärgern konnte. Daraus könnte schnell ein Streit entstehen, da beide sehr impulsive Frauen waren.

Catherine sah auf ihre Uhr. „Ich muss jetzt ins SimLab, bevor Sydney noch ohne mich anfängt.“ Parker nickte nur und sah ihrer kleinen Schwester nach. Es erstaunte sie immer wieder wie sehr sie ihr ähneln und gleichzeitig doch so sehr wie Jarod sein konnte.

Parker grinste vor sich hin. Auch wenn Catherine bisher abstritt, dass Mike ihr gefiel, würde sie, Parker, es früher oder später doch herausfinden.
Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als plötzlich das Telefon klingelte.

„Was?“, fragte sie in dem gleichen Ton, wie immer. Vom anderen Ende erkannte sie die Stimme zu der Person, die sie vermutete. Jarod begrüßte sie auf seine bestimmte Art. „Sie sind heute wieder so freundlich. Es scheint Ihnen gut zu gehen.“

Parker rollte mit den Augen, ging jedoch nicht näher darauf ein. „Was wollen Sie?“ Jarods Stimme klang besonnen und nachdenklich. „Wie geht es unserer kleinen Schwester?“ Parker lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Ihr geht es gut. Sie stürzt sich begeistert auf die Arbeit mit Mike.“

Jarod seufzte. „Ich habe das Gefühl sie verrennt sich da in was.“ Parker nickte, als ob Jarod das sehen könnte. „Da sind wir beide ja mal einer Meinung. Sie scheint diesen Kerl sehr zu mögen.“ „Allerdings. Sie hat bei unserem letzten Telefonat nur von ihm erzählt.“

Es herrschte eine Weile Stille und beide schienen über die Situation nachzudenken. Parker seufzte schließlich und brauch das Schweigen. „Was tun wir jetzt?“ „Keine Ahnung. Wir werden erst einmal nur beobachten können. Dann werden wir weiter sehen.“, sagte Jarod resignierend.

SimLab, The Centre
Blue Cove, DE
Später


Die Sim war gerade beendet und während Sydney die Auswertung vorbereitete, unterhielten sich Mike und Catherine. Sie ging auf ihn zu und blieb nah bei ihm stehen. „Du warst wieder spitze, heute. Es hat Spaß gemacht.“

Mike lächelte eines seiner besten Lächeln und Catherine bekam das Gefühl, sie würde dahin schmelzen. „Ja, du sagst es. Das ist besser als die Sims allein zu machen.“ Er sah Catherine von oben bis unten an. „Bei der Gesellschaft hier ist das leben im Centre sogar einigermaßen erträglich.“

Catherine lächelte verlegen und hoffte, sie würde nicht rot anlaufen. „Das Kompliment könnte ich zurückgeben.“ Einen kurzen, scheinbar magischen, Moment lang herrschte Stille und beide sahen sich einfach nur an.

Schwach aus dem Hintergrund vernahm Catherine dann schließlich Sydneys Stimme. „Können wir mit der Auswertung beginnen?“ Catherine drehte sich leicht zu ihm um und nickte. „Ich komme sofort.“

Sie sah wieder zu Mike, neben dem sich schon 2 Sweeper postiert hatten, die darauf warteten ihn zurück in sein Zimmer bringen zu können. Mike lächelte Catherine an, zog sie zu einer kurzen Umarmung in seine starken Arme und ging dann aus dem Labor, gefolgt von dem Sweepern.

Sie stand noch einen kurzen Augenblick da und sah ihm nach, doch es schien wie eine Ewigkeit zu sein. Bei der Erinnerung an die gerade geschehene Umarmung schlug ihr Herz höher und schneller.

Sie konnte sich nicht genau erklären woran es lag, obwohl sie eine Ahnung hatte, die sie sich nicht getraute einzugestehen. Sie fühlte sich in seiner Nähe wohl und redete gern mit ihm. Auch die Sims waren angenehm.

Wenn er sie ansah schien es, als würde die Welt still stehen und es gäbe nur sie zwei.
Catherine schüttelte den Kopf. „Das ist doch Blödsinn.“, murmelte sie vor sich hin. Sie wusste, dass sie Gefühle für ihn zu haben schien, doch sie wollte nicht wirklich daran denken.

Zu groß wäre das Risiko, bedachte man, dass sie im Centre waren. Eine Beziehung oder auch nur eine kleine Affäre würde niemand dulden und es würde ernste Konsequenzen geben ... Und doch konnte sie es nicht ändern. Sie mochte ihn.

~*~~*~~*~ Fortsetzung folgt ~*~~*~~*~

Die große Geschichte wird fortgesetzt im dritten Teil „Pretender Emotions“.
Ich bitte sehr um Feedback!
This story archived at http://www.pretendercentre.com/missingpieces/viewstory.php?sid=4366